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Benutzer:HerbertErwin/Spielwiese

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Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist die weltweite Laienorganisation der Jesuiten. Sie wurde 1563 vom flämischen (belgischen) Jesuitenpater Jean Leunis in Rom gegründet; bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahr 1967 hieß die Organisation Congregatio Mariana (Deutsch Marianische Kongregation, Abkürzung MC).

Jean Leunis

Der Gründer der Organisation Jean Leunis wurde 1532 im belgischen Lüttich geboren. 1556 trat er, wenige Wochen vor dem Tod des Ordensgründers Ignatius von Loyola, den Jesuiten bei. 1560 - 1564 arbeitete er als Lateinlehrer in Rom; aus einigen seiner Schüler bildete er 1563 die erste Marianische Kongregation.

Am 19. November 1584 starb er in Turin (Italien).

Von der Gründung bis zum Zweiten Vatikanum

Parallel zur Gründung des Jesuitenorden (1540) entstehen von ihm abhängige Laiengruppen, die aus der ignatianischen Spiritualität zu leben suchen. Als eine der ersten gründet der Jesuitenpater Jean Leunis am Collegium Romanum 1563 die MC. Sie wird von Laien gemeinsam mit einem Jesuiten geleitet.

Ursprünglich waren die Mitglieder ausschließlich aktive oder ehemalige Schüler von jesuitisch geleiteten Schulen, später wurden auch andere Jungen und Männer aufgenommen. Als sich ab 1751 die ersten Frauenkongregationen gründeten blieben sie örtlich streng von den Männern getrennt.

1578 wurden die MCen von den Jesuiten anerkannt; 1584 folgte Papst Gregor XIII. und übertrug gleichzeitig der ersten Kongregation in Rom die Führerschaft über die anderen MCen.

Alle Marianischen Kongregrationen schlossen sich 1953 zu einer Weltföderation mit Sitz in Rom zusammen[1].

Entsprechend ihrem ursprünglichen Namen bemühte sich die MC 1563 - 1967 besonders um die Marienverehrung.

Deutschland

In Deutschland bildete sich 1574 die erste MC in Dillingen, 1599 folgten Altötting und 1608 Köln. Der deutsche Dachverband befindet sich derzeit in Augsburg; hier fand 1973 auch der 6. Weltkongress statt.

Sodalen

Die Mitglieder werden auf Deutsch als Sodalen (Singular der Sodale, „Gefährte, Freund, Kamerad“, vom lateinischen Synonym sodalis[2]) bezeichnet.

Reform

In Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils wechselte der Fokus der Organisation von der Verehrung der Jungfrau Maria hin zu den Exerzitien des jesuitischen Ordensgründers Ignatius von Loyola; 1967 wurde der offizielle Name geändert, in Deutschland von „Marianische Kongregation“ in „Gemeinschaft Christlichen Lebens“; zumindest in Deutschland machten allerdings viele alteingesessene Gruppen den Wechsel nicht mit, bezeichnen sich weiterhin als MCen und behielten auch weitgehend die alten Inhalte bei.

Status quo

In Deutschland gibt es ca. 150 Gruppen von Erwachsenen „aus allen Alters- und Berufsschichten“ [3], die Marianischen Männerkongregationen (MMCen) bestehen weiter und sind lediglich angegliedert. Die Weltgemeinschaft der GCL hat ihren Sitz in Rom und umfasst 60 Nationalgemeinschaften.

Die Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) sind assoziierte Mitglieder der GCL und haben ca. 6.000 Mitglieder.

Quellen

  1. CVX-CLC: A brief review of our history
  2. Duden, das große Fremdwörterbuch, ISBN 3-411-04162-5
  3. Deutsches GCL-Sekretariat: Wir über uns

Literatur

  • Stierli, Josef: "Die Marianische Kongregation", Rex-Verlag, 1947, ASIN B0000BO9T2
  • Kröner, Ludwig: "Das Zerstreute sammeln. 75 Jahre Marianische Kongregation Maria Patrona Bavariae bei St. Klara Nürnberg", Akademie der Erzdiözese Bamberg, 1996, ISBN 978-3980523622

Geschichtsphilosophie

Entwicklung der Geschichtsphilosophie

Antike

Bereits im Mythos finden sich Vorstufen geschichtsphilosophischen Denkens. In ihm werden erste Aussagen gemacht über die Herkunft und Entwicklung des Menschen, die Gründe von Geburt, Krieg und Tod.

Bei Hesiod findet sich in seinem Mythos von den fünf Weltaltern oder Geschlechtern (gene) die Vorstellung von einem absteigenden Verlauf der Geschichte. Die Geschlechter stammen nicht voneinander ab, sondern leben in ihrer Zeit und verschwinden wieder von der Erde, um durch ein neugeschaffenes Geschlecht abgelöst zu werden. Im anfänglichen goldenen Zeitlalter lebten die Menschen in einem quasi paradiesischen Zustand. Sie führten ein Leben wie die Götter, ohne Kummer, Mühe, Not und schlimmes Alter. Geruhsame Arbeit genügte ihnen und der Tod überkam sie sanft wie der Schlaf. Im eisernen Zeitalter der Gegenwart jedoch müssen sich die Menschen ohne Unterlass abplagen und sind voller Sorgen. Eines Tages werde es unter ihnen nur noch Misstrauen, Hauen und Stechen geben und auch dieses Menschengeschlecht werde Vergangenheit sein. Die Ursache für diese Entwicklung sei, dass es an „Ehrfurcht“ (aidos) und „rechtem Vergelten“ (nemesis) fehle. Hesiod hält diese Entwicklung aber für umkehrbar. Die Menschen haben einen „Handlungsspielraum“ und können sich wieder auf die Ordnung des Zeus und des Rechts besinnen.

Als „Vater der Geschichtsscheibung“ gilt Herodot. Sein Grundanliegen ist es, die Taten der Vergangenheit und der Gegenwart metaphysisch zu deuten, indem er zu zeigen versucht, dass hintern dem zufällig erscheinenden Tun des Menschen die Götter als die eigentlichen Lenker der Geschichte stehen. Ganz im Gegensatz dazu steht die Geschichtsschreibung des Thukydides, den man als den Begründer einer wissenschaftlichen Geschichtsdarstellung bezeichnen kann. Sein Werk ist rein auf die Darstellung der Sachverhalte orientiert und auf sorgfältig bewertete Quellen gestützt.

In der klassischen Tradition der griechischen Philosophie zeigt sich generell ein ahistorischer Ansatz. Die Geschichte wird nicht als echte Wissenschaft betrachtet, da sie es mit dem faktisch geschehenen Besonderen zu tun hat, aber nur das Allgemeine als möglicher Gegenstand wissenschaftlicher Aussagen betrachtet wird.

Bei den Römern gewinnt die Geschichte in praktisch-politischer Hinsicht eine hohe Bedeutung. Das Festhalten an den von den Vorfahren überlieferten Sitten und Institutionen schafft Kontinuität. Die Geschichtsschreibung wird ausgerichtet am Gedanken des römischen Volkes, wobei sich mit der Machterweiterung des Römischen Reiches auch ein universales Denken herausbildet. Die Götter sind zuständig für Erfolg und Misserfolg des Menschen, aber nicht in völliger Willkür, sondern gemäß seinem Verhalten. Die großen Männer der Vergangenheit sind Vorbilder, denen man nachzueifern hat.

Christentum

Das Auftreten des Christentums stellte einen entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung des geschichtlichen Denkens dar. Der Christ ist zwar einerseits Teil der irdischen Welt und kann auch am Weltgeschehen teilnehmen; doch darf er diesem kein letztes Gewicht beimessen, da er auf eine von dieser verschiedenen, jenseitige Welt verwiesen ist. Für den Christen ist Geschichte identisch mit Heilsgeschichte. Sie ist als Welt- und persönliche Geschichte auf das Ziel hin ausgerichtet, die endgültige Aufhebung der Trennung von Gott zu erreichen. Geschichtliches Geschehen ist so ein sinnhafter Prozess, der einen letzten Zweck hat, auf den hin sich der Mensch auszurichten hat.

Im Alten Testament ist Gott der Herr der Geschichte und der Geschicke der Völker. Sein auswähltes Volk Israel ist das Werkzeug zur Verwirklichung seines Heilsplanes, der die gesamte Menschheit umfasst. In der prophetischen Literatur wird zwar an die Großtaten Gottes in der Vergangenheit erinnert, doch geschieht dies im Hinblick auf eine noch bevorstehende Zukunft am Ende aller Zeiten. So heißt es etwa bei Jesaja (43, 18 f.):

Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?

Im Neuen Testament ist mit der Menschwerdung und Auferstehung Christi das Ende der Zeiten gekommen. Es hat sich das Handeln Gottes erfüllt, das von den Propheten für die letzten Zeiten verkündigt wurde. Nach der Wiederauferstehung Jesu bricht nun die letzte Periode der Heilsgeschichte, die Zeit der Kirche, an. Sie vollendet sich mit der Wiederkehr (Parusie) Christi und dem letzten Gericht.

Bei den Kirchenvätern spielt die Geschichte, v.a. in der Kontroverse mit Juden, Heiden und Gnostikern, eine große Rolle. Sie wird zu einem Mittel, die Neuheit des Christentums und die Kontinuität des Wollens Gottes miteinander zu versöhnen.

Den Höhepunkt christlicher Geschichtsphilosophie und -theologie stellt dabei das Werk des Augustinus, Der Gottesstaat, dar. Augustinus beschreibt hier das geschichtliche Geschehen von Kain und Abel bis zum Ende der Welt als geprägt durch den prinzipiellen Gegensatz von „civitas dei“ (Gottesstaat) und „civitas terrena“ (irdischer Staat). Die Beurteilung der „civitas terrena“ ist dabei zweideutig: einerseits wird sie als sündhaft und gottfern betrachtet, andererseits ist sie doch Träger der äußeren Ordnung. Letzten Endes ist Gott Herr beider „civitates“ und damit des geschichtlichen Geschehens überhaupt. Der Mensch braucht sich um die Gestaltung der Geschichte nicht zu sorgen, weil diese dem unerforschlichen Ratschluss Gottes unterliegt.
An dieses augustineische dualistisch-teleologische Grundkonzept lehnt sich die überwiegende Mehrzahl der abendländischen geschichtsphilosophischen Entwürfe bis einschließlich Hegel und Marx - und teilweise darüber hinaus - an.

Neuzeit

Spätestens seit Giambattista Vico gab es dagegen das Konzept, dass der Mensch seine Geschichte selbst begreift und gestaltet. Für Vico war die Geschichte eine Wechselfolge von kulturellem Wachstum und anschließendem Verfall. Immer noch steckte allerdings in diesem Konzept die Vorstellung einer Art Vorsehung.

Durch die Aufklärung löste im Bereich der wissenschaftlichen Forschung der menschlich gestaltete Fortschritt diese Vorsehungskonzepte ab.

'Um mit Ethik überhaupt sinnvoll beginnen zu können, muss – im Rahmen der Metaethik – geklärt sein, dass die Ethik eine rationale Disziplin ist, das heißt, dass ihre normativen oder valuativen Propositionen wahr oder falsch sein können. Allein auf dieser Grundlage lassen sich ethische Systeme kritisieren.

Verhältnis von Sein und Sollen

Ethische Aussagen können nicht aus irgendwelchen empirischen Tatsachen abgeleitet werden wie z.B. der allgemeinen Anerkennung sozial geltender Werte (vgl. naturalistischer Fehlschluss). Sollen impliziert Können: Es kann kein Gebot geben, etwas zu tun, was nicht möglich ist.

Kategorische und hypothetische Imperative

Die Pflicht moralisch zu sein, ist nicht auf subjektive Interessen zurückführbar. Man sollte nicht deswegen moralisch sein, weil das langfristig im wohlverstandenen Eigeninteresse ist, sondern weil es eben moralisch ist.

Rescher

Werk

Der Ausgangspunkt Reschers stellt eine Auseinandersetzung mit dem Logischen Positivismus dar. Sein Ziel ist es, die Methodik der analytischen Philosophie mit traditionellen philosophischen Problemstellungen zu verknüpfen. Reschers Werk ist von großer systematischer und historischer Breite gekennzeichnet. Seine Philosophie vereinigt in sich kohärenztheoretische, pragmatische und idealistische Komponenten. Impulsgebend waren vor allem seine Arbeiten zur Kohärenztheorie der Wahrheit.

Kohärenztheorie der Wahrheit

Rescher Kohärenztheorie ist eine Theorie zur Bestimmung der Kriterien von Wahrheit. Bei der Definition von Wahrheit schließt er sich der Korrespondenztheorie an: Wahrheit meine die Übereinstimmung einer Proposition mit einer Tatsache.

Rescher unterscheidet zwei Arten von Wahrheitskriterien: garantierende (guaranteeing) und legitimierende (authorizing) Kriterien. Erstere geben vollkommene Sicherheit in Bezug auf das Vorliegen von Wahrheit, während letztere lediglich einen stützenden Charakter haben. Nach Reschers Ansicht genügt es, wenn ein solches Kriterium das Vorliegen von Wahrheit wahrscheinlicher macht. Rescher schränkt dann die Geltung des Kohärenzbegriffs weiter auf die Explikation von Tatsachenaussagen – Rescher spricht von „Daten“ – ein, während für die Wahrheit von logisch-mathematischen Aussagen nach seiner Ansicht pragmatische Kriterien herangezogen werden müssen. Daten sind dabei von vornherein als sprachliche Entitäten konzipiert und nicht als reine Tatsachen. Die Akzeptierbarkeit von Daten wird dabei ebenfalls nach pragmatischen Kriterien gerechtfertigt. Eine Theorie oder Aussagensystem kann nach Rescher dann als kohärent bezeichnet werden, wenn sie folgende drei Aspekte erfüllt:

  • Umfassendheit (comprehensiveness): alle relevanten Sätze werden berücksichtigt; die Theorie ist logisch geschlossen.
  • Konsistenz (consistency): die Theorie enthält keine logisch-kontradiktorischen Sätze.
  • Zusammengefügtheit (cohesiveness): die Sätze der Theorie werden in ihren Beziehungen bzw. Kontexten zu den anderen Sätzen expliziert; die Beziehungen zwischen den Sätzen sind logisch einwandfrei.


Vittorio Hösle

Leben

Hösle wuchs bis zu seinem sechsten Lebensjahr in Mailand auf. 1966 kam er nach Deutschland, wo er – nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte – mit 17 das Abitur ablegte. Hösle studierte Philosophie, Allgemeine Wissenschaftsgeschichte, Klassische Philologie und Indologie in Regensburg, Tübingen, Bochum und Freiburg. 1982 promovierte er mit der Arbeit „Wahrheit und Geschichte. Studien zur Struktur der Philosophiegeschichte unter paradigmatischer Analyse der Entwicklung von Parmenides bis Platon“ in Tübingen. Dort habilierte er sich im Jahre 1986 mit „Subjektivität und Intersubjektivität. Untersuchungen zu Hegels System“. Im Juni 1986 wurde er Privatdozent für das Fach Philosophie an der Universität Tübingen.

1993 nahm Hösle einen Ruf auf einen Lehrstuhl an der Universität-Gesamthochschule Essen an. 1997 wurde er Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, 1999 Professor an der University of Notre Dame.

Gesellschaftliches Engagement

Neben seiner akademischen Tätigkeit war und ist Hösle auch auf vielfältige Weise gesellschaftlich engagiert. Seit 1986 verfasste er mehrere Expertisen für das Bundeskanzleramt, wo er sich u.a. kritisch über den Zustand der zeitgenössischen Philosohie äußerte. Im Herbst 1987 arbeitete er in Rom für das italienische Staatsfernsehen RAI den Rahmen eines unter der Schirmherrschaft des Europarates stehenden Projektes aus, philosophische Fragen für das Fernsehen darzustellen. Seit 1989 hält er darüber hinaus Seminare für Führungskräfte aus der Wirtschaft. 1990 war er Mitglied der Kommision von Hoechst zur ethischen Bewertung der „Abtreibungspille“ RU 486. Seit 1990 ist er Mitglied der DAAD-Kommision für Südeuropa. Von 1993 bis 1996 war er Mitglied des Gesprächskreises „Ökonomie-Ökologie“ des badenwürttembergischen Umweltministeriums.

Gegenwärtig wirkt Hösle als Beiratsmitglied im „Komitee für eine Demokratische UNO“ mit und gehört auch zum Unterstützerkreis der „Global Marshall Plan-Initiative“.

Ernest Mandel

Macht und Geld

Aus seiner publizistischen Aktivität der letzten Jahre ragt sein 1992 erschienenes Buch Power and money (dt. Macht und Geld) heraus, in dem er seine Theorien über die Bürokratie zusammenfasst. Mandel behandelt dort folgende Fragestellungen zum Thema Bürokratie:

  • Was ist die Funktion von Bürokratien im Kapitalismus?
  • Wie entstehen Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterbewegung?
  • Was ist der Grund für den repressiven Charakter der Bürokratien revolutionärer-sozialistischer Parteien an der Macht?
  • Wie kann Bürokratie in einer nachkapitalistischen Gesellschaft vermieden werden?

Bürokratien im Kapitalismus

Mandel unterscheidet drei Formen bürgerlicher Bürokratien: staatliche, aus Sozialreformen erwachsene para-staatliche und die Bürokratien der großen Unternehmen. Sie nutzen alle, mehr oder minder, den Macht- und Profitinteressen der herrschenden Klasse, führen ein Eigenleben und dehnen sich generell beharrlich aus.
Die Funktion der Bürokratien in der Dritten Welt ist seiner Ansicht nach, die Bürger und Staatsfinanzen zu plündern und den Reichtum ins Ausland zu bringen, womit sie ebenso wie durch das Führen von Kriegen oder Stellvertreterkriegen der progressiven Weiterentwicklung ihrer Staaten entgegenwirken.

Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterbewegung

Durch das Eindringen gesellschaftlicher Arbeitsteilung bildete sich in den sozialdemokratischen Organisationen eine Arbeiterbürokratie. Bezahlte Funktionäre hoben sich von den einfachen Mitgliedern ab und betrieben einen „Organisationsfetischismus“, der die eigenen Apparate und die erkämpften Teilerrungenschaften in den Vordergrund stellte. Zu deren Verteidigung betrieben sie eine Politik des Konsenses mit der „herrschenden Klasse“, die im August 1914 mit der Zustimmung zum Ersten Weltkrieg den ersten Höhepunkt erreichte. Diese Entwicklung setzte sich danch bis zur heutigen Übernahme der Ideologie des Neoliberalismus fort.

Bürokratien im Sozialismus

Die Bürokratenkaste in der UdSSR und den anderen nachfolgenden „realsozialistischen“ Staaten hatte ihren Ursprung in der russischen NEP-Periode. Sie entstand auf Basis des Mangels, der unterschiedliche Verteilungsprinzipien zur Folge hatte. Mandel stellt fest, dass die Aufblähung des Staates durch die Stalin-Fraktion marxistischen Prinzipien widersprach und keineswegs unausweichlich war. Zu jeder Entscheidung habe es realisierbare Gegenkonzepte gegeben, so die der linken Opposition und Bucharins.
Den Beginn der Sowjetbürokratie stellten „Autoritätsprivilegien und politische Vorteile“ (S. 78) dar, die sich aus dem Monopol der Machtausübung ergaben. Dann folgten „soziale Privilegien materieller und kultureller Natur“. Schließlich setzte die „völlige Degeneration“ ein: die Staats- und Parteibürokratien verschmolzen mit den bürokratischen Wirtschaftsverwaltern und bildeten eine „verhärtete und unbewegliche soziale Schicht“, die ihr Machtmonopol zur Aufrechterhaltung ihrer materiell-sozialen Lage ausnutzte. Ihre Politik führte zur Zerschlagung der Sowjetdemokratie, Zwangskollektivierung und zum Bruderkampf innerhalb der Arbeiterbewegung kapitalistischer Länder. Die stalinistischen Parteiapparate blockierten oftmals zusammen mit ihren bürgerlichen und sozialdemokratischen Verbündete Revolutionen und führten mit den sowjetischen Militärinterventionen bis zur späteren kampflosen Kapitulation des „Realsozialismus“ vieles herbei, das dem internationalen Kapital gelegen kam. Im Innern diente sie jahrzehntelang dem Erhalt und Ausbau der Apparate-Diktatur.
Innerhalb der Sowjetbürokratie kam ein „Prozeß der negativen Auslese in Gang..., in dem Personen mit Mangel an Charakter, Willenskraft, unabhängigem Urteilsvermögen und Widerstandsfänigkeit oder Personen, die gar Unterwürfigkeit und mit niederen Beweggründen gemischten Konformismus zeigen, unweigerlich in den Vordergrund treten“ (S. 141). Die Bürokraten entstammten meist der neuen technischen Intelligenz, waren mit dem Stalinschem „Marxismus-Leninismus“ indoktriniert, karrierebewusst und der Arbeiterschaft gegenüber weitgehend entfremdet.

Mit der Bürokratisierung eng verbunden war die Entmündigung der Parteimitglieder und des Gros der Funktionäre. Gleichzeitig damit wurde „die Partei“ mit ihrer obersten Führerfigur identifiziert, die kultisch verehrt und zum einzig möglichen Betreiber der Diktatur des Proletariats erklärt wurde.

Die historische Basis bürokratischer Macht sieht Mandel zunächst im Rückgang und dann im Verschwinden der politischen Aktivität der Massen. „Vom Standpunkt der langfristigen geschichtlichen Entwicklung aus gesehen kann die Sowjetbürokratie durchaus als Transmissionsriemen des kapitalistischen Drucks auf die Sowjetunion begriffen werden... Im Ganzen betrachtet scheint die insgesamt konterrevolutionäre Natur der Bürokratie unbestreitbar“ (S. 10). Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR seien nichtsozialistisch gewesen, „weil sie noch ausbeuterisch, extrem unterdrückerisch und entfremdend waren, weil sie nicht den wirklichen Sozialismuskriterien gerecht wurden [...] Es zeigte sich, daß der ‚real existierende Sozialismus' nirgendwo real existierte“" (S. 30). Gleichzeitig bestreitet der Verfasser die staatskapitalistische Natur von Wirtschaft und Gesellschaft nominalsozialistischer Länder: Wie und warum, fragt er, sollte heute Kapitalismus wiederhergestellt werden, wenn er schon lange existiert? Da das Schicksal des Kapitalismus international noch nicht entschieden sei, habe die wieder aufgekommene, von Marx/Engels so genannte „alte Scheiße“ nicht die Form einer neuen Klassengesellschaft, sondern nur die „der Bürokratisierung einer Gesellschaft im Übergang zwischen Kapitalismus und Sozialismus“ annehmen können (S. 42).

Vermeidung von Bürokratien in einer nachkapitalistischen Gesellschaft

Im Schlusskapitel plädiert der Verfasser für entschiedene Demokratisierung unter Fortdauer und Ausweitung der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte, für mehr direkte Demokratie und für die Selbstverwaltung der Werktätigen, die nur bei Abkehr von der Herrschaft des Wertgesetzes realisierbar sei. Trotzkis Forderung nach einer zweiten, politischen Revolution zum Sturz der Bürokratie gelte für einst „realsozialistisch“ genannte Staaten immer noch. Die Aufsaugung der DDR ausgenommen, sei die Wiederherstellung des Kapitalismus nirgendwo das feststehende Ergebnis.
Im voll „durchkapitalisierten“ Teil der Welt konstatiert Mandel Entwicklungen bei den modernen Produktivkräften, die von bürokratischen Schranken freie Arbeit, radikale Verkürzung der Arbeitszeit und eine Überfluss- statt Mangelgesellschaft möglich machen würden. Durch Umverteilung müsse diese in der ganzen Welt, nicht nur in bestimmten Regionen Platz greifen. Die Zeitbomben atomare und Kriegsgefahr, Gefahr ökologischer Katastrophen, von Hungerkatastrophen und absoluter Verelendung seien bei Strafe des Untergangs der Menschheit möglichst bald zu entschärfen. Dem entgegenstehende absolute reaktionäre Macht sei nur besiegbar, wenn man sowohl den „starken Staat“ als auch den großen Geldreichtum abschafft. „Im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft [...] können die Reiter der Apokalypse nicht gestoppt werden“ (S. 263).
Mandel wendet sich gegen den von André Gorz und anderen vorgeschlagenen „Abschied vom Proletariat“ als potentiell revolutionäres Subjekt. Gebe es ein solches Subjekt nicht mehr, „dann halten die Kapitalisten - wie die Diamanten - für die Ewigkeit. Zumindest bis sie unseren Planeten in die Luft gesprengt haben“ (S. 248).

Macht und Geld alt

Aus seiner publizistischen Aktivität der letzten Jahre ragt sein 1992 erschienenes Buch Power and money (dt. Macht und Geld) heraus, in dem er seine Theorien über die Bürokratie zusammenfasste. Mandel behandelt folgende Fragestellungen zum Thema Bürokratie:

  • Was ist die Funktion von Bürokratien im Kapitalismus?
  • Wie entsethen Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung?
  • Was ist der Grund für den repressiven Charakter der Bürokratien revolutionärer-sozialistischer Parteien an der Macht?
  • Wie kann Bürokratie in einer nachkapitalistischen Gesellschaft vermieden werden?

Bürokratien im Kapitalismus

Mandel unterscheidet im Prinzip drei Formen bürgerlicher Bürokratien: staatliche, aus Sozialreformen erwachsene para-staatliche und die Bürokratien der großen Unternehmen. Sie nutzen alle, mehr oder minder, den Macht- und Profitinteressen der herrschenden Klasse, führen ein Eigenleben und dehnen sich generell beharrlich aus. Die Funktion der Bürokratien in der Dritten Welt ist seiner Ansicht nach, die Bürger und Staatsfinanzen zu plündern und den Reichtum ins Ausland zu bringen, womit sie ebenso wie durch das Führen von Kriegen oder Stellvertreterkriegen der progressiven Weiterentwicklung ihrer Staaten erfolgreich entgegenwirken.

Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterbewegung

Durch das Eindringen gesellschaftlicher Arbeitsteilung bildete sich schon in sozialdemokratischen Organisationen eine Arbeiterbürokratie. Von der Klasse und den einfachen Mitgliedern abgehoben, wurden bezahlte Funktionäre Träger des "Organisationsfetischismus", einer Sicht, der die eigenen Apparate und erkämpfte Teilerrungenschaften alles sind. Zu deren Verteidigung trieben sie Konsenspolitik mit der herrschenden Klasse und biederten sich ihr an. Im August 1914 erreichte das mit der Zustimmung zum imperialistischen Krieg den ersten Höhepunkt. Danach setzte sich die Entwicklung bis zur heute vonstatten gehenden Übernahme des Neoliberalismus ins Arsenal der eigenen Ideologie und Politik fort. Während Rosa Luxemburg, Antonio Gramsci und Leo Trotzki den prokapitalistischen und prostaatlichen Trend sowie die damit verbundene Degradierung der einfachen Genossen zur urteilsunfähigen Masse attackierten, wurden Karl Kautsky und Otto Bauer seine Apologeten, gleichzeitig Gegner der selbstbewussten, eigenständigen Arbeiteraktion.

Bürokratien im Sozialismus

Die Bürokratenkaste in der UdSSR, nachfolgend in anderen "realsozialistischen" Staaten, hatte - ihren Ursprung in der russischen NEP-Periode. Sie entstand auf Basis des Mangels, der unterschiedliche Verteilungsprinzipien zur Folge hatte. Mandel stellt, dass die Hypertrophierung des Staates durch die Stalin-Fraktion marxistischen Prinzipien widersprach und keineswegs unausweichlich war. Zu jeder getroffenen Entscheidung gab es Gegenvorschläge, vornehmlich die der Linken Opposition, die genauso hätten realisiert werden können.

Auf Erkenntnissen Christian Rakowskis und Trotzkis basierend skizziert der Verfasser die Genese der Sowjetbürokratie: "Zuerst gibt es nur Autoritätsprivilegien und politische Vorteile, die sich aus dem Monopol der Machtausübung ergeben. Dann folgen soziale Privilegien materieller und kultureller Natur. Schließlich setzt die völlige Degeneration ein. Die Staats- und Parteibürokratien verschmelzen mit den bürokratischen Wirtschaftsverwaltern und bilden eine verhärtete und unbewegliche soziale Schicht..., die ihr Machtmonopol zur Aufrechterhaltung ihrer materiell-sozialen Lage ausnutzt. Die Tatsache, daß die Arbeiterbürokratie jetzt die Staatsmacht ausübt, verzehnfacht alle sich bereits in den Gewerkschafts- und Parteibürokratien der Arbeitermassenbewegung zeigenden arbeiterfeindlichen, konservativen und parasitären Merkmale." (S. 78) Ihre Politik hat von der Zerschlagung der Sowjetdemokratie über Zwangskollektivierung und überstürzte, daher besonders kostspielige und mit kolossaler Verschwendung der spärlich vorhandenen Mittel verknüpfte Industrialierung, die Vernichtung von Millionen Menschen, die verheerende, zum Bruderkampf innerhalb der Arbeiterbewegung kapitalistischer Länder angesichts tödlicher gemeinsamer Gefahr beitragende "Sozialfaschismus"-Theorie, aber auch durch stalinistische Parteiapparate und deren oftmals bürgerliche und sozialdemokratische Verbündete blockierte Revolutionen sowie verfehlte sowjetische Militärinterventionen bis zur späteren kampflosen Kapitulation des "Realsozialismus" vieles herbeigeführt, das dem internationalen Kapital gelegen kam. Im Innern diente es jahrzehntelang dem Erhalt und Ausbau der Apparat-Diktatur, zuletzt dem Hinüberretten von Bürokraten ans "andere Ufer". Mandel verweist auf das schizophrene Selbstbewußtsein dieser Bürokratie, das einerseits enorm groß war, andererseits sich aus Tarnungsgründen zu der Lüge veranlaßt sah, sie selbst gäbe es nicht bzw., so als einer ihrer Wortführer Jegor Ligatschow, es habe keine Privilegien gegeben. (S. 91) Den Marxismus hat die Bürokratie verfälscht sowie als Zitaten-Steinbruch und Staatsreligion zur eigenen Rechtfertigung mißbraucht. Solange aber die Schriften von Marx, Engels und Lenin verfügbar sind, "wird es immer Menschen geben, die daraus analytische Werkzeuge entnehmen, mit denen sich das Mysterium der Bürokratie erklären läßt". (S. 97)

Danach setzte aber das Regime den von Mandel treffend beschriebenen "Prozeß der negativen Auslese in Gang..., in dem Personen mit Mangel an Charakter, Willenskraft, unabhängigem Urteilsvermögen und Widerstandsfänigkeit oder Personen, die gar Unterwürfigkeit und mit niederen Beweggründen gemischten Konformismus zeigen, unweigerlich in den Vordergrund treten". (S. 141) Vielfach der (meist technischen) neuen Intelligenz entstammend, mit Stalinschem "Marxismus-Leninismus" indoktriniert, karrieregeil und der Arbeiterschaft gegenüber hochnäsig, da angeblich allwissend, hatten sie sich weitgehend von ihr entfremdet.

Als Merkmale bürokratischer Herrschaft arbeitet der Verfasser den Substitutionismus (Politik als selbsternannte arrogante "StellvertreterInnen" der Arbeiterklasse) und die Verdammung jedweder Gleichheitstendenzen heraus. Ersteren verfochten kurzzeitig, 1920/21, auch Lenin und Trotzki, die sich später wieder davon lösten. Gegen die "Gleichmacherei" zog vor allem Stalin zu Felde, war sie doch wie die Sowjetdemokratie und die marxistische Theorie vom Absterben des Staates dem bürokratischen Interesse an Erhaltung und stetem Ausbau der Macht über andere Menschen entgegengesetzt. Mandel verweist darauf, daß substitutionistische Anschauungen auch auf sozialdemokratischer Seite gehegt und mit der "Unreife der Massen" begründet wurden. Auf eindrucksvolle Art schildert er den Positionswandel Nikolai Bucharins. Anfänglich strikt gegen Bürokratie und Staatsmaschine, verteidigte dieser "alte Bolschewik" später im Bund mit Stalin beide. Er fand erst nach seiner Entmachtung zu den früheren, marxistischen Auffassungen zurück, wobei er nun die Stalinsche Führung einer Politik "militaristisch-feudaler Ausbeutung", der "Förderung des Bürokratismus in der Partei" und des "Untergrabens der Komintern" beschuldigte. (S. 150)

Mit der Bürokratisierung eng verbunden, ja ein wesentlicher Bestandteil dieses verderblichen Prozesses war die Entmündigung der Parteimitglieder und des Gros der Funktionäre, ihre Degradierung zu bloßen Rädchen im System, die vom Apparat und durch die kultisch verehrte oberste Spitzenfigur in Gang gehalten wurden. Gleichzeitig damit wurde "die Partei" mit Letztgenannten identifiziert, vergötttert, für unfehlbar und zum einzig möglichen Betreiber der Diktatur des Proletariats erklärt.

Die historische Basis bürokratischer Macht sieht Mandel zunächst im Rückgang und dann im Verschwinden der politischen Aktivität der Massen. "Vom Standpunkt der langfristigen geschichtlichen Entwicklung aus gesehen kann die Sowjetbürokratie durchaus als Transmissionsriemen des kapitalistischen Drucks auf die Sowjetunion begriffen werden... Im Ganzen betrachtet scheint die insgesamt konterrevolutionäre Natur der Bürokratie unbestreitbar." (S. 10) Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR seien nichtsozialistisch gewesen, "weil sie noch ausbeuterisch, extrem unterdrückerisch und entfremdend waren, weil sie nicht den wirklichen Sozialismuskriterien gerecht wurden... Es zeigte sich, daß der ‚real existierende Sozialismus' nirgendwo real existierte." (S. 30) Gleichzeitig bestreitet der Verfasser die staatskapitalistische Natur von Wirtschaft und Gesellschaft nominalsozialistischer Länder: Wie und warum, fragt er, sollte heute Kapitalismus wiederhergestellt werden, wenn er schon lange existiert? Da das Schicksal des Kapitalismus international noch nicht entschieden sei, habe die wieder aufgekommene, von Marx/Engels so genannte "alte Scheiße" nicht die Form einer neuen Klassengesellschaft, sondern nur die "der Bürokratisierung einer Gesellschaft im Übergang zwischen Kapitalismus und Sozialismus" annehmen können. (S. 42) Gleich Trotzki bestreitet auch Mandel den Charakter der pseudosozialistischen Bürokratie als Herrscherklasse. Sein in Frageform gekleidetes Argument: "Welche herrschende Klasse geht so weit, sich selbst zu liquidieren...?" (S. 9) leuchtet indes nicht voll ein. Ad 1 gab es in der Geschichte durchaus Fälle, die dem Suizid vormals herrschender Klassen oder Gruppen mindestens nahe kamen. Ad 2 hat die Nomenklatura bisher keinen Selbstmord verübt, sondern sich den veränderten Bedingungen weitmöglich anzupassen versucht. Teilweise in Kooperation mit aus- und inländischem Kapital und mit der Mafia, ist sie um ihr Weiterleben bemüht.

Vermeidung von Bürokratien in einer nachkapitalistischen Gesellschaft

Als Merkmale bürokratischer Herrschaft arbeitet der Verfasser den Substitutionismus (Politik als selbsternannte arrogante "StellvertreterInnen" der Arbeiterklasse) und die Verdammung jedweder Gleichheitstendenzen heraus. Ersteren verfochten kurzzeitig, 1920/21, auch Lenin und Trotzki, die sich später wieder davon lösten. Gegen die "Gleichmacherei" zog vor allem Stalin zu Felde, war sie doch wie die Sowjetdemokratie und die marxistische Theorie vom Absterben des Staates dem bürokratischen Interesse an Erhaltung und stetem Ausbau der Macht über andere Menschen entgegengesetzt. Mandel verweist darauf, daß substitutionistische Anschauungen auch auf sozialdemokratischer Seite gehegt und mit der "Unreife der Massen" begründet wurden. Auf eindrucksvolle Art schildert er den Positionswandel Nikolai Bucharins. Anfänglich strikt gegen Bürokratie und Staatsmaschine, verteidigte dieser "alte Bolschewik" später im Bund mit Stalin beide. Er fand erst nach seiner Entmachtung zu den früheren, marxistischen Auffassungen zurück, wobei er nun die Stalinsche Führung einer Politik "militaristisch-feudaler Ausbeutung", der "Förderung des Bürokratismus in der Partei" und des "Untergrabens der Komintern" beschuldigte. (S. 150)

Mit der Bürokratisierung eng verbunden, ja ein wesentlicher Bestandteil dieses verderblichen Prozesses war die Entmündigung der Parteimitglieder und des Gros der Funktionäre, ihre Degradierung zu bloßen Rädchen im System, die vom Apparat und durch die kultisch verehrte oberste Spitzenfigur in Gang gehalten wurden. Gleichzeitig damit wurde "die Partei" mit Letztgenannten identifiziert, vergötttert, für unfehlbar und zum einzig möglichen Betreiber der Diktatur des Proletariats erklärt.

Die historische Basis bürokratischer Macht sieht Mandel, m. E. zu Recht, zunächst im Rückgang und dann im Verschwinden der politischen Aktivität der Massen. "Vom Standpunkt der langfristigen geschichtlichen Entwicklung aus gesehen kann die Sowjetbürokratie durchaus als Transmissionsriemen des kapitalistischen Drucks auf die Sowjetunion begriffen werden... Im Ganzen betrachtet scheint die insgesamt konterrevolutionäre Natur der Bürokratie unbestreitbar." (S. 10) Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR seien nichtsozialistisch gewesen, "weil sie noch ausbeuterisch, extrem unterdrückerisch und entfremdend waren, weil sie nicht den wirklichen Sozialismuskriterien gerecht wurden... Es zeigte sich, daß der ‚real existierende Sozialismus' nirgendwo real existierte." (S. 30) Gleichzeitig bestreitet der Verfasser die staatskapitalistische Natur von Wirtschaft und Gesellschaft nominalsozialistischer Länder: Wie und warum, fragt er, sollte heute Kapitalismus wiederhergestellt werden, wenn er schon lange existiert? Da das Schicksal des Kapitalismus international noch nicht entschieden sei, habe die wieder aufgekommene, von Marx/Engels so genannte "alte Scheiße" nicht die Form einer neuen Klassengesellschaft, sondern nur die "der Bürokratisierung einer Gesellschaft im Übergang zwischen Kapitalismus und Sozialismus" annehmen können. (S. 42) Gleich Trotzki bestreitet auch Mandel den Charakter der pseudosozialistischen Bürokratie als Herrscherklasse. Sein in Frageform gekleidetes Argument: "Welche herrschende Klasse geht so weit, sich selbst zu liquidieren...?" (S. 9) leuchtet indes nicht voll ein. Ad 1 gab es in der Geschichte durchaus Fälle, die dem Suizid vormals herrschender Klassen oder Gruppen mindestens nahe kamen. Ad 2 hat die Nomenklatura bisher keinen Selbstmord verübt, sondern sich den veränderten Bedingungen weitmöglich anzupassen versucht. Teilweise in Kooperation mit aus- und inländischem Kapital und mit der Mafia, ist sie um ihr Weiterleben bemüht.

Im Schlußkapitel plädiert der Verfasser für entschiedene Demokratisierung unter Fortdauer und Ausweitung der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte, für mehr direkte Demokratie und für die Selbstverwaltung der Werktätigen, die nur bei Abkehr von der Herrschaft des Wertgesetzes realisierbar sei. Trotzkis Forderung nach einer zweiten, politischen Revolution zum Sturz der Bürokratie gelte für einst "realsozialistisch" genannte Staaten immer noch. Die Aufsaugung der DDR ausgenommen, sei die Wiederherstellung des Kapitalismus nirgendwo das feststehende Ergebnis. (S. 13)

Im voll "durchkapitalisierten" Teil der Welt konstatiert der Autor Entwicklungen bei den modernen Produktivkräften, die von bürokratischen Schranken freie Arbeit, radikale Verkürzung der Arbeitszeit und eine Überfluß- statt Mangelgesellschaft möglich machen würden. Durch Umverteilung müsse Letztere in der ganzen Welt, nicht nur in bestimmten Regionen Platz greifen. Die Zeitbomben atomare und Kriegsgefahr, Gefahr ökologischer Katastrophen, von Hungerkatastrophen und absoluter Verelendung seien bei Strafe des Untergangs der Menschheit möglichst bald zu entschärfen. Dem entgegenstehende absolute reaktionäre Macht sei nur besiegbar, wenn man sowohl den "starken Staat" als auch den großen Geldreichtum abschafft. "Im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft... können die Reiter der Apokalypse nicht gestoppt werden." (S. 199 und 263)

Der Verfasser wendet sich gegen den von André Gorz und anderen vorgeschlagenen "Abschied vom Proletariat" als potentiell revolutionäres Subjekt. Gebe es solches Subjekt nicht mehr, "dann halten die Kapitalisten - wie die Diamanten - für die Ewigkeit. Zumindest bis sie unseren Planeten in die Luft gesprengt haben." (S. 248) Leider verwendet Mandel in diesem Buch nicht die einst häufig in Veranstaltungen im Anschluß an Friedrich Engels gebrauchte Definition, unter Arbeiterklasse sei die Gesamtheit der Lohnabhängigen - bei aller Differenzierung untereinander - zu verstehen. Gemeint hat er das offenbar auch diesmal. Doch macht erst die Definition selbst die These vom Fortbestehen des "potentiell revolutionären Subjekts" Arbeiterklasse glaubhaft.

Die Möglichkeit der Bürokratisierung der ganzen Welt etwa durch eine "Managerklasse" bestreitet unser Autor, da die interne Konkurrenz im Kapitalismus stärker als das gemeinsame Interesse sei. (S. 184) Gilt das auch für besonders schwere Krisenzeiten, wie sie etwa denen vorschweben, die von der notwendig werdenden Ökodiktatur sprechen? Mandel weicht von Trotzki ab, der die internationale Bürokratisierung immerhin für denkbar hielt. Der Altmeister empfahl in diesem Fall ein neues minimales Programm "zum Schutz der Interessen der Sklaven einer totalitären bürokratischen Gesellschaft". (Leo Trotzki: Schriften 1. 2, "Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur", Hamburg 1988, S. 1280 f.)

Leo Kofler in manchem ähnlich, wenngleich vielfach auf anderen theoretischen Feldern aktiv, war Ernest Mandel ein revolutionärer Marxist, Humanist und unverbesserlicher Optimist. Er erwartete schon "für die kommenden Jahre" mehr Demokratie. (S. 17) Das dürfte länger dauern. Abgesehen davon hat er mit seinem Buch, diesem Kompendium wichtiger Gedanken und theoretischer Auseinandersetzungen, ganz Recht. Nicht zuletzt auch mit dem Hinweis, daß Utopie, im weitesten Sinne des Wortes, "eine der großen Triebkräfte zur Durchsetzung geschichtlichen Fortschritts" ist. "Die Sklaverei wäre nie abgeschafft worden, wenn sich revolutionäre und ‚utopische' Gegner der Sklaverei auf einen Kampf für bessere Lebensbedingungen in der Sklaverei beschränkt hätten." (S. 244 f.)

Das Buch ist wesentlich, und es ist gut geschrieben. Haupttitel und Titelbild aber, auf dem die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt/Main zu sehen sind, werden seinem Inhalt nicht gerecht. Sie stellen - von den Urhebern im Verlag sicher ungewollt - eine Irreführung dar.


Mandel fragt nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Er ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können. Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.

Der Staat – der ideelle Gesamtkapitalist

Ernest Mandels Buch behandelt vier Themenbereiche. Zunächst fragt er nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Mandel ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können.

Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.

Als dritten Themenbereich behandelt Mandel die Bürokratie an der Macht. Genauer: er fragt danach, warum revolutionäre Parteien, wenn sie mitsamt ihrer Mitglieder die Macht erobert haben, dazu tendieren, bürokratische, repressive, antiemanzipatorische und konterrevolutionäre Apparate auszubilden. Hierbei geht es ihm besonders um die Frage, ob die Entwicklung der Sowjetunion nach der siegreichen Oktoberrevolution unvermeidlich war. Sollte dies nämlich der Fall sein, so ließe sich leicht der Schluß ziehen, daß jede alternative Träumerei, die Wirklichkeit werden soll, vergeblich ist.

Das führt ihn zum vierten Themenbereich. Wie kann eine nachkapitalistische Gesellschaft aussehen? Wie kann vermieden werden, daß bürokratische Strukturen die Oberhand gewinnen und den Sinn und Zweck einer Alternative zum Kapitalismus sabotieren? Ernest Mandel stellt hier ein Modell der Selbstverwaltung vor, das durchaus realistisch und umsetzbar ist. Er zeigt darin auch, daß Manager, Bürokraten, staatliche Behörden und die kapitalistische Profitlogik überflüssig und daher entbehrlich sind. Die einzigen, die darunter leiden werden, sind die Kapitaleigner. Ich denke, die anderen fünfeinhalb Milliarden Menschen können diesen Verlust leicht verschmerzen.

Eine der wichtigsten Rechtfertigungsversuche für staatliche Bürokratien im Kapitalismus besteht darin, ihnen Effizienz und rationales Handeln zu unterstellen. Ernest Mandel weist in seinem Buch Macht und Geld nach, daß dies nur bedingt stimmt. Er legt dar, daß der bürgerliche Staat, so wie er im 18. Jahrhundert in England und im 19. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist, bestimmte Funktionen einer kapitalistischen Gesellschaft übernehmen mußte, zu denen das Kapital aufgrund seiner Zersplittertheit und seiner Eigeninteressen nicht in der Lage war.

Grob zusammengefaßt ist die Aufgabe des Staates als ideeller Gesamtkapitalist folgende. Er muß die Existenz des nationalen Kapitals nach innen und außen gewährleisten. Daraus begründet sich das staatliche Gewaltmonopol genauso wie die Existenz von Armeen und Polizei und Justiz. Der Staat ist der Garant der kapitalistischen Ordnung und hat als solcher sowohl seine Untertanen zu angemessener Tätigkeit anzuhalten als auch Grundlagen zu schaffen, die es allen Kapitalisten ermöglicht, gleiche Ausbeutungsbedingungen vorzufinden.

Daher rechtliche Regelungen für den Warentausch (auf gut deutsch: das bürgerliche Gesetzbuch), daher Gesetze und Normen bis hin zur Vereinheitlichung der Rechtsprechung und des Grundsatzes Gleiches Recht für alle. Daß dieses gleiche Recht auf unterschiedlichen Vermögens– und Machtverhältnissen beruht, tut nichts zur Sache, weil es zur Fiktion des gleichen Rechts dazugehört.

Der Staat als ideeller Gesamtkapitalist muß weiterhin eine materielle Infrastruktur für das nationale Kapital bereitstellen. Hierzu gehören Straßen und Eisenbahnen, Schulen und Universitäten, Gerichte und Krankenhäuser. Finanziert werden diese Aufgaben über Steuern, die streng marxistisch betrachtet einen Abzug vom produzierten Mehrwert bedeuten. Diese Umverteilung des Mehrwerts, der als Profit in den Kassen klingelt, ist – gerade in Krisenzeiten – den Kapitaleignern ein Dorn im Auge. Daher sprechen sie heute vom schlanken Staat und sorgen dafür, daß staatliche Aufgaben so privatisiert werden, daß die Kosten nicht mehr aus dem gesamtgesellschaftlichen Mehrwerttopf finanziert werden, sondern von den Löhnen und Gehältern. Daß diese Ausgaben dennoch letztlich dem Profitinteresse untergeordnet werden, versteht sich von selbst. Schlanker Staat bedeutet jedoch nicht notwendigerweise weniger Staat. Es bedeutet nur, daß die Kosten des für die Kapitalverwertung notwendigen Staates neu verteilt und möglichst den Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängerinnen usw. aufgebürdet werden. Ernest Mandel weist zurecht darauf hin, daß staatliche Bürokratien zwar effektiviert werden können, daß bestimmte Funktionen auch entbehrlich sind, daß die Bürokratie im Kapitalismus jedoch nicht abgeschafft werden kann. Sie ist für das Kapital überlebensnotwendig.

Bürokratien funktionieren nach klar vorgegebenen Richtlinien. Abweichungen vom normalen, genau festgelegten Prozedere sind nicht erlaubt. Deshalb ist es auch völlig unsinnig, von einer Bürokratie Menschlichkeit oder Ausnahmen erwarten zu wollen. Der Sinn der Bürokratie ist es, zielgerichtete Maßnahmen zu treffen, die für alle Betroffenen mehr oder weniger gleich sind. Deshalb ist die Prüfung des Einzelfalls immer eine Prüfung, ob die Normen gelten oder nicht. Es geht nie um menschliche Schicksale.

Bürokratien ersetzen also die Herrschaft von Amateuren durch eine Herrschaft von Experten; sie ersetzen die durch Launen, Gefühle oder Vorurteile ausgeübte Macht mit Macht, die gemäß unpersönlichen, formalen Vorschriften ausgeübt wird [...]. [Macht und Geld, Seite 191] Das ist nicht einmal die Schuld der Bürokratinnen und Bürokraten. Denn diese werden nach klaren, vorgegebenen und einheitlichen Kriterien zu dem Zweck ausgewählt, zu funktionieren. Das ist ihr Daseinszweck. Ob das rational ist oder gar effizient, ist letztlich eine Frage danach, ob der Kapitalismus, dem die Bürokratie dient, rational und effizient ist. Diese Frage kann eindeutig verneint werden.

Die Struktur dieser Bürokratien – schreibt Ernest Mandel – spiegelt die Hierarchie der bürgerlichen Gesellschaft wider, ohne sie jedoch völlig zu kopieren. Untere, mittlere und kapitalistische Spitzenbürokraten erhalten ganz unterschiedliche Einkommen, genießen ganz unterschiedliche nichtmonetäre Vorteile und haben ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Kapitalakkumulation und der Integrierung in die bürgerliche Klasse. Sie werden auch aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten rekrutiert. Aber die extremen Pole der bürgerlichen Gesellschaft reproduzieren sich im kapitalistischen Staatsapparat nicht. Es entstehen keine dauerhaft verarmten proletarischen Schichten und auch keine geheimen Milliardäre – außer in einigen Drittweltländern. Diesen unterschiedlichen Ebenen der Integration in die bürgerliche Gesellschaft entsprechen unterschiedliche Mechanismen zur Absicherung ideologischer Konformität. Auch wird, wie in der Sowjetbürokratie, aus Funktionalem etwas Soziales und Ideologisches. Ein Gefängnisdirektor ist ein Beamter, der ein Gefängnis verwaltet. Aber kein Wärter kann Direktor werden, und kein Direktor kann Spitzenbeamter im Justizministerium werden, wenn er die unglückliche Eigenschaft hat, Gefangene fliehen zu lassen oder sie gar freizulassen. Kein überzeugter Pazifist könnte Armeechef werden. Die konkreten Mechanismen dieses Ausleseprozesses sind zwar nicht die gleichen wie diejenigen, die Spitzenpolitiker oder Spitzenmanager kapitalistischer Firmen herausfiltern, doch sie sind sehr ähnlich. Auf unteren Ebenen funktionaler Verantwortung wirkt dieser auf Routine gegründete Konformismus nicht so geschmeidig wie noch vor dem Ersten Weltkrieg. Die sich vertiefende Gesamtkrise der bürgerlichen Gesellschaftsverhältnisse und Werte spielt hier mit hinein. Es kann keine Arbeitsplatzgarantie für Fernsehdirektoren, Lehrer, Professoren, Kirchenführer, Fluglotsen oder selbst Verkehrspolizisten geben, die sich gegen die Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems aussprechen. Es hängt von einer Reihe von Umständen ab, ob sie der Androhung von Repressionen widerstehen, ob sie ihren Job verlieren oder behalten. Aber solange das Kapital (das Geld) herrscht, können sie nicht zur Mehrheit in ihrem Beruf werden. Die Funktion schafft sich ihr Organ. Das Organ bleibt bürgerlich. Es hat die Aufgabe, die Reproduktion kapitalistischer Produktionsverhältnisse und der Gesamtbedingungen der Profitrealisierung zu erleichtern. [Macht und Geld, Seite 165–166] Ernest Mandel verkennt dabei nicht, daß Bürokratien die Tendenz haben, sich selbst neue Tätigkeiten zuzuweisen, also den Apparat aufzublähen, das sogenannte Parkinsonsche Gesetz. Aber: wenn diese aufgeblähte Bürokratie zu viel kostet und/oder ineffektiv im Sinne des Kapitals wird, wird sie gestutzt.

Da der Kapitalismus ein System der Produktion um des Profit willens ist, folgt daraus, daß effiziente kapitalistische Unternehmensbürokratien diejenigen sind, die das Ziel der Profitmaximierung respektieren und sich ihm unterordnen. [Macht und Geld, Seite 190] Insofern ist eine Bürokratie rational und effizient. Daß sie dabei die Verschwendung von Ressourcen und die Ausplünderung von Menschen und natürlicher Umwelt unterstützt, macht ihren irrationalen Charakter aus. Insofern sind übrigens auch Kriege, Hunger und Folter rationale und effiziente Methoden kapitalistischer Herrschaft. Das Geheimnis bürokratischer Effizienz und Rationalität liegt also darin, ein durch und durch irrationales und ineffizientes System am Leben zu erhalten.

Antwerpen

Geschichte

Antwerpen geht vermutlich auf eine gallo-römische Siedlung zurück, die im 5. Jh. von Franken und Friesen bewohnt wurde. Im Jahre 726 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ende des 11. Jahrhunderts kam Antwerpen zu Brabant. Die Stadt erhielt 1291 die Stadtrechte. 1315 wurde sie Hansestadt. Antwerpen fiel 1430 an Burgund, 1477 an Habsburg.

Im 16. Jahrhundert war die Stadt reichste Handelsstadt Europas. Durch die darauffolgenden Konflikte zwischen Habsburg und den Niederlanden folgte jedoch der Niedergang.

Seit 1863 erlebte Antwerpen einen erneuten Aufschwung als belgischer Hafen.

1920 war Antwerpen Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.

Jakob Moneta

Jakob Moneta (* 11. November 1914 in Blasow, Ostgalizien) ist ein bekannter deutscher Trotzkist und ehemaliger Chefredakteur der IG Metall-Zeitschrift Metall.

Leben

Moneta entstammt einer jüdischen Familie. Nach dem Ausbruch eines Judenpogroms in seiner Heimatstadt im Jahre 1918 floh seine Familie 1919 nach Köln, in die Heimatstadt seines Vaters, eines jüdischen Textilfabrikanten. Nach dem Abitur im Jahre 1933 schloss sich Moneta dem Sozialistischen Jugendverband (SJVD), der Jugendorganisation der Sozialistischen Arbeiterpartei an und engagierte sich im Arbeitersport. Ende 1933 verließ Moneta das faschistische Deutschland und ging nach Palästina, um auf einem Kibbuz zu überleben. In Palästina organisierte er gewerkschaftliche Streiks für den 8-Stunden-Tag und arbeitete mit Arabern zusammen, was ihm 1939 den Ausschluss aus dem Kibbuz und 27 Monate Internierung einbrachte. Nach seiner Freilassung wurde er Journalist und ging 1948 als überzeugter Internationalist und Trotzkist nach Köln zurück, wo er der deutschen Sektion der IV. Internationalen, den Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD), beitrat. Er wurde Redakteur der von Willi Eichler und Heinz Kühn geführten sozialdemokratischen Rheinischen Zeitung und mit dem Beginn des Entrismus der IKD Mitglied der SPD. Ende 1953 ging er als Sozialreferent an die bundesdeutsche Botschaft nach Paris, wo er fast zehn Jahre leben und arbeiten sollte. Neben dieser offiziellen Arbeit engagierte er sich – von seinen Arbeitgebern unbemerkt – vor allem für die algerische Befreiungsfront (FLN). Im Jahre 1962 kehrte er wieder nach Köln zurück, wo er Chefredakteur der beiden einflussreichen IG Metall-Zeitungen Metall und Der Gewerkschafter wurde. Im Jahre 1976 war er maßgeblich daran beteiligt, dass Wolf Biermann zu dem berühmten „Kölner Konzert“ eingeladen wurde, das zu dessen Ausbürgerung aus der DDR führte.

Moneta, der seit 1969 Mitglied der Gruppe Internationale Marxisten (GIM) und nach deren Vereinigung mit der KPD/ML auch der Vereinigte Sozialistische Partei (VSP) war und in deren Publikationen auch unter dem Pseudonym Anna Armand schrieb, wurde 1991 nach 40jähriger Mitgliedschaft aus der SPD ausgeschlossen. Daraufhin trat er in die PDS ein und war bis 1995 Mitglied des Parteivorstandes. Moneta ist seit 1987 bis heute als Kolumnist für die trotzkistisch ausgerichtete Zeitung SoZ tätig.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Solidarität im Zeitalter des Skeptizismus : Kommentare aus drei Jahrzehnten, Köln 2004
  • Mehr Macht für die Ohnmächtigen : Reden und Aufsätze, Frankfurt a. M. 1991

Ethik

Die moralische Handlung

Was ist das Kriterium für die Beurteilung praktischer Grundsätze?

Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.2)

Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „Sinn“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel hin ausgerichtet ist.

Glück als letztes Ziel

Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.1)

Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem letztlich all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „Sinn“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel ausgerichtet ist.

Glück als letzes Ziel

In der Tradition wird als letztes Ziel des Menschen das Glück oder die Glückseligkeit (beatitudo) genannt. Uneinigkeit besteht allerdings darüber, wie diese zu erreichen sei. Es sind dabei zunächst zwei verschiedenen Grundbedeutungen zu unterscheiden: „Zufallsglück“ (eutychia, fortuna,, chance, luck) und „Lebensglück“ (eudaimonia, beatitudo, bonheur, happiness). Unter „Zufallsglück“ ist der auf günstige Lebensumstände zurückführbare Erfolg zu verstehen. In der philosophischen Tradition steht jedoch das „Lebensglück“ im Vordergrund. Dieses kann wiederum in „Empfindungsglück“ und „Erfüllungsglück“ unterschieden werden. Als Empfindungsglück (beatitudo fomalis) bezeichnet man einen bestimmten mentalen Zustand (Wohlbefinden), als Erfüllungsglück (beatitudo obiectiva) den Besitz wichtiger glücksrelevanter Güter (Wohlergehen).

Für Aristoteles besteht Glück nicht im Besitz eines einzigen Gutes. Es ist vielmehr eine Vielfalt um ihrer selbst willen gewählter Güter (Gemeinschaft, Gesundheit, Anerkennung etc.), die zum Glück führen. Glück ist dabei als Tätigsein (energeia) zu verstehen. Dieses trägt das Ziel in sich selbst und ist im Unterschied zum Prozess (kinesis) nicht auf ein von ihr unterschiedliches Ziel bezogen. Glück wird also nach Aristoteles im Hier und Jetzt erreicht. In diesem Sinne schreibt auch Wittgenstein: „Nur wer nicht in der Zeit, sondern in der Gegenwart lebt, ist glücklich“ (Wittgenstein, Tagebücher 8.7.16)

Glück und Tugend

Das Erreichen von Glück setzt voraus, dass wir auf eine bestimmte Weise leben.

Ethischer Relativismus

Innerhalb des ethischen Relativismus lassen sich grundsätzlich ein deskriptiver und ein normativer Relativismus unterscheiden.

Der deskriptive Relativismus bezieht sich darauf, dass die Moralvorstellungen der Menschen durch äußere Faktoren wie Kultur, Wirtschaftsordnung, Klassenzugehörigkeit etc. bedingt seien. Daher könne auch keine allgemein gültige Moral formuliert werden. So ist z.B. der Ethnologe Melville J. Herskovits der Meinung:

„Maßstäbe und Werte sind relativ auf die Kultur, aus der sie sich herleiten. Daher würde jeder Versuch, Postulate zu formulieren, die den Überzeugungen oder dem Moralkodex nur einer Kultur entstammen, die Anwendbarkeit einer Menschenrechtserklärung auf die Menschheit als ganze beeinträchtigen.“ (Herskovits, Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte, in: Texte zur Ethik, S. 39 f.Vorlage:Ref)

Diese Behauptung lässt sich auf zwei Ebenen angreifen. Auf der empirischen Ebene kann bestritten werden, dass die faktischen moralischen Unterschiede zwischen verschiedenen Individuen und Kulturen tatsächlich auf grundlegender Ebene miteinander völlig unvereinbar seien.

So wird als Beispiel in diesem Zusammenhang häufig der in der Vergangenheit in manchen „primitiven“ Gruppen wie den Eskimos verbreitete Brauch der Tötung alter und schwacher Menschen genannt. Diese geschah aber mit deren Einverständnis und „wird nur nachvollziehbar vor dem Hintergrund extremer Lebensverhältnisse, die durch große Unwirtlichkeit des Lebensraums und knappe Lebensmittel geknnzeichnet sind. Nur so ist verstehbar, daß die moralische Norm, seinen Eltern Gutes zu tun und ihnen Leid zu ersparen, dadurch erfüllt wird, daß man ihnen einen qualvollen Tod erspart indem man sie auf schmerzlose Weise tötet und somit die Überlebenschancen der Jungen vergrößert“ (Pieper, 33f.Vorlage:Ref).

Entscheidend ist jedoch der Einwand, dass aus deskriptiven Urteilen keine Geltungsurteile abgeleitet werden können. Daraus, dass Menschen tatsächlich unterschiedlich moralisch urteilen, kann nicht gefolgert werden, dass tatsächlich auch unterschiedliche Moralvorstellungen Gültigkeit hätten. Dies gälte es ja gerade nachzuweisen.

Der normative Relativismus steht dagegen auf dem Standpunkt, dass ein ethisches Urteil dann gültig ist, wenn es vom moralischen Standpunkt jener Gesellschaft richtig ist, welcher der Urteilende angehört. So sieht z.B. der von Alasdair MacIntyre vertretene Kommunitarismus die Tradition als letzten Maßstab ethischer Rationalität. Seiner Ansicht nach können daher ethische Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Traditionen nicht gelöst werden. Gegen diese Argumentation lässt sich v.a. der Einwand erheben, dass sie sich als Metatheorie über den Traditionen stehend verstehen muss und sich insofern selbst widerspricht.

Marcus George Singer

=A founder of Oxfam, she has been instrumental in bringing philosophy to bear on practical issues. Philippa Foot was formerly married to historian M.R.D. Foot. She now lives in Oxford. Her publications include: Theories of Ethics (ed, 1967) and Virtues and Vices (1978). Philippa Ruth Foot (1920-), née Bosanquet, is a British philosopher, most notable for her works in ethics. She is one of the founders of contemporary virtue ethics (see also aretaic turn). Her work may be seen as an attempt to modernize Aristotelian philosophy; to show that it was adaptable to current issues; and thus that it could compete with such popular theories as modern deontological and utilitarian ethics.

Foot was born and educated in the UK, the granddaughter of American president Grover Cleveland. She began her career in philosophy as a student and tutor at Somerville College, Oxford. For many years Foot held the position of Griffin Professor of Philosophy at the University of California, Los Angeles.

Selected works

  • Virtues and Vices and Other Essays in Moral Philosophy. Berkeley: University of California Press; Oxford: Blackwell, 1978 (there are more recent editions).
  • Natural Goodness. Oxford: Clarendon Press, 2001.
  • Moral Dilemmas: And Other Topics in Moral Philosophy, Oxford: Clarendon Press, 2002.

Transzendentalpragmatik

Die Transzendentalpragmatik bezeichnet eine ursprünglich von Karl-Otto Apel entwickelte philosophische Richtung, die den Versuch unternimmt, die Transzendentalphilosophie Kants mit verschiedenen Einsichten moderner Philosophieansätze zu verbinden, um so eine aktuelle „Antwort auf die gegenwärtige Situation der Philosophie“ geben zu können (Kuhlmann, S. 12). Sie wird gegenwärtig neben ihrem Gründer Karl-Otto Apel v.a. von Wolfgang Kuhlmann, Dietrich Böhler und in Teilen von Vittorio Hösle vertreten. Sie weist in vielem Ähnlichkeiten mit dem Ansatz von Jürgen Habermas (Universalpragmatik) auf, unterscheidet sich aber von diesem in ihrem Letztbegründungsanspruch.

Das Schlüsselwerk der Transzendentalpragmatik stellt die Aufsatzsammlung Apels „Transformation der Philosophie“ dar. In diesem versucht der Autor eine Synthese der klassischen Tranzendentalphilosophie mit

  • der modernen Sprachphilosophie
  • der pragmatischen Philosophie
  • der hermeneutischen Philosophie

Die Bedeutung der klassischen Transzendentalphilosophie

Unüberholt vorbildlich ist für die Transzendentalpragmatik der transzendentalphilosophische Ansatz Kants, „der Versuch, die Philosophie im reflexiven Rückgang auf die subjektiven Bedingungen der Möglichkeit von gültiger Erkenntnis bzw. von freien, verantworteten Handlungen zu begründen“ (Kuhlmann, S. 13).

Folgende Punkte müssten aber an Kants Ansatz modifiziert werden:

  • die Einengung des Subjektbegriffs
  • die Unterschätzung der Rolle der Sprache
  • die These vom prinzipiell unerkennbaren Ding an sich

Korrekturen an der klassischen Tranzendentalphilosophie

Der Subjektbegriff

Die Transzendentalpragmatik verwirft die Ansicht Kants von einem starren transzendentalen Subjekt. Sie möchte zu „zu reicheren und konkreteren Begriffen vom Subjekt und der Vernunft“ (a.a.O., 15) kommen und greift dabei Ansätze der Hermeneutik, des Marxismus und der Existenzphilosophie auf. Es sei zum einen notwendig, dass das Subjekt „zumindest teilweise in die Geschichte, die Gesellschaft, die soziale und materielle Praxis, die Lebenswelt hineingezogen werde“ (a.a.O., 14). Zum anderen sei es wichtig zu betonen, dass „ein reines (theoretisches) Bewusstsein für sich allein genommen der Welt keinen Sinn abgewinnen kann“ (a.a.O. 30). Um zu einer „Sinnkonstitution“ zu gelangen, müsse der Mensch sich leibhaft im Hier und Jetzt engagieren. Es gebe ein „Leibapriori“, „das zuständig ist für die Probleme der Sinnkonstitution und das sich realisiert in von verschiedenen Interessen, d.h. den Erkenntnisinteressen, getragenenen leibhaftigen Eingriffen in das zu Erkennende“ (a.a.O. 31).

Die Rolle der Sprache

Die wesentlichste philosophische Entwicklung im 20. Jhd. war in den Augen der Transzendentalpragmatik der „linguistic turn“, also der Durchbruch der sprachanalytischen Philosophie zum beherrschenden Paradigma. Die Sprache wurde damit an die Stelle einer entscheidenden subjektiven Erkenntnisvoraussetzung gerückt. Für die Transzendentalpragmatik wird damit die Sprachphilosophie zu einer Art „prima philosophia“, so „dass die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit zuverlässiger Erkenntnis nun transformiert und präzisiert wird zur Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit intersubjektiv gültiger Aussagen über die Welt“ (a.a.O., 16). Statt privater Bewusstseinstatsachen müssen nun „öffentlich zugängliche Strukturen von Zeichen und Sprache“ analysiert werden.

Die Transzendentalpragmatik interessiert sich dabei v.a. für die sog. „pragmatische Dimension“ der Sprache, also für die Beziehung zwischen Sprache und Sprachbenutzer. Dabei wurde sie vor allem von der Sprechakttheorie Austins und Searles beeinflusst. In jedem Sprechakt werden vier Geltungsansprüche gemacht, die gemäß Apel auf die intersubjektive Dimension der Sprache hindeuten:

  • die Verständlichkeit der Äußerung
  • die Wahrheit ihres propositionalen Gehalts
  • die Richtigkeit ihres performativen Bestandteiles
  • die Wahrhaftigkeit des sprechenden Subjekts

Die Letztbegründung

Die Transzendentalpragmatik versteht synthetische Urteile a priori nicht mehr als Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung, sondern „als notwendige Voraussetzungen (philosophischer) Argumentation“ (a.a.O., 309). Nur so könne dem Einwand begegnet werden, „man stütze sich auf einen bloß epochenspezifischen Begriff von (wissenschaftlicher) Erfahrung … nur dann kann aus einer klassischen ‚transzendentalen Deduktion’ ein wirklich zwingendes Argument werden“ (a.a.O., 309).

Entscheidend für die Theorie der Letztbegründung ist die von der Sprechakttheorie entdeckte performativ-propositionale Doppelstruktur der menschlichen Rede. Danach besitzen alle lokutionären Akte eine illokutionäre Kraft (force), die durch "performative Phrasen" (Austin) explizit gemacht werden können. Entsprechend dem „Prinzip der Ausdrückbarkeit“ (Searle) kann man alles, was man meinen kann, auch sagen. Neben der Semantik der Propositionen, gibt es auch eine Semantik der Sprechakte. Dieser Ansatz gewinnt Bedeutung für den Letztbegründungsstreit, der vor allem mit dem Kritischen Rationalismus ausgetragen wurde.

Ausgangspunkt der Letztbegründung ist für die Tranzendentalpragmatik die Einsicht von der „Unhintergehbarkeit der Argumentationssituation“. Jede Argumentationssituation enhält nach Kuhlmann folgende Struktur:

„Wenn ich etwas behaupte, dann sage ich (der Sprecher) mit etwas (der Proposition) etwas (Prädikat) über etwas (Referenzobjekt), und dies so, dass ich mit etwas (performativer Satz) zu etwas (Proposition) einen Geltungsanspruch (etwa der Wahrheit) erhebe, und zwar zunächst gegenüber der realen Kommunikationsgemeinschaft (bzw. deren Vertretern, die die gegenwärtige Gesprächssituation mitkonstituieren), dann aber auch gegenüber der idealen unbegrenzten Kommunikationsgemeinschaft (auf die ich Bezug nehme als die Instanz, welche, anders als die reale Kommunikationsgemeinschaft, wirklich imstande ist, das Recht meines Geltungsanspruchs adäquat zu beurteilen). Berücksichtige ich irgendeines der aufgeführten Momente nicht, dann verunglückt meine Behauptung und leistet nicht, was sie soll“ (a.a.O., 23)

Schlussfolgerungen für die Ethik

Aus der Analyse der Argumentationssituation ergeben sich für die Tranzendentalpragmatik folgende Normen für die Ethik (a.a.O., 28f.):

  1. Wir dürfen nicht blind handeln, sondern müssen uns „rational argumentierend um die richtige Handlungsalternative bemühen“.
  2. Alle praktischen Fragen sollen „konsensuell aufgelöst werden“, d.h. es soll ein vernünftiger Konsens hergestellt werden, „dem nicht nur jeder Beteiligte, sondern auch jeder Betroffene zustimmen können muss“.
  3. In allem Tun und Lassen muss es darum gehen, „das Überleben der menschlichen Gattung als der realen Kommunikationsgemeinschaft sicherzuellen, und zweitens darum, in der realen die ideale Kommunikationsgemeinschaft zu verwirklichen“.


Ignacio Ramonet2

Der in „Le Monde diplomatique“ im Dezember 1997 publizierter Leitartikel rief die Antiglobalisierungsbewegung Attac ins Leben. Anlass für den Leitartikel mit der Überschrift „Désarmer les marchés“ - die Märkte entwaffnen- war die in diesem Jahr entstandene Finanzkrise in Südostasien. Ramonet führte diese in seinem Artikel auf die zuvor losgelöste Finanz-Spekulationswelle zurück. Er forderte in seinem Artikel die Gründung einer „weltweiten Organisation, die sich für die Erhebung einer Tobinsteuer zugunsten der Menschen einsetzen sollte?“ Aus der französichen Bezeichnung dieser Organisation, „Association pour une taxation des transactions financières pour l´aide aux citoyens“ entstand das Kürzel Attac.


„Der Wirbelsturm, der die asiatischen Geldmärkte verwüstet, bedroht die ganze Welt. Die Globalisierung des Anlagekapitals schafft universelle Unsicherheit. Sie verhöhnt nationale Grenzen und schwächt die Macht der Staaten, die Demokratie, den Wohlstand und das Glück ihrer Völker zu sichern. Die Globalisierung des Finanzkapitals stellt ihre eigenen Gesetze auf. Sie hat einen übernationalen Staat errichtet, mit einem eigenen Verwaltungsapparat, eigenen Einflussgebieten und eigener Politik: der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank, die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Welthandelsorganisation (WTO). Diese machtvollen Institutionen singen einstimmig das Lied von den "Marktwerten", und die großen Medien sind ihr getreues Echo. Dieser künstliche Weltstaat ist eine Großmacht ohne gesellschaftliche Grundlage. Er ist allein den Finanzmärkten und den Herren der Fonds und der Multis verantwortlich. Und die wirklichen Staaten der wirklichen Welt werden zu Gesellschaften ohne Macht degradiert. Und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.“


In diesem Artikel attackiert Romanet die Dominanz der Finanzmärkte und den unbeschränkten Kapitalfluß und bezeichnet diese als Gefahr für die Demokratie und die Stabilität der Staaten. Er schlägt die Einführung einer sogenannten Tobin- Steuer auf internationale Kapitalströme vor. Die Tobin- Steuer geht auf den US- amerikanischen Wirtschaftsexperten James Tobin zurück. Er schlug in den siebziger Jahren die Einführung einer Steuer von 0,1 % auf internationale Finanzoperationen vor!

Ramonet entwickelte auch den Namen der neuen NGO (Nichtregierungsorgnisation), den Begriff ATTAC. Er rief zur Gründung einer ATTAC- Gruppe auf. Der Begriff ATTAC ist eine Abkürzung für die französische Bezeichnung „Association pour une Taxation des Transactions financières pour l‘Aide aux Citoyens“. Die deutsche Bedeutung lautet sinngemäß: „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Allgemeinheit“. Die Organisation wurde 1998 in Frankreich gegründet. ATTAC ist für Einzelpersonen, aber auch für Organisationen offen, die sich für soziale und ökonomische Gerechtigkeit in der Welt engagieren wollen. Der erste President von ATTAC war Bernard Cassen.

Bruno L. Puntel

Geboren 1935 Studium der Philosophie, Theologie, Altphilologie und Psychologie an den Universitäten München, Innsbruck, Wien, Paris und Rom Studium in Philosophie in München 1968 Promotion in (kath. Theologie) in Innsbruck 1969 Habilitation in Philosophie in München 1971 Seit 1978 Professor am Institut für Philosophie der Universität München 1983, 1985 und 1992 Forschungsaufenthalte am Center for Philosophy of Science in Pittsburgh/USA 1987 - 1988 akademisches Jahr in Princeton/USA als Mitglied des Institute for Advanced Study 1991 - 1992 Visiting Professor in Princeton and Harvard/USA 1996 - 1997 Visiting Professor in Princeton und Pittsburgh/USA 2000 - 2001 Visiting Professor in Pittsburgh 2001 emeritiert PHILOSOPHISCHES PROGRAMM (IN LEHRE UND FORSCHUNG)

Das philosophische Programm, das ich auszuführen versuche, ist in positiver und negativer Hinsicht durch drei große philosophische Richtungen wesentlich geprägt worden: die vorkantische (christliche) metaphysische Tradition (insbesondere Thomas v. Aquin und Leibniz), das deutsch-idealistische Systemdenken (besonders Hegel) und schlechterdings entscheidend die von Frege und Russell initiierte analytische Philosophie. Vor diesem Hintergrund gelten meine Bemühungen der Erarbeitung einer systematischen Philosophie, die einem doppelten Anliegen gerecht zu werden und eine doppelte Aufgabe zu erfüllen versucht: zum einen soll sie inhaltlich zentrale Intuitionen und Gedanken der abendländischen Metaphysik und des philosophischen Systemdenkens aufnehmen und neu durchdenken; zum anderen soll sie methodisch und formal den strengen Maßstäben der Klarheit, Genauigkeit und Theoretizität genügen, die von der analytischen Philosophie entwickelt wurden und heute gepflegt werden. In dieser zweiten Hinsicht kommt der modernen formalen Logik und der Wissenschaftstheorie eine zentrale Rolle zu.

Drei Disziplinen prägen den Ansatz der systematischen Philosophie, die mein gegenwärtiges und zukünftiges Arbeits- und Forschungsgebiet bildet: eine neue Sprachphilosophie (Semantik), eine neue Ontologie (Metaphysik) sowie die dezidierte Berücksichtigung der modernen formalen Wissenschaften (Logik und Mathematik). Ausdruck dieser Trias ist die Theorie der Wahrheit, die mein spezielles Forschungsgebiet darstellt. Wichtig für das Gesamtvorhaben sind auch die Erkenntnistheorie und die Wissenschaftstheorie.

Über die genannten Gebiete habe ich in den letzten Jahren viele Aufsätze in deutschen und ausländischen Fachzeitschriften und Sammelbänden publiziert (vgl. die Liste der Veröffentlichungen). Allen diesen Arbeiten lag immer eine streng systematische Ausrichtung zugrunde: Sie waren immer als Untersuchungen über einzelne Aspekte eines zu entwickelnden gesamtsystematischen Projekts gemeint. Dieses Projekt ist nun endlich realisiert worden, und zwar in dem neu erschienenen umfangreichen Werk: Struktur und Sein. Ein Theorierahmen für eine systematische Philosophie (Mohr Siebeck Verlag, Tübingen, 2006). Die in diesem Buch vorgelegte systematische Philosophie ist aus zwei Einsichten erwachsen, die sich aus einer langjährigen und intensiven Auseinandersetzung mit den fundamentalen philosophischen Konzeptionen der Geschichte und Gegenwart herausgebildet haben. Sie lassen sich als zwei Thesen formulieren. Die erste These besagt, dass sich jene vor über zweitausend Jahren unter der Bezeichnung Philosophie begonnene theoretische Unternehmung von ihrer Intention, ihrem Selbstverständnis und ihren Leistungen her grundsätzlich als eine Wissensform mit universalem Charakter darstellt. Die zweite These lässt sich als die Feststellung artikulieren, dass die heutige Philosophie und hier ganz besonders die sogenannte analytische diesem umfassenden oder universalen Charakter der Philosophie nicht oder kaum gerecht wird; sie hat fast durchgehend einen durch mehrere Faktoren bedingten fragmentarischen Charakter.

Im Untertitel des Buches ist nicht von philosophischem System, sondern von systematischer Philosophie die Rede. Damit soll der beabsichtigte radikale Unterschied zu den großen philosophischen Systemen der Vergangenheit, insbesondere zu den deutsch-idealistischen Systemen, markiert werden. Dieser Unterschied betrifft an erster Stelle die methodologische und die wissenschaftstheoretische Form der Behandlung und der Darstellung philosophischer Theorien. Dieser zentrale Aspekt wird in dem ebenfalls im Untertitel erscheinenden Begriff des Theorierahmens artikuliert, der im Anschluss an R. Carnaps Begriff des linguistic framework herausgearbeitet wird.

Der philosophische Theorierahmen ist von hoher Komplexität. Als ein Ganzes genommen, besteht er aus zahlreichen partikulären Theorierahmen, die als die Stufen des Prozesses zur Herausbildung des vollständigen systematischen Theorierahmens zu verstehen sind. Am Anfang der theoretischen philosophischen Unternehmung ist der Theorierahmen in dem Sinne nur sehr global bestimmt, dass er nur ganz allgemeine Elemente (Begriffe usw.) enthält. Im Zuge des Prozesses der Konkretisierung und systematischen Bestimmung des Theorierahmens kommen neue Elemente hinzu, so dass Schritt für Schritt jeweils weitere, bestimmtere, leistungsfähigere Subtheorierahmen als konkretere Formen des allgemeinen Theorierahmens hervortreten. Die Gesamtdarstellung im Buch ist die Nachzeichnung dieses Prozesses der Konkretisierung und näheren Bestimmung des (allgemeinen) systematischen Theorierahmens.

Auf der Basis des Begriffs des Theorierahmens wird Philosophie in einer vorläufigen Definition als universale Wissenschaft verstanden, genauer: als Theorie der universalen Strukturen des uneingeschränkten universe of discourse. Die zwei wichtigsten in dieser Definition vorkommenden Begriffe sind: Struktur und uneingeschränktes universe of discourse. Der zweite Ausdruck bzw. Begriff ist methodisch gänzlich neutral, enthält er doch keine näheren inhaltlichen Bestimmungen; er bezeichnet jene Dimension (auch dieser Ausdruck ist ein mit Absicht gewählter neutraler Ausdruck bzw. Begriff), welche die Sache der systematischen Philosophie repräsentiert. Die Dimension des universe of discourse ist das umfassende Datum im buchstäblichen Sinne von: das zu begreifende oder zu erklärende Gegebene der Philosophie, d. h. all das, womit sich die philosophische Theorie befassen kann und befassen muss. Insofern ist der Ausdruck Datum hier eine Art terminus technicus, von dem alle in der Philosophie gängigen Vorstellungen von Daten im Sinne etwa von sense data, dem sinnlich Gegebenen, u. ä. strikt zu unterscheiden sind. Auch das in der heutigen Philosophie unter der Bezeichnung the Myth of the Given vieldiskutierte Thema hat nur einen indirekten Bezug auf Datum in dem hier intendierten Sinne.

Im Zuge der Darstellung wird das universe of discourse schrittweise (näher) bestimmt, indem neue Bezeichnungen eingeführt werden: Welt, Universum, schließlich Sein (zunächst im Sinne des objektiven Gegenpols zu Struktur, später im umfassenden Sinn, der auch die Strukturdimension einschließt).

Der andere Hauptbegriff der Definition und des Haupttitels des Buches ist Struktur. Dieser Begriff bezeichnet all das, was eine Theorie expliziert. Begreifen, Erklären u. ä. kann man am kürzesten so charakterisieren, dass man sagt: Die Struktur(en) dessen, was begriffen, erklärt etc. wird (i.e. der Data), werden herausgearbeitet. Wegen der zentralen Stellung dieses Begriffs wird die vorgelegte systematische Philosophie struktural-systematische Philosophie genannt. Es werden drei Arten von fundamentalen Strukturen unterschieden und deren Zusammenhänge im einzelnen untersucht: formale, semantische und ontologische Strukturen. Sie bilden das Grundgerüst der struktural-systematischen Philosophie.

Das Buch ist in sechs Kapitel gegliedert. Sie artikulieren methodisch-systematisch den theoretischen Prozess der vollständigen (Selbst)Bestimmung der struktural-systematischen Philosophie. Die Überschriften der Kapitel enthalten Kurzcharakterisierungen der einzelnen Etappen dieses systematischen Vorgehens: Kapitel 1: Globalsystematik: Standortbestimmung der struktural-systematischen Philosophie; Kapitel 2: Theoretizitätssystematik: die philosophische Darstellungsdimension; Kapitel 3: Struktursystematik: die fundamentalen Strukturen; Kapitel 4: Weltsystematik: Theorie der Weltdimensionen; Kapitel 5: Gesamtsystematik: Theorie des Zusammenhangs aller Strukturen und Dimensionen des Seins als Theorie des Seins als solchen und im Ganzen; Kapitel 6: Metasystematik: Theorie der relativ maximalen Selbstbestimmung der systematischen Philosophie.

Für eine detaillierte Angabe der Zielsetzung, des methodischen Vorgehens und des Inhalts des Buches vgl. die beigelegte PDF-Datei:

Struktur und Sein Inhaltsverzeichnis und Einleitung.pdf


Helga Grebing

Helga Grebing, geboren 1930 in Berlin-Pankow, studierte an der Humboldt-Universität und der Freien Universität in Berlin Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft und Germanistik. Nach ihrer Promotion im Jahr 1952 arbeitete sie zunächst als Redakteurin und Verlagslektorin in München, bevor sie 1961 Referentin bei der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung wurde. Angeregt durch Iring Fetscher habilitierte sie 1969 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Fach Politikwissenschaft. 1972 erhielt sie einen Ruf nach Göttingen und wechselte 1987 nach Bochum, wo sie bis zu ihrer Emeritierung 1995 lehrte. Helga Grebing lebt heute in Göttingen


Geist

Christliche Antike und Mittelalter

Patristik

In der griechischen apologetischen und patristischen Literatur wird das Wort pneuma im Allgemeinen dem religiösen Bereich zur Bestimmung des Heiligen Geistes vorbehalten. Für den menschlichen Bereich werden meist die Ausdrücke nous und psyché verwendet.

Die lateinischen Kirchenväter gebrauchen für das griechische pneuma den Begriff spiritus, der ursprünglich ebenfalls Hauch und Wind bedeutet. Bisweilen wird spiritus auch für den anthropologischen Bereich verwendet, besonders im physiologischen Zusammenhang, ferner in der dichotomischen Trennung von Geist und Fleisch. Meist jedoch kommen im menschlichen Bereich die Begriffe mens, animus und anima zur Anwendung.

Grundlegend für die Folgezeit wurde das Geistverständnis Augustins, das sich von den naturhaften Bedeutungen (Hauch, Wind, Luft, Atem usw.) im Wesentlichen absetzt und seinen Schwerpunkt im Gottesbezug hat.

Augustinus hält an der Substantialität des Geistes fest. Er wird von ihm als eine an der Vernunft teilhabende Substanz aufgefasst, die zur Leitung des Leibes bestimmt ist. Dem Geist kommen wesensmäßig Vernunft und Einsicht zu. Er wird durch die Laster geschwächt und muss um seiner Leitungsaufgabe gerecht werden zu können, durch den Glauben gereinigt werden.

Die Frage, was dem Geist so nahe sei wie dieser sich selbst, führt Augustinus zu einer über dem menschlichen Geist (supra mentem) liegenden Wirklichkeit. Augustinus spricht hier vom „Auge der Seele (oculus animae)“, über dem sich ein „unveränderliches Licht (lux incommutabilis)“ befinde. Diese Wendung (conversio) in sein Innerstes ist für Augustinus Selbstvollzug des Geistes und bedeutet die Rückkehr zu seinem eigentlichen Urspung.

Thomas neu

Thomas von Aquin fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (substantia spiritualis) auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.

Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (forma corporis) und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert.

Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Die Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Eine unmittelbare Erkenntnis Gottes ist daher für Thomas ausgeschlossen.

Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der Engel, die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (in confinio spiritualium et corporalium creaturarum).


Thomas

Thomas von Aquin fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (substantia spiritualis) auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.

Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (forma corporis) und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert. Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Er muss das Geistige aus der Betrachtung der Sinnendinge erkennen. Der Mensch vermag seine eigene Seele nur dadurch zu erkennen, dass er sich den Sinnendingen zuwendet. Die Seele muss ausgehen von der Erkenntnis der Körperwelt und ihre Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen, weil da erkennt zunächst ihren Gegenstand, dann ihre Tätigkeit und schließlich ihre eigene Natur. Eine unmittelbare Erkenntnis ist daher für Thomas ausgeschlossen.

Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der Engel, die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (in confinio spiritualium et corporalium creaturarum).

Thomas alt

seine eigen

Der menschliche Geist ist nicht in der Lage, ohne göttliches Zutun die Wahrheit zu erkennen, . Thomas bezeichnet dies als lumen naturale.

Schwarzbuch Kapitalismus Graphik

Visualisierung der Gliederungsstruktur
Zeit Terminus technicus Charakteristika / Details Buch/Kap.
ab ca. 1750 Erste Industrielle Revolution .
. maßgebl. Erfindungen Dampfmaschine; mechan. Webstuhl; Dampflokomotive .
. ‘‘‘Technischer Wandel’’’ Industrialisierung .
. . Mechanisierung (menschliche Muskel- wird durch Maschinenkraft ersetzt) .
. Gesellschaftswandel Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft .
. Soziale Frage Verelendung + totale Existenzunsicherheit der Arbeiter .
. . Massenarbeitslosigkeit, Hungerlöhne etc. pp. .
. Ideologie „Der Mensch ist des Menschen Wolf“; „Unsichtbare Hand des Marktes“

.
um 1900 Zweite Industrielle Revolution .
. maßgebl. Erfindungen Dieselmotor; Ottomotor; Automobil .
. ‘‘‘Technischer Wandel’’’ Elektrifizierung .
. . Rationalisierung (Fließbandarbeit); Massenproduktion .
. Gesellschaftswandel . .
. (Anomalie) => WK I; Weltwirtschaftskrise; WK II .
. Ideologie Darwinismus, Rassismus, Antisemitismus .
ab ca. 1975 Dritte Industrielle Revolution bzw. "Digitale Revolution" .
. maßgebl. Erfindungen Computer; Mikrochip; Mikroprozessoren .
. ‘‘‘Technischer Wandel’’’ "Computerisierung", Digitalisierung .
. . Automatisierung (Automaten, Roboter) .
. Gesellschaftswandel Globalisierung .
. . Übergang von der Industriegesellschaft zur postindustriellen Wissensökonomie .
. Soziale Frage Verelendung + massive Existenzunsicherheit der Arbeiternehmer .
. . Massenarbeitslosigkeit, Hungerlöhne etc. pp. .
. Ideologie Neoliberalismus .


Photos DEKT 2007

Frigga Haug auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Sven Giegold auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Ulrich Duchrow auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Albrecht Müller auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Datei:Peter Ulrich (Ökonom).JPG
Peter Ulrich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Michael Müller auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln


Ulrike Höfken auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln


Das Blaue Einhorn auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln


Datei:Annelie Buntenbach.jpg
Annelie Buntenbach auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln


Elmar Altvater auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln


Angelika Zahrnt auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln