Münchner Abkommen
Am 29. September 1938 unterzeichneten die Premierminister von Großbritannien (Arthur Neville Chamberlain) und Frankreich (Édouard Daladier) unter Vermittlung Mussolinis in München das Münchner Abkommen mit Hitler, in dem sie der Abtretung jener Gebiete der Tschechoslowakei, die vorwiegend von Sudetendeutschen bewohnt waren, an das Deutsche Reich zustimmten.
England und Frankreich sahen diesen Beschluss als notwendige Maßnahme, um einen Krieg zu verhindern (Appeasement-Politik) und garantierten dafür den Fortbestand des tschechoslowakischen Reststaates. Die Vertreter der Tschechoslowakei, die nicht an der Konferenz teilnehmen durften - allen voran Edvard Beneš - fühlten sich verraten. Deswegen wird es von der Tschechischen Bevölkerung als Münchner Diktat bezeichnet oder scherzhaft "Über uns, ohne uns". Das Münchner Abkommen ist bis heute im Bewusstsein der Tschechen als schwarzes Datum in der Geschichte lebendig.
Die Sowjetunion lehnte das Münchner Abkommen und seine Folgen ab. Sie bot der Tschechoslowakei und Frankreich militärische Hilfe bei der Durchsetzung des bestehenden Beistandsabkommens an, die abgelehnt wurde. Jüngste Forschungen etwa von Richard Overy weisen darauf hin, dass das militärische Beitstandsangebot mit erheblichen Truppenbewegungen sowie Teil-Mobilisierung der Roten Armee verbunden war, es sich also nicht nur um eine diplomatische Geste gehandelt hat.
In den Augen der Sowjetunion bewiesen die Westmächte mit dem Münchner Abkommen, dass sie sogar mit den Nationalsozialisten zusammen arbeiteten, um die Sowjetunion zu isolieren. Folgerichtig stellte sie ihre Außenpolitik um und suchte die Annäherung an Deutschland. Damit gehört das Münchner Abkommen zur Vorgeschichte des Hitler-Stalin-Paktes