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Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk-Gebäude in Köln
Radio-Interview bei der Wikimania 2005 in Frankfurt am Main

Deutschlandfunk (DLF) ist der Name für das informationsorientierte Hörfunkprogramm des Deutschlandradios. Bis 1993 war der Deutschlandfunk eigenständig, seit 1994 ist er eines von zwei Programmen des Deutschlandradios. Studiostandort ist Köln.

Programm

Die thematischen Schwerpunkte des Deutschlandfunks sind Informationen und Hintergrundberichte. Der Musikanteil ist verhältnismäßig gering. Tagesaktuelle Geschehnisse aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stehen im Vordergrund.

  • Nachrichten werden wochentags von 5:00 Uhr bis 18:00 Uhr zu jeder vollen und halben Stunde, in den übrigen Zeiträumen zur vollen Stunde gesendet, die anschließende Verkehrsfunksendung deckt das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ab.
  • Wochentags sendet der DLF von 5:00 Uhr bis 9:00 Uhr das Nachrichtenmagazin Informationen am Morgen mit Wortbeiträgen und Interviews von etwa fünf bis zehn Minuten Länge. Weitere Informationsmagazine sind die Informationen am Mittag von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr, die Informationen am Abend von 18:10 Uhr bis 18:40 Uhr und die Sendung Das war der Tag von 23:10 Uhr bis 24:00 Uhr, eine aktuelle Zusammenfassung der Ereignisse des Tages. Der Sendung Informationen am Abend folgt bis 19:00 Uhr die Sendung Hintergrund Politik bzw. sonntags Hintergrund Wirtschaft; hier wird stets ein Thema der Zeitgeschichte ausführlich und analytisch abgehandelt. Mehrmals täglich wird eine nationale und eine internationale Presseschau mit Auszügen aktueller Kommentare erstellt. Die Informationen am Morgen gelten als Flaggschiff des Deutschlandfunks. Innerhalb dieser Sendung ragen die Hauptinterviews werktäglich gegen 7:15 Uhr und 8:15 als Interview am Morgen, meistens telefonisch mit einem Politiker, besonders hervor. Diese Interviews sind häufig Gegenstand der tagesaktuellen Berichterstattung in den meinungsbildenden Medien. Seit der Einführung des öffentlich-rechtlichen Frühstücksfernsehens, das ebenfalls Liveinterviews bietet, hat die mediale Bedeutung des Interviews etwas abgenommen, es gilt aber aufgrund der exzellenten journalistischen Leistungen gegenüber seinem Fernsehpendant in Informationswert und Nachfragestil häufig immer noch als führend. Das Deutschlandradio, als den Deutschlandfunk betreibende Rundfunkanstalt, weist in seiner Selbstdarstellung darauf hin, dass seine Informationssendungen in Multiplikatorenkreisen (Journalisten, Entscheider in Politik und Wirtschaft) einen hohen Stellenwert besitzen, sehr beliebt sind und die Informationsprogramme der Landesrundfunkanstalten diesbezüglich deutlich in den Schatten stellen.
  • Wochentags laufen außerhalb der tagesaktuellen Magazine von 5:00 Uhr bis 18:00 Uhr täglich wiederkehrende Schwerpunktmagazine, wie zum Beispiel Europa heute mit Reportagen aus anderen europäischen Ländern, Deutschland heute entsprechend zu Inlandsthemen, Campus und Karriere bietet Orientierung in Fragen der Hochschulausbildung und des beruflichen Fortkommens, Büchermarkt, Forschung aktuell der Wissenschaftsredaktion mit Berichten zu neuen Entwicklungen in der Naturwissenschaft und Medizin (darin integriert um 16:57 Uhr die inzwischen Kultstatus besitzende Sternzeit, mit Hinweisen zu tagesaktuellen astronomischen Beobachtungsthemen), Umwelt und Verbraucher und Kultur heute. Des Weiteren werden zwei tägliche Wirtschaftsmagazine gesendet. Eines - Wirtschaft am Mittag - behandelt das Börsen- und Unternehmensgeschehen, das andere - Wirtschaft und Gesellschaft - fokussiert sozioökonomische Entwicklungen. Das Journal am Vormittag bietet ein eineinhalbstündiges Gesprächsformat mit Studiogästen und Höreranrufen zu jeweils einem Thema. Nachmittags wird ein einstündiges Magazin zur Szenekultur mit Musik gesendet, Corso. Darüber hinaus wird seit dem 1. Januar 2006 mit dem Lyrikkalender jeden Tag ein Gedicht dreimal am Tag gesendet. Lyrikkalender ist keine Uhrzeit zugeordnet, stattdessen variiert der Ausstrahlungszeitpunkt.
  • Nach den Informationen am Abend folgt die 20-minütige Schwerpunktsendung Hintergrund Politik (Hintergrund Wirtschaft sonntags), gefolgt von drei Kommentaren zu den Themen des Tages. Danach folgt das Abendprogramm, in dem regelmäßig montags zwischen 19.15 und 20.00 Uhr die Sendung „Politische Bücher“ mit ausführlicher Besprechung der Literatur übertragen wird
  • Abends gibt es einstündige Schwerpunktsendungen, die sich teilweise jeweils nur mit einem Thema, teilweise im Magazinformat mit mehreren befassen, sowie Hörspiele, Features und längere Musikstrecken. Die Lange Nacht (wöchentlich jeweils Sonnabend ab 23 Uhr, als Wiederholung der nachts zuvor in Deutschlandradio Kultur ausgestrahlten Sendung) ist mit ihren drei Stunden, früher einmal sogar fünf Stunden, das längste durchgehende Schwerpunktformat in der deutschen Rundfunklandschaft.
  • Sonntags von 9:30 Uhr bis 10:00 Uhr wird die mehrteilige Reihe Essay und Diskurs (bis 2006: „Kultur am Sonntagmorgen“) ausgestrahlt. Themen waren bislang unter anderem: Islam in Deutschland (August bis September 2001), Was ist ein Bild? - Antworten der Kunst und Philosophie, der Neurophysiologie, der Medienwissenschaft und Kunstgeschichte (August bis September 2002) und Der Dialog der Generationen (Januar bis März 2005). Von 16:30 Uhr bis 16:57 Uhr (anschl. „Sternzeit“) strahlt die Wissenschaftsredaktion in Wissenschaft im Brennpunkt eine knapp halbstündige vertiefende Schwerpunktsendung zu kontroversen Wissenschaftsthemen aus.

Im Kölner Funkhaus werden teilweise auch Sendungsbestandteile für Deutschlandradio Kultur produziert. Das gesamte Programm des DLF hat keinerlei Werbung. Der Sender gehört zu den wenigen verbliebenen deutschen Rundfunksendern, die täglich die Nationalhymne ausstrahlen (gegen 24 Uhr unmittelbar vor dem Datumswechsel, in einem Streichorchesterarrangement, das auf Haydns Streichquartettfassung basiert). Seit Anfang 2007 folgt dabei auf die Nationalhymne die Europahymne.

Auf der Homepage des Deutschlandfunks stehen zu zahlreichen Sendungen ausführliche Begleitinformationen; ausgewählte Beiträge sind mittlerweile auch Audio-Dateien (Audio on Demand) (siehe unten angegebene Weblinks).

Geschichte

DLF-Gebäude. Im Hintergrund ist das ehemalige Rundfunkgebäude der Deutschen Welle mit dem blauen Büroturm und dem roten Studioturm zu sehen.

Anfang der 1950er-Jahre gaben die Mitglieder der ARD dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) den Auftrag, auf Langwelle ein bundesweites Hörfunkprogramm zu produzieren und auszustrahlen, nachdem der Rundfunk der DDR einen Langwellensender (Deutschlandsender) in Betrieb nehmen konnte.

Nach langwierigen Verhandlungen strahlte der NWDR 1953 die ersten Versuchssendungen aus. Drei Jahre später (1956) konnte der inzwischen gegründete Norddeutsche Rundfunk (NDR) den Regelbetrieb des mit „Deutscher Langwellensender“ bezeichneten Programms aufnehmen. Für das Programm war der jeweilige Intendant des NDR verantwortlich. Bemerkenswert ist, dass der „Deutsche Langwellensender“, der den Spitznamen Reichskneipensender trug, sein Programm aus bandbreitentechnischen Gründen in der Betriebsart AM-kompatible Einseitenbandmodulation ausstrahlte.

Im Jahre 1960 wurde per Bundesgesetz die eigenständige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts (Rundfunkanstalt) Deutschlandfunk (DLF) mit Sitz in Köln gegründet. Damit erlosch der Auftrag der ARD an den NDR, die Deutsche Langwelle zu betreiben. Die Langwelle wurde dem neuen Sender Deutschlandfunk übergeben, der am 1. Januar 1962 mit der Ausstrahlung eines deutschsprachigen Hörfunkprogramms startete. Später wurden auch fremdsprachige Sendungen produziert, die in den Abendstunden über Langwelle, Mittelwelle und später auch über Satellit in weite Teile Europas ausgestrahlt wurden. Zielgruppen der Programme waren Hörerinnen und Hörer in der DDR, in Osteuropa sowie in westeuropäischen Nachbarländern wie Italien, Frankreich, Benelux, Großbritannien, Irland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Der Deutschlandfunk wurde somit das Pendant zur Stimme der DDR, vormals Deutschlandsender.

Der Deutschlandfunk (DLF) war der erste deutsche Radiosender, der regelmäßig einen Verkehrsfunk ausstrahlte; bei ihm wurde der berühmte „Verkehrspiepser“ (Hinz-Triller) entwickelt.

Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 hatte der DLF seinen ursprünglichen Auftrag, die DDR und Osteuropa mit Informationen aus dem freiheitlich-demokratischen Deutschland zu versorgen, verloren. Dennoch wollte man weiterhin überregionalen Hörfunk für das vereinigte Deutschland anbieten. Daher einigten sich die 16 Bundesländer mit Wirkung zum 1. Januar 1994 darauf, die Körperschaft des öffentlichen Rechts Deutschlandradio per Staatsvertrag unter einem gemeinsamen Dach von ARD und ZDF zu errichten. In dieser neuen Körperschaft gingen die bisherige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts Deutschlandfunk zusammen mit dem ehem. West-Berliner RIAS und dem ehem. DDR-Deutschlandsender auf. Die fremdsprachigen DLF-Auslandsprogramme wurden bereits zum 1. Juni 1993 an den deutschen Auslandsrundfunk, die Deutsche Welle abgetreten.

Seit 1998 verleiht der Deutschlandfunk gemeinsam mit den Veranstaltern des Musikfests Bremen einen angesehenen Nachwuchsförderpreis für klassische Musikkünstler, den Förderpreis Deutschlandfunk, der u. a. mit einem Artist in Residence-Stipendium verbunden ist.

Nachdem die neue Körperschaft Deutschlandradio (bis März 2005 „DeutschlandRadio“ geschrieben) auf Grund des Staatsvertrages künftig zwei Hörfunkprogramme auszustrahlen hatte, blieb der Name Deutschlandfunk für das aus Köln zu produzierende Programm erhalten. Einen eigenen Intendanten hat der DLF seit 1994 jedoch nicht mehr.

Seit Jahresbeginn 2006 hat der Deutschlandfunk eine neue akustische Verpackung. Dazu gehören erstmals auch Jingles vor und nach den Nachrichten. Diese sind allerdings verhältnismäßig zurückhaltend und leise gestaltet. Jingles am Beginn der Sendungen waren bereits Mitte der 90er Jahre kurzfristig im Einsatz gewesen, erfreuten sich jedoch äußerst geringer Beliebtheit.

Intendanten 1960-1993

Seit 1. Januar 1994 ist der DLF Bestandteil des Deutschlandradios.

Übersicht über die aktuellen Auslands- und Landeskorrespondenten des Deutschlandradios.

Sendetechnik

100 kW-DLF-Sender

Das Programm des Deutschlandfunks wird über UKW, DAB, Mittelwelle (Senderstandorte: Ehndorf bei Neumünster, Nordkirchen, Cremlingen bei Braunschweig, Thurnau, Heusweiler und Wilhelmskirch bei Ravensburg) und Langwelle (Senderstandorte Donebach und Aholming), über einen Kurzwellensender in Berlin, sowie analog und digital über das Astra-Satellitensystem und in den deutschen und einigen europäischen Kabelnetzen ausgestrahlt. Bis zum 23. November 1978 (vor Inkrafttreten des Genfer Wellenplans) waren dies die Standorte Donebach (Langwelle), Ravensburg-Horgenzell, Bad Dürrheim, Cremlingen und Ehndorf (alle Mittelwelle). Mit Inkrafttreten des Genfer Wellenplans wurde der Rundfunksender Bad Dürrheim stillgelegt, dafür kamen 1979 die Sender Erching (Langwelle, nur Tagbetrieb) und 1980/81 die Sender Thurnau und Nordkirchen (beide Mittelwelle) hinzu. Am 1. Januar 1989 übernahm der Sender Aholming die Aufgabe des Senders in Erching. Somit war auch auf der zweiten Langwellenfrequenz ein 24Stunden-Betrieb möglich. Ab dem 1. Oktober 1994 wurde das Programm des Deutschlandfunks über den Mittelwellensender des Saarländischen Rundfunks in Heusweiler verbreitet und als Gegenzug am 31. Dezember 1994 der Mittelwellensender in Mainflingen abgeschaltet. Mit dem Aufbau eines UKW-Sendernetzes wurde erst in den 80er Jahren begonnen, vor allem in Süddeutschland erhielt der Sender aber nur schwache Stützfrequenzen in den Städten. Das führt dazu, dass der Deutschlandfunk auf UKW außerhalb der Städte oft nur sehr schwer zu empfangen ist, im Gegensatz zur Langwelle mit ihrer guten Flächenabdeckung. (Frequenzliste, Frequenzkarte)

Einige stärkere Frequenzen auf UKW

(Süd nach Nord, Sendeleistung mindestens 15 kW)

Frequenz Senderstandort Sendegebiet
100,3 Högl Östl. Oberbayern
100,6 Witthoh Westl. Bodenseeregion
106,3 Hornisgrinde Schwarzwald/Rheintal, Pfalz, Ostsaarland
100,1 Brotjacklriegel Ostbayern
100,3 Ochsenkopf Oberfranken
103,3 Heidelstein/Rhön Unterfranken/Osthessen
104,6 Saarburg Saarland, westl. Rheinland-Pfalz
91,3 Rimberg Nordhessen
97,0 Chemnitz Südl. Sachsen
97,3 Dresden Östl. Sachsen
96,6 Leipzig Raum Halle-Leipzig
97,7 Berlin Berlin/Brandenburg
102,7 Nordhelle Sauerland
102,8 Wesel Niederrhein
103,5 Torfhaus/Harz Östtl. Niedersachsen / Sachsen-Anhalt
102,0 Lingen Westl. Niedersachsen / Münsterland
102,0 Magdeburg Nördl. Sachsen-Anhalt
102,2 Höhbeck Wendland
107,1 Bremen Bremen, westl. Nieders.
101,8 Aurich Ostfriesland
101,9 Bungsberg Holstein
103,3 Flensburg Schleswig

Frequenzen auf Mittelwelle/Langwelle

Höhendiagramm der Sendemasten der Lang- und Mittelwellensender des Deutschlandfunks
Frequenz Senderstandort Sendegebiet
756 Ravensburg Bodenseeregion
207 Aholming Süddeutschland
153 Donebach Hessen, Mitteldeutschland
549 Thurnau Nordbayern
1422 Heusweiler Rheinland, Pfalz, Saarland
549 Nordkirchen NRW
756 Braunschweig Niedersachsen
1269 Neumünster Schleswig-Holstein

Live-Stream

Auf der Homepage des Senders kann das aktuelle Programm als Live-Stream empfangen werden. Ausgewählte Beiträge sind online archiviert und können via audio on demand angehört werden. Seit Mitte 2005 besteht ein breites Angebot, das als Podcast herunterzuladen ist.

Kuriosa

Als Reichskneipensender wurde der von 1953 bis 1962 in Hamburg betriebene, sogenannte Deutsche Langwellensender bezeichnet. Er strahlte auf der Frequenz 151 kHz ein Radioprogramm nach dem Verfahren der AM-kompatiblen Einseitenbandmodulation aus. Dies war eine der wenigen Anwendungen dieses Modulationsverfahrens bei einem Rundfunksender. Der Reichskneipensender erhielt seinen Namen durch den Umstand, dass er ein rein experimenteller Rundfunksender war, der nur Musik spielte, welche pro Stunde für 5 Minuten durch einen Messton unterbrochen wurde. Da seinerzeit Radioprogramme mit hohem Musikanteil rar waren, wurde er gerne von in Gaststätten aufgestellten Rundfunkgeräten zur Unterhaltung der Leute eingestellt, was ihn den Spitznamen „Reichskneipensender“ einbrachte. Dass das Programm des „Reichskneipensenders“ in vielen Gaststätten gespielt wurde, bewies auch, dass die AM-kompatible Einseitenbandmodulation prinzipiell für die Rundfunkübertragung geeignet ist. Trotzdem wurde sie in der Folgezeit nicht angewandt.

Siehe auch

Portal:Hörfunk

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