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Hertingen (Bad Bellingen)

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Hertingen liegt am Fuße des Schwarzwaldes, im Markgräflerland. Es liegt außerdem im Dreiländereck (Deutschland, Frankreich, Schweiz) am Knie des Rheins. Vom Süden her grüßt der Schweizer Jura. Hinter dem sich Alpengipfel erheben. Vom Westen her erblickt man das Nachbargebirge des Schwarzwaldes, dei Vogesen, mit dem Sulzer Belchen und dem Hartmannsweilerkopf. Die Messe- und Universitätsstädte Basel und Freiburg liegen nicht weit entfernt.

Geografie

In einem weiten Talgrund östlich der nordsüdlich verlaufenden uralten Landstraße - heute B3 - liegt das Dorf Hertingen inmitten von Äckern und Wiesen.

Wappen

Das Hertinger Wappen finden sie hier.

Geschichte

Vorgeschichte

Obwohl die erste urkundliche Erwähnung (Hertincheim, 1064) erst verhältnismäßig spät erfolgt, dürfte die Siedlung doch wesentlich älter sein. Vereinzelte Funde von Feuersteingeräten werden von wandernden Jägern und Sammlern der Steinzeit stammen, während ein Plattengrab, das nördlich des Dorfes entdeckt wurde, ebensogut keltischen wei alemannischen Ursprungs sein könnte, weil für die Altersbestimmung entscheidende Beobachtungen bei der Auffindung nicht gemacht wurden. Sichere Siedlungsspuren liefert erst die Römerzeit. So wurden zwei kleine Schmelzöfen zur Verhüttung von Bohnerz aus dem hertinger Wald bei einer villa rustica beobachtet. Der Gutshof selbst mit einem größeren Wohngebäude und weiteren Bauden lag in der Nähe der B3. Mehrere Mosaiksteinchen lassen kostbar ausgestattete Räume vermuten, deren endgültige Freilegung noch aussteht. Die Verhüttung von Eisenerz durch die Römer im ersten oder zweiten nachchristlichen Jahrhundert könnte eine Fortführung keltischer Rohstoffnutzung sein. Der Quellenreichtum des hertinger Tales ließ in alemannischer Zeit Hofgründungen an mehreren Stellen zu. Einig Hofnamen sind aus dem 13. und 14 Jahrhundert überliefert:

  - Meierhof;
  - Münchweiler Hof;
  - Hummelhof;
  - St.- Margareten Hof.

Sie waren im Besitz verschiedener geistlicher und weltlicher Herren.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg zerstörten schwedische und kaiserliche Truppen bei ihren Beutezügen durch die obere Markgrafschaft neben anderen Orten auch Hertingen. Vierzig Jahre später erfolgte eine Brandschatzung durch französische Soldaten. Der Wiederaufbau des schwergeprüften Dorfes vollzog sich in den folgenden Jahren weiter unten im Tal.

Französische Revolution

1813 lag russische Einquartierung in Hertingen. Die Revolutionsjahre 1848/49 brachten badische und hessische Soldaten ins Dorf, die auch an dem Gefecht auf der Scheideck bei Kandern am 20. April 1848 beteiligt waren, in dem die Revolutionäre unter Hecker eine empfindliche Niederlage hinnehmen mußten und in dessen Verlauf der Führer des regulären Militärs, Freiher Friedrich von Gagern, den Tod fand.

Erster Weltkrieg

Im August 1870 mußten nach der Kriegserklärung Frankreichs die hertinger Reservisten einrücken. Man befaßte sich in Erinnerung an frühere Einfälle der Franzosen mit dem Gedanken, im Notfall in den Schwarzwald zu fliehen. Als französische Mobilgarden den Rhein bei Bellingen überquerten, rollten Wagen mit Kindern, Frauen, Betten, Mehlsäcken und Weinfäßchen aus dem bedrohten Dorf heran. Die Kanderner Schützengesellschaft rückte, durch einen hertinger Bürger alamiert, heran und trieb die Eindringlinge rasch über den Fluß zurück. Die Flüchtling konnten heimkehren und es blieb in der Folgezeit am Oberrhein ruhig. Ein hertinger Soldat erhilt ein besonderes Lob, weil er bei der Belagerung von Straßburg das Kreuz auf dem Münsterturm krumm geschossen hatte.

Zweiter Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg mußten die Einwohner von 3. September bis zum 24. Dezember 1939 ihre Häuser verlassen und wurden in der Bodenseegegend untergebracht. Die letzten Kriegsmonate 1944/45 brachten Beschädigungen einer Reihe von Häusern durch Artileriebeschuß. 14 Gefallene und 9 Vermißte kehrten aus dem großen Völkerkrieg nicht zurück.

Kirche

Eine Kapelle, die dem hl. Petrus gweiht war, wird 1130 erwähnt. Sie gehörte zu "Klein-Hertingen", eine Hofgruppe, die sich in der Nähe der heutigen B3 befand. In der Kapelle wurden noch nach der Einführung der Reformation (1556) von den Mönchen der Propstei Bürgeln Messen gelesen, und 1859 hieß ein Gewann in dieser Gegend "St-Peter". Im 14. Hahrhundert hatte die Kapelle den Rang einer Pfarrkirche, erscheint aber 1493 nur noch als Kapelle und Filiale der Kirche von (Groß-)Hertingen. Sie stand auf dem heutigen Friedhof. Auch diese zweite Siedlung rund um Gottesacker und Kirche lag höher am Hang als der heutige Ort. Ein wackliger Turm, ein gebrechlicher Dachstuhl, vor allem aber die ungenügende Größe der Kirche veranlaßten Pfarrer und Vogt sowie den "Gerichtsmann" Friedrich Zollikofer, 1761 eine bewegte Klage an den Markgrafen zu schicken und um die Erbauung einer neuen Kirche zu bitten. Sie sollte vor allem in der Mitte des neuen Dorfkerns liegen, da bei schlechtem Wetter der Weg hinaus zum Friedhof für Kinder und alte Leute zu weit sei. Aber es dauerte mehr als zwei Jahrzehnte, ehe dem Wunsch entsprochen werden konnte, weil es andernorts noch dringlichere Bauvorhaben gab. Die alte Kapelle befand sich auf den heutigen Friedhof.

Die Mühle

Um 1800 klapperte eine Mühle im Tal, die 1718 als lehnsmühle der Herrschaft Rötteln im Besitz der Herren von Rotber bzw. Leutrum erscheint, später (um 1800-1811) aber in Privatbesitz auftaucht und noch 1930, da schon teilweise mit Elektrizität betrieben und zur Walzmühle umgebaut, arbeitete.

Johann-Peter-Hebel

Er wohnte in Hertingen.

Institutionen

Freiwillige Feuerwehr

Ortsabteilung der FFW Bad Bellingen . Das Feuerwehrhäuschen befindet sich in der Bad Bellingerstraße. Es ist in der ehemaligen ZG-Ausgabestelle untergebracht. Die Feurwehr verfügt nur über ein altes TSF. Die Manschaft beläuft sich auch ca. 40 aktive Mitglieder. Die Proben finden regelmäßig am 2. Freitag des Monats statt.

Motorsportclub

Der MSC Rebland ev (MotorSportClub Rebland) ist der größte und umfassendste Verein in Hertingen. Er ist der Veranstalter des Graßbahnrennens.

Der hertinger Jugendtreff ist auch bei älteren Hertingern beliebt.

Heba's Lädele

2004 öffnete in Hertingen ein kleiner Tante Emma Landen im Gebäude der ehemaligen Metzgerei.

Landhaus Ettenbühl

===Männergesangsverein (MGV) Hertingen

Bauwerke

  • Kirche in der Dorfmitte
  • Altes Milhäusle (heute Arche genannt)
  • Dorfhalle, die von den Bürgern selbst erbaut wurde

Regelmäßige Veranstaltungen

Graßbahnrennen am Markgräflerring

Einmal im Jahr stellen die hertinger Bürger (und auch Helfer aus Umgebung) ein internationales Flutlicht-Graßbahnrennen auf die Beine. Die Helfer arbeiten alle ehrenamtlich.

Hebelschoppen

Country-Wochen im Landgasthof Rössle

Pfarrweiherfest

Maibaumstellen

Dies findet immer am Abend des 30.April statt.

Holzversteigerung

Versteigerung des Gemeindeholzschlages.

Gaststätten

Literatur

Demnächst wird eine Dorfchronik von Ursula Tanner veröffentlicht werden. Die Vorstellung des Buches erfolgte am Sonntag den 21. November 2004 in der Hertinger Festhalle.