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Impfung

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Die Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme gegen Infektionskrankheiten, bekannt auch als Schutzimpfung, Vakzination oder Immunisierung.

"Was das Impfen betrifft, ist Deutschland ein Entwicklungsland", sagt Professor Dr. Heinz-Josef Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, was sich u. A . auch darin zeigt, dass es in Deutschland keine nationalen Impfziele gibt, die entsprechend formuliert würden oder gar durch entsprechende Förderungen durchgesetzt würden.


Einteilung

Impfen kann man entweder mit a) mittels vorgebildeten Antikörpern oder b) mit abgeschwächten lebenden, toten oder Bruchstücken von Erregern. Damit wird zwischen zwischen passiver und aktiver Immunisierung unterschieden.

Passive Immunisierung

Bei der passiven Impfung wird der Antikörper direkt gespritzt. Das hat den Vorteil, dass der Organismus die Antikörper nicht wie bei einer Infektion erst selber bilden muss und der Erreger sofort unschädlich gemacht werden kann. In der Regel hält eine solche passive Impfung aber nur wenige Wochen bis Monate an, dann sind die "geliehenen" Antikörper ausgeschieden oder abgebaut und der Organismus durch eine neuerliche Infektion durch denselben Erreger neuerlich gefährdet, da das Immunsystem durch die schnelle - und notwendige - Behandlung nicht ausreichend stimuliert wurde. Beispielhaft sei die passive Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) erwähnt, die immer dann verabreicht werden muss, wenn ein Patient mit unklarem Impfstatus eine verunreinigte Wunde aufweist.

In ähnlicher Weise sind Neugeborene durch die sog. Mutter-Kind-Immunisierung befristete Zeit gegen einige Infektionskrankheiten geschützt: unmittelbar nach der Geburt durch Antikörper, die noch im Mutterleib - über die Plazenta - aus dem Blut der Mutter übernommen worden sind, und sofern die Säuglinge gestillt werden einige Wochen lang nach der Geburt durch in der Muttermilch vorhandene Antikörper, sofern die Mutter diese Antikörper selbst besitzt. Diese "Leih-Immunität" der Neugeborenen lässt im Laufe der ersten Monate nach der Geburt, abhängig von der Stilldauer, allmählich nach. Die amtlich empfohlenen Kinder-Impfungen sollen daher so frühzeitig erfolgen, dass eine Lücke in der Erreger-Abwehr nicht entsteht.

Aktive Impfung

Bei der aktiven Immunisierung werden Lebend- oder Totimpfstoffe eingesetzt. Sie können in einen Muskel vornehmlich des Oberarms oder bei Säuglingen des Oberschenkels oder unter die Haut injiziert, geschluckt oder in die Nase gesprüht werden. Die Impfstoffe enthalten entweder

  • voll oder eingeschränkt vermehrungsfähige (meist in der Wirkung abgeschwächte = "mitigierte") Erreger
  • nicht mehr vermehrungsfähige (inaktivierte) Erreger
  • Bruchstücke von Erregern
  • gentechnische Nachbauten von Erregerteilen oder
  • Giftstoffe (Toxine) aus Erregern.

Bei der aktiven Impfung soll der Körper gewissermaßen zu einem bewusst gewählten (günstigen) Zeitpunkt die Auseinandersetzung mit einem abgeschwächten Krankheitserreger trainieren, damit er später einmal zu einem nicht wählbaren (u.U. ungünstigen) Zeitpunkt die Auseinandersetzung mit dem wirklichen Erreger unbeschadet übersteht. Eine Ähnlichkeit mit Hahnemann's Lehre "similia similibus curentur" ist nur scheinbar vorhanden: Ein homöopathisch "hochpetenzierter" Impstoff würde zu 100%igem Impfversagen führen.

Wirksamkeit

Bedenken sollte man, dass ein wissenschaftlich fundierter Nachweis, dass Impfungen schützen, durch den sonst in der Medikamentenforschung zu fordernden Doppel-Blind-Versuch häufig nicht erbracht werden kann: Man müsste dafür jene Personen, die an der Studie teilnehmen, dem Krankheitserreger aussetzen. Dann könnte man über die Anzahl der Erkrankungen bei den Geimpften im Vergleich zu den Ungeimpften feststellen, in welchem Maße der Impfstoff wirksam ist. Dies geschieht zwar in Staaten mit anerkannten Menschenrechten gelegentlich bezüglich nicht bedrohlicher Erreger (z.B. Schnupfen-Erreger), wird aber aus ethischen Gründen bezüglich ernsthafter Infektions-Krankheiten nur unter kriminellen Umständen durchgeführt, vor allem im Rahmen der militärischen Forschung totalitärer Staaten. Schreckliche Beispiele hierfür waren Versuche an Gefangenen durch kriminelle Ärzte des Dritten Reichs (Typhus, Cholera, Tuberkulose u.a.) und des Japanischen Kaiserreichs (Pest, Pocken u.a.; siehe auch Medizinische Wirksamkeit).

Als Ersatz für solche Doppel-Blind-Versuche dienen daher zwangsläufig andere Verfahren, z.B. der historische Vergleich der Häufigkeit von Infektionskrankheiten in Bevölkerungen, in denen (schon) geimpft wurde im Vergleich zu Bevölkerungen, in denen (noch) nicht geimpft wurde. Impf-Programme werden oft eingeführt, wenn die betreffenden Staaten auch auf andere Weise beginnen, die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu verbessern, vor allem durch bessere Ernährung und Wohnungen. Dann ist die Anzahl der Infektions-Krankheiten schon durch solche "unspezifischen" Maßnahmen rückläufig. Ein zusätzlicher positiver Einfluss speziell der Impfung auf diesen Trend ist dann schwer nachweisbar.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Medikamente, die Wirkungen haben, haben auch Nebenwirkungen. Das gilt für homöopathische Präparate (z.B. Auslösen von Fieber) genau so wie für Präparate der klassischen Medizin. Also haben auch Impfstoffe unerwünschte Nebenwirkungen. Darüber haben die Ärzte vor der Impfung ausreichend aufzuklären - was Zeit kostet, die nicht oder schlecht bezahlt wird, weswegen diese Aufklärung häufig unterbleibt. Tatsächlich werden von Juristen immer wieder Anforderungen an die Aufklärung vor Impfungen gestellt, die unter den realen Bedingungen des deutschen Krankenkassenwesens schlichtweg nicht erfüllbar sind. (Diese Juristen sollten dann konsequenterweise zunächst einfordern, dass das Kassenwesen an ihre juristischen Anforderderungen angepasst wird.) Allerdings sind die Nebenwirkungen von Impfungen in der Regel so gering, dass sie nicht bzw. nicht als wesentlich wahrgenommen werden. In Doppel-Blind-Versuchen ohne Einwirkung von Erregern, bei denen die eine Hälfte der Freiwilligen den Impfstoff, die andere Hälfte eine Kochsalzlösung injiziert bekommt, berichten daher beide Gruppen bei den meisten amtlich empfohlenen Impfstoffen über quantitativ und qualitativ ähnliche Nebenwirkungen, und zwar auch solcher Art, wie der Laie es zwar bei Impfstoffen, nicht aber bei Kochsalz für möglich halten würde: z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Muskelschmerzen. (Der Mensch hat eben auch eine Seele, und die reagiert auch auf Placebos.) In Deutschland übliche Impfstoffe, z.B. gegen Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A/B, haben in solchen Doppel-Blind-Versuchen kaum mehr und kaum andere Nebenwirkungen als das jeweils als Placebo verwendete Kochsalz.


Impfen oder nicht?

Wahr ist aber auch: Wo Licht ist (Wirkung), ist auch Schatten (Nebenwirkung). Die Nebenwirkungen von Impfungen können in seltenen Fällen bis hin zum Tod des Impflings reichen - vor allem in Form des allergisch-anaphylaktischen Schocks. Wer impft, muss daher durch Ausrüstung und Übung darauf vorbereitet sein, lebensbedrohliche allergische Reaktionen einer Impfung zu behandeln. Dass dies stets der Fall ist, muss bezweifelt werden. Die Dinge dürfen aber nicht auf den Kopf gestellt werden. Durchschnittlich ist die Wirkung einer Infektion schlimmer als es durchschnittlich die Nebenwirkung einer Impfung ist. Anders ausgedrückt: Wenn eine Bevölkerung, die nicht (ausreichend) geimpft ist, von einer Epidemie erfasst wird, kommt es in der Summe zu erheblich mehr Schäden, als wenn diese Bevölkerung vorher (ausreichend) geimpft worden war.

Beispiel 1:Pocken-Impfung

Würden heute Pocken-Erreger in Deutschland eingeschleppt oder (z.B. durch Terror-Aktionen) absichtlich verbreitet, und könnten sich die Pocken - wie es ihrer extremen Verbreitungsfähigkeit entspricht und im Mittelalter der Fall war - ungehindert verbreiten, dann träfen sie auf eine Bevölkerung, die praktisch ohne Abwehr (durch Impfung oder überlebte Erkrankung) wäre - ähnlich wie zu Beginn der Pocken-Epidemien im Mittelalter. Dann ist mit etwa 15 % tödlichen Verläufen zu rechnen - also etwa 12 Millionen Toten. (Im Mittelalter waren die Todesquoten bei den Epidemien durch Pest und Pocken mit bis zu 90 % wesentlich höher, da damals die Widerstandsfähigkeit durch Hunger, schlechte Hygiene, ungesunde Wohnungen etc. schlechter war als im heutigen Deutschland.) Würde die heutige deutsche Bevölkerung dagegen rechtzeitig vor dem Kontakt mit den Pocken-Erregern gegen Pocken geimpft, dann ist zwar mit einigen Hundert Todesfällen durch die Impfung zu rechnen, aber zusätzlich mit "nur" einigen 10.000 Todesfällen von solchen Personen, die zwar geimpft wurden, aber dennoch tödlich an Pocken erkrankten.

Beispiel 2: Kinderlähmung

Die "Schluck-Impfung" war nicht ungefährlich: sie enthielt vermehrungsfähige Erreger. Mitte der 1990er Jahre kam es zwar durch die Polio-Schluckimpfung in Europa jedes Jahr zu einigen Todesfällen, dagegen kam es nicht mehr zu Todesfällen durch die Polio selbst. Daher wurde die Polio-Schluckimpfung abgesetzt und durch die Polio-Nadelimpfung ersetzt, die als Totimpfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger mehr enthält und daher wesentlich weniger Nebenwirkungen hat - insbesondere keine Todesfälle.

Aus religiösen Gründen wurden damals in einem Teil der Niederlande überhaupt keine Impfungen durchgeführt - also auch keine Polio-Impfungen, weder mit dem Schluck- noch mit dem Nadel-Impfstoff. Abgesehen davon war dieser Teil der niederländischen Bevölkerung genau so gut gesundheitlich versorgt, gebildet, mit Nahrung und Wohnungen versorgt etc. wie der Rest des Landes. Es war leider nur eine Frage der Zeit, bis es dort - also mitten im sonst schon Polio-freien Europa - zu einer regionalen Polio-Epidemie kam, die innerhalb weniger Wochen trotz der relativ kleinen Bevölkerungszahl Dutzende von lebenslang Gelähmten und einige Tote zur Folge hatte.

Typische Nebenwirkungen

Nebenwirkungen, die laut den Impfungen beiliegenden Beipackzetteln auftreten können, sind unter anderem:

  • Schmerzen, Spannung und Schwellung an der Injektionsstelle
  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Erbrechen
  • Abgeschlagenheit
  • Erkrankungen des zentralen sowie peripheren Nervensystems (Schläfrigkeit, Krämpfe, schlaffe Lähmungen, Enzephalitis, Meningitis)
  • vorübergehende Thrombozytopenien und Änderung bei anderen Blutzellarten
  • Reaktionen der Niere, Leber und Muskeln
  • allergische (bis hin zu lebensgefährlich anaphylaktischen) Reaktionen (häufig bei Personen, die gegen Hühnereiweis allergisch sind, da einige der Impfkeime auf Hühnereiern gezüchtet werden, z.B. Masern/Mumps-Impfstoff. Als Alternative bietet das "Berner Serum Institut" Imfstoffe an, bei denen die Keime auf menschlichen Blutzellen gezüchtet wurden.)

Diskutiert wird, dass manche Nebenwirkungen erst nach Jahren auftreten. In dieser Beziehung besonders von Bedeutung sind Influenza-Impfungen:


Impfpflicht: nein, Verantwortung: ja

Kinder werden nach dem Impfkalender der ständigen Impfkommission (STIKO) beginnend mit dem 2. Lebensmonat bis zum 11. Lebensjahr mehrfach geimpft und somit den oben genannten Impf-Risiken ausgesetzt. Anders als in der früheren DDR besteht aber in der BRD derzeit keine Impfpflicht: Stattdessen haben die impfenden Ärzte die Pflicht, über Vor- und Nachteile von Impfung und Nicht-Impfung der Kinder (und Erwachsenen) aufzuklären, und die Eltern (bzw. Erwachsenen) haben selbst die Verantwortung, ob und ggf. wo sie sich weitere Informationen zu Pro und Contra von Impfungen einholen - und wie sie dann ihre Entscheidung fällen.

Literatur



Siehe auch: Masern - Mumps - Röteln - Keuchhusten


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