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Listeriose

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Klassifikation nach ICD-10
A32.9 Listeriose
A32.1 Listerien-Meningitis
A32.7 Listerien-Sepsis
P37.2 Listeriose beim Neugeborenen
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Listeriose ist eine durch Bakterien der Gattung Listeria verursachte Infektionskrankheit. Der wichtigste Erreger ist Listeria monocytogenes, der weltweit vorkommt und hochansteckend, aber nur von mäßiger krankheitsauslösender Wirkung ist.

Die Listeriose kommt vor allem bei Schafen, etwas seltener bei Rindern, Ziegen und Vögeln vor. Selten sind Pferde und Schweine, sehr selten Raubtiere betroffen.

Auch der Mensch ist für den Erreger empfänglich. Hier sind vor allem Immunsupprimierte, Schwangere, alte Menschen und Kleinkinder gefährdet. Allerdings spielen für die Verbreitung der Erkrankung bei Mensch und Tier vor allem verdorbene und verschmutzte Lebens- beziehungsweise Futtermittel eine Rolle, weshalb sie keine Zoonose in klassischen Sinne, sondern eher eine Sapronose oder Geonose ist. Die Zahl der Listeriosen beim Menschen als Folge von Lebensmittelinfektionen mit nicht selten tödlichem Ausgang ist im Ansteigen begriffen.

Die Listeriose ist in Deutschland seit 2001 sowohl beim Menschen als auch bei Tieren eine meldepflichtige Krankheit (Infektionsschutzgesetz § 7 beziehungsweise Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten).

Erreger

Listeria monocytogenes

Der häufigste Krankheitserreger ist Listeria monocytogenes, ein grampositives Stäbchen von 0,5 bis 2 µm Länge und 0,4 bis 0,5 µm Breite. Er bildet bei Temperaturen über 25 Grad Celsius Geißeln aus und ist dann beweglich. Er wächst auch unter Sauerstoffabschluss (fakultativ anaerob). Listeria monocytogenes ist außerordentlich kälteresistent und vermehrt sich noch bei Kühlschranktemperatur. Darüber hinaus ist es bis zu einem pH-Wert von 4,5 säurerestent und widersteht auch hohen Salzkonzentrationen.

Man unterscheidet sechs Serotypen. Die Virulenz des Erregers wird vor allem durch das Hemolysin-Gen (hly) bestimmt, welches das Protein Listeriolysin O (LLO) kodiert.[1] 90 % aller Infektionen des Menschen werden durch die Serovare 4b, 1/2b und 1/2a ausgelöst. [2] In den Vereinigten Staaten und Finnland gibt es bereits Datenbanken, in denen die über Pulsfeldgelelektrophorese ermittelten genetischen Muster der Stämme von L. monocytogenes erfasst sind, so dass eine schnelle Aufklärung und Bekämpfung der Listeriosefälle möglich ist.[3]

Bei Schafen spielt darüber hinaus auch Listeria ivanovii eine Rolle. Andere Listerien sind nicht krankheitsauslösend (apathogen). [1]

Verbreitung und Krankheitsentstehung

Rohmilchkäse (hier ein Langres) ist ein Risikolebensmittel.

Listerien kommen praktisch überall (ubiquitär) vor. Sie gelten als Schmutzkeim und sind besonders in Abwässern, Böden sowie verunreinigtem Wasser, Lebens- und Futtermitteln verbreitet. Da Listerien somit eher als Erd- oder Fäulniskeime anzusehen sind, wird die Erkrankung auch als „Geonose“ beziehungsweise „Sapronose“ bezeichnet. Die direkte Ansteckung von Tier zu Tier, Tier zu Mensch oder von Mensch zu Tier findet praktisch nicht statt. Praktisch jedes mit Erde oder Staub kontamierte Lebensmittel enthält Listerien, weshalb insbesondere Obst und Gemüse beziehungsweise pflanzliche Futtermittel für die Ansteckung verantwortlich sind. Ausnahmen stellen Karotten, Äpfel und Tomaten dar, in denen sich der Erreger nicht hält. Lebensmittel tierischer Herkunft sind zumeist sekundär kontamiert, werden also erst bei der Verarbeitung mit Listerien beimpft. Besonders gefährdet sind pasterisierte und Rohmilch, Butter, Mayonaise, Geflügelfleisch sowie kurzgereifte Rohwürste (Teewurst, Mettwurst)[4]. Vor allem auf den Oberflächen von Roh- und Weichkäsen und Salami können sich Listerien vermehren und Kolonien bilden. Bei vakuumverpacktem Räucherlachs wurden Kontaminationsraten von bis zu 50 % festgestellt, wobei hier offenbar nur gering humanpathogene Stämme vorliegen und Lebensmittelinfektionen durch Räucherlachs selten vorkommen.[3]

Die Ansteckung erfolgt über die Nase (aerogen) oder den Mund (oral). Der Erreger breitet sich bei Tieren vor allem über Lymphgefäße und entlang der Hirnnerven V (Nervus trigeminus) und XII (Nervus hypoglossus) aus.

Bei Menschen mit Abwehrschwäche hat L. monocytogenes die Fähigkeit, sich mittels bestimmter Oberflächenproteine (InlA, InlB und P60) an E-Cadherin zu binden und so in Epithelzellen des Magen-Darm-Kanals sowie Zellen anderer Organe einzudringen. Intrazellulär persistieren sie in membranumhüllten Vakuolen und sind so vor den Mechanismen der unspezifischen Abwehr geschützt, selbst in Makrophagen kann der Erreger dem intrazellulären Abbau widerstehen.[4]

Durch bestimmte Virulenzfaktoren verlässt der Erreger diese Membranhüllen und vermehrt sich im Zytoplasma befallener Zellen. Dabei entstehen im Darm verstreut (dissemniert) Granulome („Listeriome“). Von diesen verteilt sich der Erreger über das Blut (Bakteriämie) und besiedelt andere Organe.[5] Listerien haben aber auch die Fähigkeit, sich an die Aktinfilamente des Zellgerüsts anzukoppeln und sich dadurch innerhalb der Zellen zu bewegen. Da Aktinfilamente auch in bestimmte Zellkontakte einstrahlen, sind sie in der Lage, auch in Nachbarzellen einzudringen und überwinden so auch anatomische Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. [4]

Listeriosefälle beim Menschen in Deutschland
(nach Angaben des RKI)

Der Körper reagiert auf das Eindringen des Erreger mit einer Immunreaktion und entwickelt im Normalfall eine zelluläre Immunität. In infizierten, aber nicht erkrankten Lebewesen kann der Erreger in den Mandeln, im Magen-Darm-Trakt und in der Leber nachgewiesen werden. Zum Ausbruch der Krankheit kommt es im Regelfall nur bei einem geschwächten Immunsystem. Der Erreger benötigt also weitere Faktoren, um das Immunsystem zu überwinden und eine Erkrankung auszulösen (Faktorenkrankheit). Infizierte Tiere und Menschen scheiden den Erreger über den Kot und laktierende auch über die Milch aus.

2006 wurden in Deutschland 520 Listeriosefälle beim Menschen registriert. In der jüngeren Zeit wird eine Zunahme der Listeriosefälle beim Menschen infolge von Lebensmittelinfektionen beobachet, wahrend die Anzahl von Neugeborenen- und Schwangereninfektionen (siehe unten) konstant blieb. Sie stellen im Regelfall Einzelerkankungen, zumeist bei älteren Menschen dar. Die Ursache für diese Zunahme ist nicht bekannt.[3] In den Vereinigten Staaten ist L. monocytogenes für 28 % der durch Lebensmittel verursachten Todesfälle verantwortlich.[4]

Listeriose bei Tieren

Haus- und Wildwiederkäuer

Die häufigsten Infektionsquellen für Wiederkäuer sind unzureichend vergorene oder erdreichverschmutzte Silage mit einem pH-Wert > 5,6 oder verdorbenes Heu. Bei Schafen tritt die Listeriose in vier Formen auf:

  • Die häufigste Form ist die zentralnervöse Form, bei der es aufgrund einer Gehirn-Hirnhaut-Entzündung zu neurologischen Ausfällen kommt. Diese Form tritt vor allem bei 4 bis 6 Monate alten Lämmern auf und wird meistens durch L. monocytogenes Typ 4b verursacht. Typische Symptome sind Abgeschlagenheit, Drehbewegungen (im englischen Sprachraum heißt die Erkrankung daher auch circling disease), Herabhängen der Ohren, Zittern der Lippen, Augenzittern und im fortgeschrittenen Stadium Festliegen in Seitenlage mit Ruderbewegungen. Darüber hinaus sind häufig Tränen- und Nasenausfluss zu beobachten. Eine Halsüberstreckung ist eher selten, die Reflexe sind zumeist ungestört. Die Erkrankung endet gewöhnlich binnen 10 Tagen tödlich.
  • Die metrogene Form (v. griech. metraGebärmutter“) äußert sich in Fehlgeburten bei tragenden Mutterschafen. Die Fehlgeburten verlaufen in der Regel komplikationslos, also ohne Nachgeburtsverhaltung oder Endometritis. Auslöser ist zumeist L. ivanovii.
  • Die septikämische Form ist durch eine Erregerausbreitung im Blut gekennzeichnet (Septikämie) und tritt vor allem bei Lämmern in den ersten Lebenswochen auf. Sie ist durch Fieber, Schwäche, Saugunlust und Durchfall gekennzeichnet. Sie tritt in einer Herde meist nur sporadisch auf, endet für betroffene Tiere aber zumeist tödlich.
  • Die Augenform zeigt sich in einer Bindehaut- und Hornhautentzündung.

Differentialdiagnostisch kommen bei Schafen vor allem Bornasche Krankheit, Coenurose, Enterotoxämien, Tollwut, Pansenazidose, Trächtigkeitsketose, septikämische Meningitis, Abszesse des Gehirns und der Hirnhäute, Zerebrokortikalnekrose, Calcium- oder Magnesiummangel in Betracht. Auch Border Disease, Springkrankheit, Toxoplasmose, Scrapie, Visna, Kupfer-Vergiftung, Botulismus und Zeckenparalyse können mit zentralnervösen Erscheinungen einhergehen. Aujeszkysche Krankheit und Bradsot verlaufen bei Schafen meist perakut und können so klinisch ausgeschlossen werden.

Bei Ziegen ähnelt das klinische Bild dem der Schafe, allerdings verläuft die Erkrankung zumeist dramatischer. Bei Rindern dominieren die zentralnervöse und die metrogene Form, in sehr seltenen Fällen kann eine Mastitis hervorgerufen werden.

Andere Tierarten

Bei Vögeln verläuft eine Listeriose zumeist als Septikämie mit unspezifischen Symptomen und plötzlichen Todesfällen. Am häufigsten sind Kanarienvögel und Wellensittiche betroffen, insgesamt ist die Erkrankung aber selten. Auch zentralnervöse Erscheinungen sind möglich.

Bei Pferden und Schweinen treten gelegentlich zentralnervöse Erkrankungen oder Aborte auf. Bei Hunden und Katzen ist eine Listeriose sehr selten. Sie kann bei Hunden septikämisch, mit Aborten oder als zentralnervöse Form aufteten, allerdings meist nur bei Tieren mit gestörter T-Zell-Funktion wie zum Beispiel infolge einer Staupe. Katzen zeigen vor allem einen septikämischen Verlauf mit Fressunlust, Abgeschlagenheit, Erbrechen und Durchfall, gelegentlich ist L. monocytogenes auch bei Wundinfektionen beteiligt. Bei Hasenartigen und Nagetieren kann sich eine Listeriose in Form einer Encephalitis mit zentralnervösen Symptomen manifestieren.

Reptilien sind zwar Träger von Listerien und scheiden diese aus, ihre Bedeutung als Krankheitserreger ist aber bislang ungeklärt.

Pathologie

Pathologisch lassen sich bei der zentralnervösen Form leukozytäre Infiltrate und eine lymphozytär Meningitis nachweisen. Sie betrifft vor allem den Hirnstamm und den Halsteil des Rückenmarks. Relativ typisch ist ein trockener Panseninhalt.

Septikämische Formen äußern sich in hirsekorngroßen (miliaren) Nekrosen in Leber und Lunge sowie Blutungen unter die Herzinnenhaut (subendokardial) den den Herzüberzug (subepikardial).

Die metrogene Form zeigt sich in Nekrosen der Placenta, bei Wiederkäuern im Bereich der Kotyledonen.

Listeriose beim Menschen

Die Infektion ist bei immunkompetenten Personen selten und verläuft meistens symptomlos (inapparent). L. monocytogenes kann im Magen-Darm-Trakt persistieren, ohne klinische Erscheinungen auszulösen. In Einzelfällen kann es zu einer grippeähnlichen Symptomatik kommen, die aber selbstlimitierend und damit nicht therapiebedürftig ist. Neuere Studien weisen jedoch darauf hin, dass beim Verzehr von stark mit Listerien angereicherten Lebensmitteln, sich binnen 24 Stunden auch bei sonst gesunden Menschen eine schwere Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis) einstellen kann.[1] Die Listeriose beginnt beim Menschen vermutlich immer mit einer Gastroenteritis mit Bauchschmerz und Durchfall. Da hier vielfältige Ursachen vorliegen können, wird diese häufig nicht ausdiagnostiziert und gezielt therapiert. Sekundär entstehende Krankheitsbilder können bis zu einige Wochen später auftreten und damit häufig nicht mehr mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht.[4] Die Listeriose zählt nach der Berufkrankheiten-Verordnung zu den Berufskrankheiten in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, obwohl diese Exposition epidemiologisch keine Bedeutung hat.

Bei einer Immunsuppression können sich bei Infektion schwere Krankheitsbilder ausbilden. Eine Immunsuppression entsteht vor allem im Rahmen von Virusinfektionen (insbesondere HIV, immunsuppressiven Therapien (z. B. nach Organtransplantationen), Glukokortikoid-Therapie, Autoimmun- und bösartigen (malignen) Tumorerkrankungen sowie Alkoholmissbrauch. Auch die natürliche, altersbedingte Immunsuppression disponiert für eine Infektion.

Bei immunsuppressiven Personen kommt es bei etwa 50 % der Infektionen zu einer Bakteriämie mit Besiedelung anderer Organe. Die häufigste Manifestation, bei etwa einem Drittel der immungeschwächten Personen sowie Alkoholikern und älteren Menschen, ist eine Meningoenzephalitis mit Lähmungen und Störungen der Vigilanz.

Seltener ist eine Angina mit Lymphknotenschwellungen mit Zunahme lymphomonozytärer Zellen im Blutbild. Diese Symptomatik wird als so genanntes „Pseudo-Pfeiffer“ (Paul-Bunell-negative infektiöse Mononukleose) bezeichnet.[5]

Bei lokaler Infektion der Bindehaut kann sich eine Bindehautentzündung, Horhhautentzündung oder Uveitis einstellen. Bei Patienten mit Leberzirrhose kann eine Bauchfellentzündung auftreten. In schweren Fällen kann es zu akuten lebensbedrohlichen Erkrankungen kommen. Bei einer Blutvergiftung kommt es zur eitrigen Entzündung anderer Organe (Herzklappen, Gelenke, Knochen, Gallenblase), bei 12 % der Patienten zu einem septischen Schock.[3][6]

Schwangere haben ein etwa 12-fach höheres Risiko, an Listeriose zu erkranken.[7] Sie äußert sich zumeist nur als grippeähnlicher kurzer Fieberschub, der zumeist nicht ernst genommen wird. Jedoch kann sich eine Entzündung des Mutterkuchens (Plazentitis) einstellen und die Infektion auf das ungeborene Kind übergehen (konnatale Infektion durch diaplazentare Übertragung). Bei Infektionen in der frühen Schwangerschaft stirbt der Fötus meist ab. Spätere Infektionen führen zu einer schweren Infektion mit Schädigung des Fötus oder Frühgeburt. Die Infektion des Fötus, als Granulomatosis infantiseptica bezeichnet, zeigt sich in den ersten vier Tagen nach der Geburt und ist mit einer sehr schlechten Prognose für das ungeborene Kind verbunden, da sie häufig zu fulminat verlaufenen Blutvergiftungen, Hirnhautentzündungen oder Lungenentzündungen (Pneumonien) führt. Die Mortalitätsrate beträgt 36 %. Auch eine sogenannte spätauftretende („late-onset”) Form kann zwei bis vier Wochen nach der Geburt eines gesunden Kindes vorkommen. Sie ist zumeist durch eine Infektion während des Geburtsvorgangs oder selten durch eine Krankenhausinfektion bedingt. Die Spätform äußert sich meistens als Hirnhautentzündung. Bei einer geeigneten Therapie ist hier die Prognose gut, die Mortalitätsrate beträgt 26 %.[3]

Diagnose

Anzüchtung von Listerien auf einem Biorand RAPID'L.Mono-Agar

Die Diagnose ist klinisch kaum sicher zu stellen. Im Blutbild zeigt sich ein Anstieg des Gehalts an weißen Blutkörperchen. Die Untersuchung des Gehirnwassers zeigt eine Pleozytose mit vermehrter Zahl mononukleärer Zellen. Auch das pathologische Bild ist nicht charakteristisch. Serologische Untersuchungen, also Antikörpernachweise haben keinerlei Aussagekraft.

Nur eine bakteriologische Untersuchung kann die Diagnose endgültig sichern. Die Erregeranzüchtung ist normalerweise problemlos, aus dem Gehirnwasser oder Proben mit starker Beteiligung anderer Bakterien (Kot, Vaginalsekret) gelingt sie jedoch nicht immer.

Therapie

Das größte Problem der Therapie ist, dass kaum rechtzeitig eine sichere Diagnose gestellt werden kann, da der Erregernachweis nur unsicher gelingt. L. monocytogenes ist zwar empfindlich gegenüber vielen Antibiotika wie Ampicillin, Amoxicillin, Erythromycin, Gentamicin und Sulfonamiden, aufgrund der unklaren Symptomatik beginnt die Behandlung aber häufig zu spät. Ein weiteres Problem der Therapie ist, dass der Erreger fakultativ intrazellulär ist, wo er für Antibiotika nicht angreifbar ist. Darüber hinaus sind die Patienten in der Regel immungeschwächt, so dass körpereigene Abwehrmechanismen die medikamentelle Therapie nur unzureichend unterstützen.

Problematisch ist weiterhin, dass Cephalosporine, eine Gruppe häufig routinemäßig eingesetzter und eigentlich breit wirksamer Antibiotika, keine Wirksamkeit gegen Listerien zeigen. In einer spanischen Studie starben 50 % der Patienten, bei denen empirisch Cephalosporine eingesetzt wurden, jedoch nur 12 % wenn ein Listerienwirksames Antibiotikum angewendet wurde.[6] Nach anderen Angaben liegt die Mortalität trotz frühzeitiger Behandlung und dem Einsatz wirksamer Antibiotika zwischen 20 und 30 %.[3]

Als Therapie der Wahl gilt die Behandlung mit Ampicillin, das bis zu sechsmal täglich über 14 bis 21 Tage verabreicht wird, bei schwerer Meningitis in Kombination mit Gentamicin. Bei Unverträglichkeit gegenüber β-Lactam-Antibiotika wird Erythromycin eingesetzt.[5]

Vorbeugung

Die sicherste Prophylaxe vor Lebensmittelinfektionen beim Menschen ist das ausreichende Erhitzen. Gemüse sollte sorgfältig gewaschen und getrennt von rohem Fleisch gelagert werden. Hände, Messer und Flächen sollten nach Kontakt mit rohem Fleisch oder Gemüse gut gewaschen, Rohmilch und Rohmilchprodukte generell gemieden werden. Personen mit erhöhtem Krankheitsrisiko wie Schwangere, Ältere, Schwerkranke sollten Weichkäse grundsätzlich meiden und Fertiggerichte kurz vor dem Verzehr noch einmal erhitzen. [4]

Bei Tieren sind die Vermeidung der Verfütterung verschmutzter Futtermittel, verdorbenen Heus oder fehlgegorener Silagen sowie durch die Vermeidung von Stress und anderen das Immunsystem schwächenden Faktoren die wirksamstes Vorsorgemaßnahmen.

Geschichte

Die Krankheit wurde erstmals 1923 von Everitt George Dunne Murray und Mitarbeitern bei Kaninchen und Meerschweinchen in einer Versuchstierzucht in Cambridge beschrieben. Drei Jahre wurde von Everitt der Erreger isoliert und wegen der hohen Monozytose bei Kaninchen und Meerschweinchen zunächst Bacterium monocytogenes genannt.

1929 wurde in Dänemark der erste durch Erregeranzüchtung nachgewiesene Fall bei Menschen von Nyfeldt dokumentiert. Der erste Bericht bei Schafen wurde 1931 von Gill aus Neuseeland vorgelegt, 1941 wurde durch Georg Pallaske die Krankheit bei Hühnern in Deutschland nachgewiesen. Es folgten Nachweise bei Rindern in den USA (Johns und Little, 1935) und Schweinen (Biester und Schwarte, 1940).

1940 wurde der Erreger auf Vorschlag von J.H.H. Pirie nach dem britischen Naturwissenschaftler Joseph Lister in Listeria monocytogenes umbenannt.

Mit dem Beginn der 1980er-Jahre gewann das Bakterium jedoch zunehmend an Bedeutung als Krankheitserreger beim Menschen. Die erste durch kontaminierte Nahrungsmittel verursachte Endemie fand 1981 in Halifax (Kanada) statt, mit 41 Betroffenen und 17 Todesfällen. [8] Weitere umfangreiche Vorkommen gab es von 1983 bis 1987 in Le Vaud (Schweiz) mit 122 Betroffenen und 31 Todesfällen, 1985 in Kalifornien mit 142 Betroffenen und 48 Todesfällen, von 1989 bis 1990 in Großbritannien mit 300 Betroffenen (ohne Todesfall) und 1992 in Frankreich mit 279 Betroffenen und 85 Todesfällen.

Literatur und Einzelnachweise

  • Heinrich Behrens et al. (Hrsg.): Schafkrankheiten. Paul-Parey-Verlag, 4. Aufl. 2001, ISBN 3-8263-3186-9
  • Hartwig Bostedt und Kurt Dedie: Schaf-und Ziegenkrankheiten. UTB Stuttgart, 2. Auflage 1995. ISBN 3-8252-8008-X
  • M. Hamon et al.: Listeria monocytogenes: a multifaceted model. In: Nature Reviews. Microbiology. 4(6)/2006, S. 423-434. ISSN 1740-1526
  • Katrin Hartmann: Listeriose. In: Peter F. Suter und Hans G. Niemand (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Paul-Parey-Verlag, 10. Auflage 2006, S. 308-309. ISBN 3-8304-4141-X
  • H.-J. Selbitz: Listeria. In: Anton Mayr (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke-Verlag Stuttgart, 7. Auflage 2002, S. 509-517. ISBN 3-7773-1795-0
  • Matthaeus Stöber: Listeriose. In: Gerrit Dirksen et. al (Hrsg.): Innere Medizin und Chriurgie des Rindes. 4. Aufl., Verlag Parey, Berlin 2002, S. 1239-1244. ISBN 3-8263-3181-8
  • Reinhard Weiss: Listeriose. In: Marian C. Horzinek et al. (Hrsg.): Krankheiten der Katze. Enke-Verlag Stuttgart, 4. Auflage 2005, S. 172-173. ISBN 3-8304-1049-2
  • W. Köhler et al.: Medizinische Mikrobiologie. Urban & Fischer-Verlag München/Jena 2001, 8. Auflage. ISBN 3-437-41640-5

Einzelnachweise

  1. a b c Pascale Cossart: Listeriology (1926–2007): the rise of a model pathogen. Microbes Infect. 2007 May 6. PMID 17618157
  2. J.M. Farber und P.J. Peterkin: Listeria monocytogenes, a food-borne pathogen. Microbiological Reviews 1991; 55: 476-511.
  3. a b c d e f H. Hof et al.: Epidemiologie der Listeriose in Deutschland - im Wandel und dennoch nicht beachtet. Dtsch Med Wochenschr. 2007 Jun 15;132(24):1343-1348. PMID 17551889
  4. a b c d e f Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 8. Dezember 2006/Nr. 49. pdf
  5. a b c H.-W. Baenkler (Hrsg.): Listeriose. In: Innere Medizin. Thieme-Verlag 2001, S. 1226–1227. ISBN 3-13-128751-9
  6. a b M.M. Suárez et al.: Listeria monocytogenes bacteremia: analysis of 110 episodes. Med Clin (Barc). 2007 Jul 7;129(6):218-21. PMID 17678604
  7. H. Hof: Kapitel 29: Listeria monocytogenes und andere Listerien. In: D. Adam et al. (Hrsg). Die Infektiologie. Springer Verlag, Berlin 2004, S. 945-952.
  8. W.F. Schlech et al.: Epidemic listeriosis: evidence for transmission by food'. N. Engl. J. Med. 308 (1983), S. 203–206.

Informationen des RKI