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Deutsche Bank

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Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main

Die Deutsche Bank AG ist das größte deutsche Kreditinstitut. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist als Universalbank tätig. Wichtige Niederlassungen sind in London und New York City.


Geschichte

Die Gründungsversammlung der Deutschen Bank als Aktiengesellschaft fand am 22. Januar 1870 in Berlin statt. Das Aktienkapital betrug 5 Millionen Taler (15 Millionen Mark). Gründer waren u. a. der Privatbankier Adelbert Delbrück und der Politiker und Bankier Ludwig Bamberger, die eine große Bank, hauptsächlich für den überseeischen Handel schaffen wollten. Am 9. April 1870 nahm die Deutsche Bank ihren Geschäftsbetrieb in der Französischen Straße 21 in Berlin auf. Die ersten Direktoren waren Wilhelm Platenius, Georg Siemens und Hermann Wallich. Für das Auslandsgeschäft wurden die ersten Filialen in London (1873), Shanghai (1872) und Yokohama (1872) gegründet. Die Deutsche Bank übernahm 1876 den Berliner Bank-Verein und die Deutsche Union-Bank und überflügelte damit die bis dahin führende Disconto-Gesellschaft als größte Bank in Deutschland.

Zu den größten Industriefinanzierungsprojekten der Deutschen Bank im 19. Jahrhundert zählten die Finanzierung der Northern Pacific Railroad (1883) und die Anatolische Eisenbahn (1888). Es wurden aber auch schon Anleihen des Stahlkonzerns Krupp 1879 finanziert, die Chemiefirma Bayer 1885 an der Berliner Börse eingeführt und Aktienpakete der BASF 1886 übernommen . Außerdem finanzierte das Institut die Gründung der Allgemeinen Elektrizitäs-Gesellschaft (AEG) (1887), der Mannesmann-Röhrenwerke (1890) sowie die Umwandlung der Siemens-Schuckert-Werke in eine Aktiengesellschaft.

Zunächst wuchs das innerdeutsche Filialnetz nur langsam. Die ersten Filialen wurden in den Hafenstädten Bremen 1871 und Hamburg 1872 gegründet. 1886 wurde der Frankfurter Bank-Verein übernommen, 1892 eine Filiale in München errichtet. 1901 übernahm die Deutsche Bank das im Bau befindliche Gebäude der insolvent gewordenen Leipziger Bank, im gleichen Jahr wurden in Dresden, 1905 in Nürnberg und 1906 in Augsburg Filialen gegründet. Die regionale Präsenz wurde den "befreundeten" Banken überlassen, an denen die Deutsche Bank beteiligt war.

Ab 1914 fusionierte die Deutsche Bank mit den Regionalbanken

So war mit 38 neuen Niederlassungen eine Filialbank sowie die größte Universalbank der Welt entstanden. Während des 1.Weltkrieges konnte die Deutsche Bank 6,5 Mrd. Mark Reichsanleihen unterbringen und zählte 1917 zu den Mitbegründern der Universum-Film-Aktiengesellschaft UFA . Diese sollte im Auftrag der Militärverwaltung das neue Medium Film zu einer effektiveren Propaganda nutzen.

In der Weimarer Republik expandierte die Deutsche Bank weiter durch Fusionen, Übernahmen oder Aktientausch mit vielen Regionalbanken, so

1923 betrug die Anzahl der Niederlassungen 146. Es folgten noch

1929 erfolgte schließlich die Megafusion mit dem großen Rivalen, der Disconto-Gesellschaft, zur "Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft", mit 289 Niederlassungen. In der neuen Bank gingen außerdem die Norddeutsche Bank aus Hamburg, der A. Schaaffhausen'scher Bankverein aus Köln, die Rheinische Creditbank aus Mannheim sowie die Süddeutsche Disconto-Gesellschaft aus Mannheim auf.

Während der Zeit des Dritten Reiches war auch die Deutsche Bank im Rahmen der sog. Arisierung an der Enteignung jüdischer Bürger beteiligt, wie z.B. bei der Aronwerke Elektrizitäts-AG in Berlin. Die Beteiligung an der Arisierung von mehr als 330 Unternehmen erfolgte insbesondere durch gewährte Kredite, aber auch durch eigenen Erwerb und Weiterverkauf, wie bei der Hubertus AG des Petschek-Konzerns. Insgesamt war die Vermittlung von zu verkaufenden Vermögenswerten eine gewinnträchtiges Provisionsgeschäft und half so der nationalsozialistischen Diktatur bei der Umsetzung ihrer rassistischen Ziele.

Infolge der Besetzung Europas durch das nationalsozialistische Regime expandierte auch die Deutsche Bank und übernahm u.a. 1938 zuerst im Sudetenland später auch in Böhmen und Mähren die Böhmische Union-Bank sowie in Österreich bis 1942 komplett die Creditanstalt-Bankverein in Wien. Insbesondere die späteren Geschäfte der Böhmischen Union-Bank waren geprägt durch den Kauf arisierter (d.h. letztendlich enteigneter) Unternehmungen in Osteuropa und den Verkauf vor allem an die Reichswerke Hermann Göring oder an das Wirtschaftsimperium der SS. Auch die Deutsche Bank verdiente am Handel mit dem Gold ermordeter Juden sowie an der Finanzierung von Unternehmen, die in Auschwitz auf der Baustelle Bunawerk der IG Farben oder für die dortige SS tätig waren.

Datei:Deutsche-bank-1971.jpg
Erstes Hochhaus der Deutschen Bank von 1971 in der Großen Gallusstraße in Frankfurt am Main

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von den Amerikanern erwogen, die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank in Nürnberg als Kriegsverbrecher anzuklagen (siehe Gedruckte Quellen und Literatur), was jedoch nicht erfolgte. Alle Großbanken wurden in der SBZ enteignet und in den Westzonen , insbesondere auf Initiative der USA, wegen ihrer großen Macht und ihrer maßgeblichen Beteiligung an der Enteignung von Juden ("Arisierung") dezentralisiert.

Dadurch war die Deutsche Bank ab dem 1. April 1948 mit zehn kleineren Regionalbanken tätig.

Daraus erfolgte am 1. Januar 1952 eine Rezentralisierung mit drei Nachfolgebanken:

1957 durften die drei Nachfolgebanken fusionieren und es entstand die heutige Deutsche Bank AG mit Sitz in Frankfurt am Main. In West-Berlin firmierte die Bank zunächst unter dem Namen 'Berliner Diskonto-Bank AG' später unter 'Deutsche Bank Berlin AG'. Der Vorstandssprecher war Hermann Abs, seit 1938 im Vorstand.

Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde 1990 das Filialnetz der Staatsbank der DDR übernommen. 1993 erreichte das Filialnetz der Deutschen Bank seine größte Dichte. Nach der Gründung der Direktbank-Tochter Bank 24 im Jahre 1995 wurde das Filialnetz in Deutschland nach und nach reduziert.

Seit den 1980er Jahren expandiert die Deutsche Bank vor allem außerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Die Deutsche Bank übernahm 1989 die britische Investmentbank Morgan Grenfell in London und 1999 den US-amerikanischen Finanzdienstleister Bankers Trust in New York City.

Siehe auch: Cash Group

Bekannte Persönlichkeiten

Bankiers der Deutschen Bank spielten in der deutschen Politik und Wirtschaftsgeschichte oft eine bedeutende Rolle, unter anderem:


Gedruckte Quellen und Literatur

  • Gall, Lothar et al.: Die Deutsche Bank: 1870-1995, Verlag C.H. Beck München 1995, ISBN 3406389457
  • Gall, Lothar: Der Bankier Hermann Josef Abs, Verlag C.H. Beck München 2004, ISBN 3406521959
  • Office of Military Government for Germany (OMGUS): Ermittlungen gegen die DEUTSCHE BANK 1946/1947, Verlag Franz Greno 1985 ISBN 3921568668