Hofburg


Die Hofburg in Wien ist die ehemalige kaiserliche Residenz. Von 1438 bis 1583 und von 1612 bis 1806 war sie die Residenz der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, anschließend die Residenz der Kaiser von Österreich bis 1918. Heute ist sie der Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten.
Die ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert und sind wohl von den letzten Babenbergern oder von Ottokar Přemysl angelegt worden. Vorher befand sich die Burg der österreichischen Landesherren beim Platz Am Hof, in der Nähe des Schottenstifts.

Diese älteste Burg in Form eines Vierecks entspricht etwa dem heutigen Schweizerhof. Dort befinden sich auch die gotische (im 15. Jahrhundert umgebaute) Burgkapelle und die Schatzkammer (eine Nebenstelle des Kunsthistorischen Museums), in der unter anderem die Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches (Reichskleinodien) und des Kaisertums Österreich aufbewahrt werden. Auch die Hofmusikkapelle hat dort ihren Sitz. Dieser Schweizerhof wurde zur Zeit Kaiser Ferdinands I. im Renaissancestil umgebaut. Bekannt ist das rot-schwarze Schweizertor, auf dem die Titel Kaiser Ferdinands I. aufgezählt und die Insignien des Vliesordens abgebildet sind. Unterhalb dieses Traktes war lange die Hofküche untergebracht.
Nicht damit verbunden, aber zum Komplex der Hofburg gehörend ist die Stallburg, die ursprünglich als Residenz für Maximilian II. als Kronprinz erbaut wurde. Es heißt, Ferdinand I. habe mit seinem zum Protestantismus hinneigenden Sohn nicht unter einem Dach wohnen wollen. Später beherbergte sie die Kunstsammlung von Erzherzog Leopold Wilhelm, dem kunstsinnigen Bruder Kaiser Ferdinands III., die einen wesentlichen Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums bildet. Später war es dann eine der Stallungen für die kaiserlichen Pferde (daher der Name) und heute noch ist dort die Spanische Hofreitschule untergebracht.
Gegenüber dem Schweizertor befindet sich die Amalienburg, benannt nach Amalie Wilhelmine, der Witwe Kaiser Josephs I., die allerdings mehr als hundert Jahre zuvor als Wiener Residenz Kaiser Rudolfs II. im Spätrenaissancestil erbaut wurde. Bemerkenswert sind das Türmchen mit welscher Haube und die astronomische Uhr auf der Fassade.

Die Verbindung der Amalienburg mit dem Schweizerhof ist der Leopoldinische Trakt, unter Kaiser Leopold I. in den 1660er Jahren erbaut. Der Architekt war Filiberto Lucchese, die Ausführung oblag den italienischen Baumeistern Carl Martin Carlone und Dominico Carlone. Der Großauftrag für Steinlieferungen und Steinmetzarbeiten erging nach Kaisersteinbruch, an die Meister Ambrosius Ferrethi und Camillo Rezi. Abrechnungen sind in den Camerale Zahlamtsbüchern des Hofkammerarchives aufgelistet. Kaiserstein für die Fassade, die großen Gesimbsplatten auf der außeren Seithen, zuletzt das Portal.
Nach der Türkenbelagerung von 1683 wurde der Trakt von Giovanni Pietro Tencala neu aufgebaut und um eine Etage aufgestockt. Von der Architektur her schließt dieser Trakt noch an die Spätrenaissance an. Hier sind die Amtsräume des Bundespräsidenten. Unterhalb dieses Traktes und der Amalienburg war auch der riesige Weinkeller der Burg.
Anfangs freistehend auf der anderen Seite der Burg (beim heutigen Josephsplatz) war die Hofbibliothek, die von Kaiser Karl VI. gegründet wurde und die heute den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek beinhaltet. Begonnen wurde ihr Bau von Johann Bernhard Fischer von Erlach, den 1735 sein Sohn Joseph Emanuel fertigstellte. In diesem prunkvollen Saal befinden sich die Büchersammlung des Prinzen Eugen, ein Decken-Fresko von Daniel Gran und Kaiserstandbilder von Paul Strudel. Dieser Teil ist der künstlerisch bedeutendste der Hofburg.
Andere Koproduktionen zwischen Vater und Sohn Fischer von Erlach sind die Winterreitschule gegenüber der Stallburg – wo 1848 das erste österreichische Parlament tagte – und der Reichskanzleitrakt gegenüber dem Leopoldinischen Trakt. Dieser wurde ursprünglich von Johann Lucas von Hildebrandt geplant und beherbergte die Amtsräume des Reichsvizekanzlers, des tatsächlichen „Premierministers“ des Heiligen Römischen Reiches (die Position des Reichserzkanzlers, als dessen Vertreter der Reichsvizekanzler galt, hatte schon seit dem Mittelalter der Erzbischof von Mainz inne), sowie den Reichshofrat. In diesem Trakt waren nach dem Ende des Reiches die Appartements des Herzogs von Reichsstadt und zuletzt von Kaiser Franz Joseph I..
Von Joseph Emanuel Fischer von Erlach wurde 1726 auch der Michaelertrakt, die Verbindung zwischen Winterreitschule und Reichskanzleitrakt, geplant. Da aber das alte Burgtheater im Weg stand, blieb dieser Plan lange unvollendet und wurde erst 1889 bis 1893 von Ferdinand Kirschner in leicht veränderter Form tatsächlich gebaut.
In weiterer Folge kam es immer wieder zu Umbauten und Anpassungen, besonders 1763 bis 1769 unter Nikolaus von Pacassi, der die Hofbibliothek mit der übrigen Burg und auf der anderen Seite mit der Augustinerkirche verband und so den Josephsplatz schuf, der als einer der schönsten Plätze Wiens gilt. Nach dem Umbau der Albertina in den 1820er Jahren von Joseph Kornhäusel schließt auch sie von der anderen Seite an die Hofburg an.

1809 wurde ein Teil der alten Bastionen bei der Burg infolge der Koalitionskriege gesprengt und anschließend geschleift. Zur heutigen Ringstraße hin wurden damals neue Vorwerke (die sogenannte Hornwerks-Kurtine und die Escarpen) angelegt, in die das klassizistische Burgtor integriert wurde. Innerhalb dieser 1817 neu errichteten Wallmauern wurden drei Gärten angelegt: der private kaiserliche Burggarten, der Heldenplatz als Rasenplatz mit Alleen und der Volksgarten mit dem Theseustempel, der ebenso wie das Burgtor von Peter von Nobile stammt. Ein weiterer Anbau aus dieser Zeit (bereits 1804) ist der Zeremoniensaal von Louis Montoyer, der aus der Burg herausragte. Er wurde bald als störend empfunden und Nase genannt; heute ist er in die Neue Burg integriert.


Im Zuge der Stadterweiterung nach dem Schleifen der Stadtmauern in den 1860er-Jahren kam es zur letzten großen Erweiterung der Burg. Geplant war ein Kaiserforum, eine zweiflügelige Anlage über die Ringstraße hinweg, mit den Zwillingsmuseen (Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum) als Flanken und den alten Hofstallungen Fischer von Erlachs als Abschluss. Die Bauleitung dieses Projekts hatten Gottfried Semper und später Karl Freiherr von Hasenauer inne. Die Museen wurden 1891 fertiggestellt, der Rest des Forums zog sich jedoch quälend langsam dahin, da es außer Repräsentation kein echtes Bedürfnis dafür gab. 1913 wurde der Südostflügel, die Neue Burg weitgehend fertiggestellt, das Kaiserforum aber schließlich ad acta gelegt. Immerhin entstanden so der Heldenplatz und der Maria-Theresien-Platz.
In der Neuen Burg befinden sich einige Museen (Ephesos-Museum, Hof-Jagd- und Rüstkammer, Völkerkundemuseum) sowie die Lesesäle der Österreichischen Nationalbibliothek und das international bedeutende Konferenzzentrum. Auf dem Heldenplatz stehen die Reiterstatuen der beiden bedeutendsten österreichischen Feldherren, Prinz Eugen von Savoyen und Erzherzog Karl. Vom Balkon der Neuen Burg zum Heldenplatz hin inszenierte Adolf Hitler am 12. März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich.
An Skulpturen sind noch die Reiterstatue Kaiser Josephs II. von Franz Anton von Zauner auf dem Josephsplatz sowie die Statue Franz' I. auf dem inneren Burghof von Pompeo Marchesi zu nennen. Nach der Fertigstellung des Michaelerplatzes wurden an der Front zwei Brunnen mit Skulpturen angebracht: Die Macht zur See von Rudolf Weyr und Die Macht zu Lande von Edmund Hellmer.
In der Nacht vom 26. November auf den 27. November 1992 entstand in der Hofburg ein Großbrand im Bereich der Redoutensäle am Josephsplatz. Ein Teil des Daches sowie des Obergeschosses brannte vollständig nieder. Die Renovierung konnte bereits 1997 abgeschlossen werden. Im neu aufgebauten Teil finden sich nun Wand- und Deckengemälde von Josef Mikl.
Museen in der Hofburg
In den historischen Räumen der Wiener Hofburg sind auch drei Museen eingerichtet.
Die Kaiserappartements, das Sisi-Museum und die Silberkammer gehören zu den meistbesuchten Stätten österreichischer Geschichte. Von der ehemaligen Residenz der Habsburger sind heute noch die originalen Amts- und Wohnräume von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth zu besichtigen.
Das Sisi-Museum bringt dem Besucher in aufwändig inszenierter Weise Mythos und Wahrheit über Kaiserin Elisabeth (Sisi) nahe.
Die ehemalige Hofsilber- und Tafelkammer präsentiert wertvolle Porzellan-, Glas- und Silberservice aus dem Besitz der Habsburger.
Die Museen werden - ebenso wie das Schloss Schönbrunn und das Hofmobiliendepot - von der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. betrieben.
Literatur
- Harry Kühnel: Die Hofburg.,Zsolnay, Wien 1971, ISBN 3552023046
Weblinks
- Hofburg Wien - Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer
- Forschungsprojekt "Die Wiener Hofburg" (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
- Hofburg Wien (Wien-Tourismus)
- Geschichte der Wiener Hofburg (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)
- Virtueller Rundgang durch die Wiener Hofburg (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)
- Wiener Hofburgorchester (Wiener Hofburgorchester)
- Hofburg Kongresszentrum & Redoutensäle
- Vorlage:Aeiou