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Oppenheimer Kellerlabyrinth

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Das Oppenheimer Kellerlabyrinth ist ein mindestens 40 Kilometer langes System von Kellern, Gängen, Treppen auf bis zu 5 Ebenen unter der Gemeinde Oppenheim.

Oppenheim am Rhein erhielt 1008 Stadtrecht und wurde 1226 zur Freie Reichstadt erhoben. In der Stadt kreuzte sich der Rheinhandelsweg nach Süden z.B. nach Speyer und Straßburg und nach Norden nach Frankfurt und Köln mit Querstraßen bis nach Paris im Westen und Prag im Osten. Als Inhaber des Stapelrechts konnte die Stadt alle vorbeikommenden Kaufleute verpflichten ihre Waren zu stapeln und damit zum Verkauf anzubieten.

Aufgrund der geographischen Lage war aber oberirdisch kaum Platz zu schaffen. Und da vor den schützenden Mauern niemand bauen oder Ware lagern wollte nutzte man den Lössuntergrund um immer tiefere Keller zu schaffen.

Löss eine eiszeitliche Ablagerung von Lehm und Sand ist leicht abbaubar aber doch standfest. An dem 14. Jahrhundert unter Heranziehung sächsichser Bergleute wurden Hohlräume ausgegraben hüfthoch mit Bruchsteinen ausgemauert. Das darauf angebrachte hölzerne Lehrgerüst wurde mit Mörtel gefüllt. Je nach Epoche wurden Rund oder Spitzdecken ausgearbeitet.

Im Kellersystem herrscht eine Temperatur von 17 Grad und 70 % Luftfeuchtigkeit durch Besucher stegerbar auf 85 %.

Nach der kompletten Zerstörung der oberirdischen Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden die Häuser und Straßen der Stadt anders angelegt, als von den Kellern vorgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das System endgültig fast vergessen und die obersten Keller mehr und mehr mit Müll und Schutt verfüllt.

Die fehlende Belüftung und das Eindringen von Wasser führte in den 80er/90er-Jahren zu plötzlichen Einbrüchen, so als etwa 1986 in einem Krater in der Pilgersgasse fast ein Streifenwagen verschwand.

Da die Standsicherheit von Häusern und Straßen gefährdet war, begann man ab Mitte der 90er-Jahre unter der Leitung von Bergbau-Ingenieur Holger Hessmann mit der Sanierung durch Freigraben von Müll und Schutt. Gut belüftet stabilisiert sich das System selbst. An kritischen Stellen wird Spritzbeton gemörtelt.

Bei Hochbetrieb werden im Sommer bis zu 600 Touristen in Gruppen zu 20 Personen durch ein Stück des Labyrinths geschleust. Bisher (2007) haben 40.000 Menschen das Labyrinth besucht.

Wegen des großen Andrangs soll ein zweiter Weg eröffnet werden.

Quelle=

Peter Thomas: Rettung der "Stadt unter der Stadt", NZZ vom 30. Juli 2007, Seite 8

http://www.oppenheim-tourismus.de