Eva Haule
Eva Sybille Haule-Frimpong (* 16. Juli 1954 in Stuttgart als Eva Sybille Haule) war seit den 1980er Jahren Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF) und an mehreren Anschlägen beteiligt. Am 2. August 1986 wurde sie verhaftet, am 21. August 2007 wird sie auf Bewährung entlassen. Während ihrer Haft machte sie als künstlerische Fotografin von sich reden.
Mitgliedschaft in der RAF
Sie gehörte der sogenannten „dritten Generation“ der Rote Armee Fraktion an und stieß etwa 1984 zu der Gruppe.
Sie war an zahlreichen Anschlägen und terroristischen Operationen der RAF beteiligt, etwa am 5. November 1984 an einem Überfall auf das Waffengeschäft Walla in Maxdorf bei Ludwigshafen. Die RAF erbeutete dabei 22 Handfeuerwaffen, zwei Gewehre sowie 2.800 Schuss Munition. Auch an dem versuchten Bombenanschlag auf die NATO-Schule in Oberammergau am 18. Dezember 1984 nahm sie teil. Das Attentat („Kommando Jan Raspe“) scheiterte nur an einem technischen Defekt. Haule-Frimpong hatte das mit Sprengstoff beladene Auto vor der Schule postiert und dadurch zahlreiche Todesopfer in Kauf genommen.
In Wiesbaden ermordeten RAF-Terroristen am 8. August 1985 den US-Soldaten Edward Pimental, um in Besitz seines Ausweises („ID-Card“) zu kommen. Birgit Hogefeld lockte Pimental aus dem „Western Saloon“. Der Ausweis wurde von dem RAF-Kommando „George Jackson“ für einen Anschlag auf die US-Airbase in Frankfurt am Main benötigt. Es gab zwei Tote: Becky Bristol, US-Zivilangestellte, und Frank Scarton, US-Soldat, sowie elf Verletzte und eine Million Mark Sachschaden. Auch an diesen Taten war Haule-Frimpong maßgeblich beteiligt.
Verhaftung und Prozesse
Eva Haule wurde nach einem Tipp eines Gastes am 2. August 1986 in einem Eiscafé in Rüsselsheim zusammen mit der damals 23-jährigen Luitgard Hornstein und dem 26-jährigen Christian Kluth festgenommen. Die zwei wohnten in der Düsseldorfer Kiefernstraße. Auf die Ergreifung von Haule-Frimpong waren 50.000 Mark ausgesetzt. Dies sollte bis 1993 die letzte Verhaftung von Angehörigen der Kommando-Ebene der RAF sein.
Die beiden Begleiter wurden von den Behörden zum „illegalen militanten Bereich“ der RAF gezählt. Sie agierten den Ermittlungen zufolge von Düsseldorf aus vor allem in Nordrhein-Westfalen. Schon Anfang der siebziger Jahre gab es Bestrebungen, eine „Rote Ruhr Armee“ aufzubauen. Rädelsführer dieser parallel zur „Rote Armee Fraktion“ gedachten Organisation wurden jedoch verhaftet und verurteilt.
Am 1. September 1987 wurde vor dem Oberlandesgericht Stuttgart die Hauptverhandlung gegen Haule-Frimpong und ihre beiden Begleiter eröffnet. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der RAF, Urkundenfälschung, Hehlerei und Verstoßes gegen das Waffengesetz sowie des Überfalles auf das Waffengeschäft in Maxdorf und des versuchten Bombenanschlages in Oberammergau wurde sie am 28. Juni 1988 zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Die Haftstrafe wäre 2001 abgelaufen, jedoch wurde aufgrund neuer Beweise ein erneuter Prozess gegen Haule-Frimpong am Oberlandesgericht in Frankfurt angestrengt. Seit dem 7. Januar 1993 ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen die RAF-Terroristin Eva Haule-Frimpong wegen dreifachen Mordes und 23-fachen versuchten Mordes, da sie 1985 an der Ermordung des US-Soldaten Edward Pimental und am Bombenanschlag auf die US-Air-Base in Frankfurt beteiligt gewesen sein soll.
Der Tatverdacht ergab sich aus zwei in der Haftzelle einer anderen RAF-Angehörigen gefundenen Briefen, in denen sie angeblich ihre Beteiligung einräumte. Indiz war ein Zettel, auf dem Haule von der RAF als „Wir“ schrieb und eine politische Einschätzung des Anschlags abgab. Wegen des Mordes an dem US-Soldaten sowie wegen des am 8. August 1985 verübten Sprengstoffanschlags auf die US-Airbase Frankfurt wurde Haule durch Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 28. April 1994 rechtskräftig zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Sie war zunächst im Frauengefängnis Frankfurt-Preungesheim inhaftiert und saß bis zu ihrer Freilassung in der Frauenvollzugsanstalt Berlin-Neukölln ein.
Arbeit als Künstlerin
Haule-Frimpong machte im März 2005 noch einmal von sich reden, als im Rahmen der Ausstellung „Kunst von Außenseitern“ im Abgeordnetenhaus von Berlin einige ihrer Porträt-Fotos ausgestellt wurden, die sie von gefangenen Frauen gemacht hatte. Ihre Beteiligung löste eine heftige Protestwelle unter den Abgeordneten und in der Öffentlichkeit aus. Eine zweite Ausstellung (Abschlussarbeit Schule für Fotografie) im März 2007 fand dagegen ohne Proteste in der Galerie VolkArt Berlin statt.[1]
Freilassung
Eva Haule stellte einen Antrag auf Entlassung zur Bewährung, dem am 16. August 2007 stattgegeben wurde. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat den Rest ihrer lebenslangen Freiheitsstrafe zum 21. August 2007 zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht setzte die Bewährungszeit auf fünf Jahre fest. Haule erhält einen Bewährungshelfer. Der zuständige Senat hatte die Verurteilte zweimal persönlich angehört.
Er sei zu der Überzeugung gelangt, dass von Haule derzeit keine Gefahr für die Allgemeinheit mehr ausgehe. Haule habe überzeugend klargemacht, Gewalt in Form des „bewaffneten Kampfes“ nicht mehr als geeignetes Mittel zur Erreichung politischer Ziele anzusehen.[2]
Quellen
- ↑ Newsletter Galerie VolkArt: u.a. mit Fotoinstallation "Solaris" von Eva Haule, 3. März 2007
- ↑ Presseinformation OLG Frankfurt am Main: Strafaussetzung zur Bewährung für Eva Haule, 17. August 2007 (PDF-Datei)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Haule, Eva |
ALTERNATIVNAMEN | Eva (Sybille) Haule-Frimpong |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Ex-Terroristin, ehemaliges Mitglied der RAF |
GEBURTSDATUM | 16. Juli 1954 |
GEBURTSORT | Stuttgart |