Abchasien
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Amtssprache | Russisch, Abchasisch, Georgisch | ||||
Hauptstadt | Sochumi | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Sergei Bagapsch | ||||
Regierungschef | Premierminister Alexander Ankwab | ||||
Fläche | 8.600 km² | ||||
Einwohnerzahl | 320.000 (Stand Juli 2000) Laut UN 200.000 | ||||
Bevölkerungsdichte | 29 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt | Nicht bekannt | ||||
Währung | 1 Rubel = 100 Kopeken | ||||
Errichtung | 23. Juni 1992 (Unabhängigkeit von Georgien / De-Facto) | ||||
Nationalhymne | Hymne Abchasiens | ||||
Nationalfeiertag | 23. Juli 1992 | ||||
Zeitzone | MEZ +2 |
Abchasien (abchasisch Аҧсны/Aṗsny; georgisch აფხაზეთი/Apchaseti; russisch Абхазия/Abchasija) ist ein im Süden des Kaukasus an das Schwarze Meer grenzendes stabilisiertes De-facto-Regime, das völkerrechtlich jedoch als Teil Georgiens gilt. Die Republik erklärte sich 1992 nach einem Krieg gegen Georgien für staatlich unabhängig.
Die Einwohnerzahl beträgt nach offizieller Schätzung 320.000 (laut UNO 200.000), die Fläche umfasst 8.600 km².
Geographie
Abchasien liegt südlich des Kaukasus an der Nordküste des Schwarzen Meeres westlich des Flusses Enguri in Georgien. Das bis auf einen schmalen, landwirtschaftlich genutzten Küstenstreifen gebirgige Land erreicht Höhen von über 4.000 Metern. Im Arabika-Massiv liegt die Voronya-Höhle. Sie ist mit 2.164 Metern die tiefste bekannte Höhle der Welt.
Geschützt durch die Gebirgszüge, weist der Küstenstreifen ein subtropisches Klima auf, das dazu geführt hat, dass sich Abchasien in der Sowjetzeit zu einem beliebten Feriengebiet entwickelte. Das warme Klima begünstigt auch den Anbau von Tabak, Tee, Wein und Obst, sodass Landwirtschaft und Nahrungs- und Genussmittelindustrie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes gehören.
Einwohner
Die letzte sowjetische Volkszählung von 1989 hatte noch eine Einwohnerzahl von 500.000 ermittelt, davon 48% Georgier und 17% Abchasier. Im Verlauf des Sezessionskrieges wurden dann allerdings rund 250.000 Georgier vertrieben. Laut Volkszählung 2005 sind 125.000 (45%) der Bevölkerung Abchasen, 60.000 (18,2%) Armenier, 40.000 (12,9%) Georgier, 22.000 Russen und 6.000 (0,2%) Esten.
Geschichte
siehe auch: Liste der Herrscher von Abchasien
Antike
Die frühesten archäologischen Funde lassen sich auf das 4. Jahrtausend v. Chr. datieren. Etwa seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. gehörte die Region zum Reich von Kolcha, später zu Kolchis, das mit den Griechen intensiven Handel trieb. Im Rahmen der griechischen Kolonisation wurde dabei auch der Hafen von Dioskurias angelegt, das heutige Suchumi. Seit dem Jahr 63 v. Chr. gehörte Kolchis zum Königreich Egrisi, das im 1. Jahrhundert n. Chr. vom Römischen Reich abhängig wurde bzw. mit dessen Teilung von Ostrom bzw. Byzanz. In der Zeit Kaiser Justinians I. im 6. Jahrhundert wurden die Abchasen zum Christentum bekehrt. Seit dem 7. Jahrhundert war das Land unabhängiges Fürstentum des Byzantinischen Reiches. Nach den Einfällen der Araber wurde es aber zeitweise auch diesen tributpflichtig.
Mittelalter und frühe Neuzeit
Diesen Status behielt es bis ins 8. Jahrhundert, als Leon II sich zum König Abchasiens erklärte, und sich so von Byzanz lossagte. In den 80er Jahren des 8. Jahrhunderts konnte Leon II. seine Macht mithilfe der Chasaren auf Egrisi ausdehnen und beide Königreiche vereinen. Das Königreich Egrisi-Abchasien wurde eines der mächtigsten auf georgischen Boden. Zu ihm gehörten Megrelien, Imeretien, Gurien, Atschara, Swanetien, Ratscha, Letschchumi und Argweti. Mitte des 9. Jahrhunderts war das Königreich stark genug dem arabischen Kalifat keinen Tribut mehr zu zahlen. Egrisi-Abchasien versuchte daraufhin immer energischer auch in Ostgeorgien Gebiete zu gewinnen. In den 60er Jahren des 9. Jahrhunderts konnte Innerkartli besetzt werden, das man aber Ende des Jahrhunderts wieder verlor. Mitte des 10. jahrhunderts hatte es sich das südgeorgische Dshawacheti einverleibt und im Norden wuchs der Einfluss auch die Osseten. Nun bedrohte es auch das noch junge Königreich Kachetien. Versuche unter König Leon Teile Heretiens zu erobern waren aber erfolglos. Nach Thronstreitigkeiten um die Nachfolge Leons wurde als Kompromiss Bagrat III. zum König Egrisi-Abchasiens und auch Tao-Klardschetiens. Abchasien ging in dem vereinigten Georgien auf.
Nach dem Mongoleneinfall in Georgien 1235 blieb Abchasien von der mongolischen Herrschaft verschont. Es gehörte zum Rest des georgischen Königreiches an der Schwarzmeerküste. Jedoch wurde es mit dem Friedensvertrag von 1243 den Mongolen tributpflichtig. Nach einem Aufstand der Georgier gegen die Mongolen floh der georgische König Dawit Narin mit seinem Heer nach Abchasien, wo ihn die Fürsten zum König Abchasiens ausriefen. Auch ein Aufstand im folgenden Jahr hatte keinen Erfolg und Dawit Ulu, der Anführer des zweiten Aufstandes, floh ebenfalls nach Abchasien. Er kehrte jedoch bald wieder zurück und wurde König von Georgien als Vasall des Il-Khan-Reiches der Mongolen.
1578 kam das Gebiet zwischen dem Hauptkamm des Kaukasus und dem Fluss Aras, d.h. Aserbaidschan und Georgien und damit auch Abchasien an das Osmanische Reich, das zwar 1639 Aserbaidschan und das östliche Georgien wieder verlor, das westliche Georgien mit Abchasien aber weiter beherrschte. In der Folgezeit trat dann die Mehrheit der abchasischen Bevölkerung zum Islam über, die Georgier hielten mehrheitlich am Christentum fest. Die Islamisierung der Abchasen war jedoch recht oberflächlich, so gab es nie eine Moschee in Abchasien. Auch die Tatsache, dass im 19. Jahrhundert in die Türkei übergesiedelte Abchasen anfangs Schweinefleisch verzehrten, dürfte Aufschluss darüber geben, wie weit die Islamisierung vorangeschritten war.
Zahlreiche mittelalterliche georgische Kirchen und Klöster, die nach der Vereinigung Abchasiens mit Georgien gebaut wurden, bezeugen die politische und vor allem kulturelle Verbundenheit der abchasischen Adelsschicht des Mittelalters zu Georgien.
Russische und sowjetische Herrschaft
Seit Ende des 18. Jahrhunderts stieß das russische Zarenreich Richtung Kaukasus vor. Das alte Königreich Georgien wurde 1801 russisch, die direkt westlich anschließenden Gebiete folgten in den Jahren darauf: Mingrelien 1803, Imeretien und Gurien 1804, das südliche Abchasien im Jahr 1810, der Hafen Poti und das nördliche Abchasien schließlich 1829. Allerdings kam es in der der Folge immer wieder zu Rebellionen gegen die Russen, zumal die Bergregionen Swanetien und Tscherkessien erst 1858 bzw. 1864 dem Zarenreich einverleibt wurden. Bereits 1857 musste in Sugdidi ein Aufstand niedergeschlagen werden und erneut 1866 in Suchumi. Das teil-autonome Fürstentum wurde von Russland 1864 endgültig beseitigt. Die antimuslimische Politik der nächsten Jahre führte dann dazu, dass viele muslimische Abchasier in das Osmanische Reich auswanderten. Der genaue Ablauf der Migrationsbewegungen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. ist bis heute nicht genau geklärt, aber zugleich ein Streitpunkt zwischen Georgiern und Abchasiern und ihrer jeweiligen, von nationalen Interessen mitbestimmten Geschichtsschreibung. Fest steht nur, dass die Abchasen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Minderheit im eigenen Land geworden waren. So ist in einer zeitgenössischen Enzyklopädie des Jahres 1911 zu lesen, dass die Stadt Sochumi, damals 43.000 Einwohner, zu zwei Dritteln von mingrelischen Georgiern und zu einem Drittel von Abchasen bewohnt sei.
Im März 1921 besetzte die 9. Armee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee unter dem Kommando von W. Ch. Ter Abchasien. Das Kaukasische Büro der Kommunistischen Partei Russlands unter Sergo Ordschonikidse drängte auf eine Zerschlagung des georgischen Staates. Am 28. März 1921 wurde die Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik (Abchasische SSR) auf einer gemeinsamen Sitzung des Kaukasischen Büros und der KP-Zentralkomitees von Abchasien und Georgien gegründet. Abchasien und Georgien vereinbarten im Dezember 1921 besondere Beziehungen, einen sogenannten Kontrakt-Status (russisch Dogowor), der bis 1931 galt, als Abchasien eine Autonome Republik innerhalb Georgiens wurde.
Abchasien geriet zunehmend unter Druck der Regierung in Tiflis, die auf eine stärkere Anbindung Abchasiens hinarbeitete. Georgier wurden zur Ansiedelung in Abchasien ermuntert. Die georgische Sprache wurde zur Amtssprache, der Gebrauch des Abchasischen wurde verboten. Kulturelle Rechte wurden beschnitten und Bestrebungen nach nationaler Identität als konterrevolutionär bestraft. Den stalinschen Säuberungen fielen auch in Abchasien tausende Menschen zum Opfer.
Nach Stalins Tod ließen die Repressionen gegenüber den Abchasen nach. Den Minderheiten in der Sowjetunion und auch den Abchasen wurden weiterreichende kulturelle Freiheiten gewährt. In der Verwaltung wurde durch Quotenregelungen sichergestellt, dass dort auch die Minderheiten vertreten waren. Zum Teil führte das zu Verärgerung auf georgischer Seite, die darin eine unfaire Bevorzugung der Abchasen innerhalb der gemeinsamen Sowjetrepublik sahen.
Postsowjetische Zeit
Das abchasische Parlament, der Oberste Sowjet, erklärte im Juli 1992 Abchasien für einen souveränen Staat, dessen Beziehungen zu Georgien noch geklärt werden müssten, nachdem zuvor Georgien alle Verträge, die in der Sowjetzeit unterzeichnet wurden, für nichtig erklärte. Nachdem Georgien eigenmächtig die Verfassung von 1921 wieder als Grundlage für die Staatsgründung verabschiedeten, sah sich die abchasische Regierung gezwungen zu reagieren.
Zu dieser Zeit waren in Abchasien die Anhänger des gestürzten georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia aktiv und sorgten dort für Unruhe. Als mehrere russische Güterzüge, die Güter nach Armenien transportierten, in Abchasien gestoppt und geplündert wurden, forderte Russland die damalige georgische Regierung auf, Sicherheit und Ordnung auf georgischem Territorium, wozu auch Abchasien zählt, zu gewährleisten. Georgien erklärt den Einmarsch georgischer Truppen in Abchasien folgendermaßen: „Zu diesem Zweck wurden in Absprache mit dem damaligen Parlamentsvorsitzenden Abchasiens Wladislaw Ardsinba Einheiten der georgischen Armee nach Abchasien geschickt, um die lebenswichtigen Wege (Bahn und Straße) zu sichern.“
Am 14. August 1992 rückten georgische Einheiten unter dem Befehl des damaligen Verteidigungsministers Tengis Kitowani in Abchasien ein. Die Abchasen eröffneten das Gegenfeuer, gleichzeitig sprach Wladislaw Ardsinba im öffentlichen Fernsehen über eine Aggression Georgiens gegen den „unabhängigen abchasischen Staat“ und rief die Abchaser auf, die Georgier mit allen zur Verfügung stehenden Mittel zu bekämpfen. Die von Russland militärisch unterstützten abchasischen Kampftruppen hielten nicht nur stand, sie gewannen den Krieg. Neutrale Militärbeobachter gehen jedoch davon aus, dass nicht nur die Unterstützung Russlands für den Sieg der Abchasen verantwortlich war, sondern auch die Unkoordiniertheit der georgischen Truppen. Die Mehrheit der georgischen Bevölkerung zog sich panikartig zusammen mit den georgischen Truppen zurück, noch bevor die abchasischen Einheiten sie erreichten. (Siehe Massaker von Sochumi 1993)
Der Krieg dauerte etwas über ein Jahr, führte zu Kriegsverbrechen, vielen tausend Toten und zur Vertreibung von ca. 250.000 Georgiern, die in Abchasien gelebt hatten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hatte 1995 geschätzt, dass in der autonomen Republik rund 80.000 Abchasen, etwa 60.000 Armenier, 40.000 Russen und noch 12.000 ethnische Georgier lebten. Die meisten georgischen Flüchtlinge strandeten in Tiflis. 50.000 Flüchtlinge kehrten wieder in ihre Heimat zurück. 40.000 von ihnen wurden 1998 erneut vertrieben. Heute leben mehr als 80.000 Georgier in Abchasien, bevorzugt in der Provinz Gali, wo sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.
Am 14. Mai 1994 wurden nach drei vergeblichen Anläufen unter Vermittlung der Vereinten Nationen ein Waffenstillstand vereinbart. Bislang sorgen 1.500 russische Soldaten als Friedenstruppe der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) für die Einhaltung des 1994 geschlossenen Waffenstillstandes zwischen Georgiern und Abchasen. Die Einhaltung des Abkommens wird durch eine 121-köpfige United Nations Observer Mission in Georgia (UNOMIG) überwacht. Deutschland stellt mit elf Soldaten das größte Kontingent der Mission.
Wiederholt wurde vergeblich unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen über eine Beendigung des Konflikts verhandelt. Dabei ging es um eine Rückführung der Flüchtlinge und eine politische Lösung auf der Basis der territorialen Integrität Georgiens. Das scheiterte jedoch an der de-facto-Regierung Abchasiens, die stets auf einer völligen Unabhängigkeit beharrte und Rückkehr der Flüchtlinge ausschloß.
Im Oktober 2001 entbrannte der bewaffnete Konflikt zwischen georgischen Partisanen und abchasischen Sicherheitskräften in der georgisch-abchasischen Grenzregion erneut. Auf der Seite Abchasiens kämpften dabei erneut auch tschetschenische Milizen.
Deutschland zählt neben Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA zu den fünf Freunden des abchasischen Friedensprozesses. Die im Juli 2002 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Abchasien-Resolution, die einen Verbleib als autonome Republik im Staat Georgien vorsieht, gründet auf Vorschlägen des deutschen Diplomaten Dieter Boden, der von 1999 bis 2002 UNOMIG leitete. Obgleich regelmäßige Verhandlungen zur Beilegung des Konfliktes zwischen den zwei Freunden, Abchasien und Georgien, stattfinden, brachten sie bisher keinen Durchbruch. Kofi Annan, ehemals Generalsekretär der Vereinten Nationen, rief Abchasien auf, die georgische Rosenrevolution für einen neuen Verhandlungsstart zu nutzen. Die EU zeigte sich in der Erklärung des Vorsitzes des Rates der Europäischen Union vom 24. Juli 2006 sehr besorgt über die aktuelle Entwicklung in Abchasien; begrüßt die möglichst baldige Entsendung einer UN-Polizeitruppe und erklärt sich bereit, aktiv zum Friedensprozess beizutragen.
Politik
Präsident Abchasiens ist Sergei Bagapsch. Er wurde am 12. Januar 2005 ins Amt gewählt und löste am 12. Februar 2005 den Historiker Wladislaw Ardsinba ab. Bagapsch erhielt 91,54% der Stimmen, sein Gegenkandidat Jakob Lakoba 4,5%. Dem Wahlgang war eine verfälschte Wahl am 3. Oktober 2004 vorangegangen, bei der der frühere Premierminister Raul Chadschimba zum Sieger erklärt worden war. Nach langwierigen Auseinandersetzungen ordnete der Oberste Gerichtshof eine Wiederholung der Wahl im Januar an. Bei der 2. Wahl hat Raul Chadschimba nicht kandidiert. Vollständig ordnungsgemäß war auch die Januarwahl nicht. In der ostabchasischen Provinz Gali lebende ethnische Georgier wurden an der Stimmabgabe gehindert.
Premierminister ist Alexander Ankwab, der bereits von 1992 bis 1993 Innenminister des Landes war.
Das abchasische Parlament hat in den Jahren 2002, 2003 und 2004 immer wieder erfolglos an die russische Legislative appelliert, assoziierte Beziehungen zu Abchasien herzustellen, die Autonome Republik vertraglich in das russische Zoll- und Währungssystem einzubeziehen sowie militärischen Schutz zu gewähren.
Die Menschenrechtslage in Abchasien ist nach Angaben der Vereinten Nationen prekär. Es gibt keine funktionierende Strafverfolgung, das Land wird von kriminellen Gruppen infiltriert und es fehlt die Möglichkeit Klagen einzureichen. 2004 wurde den Volksgruppen (siehe Urumer) das Recht entzogen, an Schulen in ihrer Muttersprache zu lernen.
Georgisch-abchasische Beziehungen
Die Regierung in Tiflis beabsichtigt, Abchasien nach dem Modell des Machtwechsels in Adscharien wieder in Georgien einzugliedern. Präsident Micheil Saakaschwili hat am 22. September 2004 vor der UN-Generalversammlung einen Drei-Stufen-Plan zur Beilegung der Konflikte in Abchasien und Südossetien vorgelegt. Eine erste Stufe sieht vertrauensbildende Maßnahmen zwischen regierungsunabhängigen Organisationen, Studenten, Journalisten, Ärzten, Sportlern und Müttern vor. Auf der zweiten Stufe sollen die Konfliktzonen unter internationaler Aufsicht demilitarisiert werden. Auf der dritten schließlich will Georgien Abchasien und Südossetien eine größtmögliche Autonomie gewähren.
Die Regierungen von Abchasien und Südossetien haben den georgischen Plan zurückgewiesen. Auch Russland lehnt eine Wiedervereinigung Abchasiens mit Georgien ab und will gemäß dem mit Georgien abgeschlossenen Abkommen von Moskau aus dem Jahr 1995 seine Friedenstruppe nicht abziehen, um nach eigenen Angaben kein neues Blutvergießen an seinen Grenzen zuzulassen. Russland und Abchasien bemühen sich, Abchasien an Russland anzuschließen. Am 10. September 2004 wurde die unterbrochene Eisenbahnverbindung zwischen Sochumi und Moskau wiederaufgenommen.
Ober-Abchasien
Im Juli 2006 entsandte die georgische Regierung Spezialeinheiten des Innenministeriums in Abchasiens obere Kodori-Schlucht, wo Emsar Kwitsiani eine Autonomie über das Gebiet ausgerufen hatte. Sie bezwangen innerhalb weniger Tage die von Russland unterstützten Freischärler.
Am 27. September 2006 verfügte Präsident Saakaschwili die Umbenennung der oberen Kodori-Schlucht in Ober-Abchasien. Zugleich nahm dort die abchasische Exilregierung unter Malchas Akischbaia ihren Sitz in der Ortschaft Tschchalta. In Tiflis akkreditierte Diplomaten, die Sochumi besuchen wollen, müssen künftig zunächst der Exilregierung in Tschchalta einen Besuch abstatten. Abchasiens Präsident Bagapsch zeigte sich verärgert. Wer die Exilregierung in Tschchalta besuche, werde in Sochumi nicht empfangen, erklärte er.
Literatur
- Henrik Bischof: Georgien : Gefahren für die Staatlichkeit. Electronic ed., Bonn 1995 (Studie zur Außenpolitik, 68) ISBN 3-86077-417-4 (HTML; 116 KB)
- Bruno Coppieters: Westliche Sicherheitspolitik und der Konflikt zwischen Georgien und Abchasien. Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien, Köln 1999, ISSN 0435-7183
- Ulrike Gruska: Separatismus in Georgien: Möglichkeiten und Grenzen friedlicher Konfliktregelung am Beispiel Abchasien. Universität Hamburg-IPW, Hamburg 2005 (PDF; 1,8 MB)
- George Hewitt(Hrsg.): The Abkhazians. A Handbook. Curzon Press, London 1998, ISBN 0700706437
- Tamar Janelidze: Historische Hintergründe und politische Motive des abchasischen Separatismus in Georgien. Magisterarbeit, Universität Augsburg 2005 (PDF; 772 KB)
- Alexander Kokeev: Der Kampf um das Goldene Vlies. Zum Konflikt zwischen Georgien und Abchasien. Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-928965-31-X
- Alexandr Kokejew / Georgi Otyrba: Der Weg in den Abchasien-Krieg. Mannheim 1997 (Untersuchungen des FKKS, 13) (PDF; 366 KB)
- Mariam Lortkipanidse: Georgien und seine Autonomien: Kurzer Abriß der Geschichte Abchasiens, Atscharas und Südossetiens. In: Georgica. Bd. 15 (1992), S. 34-37
- Tim Potier: Conflict in Nagorno-Karabakh, Abkhazia and South Ossetia: a legal appraisal. Kluwer Law International, Den Haag 2001, ISBN 90-411-1477-7
- Lewan Toidse / Awtandil Menteschaschwili: Die Bildung der Autonomien in Georgien - 1: Abchasien. In: Georgica. Bd. 15 (1992), S. 38-49
- Edward W. Walker: No peace, no war in the Caucasus: Secessionist conflicts in Chechnya, Abkhazia and Nagorno-Karabakh. Harvard University, John F. Kennedy School of Government, Cambridge, Mass. 1998
Weblinks
- BBC-Länderprofil Abchasien (en)
- UN-Resolutionen zur Lage in Abchasien, 1993-2006 (en) (PDF-Dateien)
- - Nachrichten aus Abchasien - News from Abkhazia (De/Eng/Ru/Tr/Ab/Fr)
- UNOMIG-Beobachtermission in Georgien (en)
- Menschenrechtslage in Abchasien: Internationale Dokumente (de/en)
- Erklärung des EU-Ratvorsitzes zur Lage in Georgien, Abchasien und Südossetien, 2006
- Russische Nachrichtenagentur (Ria Novosti)
- -Fotoreportage aus Abchasien