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Mandevilla

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Mandevilla
Chilenischer Jasmin (Mandevilla laxa) – Illustration
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Enzianartige (Gentianales)
Vorlage:Familia: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
Vorlage:Subfamilia: Apocynoideae
Vorlage:Tribus: Mesechiteae
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Wissenschaftlicher Name
Mandevilla
Lindl.
Datei:Mandevilla sanderi Rosea1SHSU.jpg
Mandevilla sanderi 'Rosea' – Eine Kulturhybride der Dipladenie

Mandevilla, Syn. Dipladenia ist eine etwa 110 Arten umfassende Gattung neotropischer Lianen, Kletterpflanzen oder Halbsträucher in der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Einige Arten sind in Kultur und in Europa als Zimmer- oder Gartenpflanze verbreitet.

Beschreibung

Arten der Gattung sind typischerweise hängende Lianen, einige Arten haben jedoch einen aufrechten, liegenden oder kletternden Habitus. Bei einigen Arten verholzen Teile der Sprossachsen wie bei einem Halbstrauch.

Blätter

Die Laubblätter sind gestielt und stehen gegenständig an der Sprossachse. Die Spreite ist dünn und membran- oder papierartig, selten ledrig. Die Blattgestalt ist innerhalb der Arten sehr konstant, nur bei einigen Arten aus Zentralamerika, wie zum Beispiel M. tubiflora hochvariabel. Die Blätter sind bei fast allen Spezies, Ausnahmen sind zum Beispiel M. acutiloba und M. subsagittata, leicht behaart.

Typisch für die Gattung ist die Anwesenheit von Drüsen, adaxial an der Mittelvene. Die Drüsen sind spindelförmig und nicht oder kaum fühlbar. Bei den Arten der Untergattung Mandevilla stehen die Drüsen nur an der Basis der Mittelvene, bei der Untergattung Exosthostemon sind sie ungleichmäßig über die ganze Vene verstreut. Auch die Nodien der Sprossachse sind bei den meisten Arten drüsig, hier konzentrieren sich die Drüsen von allem auf die Achseln der Blattstiele.

Blüten

Die Blütenstände sind endständige, oder aus den Blattachseln auswachsende Rispen. Sie tragen selten mehr als zwölf Blüten. Jeder Blütenstiel steht einem einzelnen Tragblatt entgegen. Das Tragblatt ist oft trocken und membran- oder folienartig, es fällt zur Fruchtreife ab.

Der Kelch besteht aus fünf Kelchblättern. Diese sind eiförmig, schmal elliptisch oder fast linear. An der Basis der Kelchblätter finden sich Kollateren genannte mehrzellige Trichome, die Schleimstoffe absondern können.

Die Krone ist entweder trichterförmig oder stieltellerförmig. Die Farbe variiert zwischen weiß, gelblich, hellgelb, rötlich, violett oder purpurn. Seltener ist die Krone mehrfarbig. Die fünf Lappen sind eiförmig, schmal-eiförmig oder umgekehrt-eiförmig. Die Innenseite der Blütenhülle ist flaumig behaart.

Fertile Blütenorgane

Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Staubblätter reichen nie aus der Blütenhülle heraus. Die Antheren sind länglich, oder schmal länglich, typischerweise sind sie auseinanderragend und mit dem Pistill verwachsen. Die Filamente sind nicht verwachsen und behaart.

Der Griffelkopf ist schirmförmig und häufig fünfeckig. Die beiden Fruchtblätter sind apocarp, das heißt nicht verwachsen, berühren sich aber an der Spitze.

Frucht und Samen

Die Früchte sind apocarpe, oder sehr selten auch synkarpe, verwachsene, Kapselfrüchte. Sie sind zyllindrisch oder perlschnurförmig. Üblicherweise sind sie behaart oder drüsig, selten kahl.

Die zahlreichen Samen sind länglich oder gedrungen und längsgefurcht. Sie sind an einer Seite geschopft.

Bestäubung

Die Bestäubung von Mandevilla funktioniert über Zoogamie, das heißt Bestäubung durch Tiere. Untersuchungen an M. pentlandiana in Argentinien ergaben Hummeln (Bombus), die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) und Chlorostilbon aureoventris, einem Kolibri, als Bestäuber.[1] Die Pflanze bietet den Insekten dazu Nektar an, die selbe Untersuchung ergab, dass eine einzelne Blüte etwa elf Gramm Zucker produziert.

Verbreitung

Arten von Mandevilla sind in fast der gesamten Neotropis, das heißt im tropischen Teil Amerikas verbreitet. Etwa 90 Arten sind in Südamerika heimisch. In Mittelamerika finden sich 21, mit dem Diversitätszentrum in Mexiko und Guatemala. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebiets verläuft durch Mexiko, die Südgrenze durch Argentinien.

Synonyme / Etymologie

Der gültige wissenschaftliche Name der Gattung ist Mandevilla, nach Henry John Mandeville (1773–1861), einem britischen Gesandten in Argentinien, der die ersten Exemplare von M. laxa nach England brachte. Eine andere Version, in der die Gattung nach Jehan de Mandeville, einem mittelalterlichen Ritter, benannt wurde, ist falsch.[2]

Das geläufigste Synonym für die Mandevilla ist Dipladenia A. DC. Ein Name der sich vom altgrichischem δίπλόος [diplóos] (= doppelt), zu δι- [di-] (= zwei) und αδέν [aden] (= Drüse) entlehnt, nach den zwei Drüsen am Rand des Narbenkopfs.[3]

Andere seltener gebrauchte Synonyme sind Amblyanthera Müll. Arg., Eriadenia Miers, Laseguea A. DC., Mitozus Miers oder Salpinctes Woodson.

Systematik

Die Gattung Mandevilla gehört in den Tribus Mesechiteae, in der Unterfamilie Apocynoideae, der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Neben dem Falschen Jasmin gehören noch sieben Gattungen zu diesem Tribus: Allomarkgrafia, Forsteronia, Macrosiphonia, Mesechites, Quiotania, Telosiphonia und Tintinnabularia. Genetische Untersuchungen ergaben, dass die Gattungen Telosiphonia und Macrosiphonia, die beiden nächsten Verwandten von Mandevilla sind.[4]

Wie bei vielen tropischen Gattungen ist die Einteilung in Arten nicht vollständig klar. Zur Zeit werden etwa 120 Arten zur Gattung gezählt. Eine Auswahl ist:

  • Mandevilla acutiloba (A.DC.) Woodson
  • Mandevilla andrieuxii (Müll. Arg.) Hemsl.
  • Mandevilla convolvulacea (A.DC.) Hemsl.
  • Mandevilla foliosa (Müll. Arg.) Hemsl.
  • Mandevilla hirsuta (Rich.) K. Schum.
  • Mandevilla karwinskii (Müll. Arg.) Hemsl.
  • Chilenischer Jasmin (Mandevilla laxa (Ruiz & Pav.) Woodson)
  • Mandevilla mexicana (Müll. Arg.) Woodson
  • Mandevilla oaxacana (A.DC.) Hemsl.
  • Mandevilla pohliana (Stadelm.) A. H. Gentry
  • Mandevilla rigidifolia J.F. Morales
  • Mandevilla sanderi (Hemsl.) Woodson
  • Mandevilla splendens (Hook. f.) Woodson
  • Mandevilla subsagittata (Ruiz & Pav.) Woodson

Kultur

Arten von Mandevilla finden sich schon lange in Kultur. Vor allem in der Gründerzeit waren die Schling- und Kletterpflanzen beliebte Zimmerpflanzen, kamen aber dann etwas aus der Mode. Seit etwa 2000 sind die Mandevilla wieder sehr beliebt. Sie werden jedoch in der Regel mit Stauchmitteln, die in die Bildung der für das Streckungswachstum verantwortlichen Gibberellinsäure eingreifen, behandelt um eine grdrungene Form für die Fensterbank zu erreichen.

Die beliebteste Art ist M. sanderi mit paarigen, rosafarbenen Blüten mit gelber Basis. Von dieser Art existieren eine Unzahl von Hybriden in den verschiedensten Rosatönen. Verbreitet sind auch M. splendens, mit besonders großen rosa-weißen Blüten oder M. boliviensis mit weißen Blüten und gelbem Kelch.[5]

Als Gartenpflanze ist vor allem der Chilenische Jasmin (M. laxa) mit reinweißen Blüten beliebt. Von der Art existieren auch winterharte Hybriden.

Einzelnachweise

  1. C. Torres, L. Galetto: Patterns and implications of floral nectar secretion, chemical composition, removal effects and standing crop in Mandevilla pentlandiana (Apocynaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 127, Nr. 3, Juli 1998.
  2. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 364.
  3. Ebenda, S. 211
  4. André O. Simões, Mary E. Endress, Timotheüs van der Niet, Luiza S. Kinoshita, Elena Conti: Tribal and intergeneric relationships of Mesechiteae (Apocynoideae, Apocynaceae): evidence from three noncoding plastid DNA regions and morphology. In: American Journal of Botany. Band 91, 2004, S. 1409–1418 (pdf).
  5. Zimmerpflanzen A bis Z. In: Pflanzen & Gärtnern. Abgerufen am 14. August 2007.

Literatur

  • J. Francisco Morales: A synopsis of the genus Mandevilla (Apocynaceae) in Mexico and Central America. In: Brittonia. Band 50, Nr. 2. The New York Botanical Garden, 1998, S. 214–232.
  • Carl Friedrich Philipp von Martius, August Wilhelm Eichler, Ignatz Urban (Hrsg.): Flora Brasiliensis. VI, Part I, Fasc. 26, 30. Juli 1860, S. 119–120 (online [abgerufen am 7. August 2007]).
Commons: Mandevilla – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien