Hans José Rehfisch
Hans José Rehfisch (* 10. April 1891 in Berlin; † 9. Juni 1960 in Scuol) war ein deutscher Dramatiker, Schriftsteller und Theaterintendant. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Georg Turner, René Kestner und Sydney Phillips.
Biografie
Hans José Rehfisch studierte Volkswirtschaft, Philosophie, Rechtswissenschaft und Staatswissenschaften in Berlin, Grenoble und Würzburg. 1916 promovierte er an der Universität Würzburg zum Thema „Die rechtliche Natur der Enteignung“ zum Dr. jur.. Anschließend arbeitete er in Berlin als Gerichtsassessor bei der Staatsanwaltschaft sowie bei der Strafkammer am Landgericht II. Später war er als Rechtsanwalt und Syndikus einer Filmgesellschaft tätig.
1913 erschien mit der Tragödie „Die goldenen Waffen“ sein erstes Bühnenstück. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Rehberg zunächst weitere Trauerspiele. 1922 war „Die Erziehung durch ‚Kolibri‘“ seine erste Komödie und 1924 feierte seine Tragikomödie „Wer weint um Juckenack?“ einen europaweiten Erfolg.
Rehfisch gab seine Anwaltspraxis auf und widmete sich fortan ganz dem Theater. In der Weimarer Republik gehörte er zu den viel gespielten Dramatikern. Seine sozialkritischen Satiren und zeitbezogenen historischen Dramen wurden wegen ihrer pointierten Dialoge geschätzt. Seine größten Erfolge waren „Die Affäre Dreyfus“ (1929) und „Wasser für Canitoga‘“ (1936). Von 1922 bis 1923 leitete er gemeinsam mit Erwin Piscator das Central-Theater in der Alten Jakobstraße (Berlin-Kreuzberg) und von 1927 bis 1928 war er Ko-Direktor an Piscators Theater am Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg. Von 1931 bis 1933 war er Präsident des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, eine Funktion die er nochmals von 1951 bis 1954 (zusammen mit Eduard Künnecke) wahrnahm.
Bereits 1932 tauchte sein Name im Völkischen Beobachter in einer Liste „unerwünschter“ Schriftsteller auf. Wegen seiner literarischen Tätigkeit und seiner jüdischen Herkunft geriet er 1933 nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Haft. Danach floh Hans José Rehfisch aus Nazideutschland. Zunächst emigrierte er nach Wien, 1936 nach London. Dort verdingte er sich u.a. als Metallarbeiter. 1939 wurde er vom Dritten Reich ausgebürgert. Zusammen mit dem Philosophen Hermann Friedmann, dem Publizisten Hans Jaeger (1899-1975) und dem früheren künstlerischer Leiter des Dresdener Schauspielhauses Karl Wollf (1876-1952) gründete er in London den Club 1943, eine kulturelle Vereinigung deutschsprachiger Emigranten. 1944 gab Rehfisch die Anthologie „In Tyrannos“ heraus, die die deutschen Freiheits- und Widerstandsbewegungen aus vier Jahrhunderten und die demokratische Tradition Deutschlands darstellte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lehrte er von 1947 bis 1949 als Dozent an der New School for Social Research in New York City.
1950 kehrte Rehfisch nach Deutschland zurück und ließ sich in Hamburg nieder. 1951 schrieb Rehfisch die deutsche Drehbuchfassung für den Film „Blaubart“, einer deutsch-französischen Koproduktion mit Hans Albers in der Hauptrolle der deutschen Version. Anfang Februar 1951 zeigte das Deutsches Schauspielhaus eine Neufassung von Rehfischs Lustspiel „Wer weint um Juckenack?“ und im selben Jahr erschien sein historischer Roman „Die Hexen von Paris“, der den Hexenwahn und Intrigen am Hof Ludwig XIV. thematisierte. Rehfisch trat bis Ende der 1950er Jahre mit kritischen Zeitstücken auf Bühnen in beiden deutschen Staaten hervor. Sein größter Nachkriegserfolg war 1955/56 die Heimkehrer-Tragödie „Oberst Chabert“. Rehfisch verfasste auch Hörspiele. Zeitweilig war er Vorsitzender der 1955 gebildeten Gesellschaft zur Verwertung literarischer Urheberrechte (GELU), der Vorläuferin der Verwertungsgesellschaft Wort.
Hans José Rehfisch starb am 9. Juni 1960 während eines Sanatoriumsaufenthaltes in der Schweiz. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin.
Werke
Schauspiele
- Die goldenen Waffen - Tragödie (1913)
- Das Paradies - Eine Tragödie (1919)
- Der Chauffeur Martin - Eine Tragödie in 5 Akten (1920)
- Deukalion - Ein mythisches Drama (1921)
- Die Erziehung durch „Kolibri“ - Komödie in 3 Akten (1922)
- Wer weint um Juckenack? - Tragikomödie in 3 Akten (1924)
- Nickel und die sechsunddreissig Gerechten - Komödie in 3 Akten (1925)
- Duell am Lido - Komödie in 3 Akten (1926)
- Darüber läßt sich reden - Berliner Bilderbogen in 3 Akten (1926)
- Razzia - Eine Berliner Tragikomödie in 9 Bildern (1927)
- Der Frauenarzt - Schauspiel in 3 Akten (1928)
- Pietro Aretino - Schauspiel in 3 Akten (1929)
- Die Affäre Dreyfus - Schauspiel in 5 Akten (1929) (zusammen mit Wilhelm Herzog)
- Brest-Litowsk - Das Drama des europäischen Friedens (1930)
- Der Verrat des Hauptmanns Grisel - Schauspiel in 3 Akten (1932)
- Semmelweis - Schauspiel (1934)
- Gentlemen - Schauspiel (1935)
- Der lächerliche Sir Anthony - Schauspiel (1935)
- Wasser für Canitoga - Schauspiel in 3 Akten (1936)
- Erste Liebe - Komödie (1937)
- Kampf ums Blatt - Schauspiel (1937)
- College Boys - schauspiel (1937)
- The Iron Road - Schauspiel (1938)
- Brides at Sea - Schauspiel (1943)
- Quell der Verheißung - Schauspiel (1945)
- Hände Weg Von Helena! - Schauspiel (1951)
- Die Eiserne Straße - Schauspiel (1952)
- Von Der Reise Zurück - Schauspiel (1952)
- Das Ewig Weibliche - Schauspiel (1953)
- Der Kassenarzt - Schauspiel (1954)
- Oberst Chabert - Schauspiel in 3 Akten (1955)
- Strafsache Doktor Helbig (1955)
- Jenseits der Angst - Schauspiel in 3 Akten (1958)
- Bumerang - Schauspiel (1960)
- Verrat in Rom - Schauspiel in 3 Akten (1960)
Bücher
- In Tyrannos - Four centuries of struggle against tyranny in Germany. A synposium. (Hrsg. von Hans Rehfisch)
- Die Hexen von Paris - Roman (1957)
- Lysistratas Hochzeit - Roman (1959)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Rehfisch, Hans José, Kurzbiografie (www.berlin-geschichte.de)
- Rehfisch, Eintrag in Meyers Online Lexikon
- BookRags: Dictionary of Literary Biography on Hans Jose Rehfisch (englisch)
- Hans José Rehfisch, Literaturport Berlin/Brandenburg
Personendaten | |
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NAME | Rehfisch, Hans José |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dramatiker |
GEBURTSDATUM | 10. April 1891 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 9. Juni 1960 |
STERBEORT | Scuuol |