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Neustadt bei Coburg

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

ev. Stadtkirche St. Georg

Neustadt bei Coburg (amtlich: Neustadt b. Coburg) ist eine Große Kreisstadt im oberfränkischen Landkreis Coburg und bildet mit der unmittelbar angrenzenden thüringischen Partnerstadt Sonneberg eine geografisch und ökonomisch zusammenhängende urbane Einheit.

Geografie

Geografische Lage

Neustadt bei Coburg liegt im Nordosten des Landkreises Coburg in einem weiten Talkessel an den südlichen Ausläufern des Thüringer Waldes. Die Stadt liegt zu Füßen des Neustadter „Hausberges“, des Muppberges, eines 515,5 Meter hohen Zeugenberges. Durch das Stadtgebiet fließen die beiden Flüsse Röden und Steinach.

Stadtgliederung

Neustadt b. Coburg gliedert sich in 22 Ortsteile

  • Aicha
  • Birkig
  • Boderndorf
  • Brüx
  • Ebersdorf
  • Fechheim
  • Fürth am Berg
  • Haarbrücken
  • Höhn
  • Horb
  • Kemmaten
  • Ketschenbach
  • Meilschnitz
  • Mittelwasungen
  • Neustadt b. Coburg
  • Plesten
  • Rüttmannsdorf
  • Thann
  • Unterwasungen
  • Weimersdorf
  • Wellmersdorf
  • Wildenheid

Geschichte

Die Landesherrn im Mittelalter

Als in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts mit dem Bau einer Zollburg an der Rödenfurt Graf Hermann von Wolweswac die Stadt Neustadt gründete, lag die Oberherrschaft in den Händen der Grafen von Andechs, der späteren Herzöge von Meranien. In einer Urkunde vom 16. Juni 1248 wird der Marktflecken (forum) Neustadt erstmals erwähnt. Die nächsten Landesherren waren die Henneberger, unter denen Neustadt 1316 als Stadt bezeichnet wurde. 1353 kam Neustadt als Bestandteil der Pflege Coburg an das Haus Wettin, bei dem es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs blieb. Seitdem führt die Stadt auch den doppelschwänzigen, rot bewehrten schwarzen Löwen im Wappen, der an den damaligen wettinischen Landesherrn, den Markgrafen Friedrich den Strengen von Meißen, erinnert.

Entwicklung der Stadt bis 1500

Neustadt lag an einer wichtigen Heer- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig, deren Furt durch die Röden bzw. die Brücke über den Fluss der Grund für die Zollstation war. Die Straße sorgte für den Aufschwung des Handwerks und der Beherbergungsbetriebe. Das Zentgericht, vorher im heutigen Stadtteil Fechheim beheimatet, dem früheren geistlichen und weltlichen Mittelpunkt des Gebietes, wurde im 14. Jahrhundert nach Neustadt verlegt. Etwa um dieselbe Zeit erhielt die Stadt eine Pfarrkirche, nachdem vorher nur die Wallfahrtskirche St. Ottilia auf dem Muppberg bestanden hatte. Am Ende des Mittelalters dürfte die Stadt etwa 570 Einwohner gezählt haben.

Reformation

Wie im ganzen Kurfürstentum Sachsen hielt auch in Neustadt die Reformation früh ihren Einzug. Zwischen 1525 und 1528, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, beriefen Rat und Pfarrvolk mit Bartholomäus Wyeser den ersten evangelischen Prediger, da sie mit ihren in der alten Lehre befangenen Geistlichen nicht mehr einverstanden waren. 1530 predigte Martin Luther am Karfreitag in der Neustadter Sankt-Georgs-Kirche.

Kriege und Brände

Kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte die Stadt auf ungefähr 1000 Einwohner angewachsen sein. In der Kriegszeit zeigte sich, dass die Lage an der Straße, die nun auch von den verschiedenen Kriegsparteien genutzt wurde, auch zerstörerische Wirkung haben konnte. Trotz der Neutralität des Coburger Landesherrn, des Herzogs Johann Casimir, richteten die Truppendurchzüge große Schäden an, die nach dem Kriegseintritt des Herzogtums noch wesentlich schlimmer wurden. Ohne Feindeinwirkung jedoch kam es 1636 zu einem großen Stadtbrand, nach dem von etwa 190 Feuerstätten, die es in guten Zeiten gewesen waren, nur noch 36 standen. 1839 legte ein zweiter großer Brand 179 von den 226 Häusern der Stadt in Schutt und Asche, auch das Rathaus mit dem Archiv. Die Kirche wurde schwer beschädigt.

Die Spielwarenindustrie

Durch die Nähe des Thüringer Waldes gab es in Neustadt schon bald holzverarbeitende Handwerksarten wie Schreiner, Tischler, Drechsler, Ludelmacher (Hersteller von hölzernen Säuglingsflaschen), Löffler und Büttner, die nebenbei auch schon Dockenwerk, also Spielwaren, herstellten. Etwa um 1600 herum begann man im benachbarten Sonneberg die Produkte dieser Handwerker mit der neu entwickelten Wismutmalerei zu verzieren. Mit Johann Andreas Greiner siedelte sich der erste Vertreter des Maler- und Bossiererhandwerks 1748 in Neustadt an. (Bossierer formten den sogenannten Teig, eine Masse aus Schwarzmehl und Leimwasser, frei aus der Hand zu Spielwaren.) Die Spielwarenherstellung wurde schließlich der bedeutendste Wirtschaftszweig in Neustadt. Eine Vielzahl von Hausgewerbetreibenden übte hoch differenzierte Herstellungsverfahren aus. Es gab Puppenmacher, Arm- und Beinanstreicher, Puppenschuhmacher, Augeneinsetzer, Wimpernmacherinnen, Puppenfriseusen usw.; auch einige größere Manufakturen entstanden, als wichtigste die von Max Oscar Arnold. Den größten Aufschwung erlebte die Branche ab 1870 durch den Export. Mit dem Ersten Weltkrieg brach dieser Absatzmarkt weg, die früheren Abnehmerländer bauten eigene Spielwarenfertigungen auf. Mit den Elastolin-Figuren der Firma Hausser kam noch einmal eine ähnliche Produktion nach Neustadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Stadt Zuzug durch Glasbläser aus dem Thüringer Wald.

Entscheidung für Bayern

Als 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs auch die Monarchie ihr Ende fand, galt das auch für das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dem Neustadt zuletzt angehört hatte. Zunächst war man nun Teil des Freistaats Coburg. Da dieser Staat aber für sich zu klein war, stand eine Entscheidung an, ob man sich Bayern oder Thüringen anschließen wollte. Die Volksabstimmung von 1919 ergab in Neustadt, wie auch im ganzen Coburger Land, eine überwältigende Mehrheit gegen Thüringen und somit für Bayern. Der Neustadter Industrielle und Politiker Max Oscar Arnold hatte sich tatkräftig für diese Entscheidung eingesetzt.

Nationalsozialismus

Neustadt galt politisch in den zwanziger Jahren als eher „links“ eingestellt. 1927 veranstalteten die Nationalsozialisten einen „Frankentag“ in Neustadt, bei dem auch Adolf Hitler selbst eine Rede hielt. Bei der Reichstagswahl 1928 bekamen Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen 2.156 Stimmen, die Nationalsozialisten 1.552. Ab 1932 überflügelten die Nationalsozialisten (2.629) die linken Parteien (SPD und KPD: 2.454). Die Wahl vom März 1933 ergab 2.872 Stimmen für die Nationalsozialisten gegen 2.526 Stimmen für SPD und KPD. Der nicht der NSDAP angehörende Bürgermeister Stelzner wurde 1934 zum Amtsverzicht gedrängt und durch einen „alten Kämpfer“ ersetzt.

Außenlager des KZ Buchenwald

Auf Antrag des seit 1936 in Neustadt bestehenden Kabel- und Leitungswerkes der Firma Siemens wurden diesem im Jahr 1944 400 Häftlingsfrauen aus dem KZ Ravensbrück zur Verfügung gestellt. Organisatorisch war das Lager dem KZ Buchenwald unterstellt. Die Frauen, alles jüdische Ungarinnen, mussten schwere körperliche Arbeit leisten. Todesfälle kamen im Lager nicht vor. Beim Näherrücken der Amerikaner im April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Frauen in Richtung Tschechien geschickt, wo sich die (restliche) Gruppe bei Taus (Domazlice) auflöste. Außer diesen Konzentrationslagerinsassen arbeiteten in der Firma Siemens gleichzeitig Fremdarbeiter, z. B. aus der Ukraine, aus Polen und Italien, und auch Kriegsgefangene, vor allem aus Frankreich.

Die Zeit nach 1945

In der Zeit von 1945 bis 1989 war für Neustadt die Lage an der innerdeutschen Grenze prägend. Die wirtschaftlichen Beziehungen zum nahegelegenen Sonneberg und Umgebung wurden unterbrochen, andererseits sich ansiedelnde Industrie durch Grenzlandförderprogramme unterstützt. Die Gemeindegebietsreform brachte Neustadt in den siebziger Jahren 21 Stadtteile, aber auch den Verlust der Kreisfreiheit.

Sonstiges

An einem Samstag im Juli wird jedes Jahr das Kinderfest gefeiert, dessen Ursprung auf ein Gregoriusfest zurückgeht, das in Neustadt eine Tradition von mehr als 450 Jahren aufzuweisen hat.

Seit 1995 vergibt die Stadt den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis für zeitgenössische Puppenkunst, der im Rahmen des Internationalen Puppenfestivals in der Himmelfahrtswoche verliehen wird.

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat hat 24 Mitglieder:

Der Bürgermeister der Stadt ist Frank Rebhan (SPD), der am 11. Februar 2007 zum dritten Mal gewählt wurde. Er erhielt bei der Wahl 67,89 Prozent der Stimmen. Für Elke Protzmann von der CSU stimmten 29,36 Prozent, für Martin Hein von Bündnis 90/Die Grünen 2,76 Prozent der Wähler.

Wappen

Beschreibung: Schwarzer, rot-gezungter Löwe auf goldenem Schild. Der schwarze, nach links schreitende Löwe verweist auf den Übergang der Stadt an die Markgrafschaft Meißen 1353.

Städtepartnerschaften

Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa, 2006

Es werden Städtepartnerschaften unterhalten zu


Medien

Seit 1996 wird in Neustadt der lokale Fernsehsender NEC TV produziert und ausgestrahlt.


Wirtschaft

Kabel- und Leitungswerk Neustadt

Am 1. Februar 1937 nahm das Neustadter Kabelwerk der Siemens-Schuckert-Werke AG seinen Betrieb auf und prägte die wirtschaftliche Situation der Stadt bis ins 21. Jahrhundert hinein. Bis zum Jahre 1975 stieg die Zahl der Beschäftigten (inklusive Zweigwerke) auf 3400 an, was die Stadt Neustadt zu einem wirtschaftlichem Leuchtturm im strukturschwachen Zonenrandgebiet werden ließ.

Telenec

Das Unternehmen Telenec versorgt die Stadt über ein eigenes Breitbandkabel- und Glasfasernetz mit dem Internet, sowie Fernseh- und Radioprogrammen. Die Stadtteile Horb, Fürth am Berg und Fechheim konnten bisher nicht angebunden werden.

Verkehr

Straßenanbindung

Durch seine Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist die Verkehrsanbindung Neustadts auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ungünstig. Neustadt ist nur mit den Staatsstraßen 2202 nach Coburg und Sonneberg und 2708 nach Kronach sowie der Kreisstraße CO 11 nach Lichtenfels an das überregionale Straßennetz angebunden und besitzt 2006 keinen eigenen Anschluss an eine Bundesstraße oder Autobahn. Mit der Fertigstellung der Bundesautobahn 73 und der B 999 (Ortsumfahrung Rödental) wird Neustadt dann ab 2008 über eine direkte Autobahnanbindung verfügen.

Schienenanbindung

Die Stadt verfügte bis nach dem Zweiten Weltkrieg über einen Anschluss an die Bahnstrecke Coburg–Sonneberg, sowie eine Anbindung an die sogenannte Steinachtalbahn, welcher jedoch durch den Trassenverlauf der Bahn durch Thüringen nach dem Zweiten Weltkrieg stillgelegt wurde. Der heutige Neustadter Ortsteil Fürth am Berg wurde noch bis zum 1. Juni 1975 im Personenverkehr durch die Steinachtalbahn bedient.

Mit der Teilung Deutschlands wurde auch der Zugverkehr zwischen Neustadt und Sonneberg unterbrochen, womit Neustadt zum Endpunkt der Verbindung Coburg–Sonneberg wurde. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde diese Strecke im Jahr 1992 wieder reaktiviert.

Schulen

Museen

  • Museum der Deutschen Spielzeugindustrie mit Trachtenpuppensammlung
  • Thüringisch-Fränkische Begegnungsstätte mit der Informationsstelle über die Teilung Deutschlands 1945-1990

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstiges

In Neustadt wird Itzgründisch gesprochen, ein mainfränkischer Dialekt. Doch die Neustadter selbst bezeichnen ihren Dialekt als „Neustadterisch“.