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Dieter Noll (Schriftsteller)

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Dieter Noll (* 31. Dezember 1927 in Riesa) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Dieter Noll ist der Sohn eines Apothekers. Da seine Mutter nach den Bestimmungen der Nürnberger Rassegesetze im Dritten Reich als Halbjüdin galt, war sie Repressionen ausgesetzt. Noll besuchte die Oberschule. 1943 wurde er als Flakhelfer eingezogen; ab 1944 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Gegen Kriegsende geriet er für kurze Zeit in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung legte er in Chemnitz die Reifeprüfung ab. 1948 begann er ein Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Jena. Ab 1950 lebte er in Berlin und war Redakteur der von Bodo Uhse herausgegebenen Zeitschrift Aufbau und Mitarbeiter des Neuen Deutschland. Seit 1956 ist er freier Schriftsteller. Noll lebt heute zurückgezogen in Königs Wusterhausen-Wernsdorf.

Dieter Noll gehörte seit 1946 der KPD an. Von 1964 bis 1967 war er Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin. Den Protesten, mit denen ab 1976 zahlreiche DDR-Autoren auf die Ausbürgerung Wolf Biermanns reagiert hatten, setzte Noll seine Treue zum Kurs der SED entgegen und bezeichnete im Mai 1979 in einem offenen Brief an Erich Honecker die Schriftsteller Stefan Heym, Joachim Seyppel und Rolf Schneider als „kaputte Typen“, die angeblich aus Geltungssucht mit dem Klassenfeind gemeinsame Sache machten; besagter Brief trug mit bei zum Ausschluss von neun Autoren aus dem DDR-Schriftstellerverband im Juni 1979.

Dieter Noll veröffentlichte in den frühen Fünfzigerjahren vor allem Reportagen über die Aufbauphase der DDR. Sein Hauptwerk ist der zweibändige, autobiografisch geprägte Roman Die Abenteuer des Werner Holt, in dem er die schwierige Entwicklung eines einstigen Wehrmachtssoldaten zum Anhänger des Sozialismus schildert. Das Werk erreichte eine Auflage von über einer Million Exemplaren, wurde verfilmt und war in der DDR Schullektüre.

Dieter Noll war seit 1954 Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und von 1963 bis 1966 stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Berlin dieser Organisation. Ab 1969 gehörte er der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin an. Er erhielt u.a. folgende Auszeichnungen: 1955 den Literaturpreis des FDGB, 1961 den Heinrich-Mann-Preis, 1963 und 1979 einen Nationalpreis 2. Klasse, 1964 die Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold sowie 1979 den Kunstpreis des FDGB.

Dieter Noll ist Vater des Schriftstellers Chaim Noll.

Werke

  • Neues vom lieben närrischen Nest, Leipzig 1952
  • Die Dame Perlon und andere Reportagen, Berlin 1953
  • Sonne über den Seen, Berlin 1954
  • Mutter der Tauben, Berlin 1955
  • Mecklenburgische Landschaft, Dresden 1958 (zusammen mit Renate Rössing und Roger Rössing)
  • Die Abenteuer des Werner Holt, Berlin
    • 1. Roman einer Jugend, 1960
    • 2. Roman einer Heimkehr, 1963
  • Kippenberg, Berlin [u.a.] 1979
  • In Liebe leben, Berlin [u.a.] 1985

Herausgeberschaft

Literatur

  • Elzbieta Glanc-Boteva: Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus in der DDR-Literatur, Berlin 1979
  • Bernd Schick: Persönlichkeitskonzeption und Roman, Berlin 1981
  • Martina Langermann: Die Herausforderung eines Gegenstandes, Greifswald 1987