Frankfurter Rundschau
Die Frankfurter Rundschau zählt zu den linksliberalen Zeitungen in Deutschland und war die zweite deutsche Tageszeitung nach dem Zweiten Weltkrieg. Im amerikanischen Sektor war sie die erste Tageszeitung, die eine Lizenz zugesprochen bekam.
Die Zeitung wurde am 1. August 1945 auf Veranlassung der amerikanischen Besatzungsmacht gegründet, um den freiheitlich-parlamentarischen Gedanken zu verbreiten. Die FR nahm die Arbeit in den Räumen der 1943 von den Nationalsozialisten verbotenen Frankfurter Zeitung auf. Die Lizenz wurde an Wilhelm Knothe, Dr. Wilhelm Karl Gerst, Paul Rodemann, Hans Etzkorn, Arno Rudert, Otto Grossmann und Emil Carlebach vergeben, die jedoch bis auf Rudert schnell wieder ausschieden. 1946 stieß der Sozialdemokrat Karl Gerold-Lang zu den Lizenznehmern. Nach dem Tod Ruderts 1954 war Gerold alleiniger Verleger der Zeitung und blieb dies bis zu seinem Tod 1973. Im selben Jahr wurde die gemeinnützige Karl-Gerold-Stiftung gegründet, die 100prozentige Eigentümerin des Druck- und Verlagshaus Frankfurt wurde, die die FR herausgibt
Chefredakteur ist Dr. Wolfgang Storz. Zu den regionalen Hauptkonkurrenten gehören die konservativ-liberale Frankfurter Allgemeine Zeitung und die konservative Frankfurter Neue Presse, aber auch die Regionalausgabe der Bild-Zeitung.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste die Frankfurter Rundschau 2003 vom Land Hessen durch eine Landesbürgschaft unterstützt werden. Es wurde ein Investor gesucht. Anfang Mai 2004 übernahm die SPD-eigene Medienholding DDVG 90% der Anteile an dem Verlagshaus, begleitet von einer heftigen öffentlichen Diskussion. Trotz Versicherungen von SPD-Politikern, es werde kein Einfluss ausgeübt werden, gibt es verbreitete Zweifel, ob die Frankfurter Rundschau unter diesen Bedingungen noch eine unabhängige Zeitung sein kann.
Zu einem spektakulären Zwischenfall kam es am 3. August 2004. Die Auslieferung der Tagesausgabe wurde gestoppt, nachdem auf der Titelseite ein "Druckfehler" bemerkt wurde. Im Titelkopf stand nicht wie sonst "unabhängige" sondern "abhängige" Tageszeitung. Die Geschäftsführung betonte, es handele sich um einen technischen Fehler. Eine bewusste Manipulation durch Mitarbeiter sei auszuschließen. Um einen Imageschaden abzuwenden, wurden bereits ausgelieferte Exemplare wieder eingesammelt. Insgesamt waren 61.450 Exemplare der Lieferungen nach Berlin und den fünf neuen Bundesländern betroffen.
Zuletzt war ein Einstieg der WAZ-Gruppe im Gespräch.
Es wird mit einen Stellenabbau von mindestens 250 Stellen zur Sanierung gerechnet. Durch Outsourcing könnte die Zahl der verbleibenden Stellen auf 750 sinken. Ein weiteres Problem besteht noch in der Tatsache, dass der Druckbetrieb zu 75% von Fremdaufträgen der Axel Springer AG lebt.
Das Bundeskartellamt hat keine Einwände gegenüber der Übernahme der Frankfurter Rundschau durch die DDVG erhoben.
Siehe auch: Karl-Hermann Flach, Liste deutscher Zeitungen.
Literatur
- Emil Carlebach, Zensur ohne Schere, Die Gründerjahre der "Frankfurter Rundschau" 1945/47. Frankfurt, 1985. ISBN 3-87682-807-4