Manfred Füllsack
Manfred Füllsack (* 1960 in Wien) ist Sozialwissenschafter und lehrt an der Universität Wien mit den Schwerpunkten Arbeit, Wissen, Sozialtheorie sowie Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte Russlands und der Sowjetunion.
Allgemein
Seine Arbeiten orientieren sich insbesondere an der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns. Darüber hinaus interessieren ihn Ökonomie, Kybernetik, Entscheidungs-, Informations- und Netzwerktheorie, analytische, pragmatische und poststrukturalistische Philosophie, sowie Sozionik und Distributed Artificial Intelligence. In den letzten Jahren wendet sich seine Aufmerksamkeit vermehrt den vielschichtigen Formen von Nichtwissen zu, etwa den in actu latent bleibenden Rahmenbedingungen von Arbeit oder den Uncertainties bei Entscheidungen, die in Form voreingeschränkter und sozial vorsynchronisierter Möglichkeitsräume spezifische Aktivitäten überhaupt erst hinreichend wahrscheinlich werden lassen; oder auch etwa in Wirtschaft und Sozialpolitik „strategisch“ einsetzbaren Formen von Nichtwissen, die wie etwa ein Grundeinkommen in der Lage scheinen, Spielräume bereitzustellen, um Formen von Arbeit oder Produktivität zu ermöglichen, die sonst keine gesellschaftliche Wertschätzung finden.
Überblick der Theorie
In seinem Buch "Zuviel Wissen" arbeitet Manfred Füllsack seine Theorie aus, die auf gegenwärtige und zukünftige Probleme die durch Wissen enstehen hinweisen möchte. Grundthese seiner Theorie ist der Umstand, dass Wissen mit ebensoviel Nichtwissen einhergeht. Dieses Problem ergibt sich aus der Menge des Wissens und der Geschwindigkeit mit welcher sich dieses weiterentwickelt. Ursprung und Ursache dafür sind nach Manfred Füllsack die von ihm so bezeichneten Bereiche Relativer Eigenständigkeit, welche relativ unabhängig voneinander hochspezialisiertes Wissen generieren.
Bereiche Relativer Eigenständigkeit
Enstehen nach dem Beispiel der Urgesellschaft von Manfred Füllsack durch Arbeitsteilung welche zu einer Spezialisierung der einzelnen Bereiche führt. Jeder Bereich kreiert komplexes Wissen welches sich nur begrenzt auf das Wissen anderer Bereiche beziehen kann. Als Folge daraus ergibt sich das Problem der Polykontexturalität. Welche ein Ausmaß erreichen kann, sodass sich Wissensstände verschiedener Bereiche Relativer Eigenständigkeit gegenseitig widersprechen. Zusammengefasst zeichnen sich damit Bereiche Relativer Eigenständigkeit durch folgende Eigenschaften aus:
- BRE nehmen Ausblendungen vor um sich zu Spezialisieren
- BRE stehen in einer gewissen Abgängigkeit zu anderen Bereichen
- BRE können in „Konkurrenz“ zu anderen Bereichen stehen
Um den Prozess der Arbeit und Wissensentwicklung beschleunigen zu können, werden andere Bereich ausgeblendet. Diese Ausblendung wird allerdings erst durch die Spezialisierung der einzelnen Bereiche gewährleistet. Damit stehen jene Bereiche in einer Abhängigkeit zueinander. Durch die dadurch resultierende Geschwindigkeit mit welcher sich das Wissen entwickelt stehen jene Bereiche Relativer Eigenständigkeit vor dem Problem der Nachfragesicherung. Ein Zitat hierzu:
“Sie werden, kurz gesagt, ihre Mitgesellschafter davon überzeugen müssen, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit tauschenswert sind. Sie werden, anders gesagt, daran arbeiten müssen, das hochspezifische Angebot an Wissen, das sie generieren, hinreichend wahrscheinlich mit seiner Nachfrage zu korrelieren.“ ("Zuviel Wissen" S.45)
Wissen & Arbeit und seine/ihre Rahmenbedingungen
Nach Manfred Füllsack wird in jedem BRE sowohl Wissen als auch Arbeit generiert. Manfred Füllsack spricht in diesem Zusammenhang auch von Wissensarbeit. Da Arbeit stets neues Wissen und Wissen stets neue Arbeit verursacht, müssen jene Begriffe innerhalb eines dynamischen Prozesses verstanden werden welcher bestimmter Rahmenbedingungen bedarf um überhaupt stattfinden zu können. Diese Rahmenbedingungen stehen jedoch ihrerseits in starker Wechselwirkung zu dem Wissen und der Arbeit welche sie einschränken. Manfred Füllsack bezeichnet dies auch als die dynamische Wechselwirkung von Content & Kontext.
Werkauswahl
• Zuviel Wissen? Zur Wertschätzung von Arbeit und Wissen in der Moderne. Berlin 2006.
• Auf- und Abklärung. Grundlagen einer Ökonomie gesellschaftlicher Problemlösungskapazitäten. Aachen 2003.
• Leben ohne zu arbeiten? Zur Sozialtheorie des Grundeinkommens. Berlin 2002.
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Füllsack, Manfred |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sozialwissenschafter |
GEBURTSDATUM | 1960 |
GEBURTSORT | Wien |