Wirtschaft Ecuadors
Ecuador ist nach BIP pro Einwohner nach Kaufkraftparität das zweitärmste Land Südamerikas. Das Einkommen beträgt 4500 US-Dollar, das von Bolivien 3000 $, das der Nachbarn Peru und Kolumbien 6000 $ und 8000 $ und das von Deutschland 32.000 $. Die Wirtschaft des Landes ist stark von der Erdölproduktion abhängig, die fast 60% der Exporte erwirtschaftet. Seit dem Jahr 2000 hat Ecuador keine eigene Währung mehr, sondern der US-Dollar ist offizielles Zahlungsmittel. Eine weitere besonderheit der Volkswirtschaft des Andenstaates sind seine zahlreichen Arbeitsemigranten. Etwa ein Fünftel der Ecuadorianer leben im Ausland, vor allem in den USA und Spanien.
Wirtschaftliche und soziale Lage
Ecuador ist gemessen am BIP pro Kopf nach Kaufkraftparitäten das zweitärmste Land Südamerikas. Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern ist die wirtschaftliche Ungleichheit extrem hoch: Während die oberen 20% etwa 58% des Nationaleinkommens erzielen, bleiben für die untersten 40% ledigleich 11%.[1]
Ecuador hat knapp 14 Millionen Einwohner und gehört damit zu den mittleren Staaten Südamerikas. Die Bevölkerung ist weniger als ein fünftel so groß wie die Deutschlands, halb so groß die die Perus, gut ein viertel so groß wie die Kolumbiens und fast doppelt so groß wie die Boliviens. Etwa 40% der Bevölkerung ist unter 15 Jahre und nur 5% über 65. Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren (in Deutschland bei 42) – in Südamerika sind nur die Bolivianer und die Paraguayaner jünger. Die Lebenserwartung liegt mit 73 Jahren für Männer nur drei Jahre unter der Deutschlands. Die arbeitende Bevölkerung beträgt gut vier Millionen Menschen.
Nach Angaben von Unicef belegt das Land mit einer Kindersterblichkeit (unter 5) von 2,5% nur den 102. Rang weltweit. 16% der Neugeborenen und 12% der Fünfjährigen sind unterernährt. 6% der Bevölkerung fehlt Zugang zu sauberem Trinkwasser und 11% haben keine adäquaten Sanitätseinrichtungen. Dabei ist die Situation der Landbevölkerung signifikant schlechter als die in der Stadt. [2]
Wirtschaftsdaten
Über die letzten vier Jahre wuchs das BIP real um 4,9% im Jahr, dsa entspricht bei einem Bevölkerungswachstum von 1,4% p.a. etwa 3,5% Pro-Kopf-Wachstum im Jahr. Die reale Inlandsnachfrage wuchs dabei überproportional mit 5,6%. Die Inflation ist seit der Dollarisierung moderat und realtiv stabil und lag 2002-06 bei durchschnittlich 5,7%. Die Leistungsbilanz betrug durchschnittlich -0,8% des BIP und die äusländischen Direktinvestitionen 2,2% des BIP.[3]
Im Juli 2007 lag die Staatsverschuldung bei 25% des BIP, die jährliche Inflation bei 2,6% und das jährliche Wirtschaftswachstum bei 3,4%.[4]
Außenhandel
Exporte
Der Export Ecuador basiert vor allem auf Erdöl. Im Jahre 2006 wurden insgesamt waren im Wert von 12,7 Mrd. US$ (FOB) exportiert. Davon waren 6,6 Mrd. $ Rohöl, 1,2 Mrd. $ Bananen, 0,7 Mrd. $ Fischereinprodukte, 0,6 Mrd. $ Erdölderivate, 0,6 Mrd. $ Shrimps, 0,6 Mrd. $ Metalle und Maschinen, 0,4 Mrd. $ Schnittblumen, 0,2 Mrd. $ Kakao und 0,1 Mrd. $ Kaffee.[5] Der Erdölsektor macht damit 59% aller Exporte aus. Von den traditionellen Exporten Bananen, Kakao und Kaffee spielen nur noch die ersten eine wichtige Rolle. Nicht-traditionelle Exporte wie Metallwaren, Shrimps und Schnittblumen sind zwar seit den 1980er Jahren stark angewachsen, sind jedoch gegenüber den Erdöleinnahmen immer noch weitgehend bedeutungslos.
Die wichtigsten Märkte sind die USA (54%), Peru (9%), Kolumbien (5%) und Chile (4%).[6]
Importe
Da Ecuador keine ausreichenden Raffineriekapazitäten besitzt, muss es Erdölderivate wie Benzin und Diesel einführen. Diese machten 2006 fast ein Fünftel aller Importe aus. Die wichtigsten Lieferanten sind die USA (25%), Kolumbien (15%), Venezuela (8%) und Brasilien (7%).[7]
Handelspolitik und Freihandelsabkommen
Ecuador erlebte zwischen 1989 und 1994 eine Periode radikaler Handelsliberalisierung. Unter Präsident Rodrigo Borja wurder der durchschnittliche Zollsatz von über 40% auf unter 12% gesenkt. Der maximale Zollsatz viel von 290% auf 20% (nur Autos, insbesondere Gebrauchtwagen, wurden höher verzollt). Des weiteren wurden zahlreiche nicht-tarifäre Handelshemnisse beseitigt und der Surce drastisch abgewertet. Des weiteren wurden ausländische Direktinvestitionen erleichtert. Unter Borjas' Nachfolger Sixto Durán Ballén trat Ecuador in den Andenpakt und die WTO ein. Im Moment laufen Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit Chile und eine Mitgliedschaft im Mercosur. Die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit den USA wurden 2006 von den USA wegen der Energiepolitik der Regierung Correa abgebrochen.
Geldpolitik und Dollarisierung
Am 9. Januar 2000 kündigte Präsident Jamil Mahuad an, die Ecuadorianische Währung Sucre abzuschaffen und den US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel des Landes einzuführen. 22 Tage später wurde er auf Druck von Militärs und Indigenenverbänden wie dem CONAIE nicht zuletzt aufgrund dieser Entscheidung gestürzt und durch seinen Vize Gustavo Noboa ersetzt. Nicht desto trotz bezahlt man in Ecuador bis heute mit dólares.
Nur wenige Länder hatten zuvor eine vollständige Dollarisierung durchgeführt. Dieses Wechselkursregime bestand davor nur in einigen halb-autonomen Territorien und Staaten wir Panama (seit dem Kanalbau 1904), den Marshallinseln oder Palau (seit 1944). Ein Jahr nach der Dollarisierung in Ecuador folgte El Salvador und später Liberia. Guatemala führt den Dollar als offizielle Zweitwährung. Mazedonien benutzte die Deutsche Mark als offizielle Währung, was in der Volkswirtschaftslehre ebenfalls als "Dollarisierung" bezeichnet wird.
Eine Dollarisierung - die übernahme einer fremden Währung als offizielles Zahlungsmittel - bedeutet das Ende jeglicher Geldpolitik, das heißt das Geldangebot und damit das Zinsniveau kann nicht mehr von der Politik gesteuert werden. Als einzige makroökonomische Politik bleibt Fiskalpolitik. Außerdem verliert das Land die Seignorage aus der Ausgabe von Bargeld. Des weiteren fällt eine Abwertung als mögliche Reaktion auf exogene Schocks weg. Im Gegenzug erhält das Land eine stabile Währung und der Schwarzmarkt wird eliminiert.
Nach mehreren ökonomischen Schocks (Krieg mit Peru 1995, El Niño 1997, Russland- und Asienkrise 1997-8) sowie einem historischem Tiefstand des Öl-Preises beliefen sich die Auslandsschulden des Landes 1998 auf 13 Mrd. Dollar - mit mehr als zwei Drittel des BIP ein Negativrekord in Lateinamerika. 1998 entwickelte sich in Ecuador eine Banken- und Währungskrise. Mehrere Banken gingen bankrott, die Zentralbank erhöhte die Geldmenge um das Bankensystem zu stützen, worauf der Sucre stark abwertete. Durch Devisenmarktinterventionen - die die Abwertung nur wenig bremsen konnten - verlor die Zentralbank zusehens ihre Devisenreserven. Für zwei Jahre versank Ecuador in ökonomischem Chaos. Die Inflation betrug 1999 mehr als 60% und 2000 beinahe 100% - Rekord in Lateinamerika. Das BIP fiel 1999 um dramatische 30% von 20 Mrd. $ auf 14 Mrd. $. Der Sucre wertete weiter ab - 30% 1998 und nochmals 67% im Jahr darauf. Der Ecuadorianischer Staat verlor Zugang zum internationalen Kreditmarkt und im Inland wurden die Bankkonten eingefroren, um das Bankensystem zu stützen. Die Zentralbank hatte die Kontrolle über alle geldpolitischen Größen verloren - Inflation, Wechselkurs und Geldmenge. Angeblich emigrierten alleine zwischen 1998 und 2000 etwa 200.000 Ecuadorianer. The Economist bezeichnete das Land im Jahr 2000 als das "instabilste Lateinamerikas". De facto war der US-Dollar längst wichtigstes Zahlungsmittel geworden.[8]
Die relevanten internationalen Organisationen Internationaler Währungsfond, Interamerikanische Entwicklungsbank und Weltbank befürworteten die Dollarisierung. Seit der Dollarisierung hat sich die Inflation deutlich stabiliert (5,7% 2002-06 und 2,6% im Juli 2007) und das Bankensystem erholt. Grund für letzteres ist aber nicht zuletzt eine moderat wachsende Wirtschaft aufgrund des hohen Ölpreises und höhere Überweisungen von im Ausland lebenden Ecuadorianern, die inzwischen nach Öl die wichtigste Devisenquelle des Landes ist.
Arbeitsemigration
Etwa zwei bis drei Millionen Ecuadorianer leben als Arbeitsmigranten im Ausland, mehr als halb so viel wie die arbeitende Bevölkerung in Ecuador zählt. Die wichtigsten Ziele sind die USA, Spanien, Italien, die Benelux-Länder, Großbritannien, Kanada, Chile und die Schweiz. In Spanien leben etwa 800.000 Ecuadorianer und in spanischen Schulen bilden Ecuadorianer noch vor Marokkanern die größte Minderheit. Im Bundesstaat New York bilden 600.000 Ecuadorianer die größte lateinamerikanische Bevölkerungsgruppe.[9]
Informeller Sektor und Mikrounternehmen
Einer Umfangreichen Studien von USAid[10] zufolge gibt es in Ecuador etwa 700.000 Mikrounternehmen in denen mehr als eine Million Menschen arbeiten (andere Schätzungen betragen 950.000 bis 1,7 Millionen Menschen). Mehr als ein Drittel aller urbanen Unter- und Mittelschichtsfamilien führt ein Mikrounternehmen. Insgesamt erwirtschaftet der Sektor mehr als ein Viertel des BIP Ecuadors. Nur ein viertel der Unternehmen sind registriert (besitzen ein RUC) und nur 15% sind im Sozialversicherungssystem eingeschrieben. Frauen sind in diesem informellen Sektor deutlich überrepräsentiert. 55% der Mikrounternehmen sind im Bereich Handel tätig, 26% in Dienstleistungen und 19% in der Produktion. Die Hälfte aller Händler verkauft Lebensmittel und Getränke. Weibliche Mikrounternehmer im Bereich Dienstleistungen haben Restaurants (68%) oder Friseursalone (17%), Männer betreiben Bus- oder Taxiunternehmen (35%), Kfz-Werkstätten (17%) oder Restaurants (17%). Frauen im Bereich Produktion stellen meist Textilien her (52%), Männer Möbel (24%).
70% aller Mikrounternehmen bestehen aus einer einzigen Person und haben keine Angestellten und nur 10% aller Unternehmen haben in ihrer Geschichte jemals zusätzliche Arbeitskräfte angestellt, obwohl die Firmen im Durchschnitt bereits mehr als 8 Jahre existieren. Fast alle Mikrounternehmer sind vollzeit und ganzjährig in ihrem Unternehmen beschäftigt und für zwei Drittel der Familien erwirtschaftet ihr Unternehmen mehr als die Hälfte des Familieneinkommens. Regional sind die Mikrounternehmen in Guayas (Guayaquil) (42%) und Pichincha (Quito) (18%) konzentriert. Zwei Drittel der Unternehmen sind von der Costa, nur 32% aus der Sierra - obwohl 38% der Bevölkerung in der Sierra lebt. Der Oriente ist ebenfalls deutlich unterrepräsentiert.
Anders als in zahlreichen anderen Ländern verkaufen Ecuadors Mikrounternehmer fast außschließlich an Endkunden und lediglich 0,2% der Mikrounternehmen produzieren für den Export. Das impliziert eine wenig elastische Nachfrage und schnelle Marktsättigung.
Erdöl


Produktion und Reserven
1967 wurde von einem US-amerikanischen Kosortium im Oriente Erdöl gefunden. Seitdem fünf Jahre später eine Pipeline zum Pazifik fertig gestellt wurde, ist Ecuador ein wichtiger Erdölproduzent. cuador produziert 509.000 Faß Erdöl am Tag (25 Millionen Tonnen pro Jahr). Damit produziert es etwa 0,6% der Weltproduktion und liegt weltweit an 30. und in Südamerika nach Venezuela, Brasilien und Argentinien an vierter Stelle. Ecuador verbraucht etwa 160.000 Faß am Tag und exportiert damit fast 70% seiner Produktion. Die gesicherten Reserven betragen 4,5 Milliarden Faß, die theoretische Förderreichweite damit etwa 25 Jahre. Gemessen an den Reserven belegt Ecuador den 25. Platz weltweit und den dritten in Südamerika (noch vor Argentinien).[11]
siehe auch Erdöl/Tabellen und Grafiken
Pipelines und Raffinerien
Das Erdöl wird über zwei Pipelinesysteme zum Pazifik transportiert, die insgesamt 3346 Km lang sind. Die erste Pipeline (Sistema de Oleoductos Trans-ecuatoriano de Petroecuador, SOTE) wurde 1972 eingeweiht und endet am Erdölhafen Balao bei Esmeraldas. Sie verläuft von Nueva Loja über den Paso de Papallacta vorbei an Quito nach Esmeraldas und hat eine Kapazität von 400.000 bpd. 1987 war die Pipeline wegen eines Erdbebenschadens mehr als sechs Monate außer Betrieb. Die zweite wichtige Pipeline Oleoducto de Crudos Pesados (OCP) wurde 2003 eingeweiht. Das OCP wurde von der WestLB mitfinanziert und steht in der Kritik von Umweltschützern. Es verläuft ebenfalls von Nueva Loja nach Esmeraldas, allerdings nicht die gesamte Zeit parallel zur SOTE. Die Kapazität des OCP beträgt 450.000 bpd, die Gesamtlänge beträgt 503 Km.[12] Außerdem wird in kleinerem Umfang das Oleoducto Transandino de Colombia (oder TransAndino) genutzt, das das Öl über Tumaco an den Pazifik bringt.
Mehr als 99% der Produktion wird im Oriente gefördert, fast alles in Sucumbíos. 86% davon fördert Petroecuador, der Rest eine Reihe ausländischer Firmen. Die wichtigsten Felder heißen Shushufindi-Aguarico, Sacha und Libertador. Die Raffineriekapiazitäten des Landes liegen momentan bei 177.000 bpd, davon 110.000 in Esmeraldas, 46.000 in La Libertad und 21.000 im Oriente. Eine vierte Raffinerie mit 200.000 bpd ist geplant. Öl und Erdgas decken 70% des Primärenergiebedarf des Landes, der Rest wird durch Biomasse und Wasserkraft gedeckt.[13]
Nationalisierungstendenzen
Im Mai 2006 kündigte die ecuadorianische Regierung einseitig die Förderverträge mit dem US-amerikanischen Unternehmen Occidental Petroleum, das den größten Förderanteil an den nationalen Vorkommen hatte und darüber hinaus der größte Auslandsinvestor in Ecuador war. Die Felder werden der staatlichen Extraktionsfirma Petroecuador überstellt. Als Reaktion brach die US-Regierung die Verhandlungen mit Ecuador über ein Handelsabkommen ab. Occidental zeigte den ecuadorianischen Staat an, der Fall wird durch das Internationale Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten verhandelt. Hintergrund der Kündigung der Förderverträge sind Bedingungen in den Verträgen zwischen Ecuador und Occidental: Occidental verkaufte Ende 2005 Anteile der Fördergebiete an ein kanadisches Unternehmen, der Vertrag zwischen beiden Seiten ließ aber einen Weiterverkauf der Fördergebiete nicht zu. Occidental Petroleum hat somit nach Ansicht der ecuadorianischen Regierung den Vertrag gebrochen und die Kündigung provoziert.
Umweltprobleme und Menschenrechtsverletzungen
Die Erdölförderung in Ecuador führt aber auch zu immer größeren Umweltbelastungen durch aus defekten Pipelines und anderen Leitungen austretendes Erdöl. Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa behaupt, die allein von der Firma Texaco in dreißig Jahren verursachten Kontaminationen im Amazonasgebiet sei dreißigmal schlimmer, als die der Exxon Valdez in Alaska.[14] In einem laufenden Gerichtsverfahren wird von der Klägerseite behauptet, dass Texaco über 68 Milliarden Liter öliger Abwässer in der Umwelt zurückließ. (Die Exxon Valdez hatte damals 42 Millionen Liter Öl verloren).[15] Auch wird im Zusammenhang mit der Erdölförderung über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen an den Ureinwohnern berichtet. Im Jahr 2005 wurden geheime Verträge der meisten Ölfirmen mit der ecuadorianischen Armee bekannt, in denen diese sich zu einer Schutzfunktion für die privaten Unternehmen verpflichtet haben und dazu, protestierende indigene Amazonas-Bewohner im Umkreis der Förderanlagen festzunehmen.
Im UNESCO-Biosphärenreservat Yasuni im Amazonastiefland [16] werden große Erdölvorkommen vermutet. Das federführende Energieministerium der Regierung Correa plant, dieses Erdöl nicht zu fördern. Stattdessen soll ihrer Vorstellung nach die internationale Gemeinschaft dreißig Jahre lang die Hälfte des Nettogewinns, den das Land machen würde, wenn es das Öl ausbeutet, an Ecuador zahlen (kalkuliert wird mit jährlich 350 Millionen US-Dollar über 30 Jahre).[17]
Blumen
Seit Ende der 1980er Jahre werden in Ecuador in großem Stil Schnittblumen für den Export angebaut. Heute ist Ecuador nach den Niederlanden, Kolumbien und Kenia weltweit der viertgrößte Exporteur. Nach Erdöl, Bananen, Fischereiprodukten, Metallwaren und Garneelen sind Blumen Ecuadors sechstwichtigstes Exportgut. Seit Ende der 1960er Jahre in Kolumbien eine Blumenindustrie entstand, ist der Weltmarkt für Blumen heute weitgehend globalisiert. Mehr als 60 länder exportieren Schnittblumen.[18] Nachdem 2002 der Exportanteil von Schnittblumen bereits 6% betragen hatte und Blumen nach Öl und Bananen auf Platz drei der Exporte standen, ist er heute wieder auf 3% gesunken. 2006 wurden 114.000 Tonnen Blumen für 400 Mio. Dollar exportiert. Die mit Abstand wichtigste Blumensorte sind Rosen, die etwa drei Viertel aller Exporte ausmachen. 70% aller Exporte gehen in die USA - dort kommen 70% aller Schnittblumen aus Südamerika, davon fast die Hälfte aus Ecuador, der Rest fast aussschließlich aus Kolumbien. Auch für Russland, Japan und zahlreiche Länder im nahen Osten ist Ecuador der wichtigste Blumenlieferant, nicht aber für Europa. Der Export erfolgt ausschließlich per Flugzeug über den Flughafen Quito.
Die Blumenproduktion in Ecuador basiert auf den günstigen Produktionsfaktoren Land, Wasser und Arbeit sowie auf den für die Blumenzucht perfekten Äquatorsonne sowie der vielfältigen Topographie, die perfekte Abgestimmte Bedingungen für jede Blumensorte erlaubt. Hauptanbaugebiete sind der Norden der Provinz Pichincha um die Stadt Cayambe sowie die Provinz Chimborazo Die Prduktion ist sehr arbeits-, kapital- und technologieintensiv. Die Blumen werden in Wintergärten mit aufwändigen Bewässerungsanlagen und viel Einsatz von Pestiziden, Kunstdüngern und Fungiziden gezüchtet. Pro Hektar Wintergarten werden etwa 10 Arbeitskräfte benötigt. Gezüchtet werden die Blumen von etwa 400 Firmen, praktisch alle ecuadorianische hacendados oder internationale Firmen, viele davon aus Kolumbien. Eine typische Plantage hat etwa 25-50 ha und 250-500 Arbeitskräfte.
Die Arbeitsbedingungen in den Plantagen sind schlecht, die Belastung mit Chemikalien extrem hoch und die Arbeitszeiten lang und flexibel. Gewerkschaften werden nicht zugelassen. Die Bezahlung nach einem Akkord-System sorgt für extrem unsolidarische Arbeitsbedingungen.[19] Kinderarbeit ist dagegen kaum vorzufinden.
Tourismus
In den letzten Jahren hat sich auch der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt, auch weil Ecuador als eines der Länder mit der höchsten Biodiversität der Welt gilt. Ecuador bietet darüber hinaus eine Vielfalt an Landschaften, die ihresgleichen suchen. Genannt seien die Galápagos-Inseln, die Straße der Vulkane und der tropische Bergwald am Osthang der Anden. Darüber hinaus wurde das koloniale Zentrum der Hauptstadt Quito als erster Ort überhaupt in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Wirtschaftsgeschichte
Die Auslandsschulden Ecuadors wuchsen 1975 bis 1980 um das Neunfache, in den darauffolgenden fünf Jahren nochmals um 74% und bis 1988 nochmals um 25%. 1988 wurde umgeschuldet. 1998 betrugen die Auslandsschulden 13 Mrd. Dollar oder mehr als zwei Drittel des BIP - das war der höchste Wert in ganz Lateinamerika.[20]
Literatur
Allgemein
- Marcelo M. Giugale, Vicente Fretes-Cibils und José Roberto López Calix (Hgg.): Ecuador - An Economic and Social Agenda in the New Millennium. World Bank, Washington, D.C. 2003, ISBN 978-0-8213-5545-9.
Wirtschaftsgeschichte
- David W. Schodt: Ecuador: an Andean enigma. Westview Press, Boulder 1987, ISBN 0-8133-0230-7.
- Alberto Acosta: Breve historia económica del Ecuador. Corp. Editora Nacional, Quito 2004 (2. Auflage), ISBN 978-9978-84-210-2.
Blumenindustrie
- Larry Sawers: Nontraditional or New traditional Exports: Ecuador’s Flower Boom. In: Latin American Research Review. Band 40, Nr. 3, Oktober 2005 (jhu.edu [PDF]).
- Tanya Korovkin: Cut-Flower Exports, Female Labor, and Community Participation in Highland Ecuador. In: Latin American Perspectives,. Band 30, Nr. 3, Juli 2003 (jstor.org).
- Ginger Thimpson: Behind Roses' Beauty, Poor and Ill Workers. In: New York Times. 13. Februar 2003 (nytimes.com).
Informeller Sektor
- USAid (Hrsg.): Microempresas y Microfinanzas en Ecuador. März 2005 (164 Seiten; spanisch).
Dollarisierung
- Rubén Berríos: Cost and benefit of Ecuador’s dollarization experience. In: Perspectives on Global Development and Technology. Band 5, Nr. 1. Brill Academic Publishers, März 2006 (springerlink.com).
Fußnoten
- ↑ http://www.unicef.org/infobycountry/ecuador_statistics.html
- ↑ Unicef
- ↑ http://economist.com/countries/Ecuador/profile.cfm?folder=Profile-FactSheet
- ↑ [1]
- ↑ Exportstatistik der Zentralbank
- ↑ http://economist.com/countries/Ecuador/profile.cfm?folder=Profile-FactSheet
- ↑ http://economist.com/countries/Ecuador/profile.cfm?folder=Profile-FactSheet
- ↑ Berríos (2006): 57-60
- ↑ Volker Feser: Ecuador. M. Müller, Erlangen 2005, ISBN 3899531892, S. 14-16
- ↑ USAid (2005): Microempresas y Micrifinanzas en Ecuador
- ↑ CIA World Factbook
- ↑ http://www.amazonwatch.org/amazon/EC/ocp/reports/ocp_asses_report_0209.pdf
- ↑ [2]; [3]
- ↑ Quelle fehlt
- ↑ Ecuador President Rails Against Chevron for Alleged Environmental Damage
- ↑ Biosphärenreservate Ecuador
- ↑ taz-Artikel 04.05.2007 "Fordern statt fördern" Regenwald-Erhaltung in Ecuador
- ↑ Larry Sawers (2005)
- ↑ Korovkin (2003)
- ↑ Berríos (2006): 57