Riesenstein (Wolfershausen)
Der Riesenstein von Wolfershausen ist ein Megalithdenkmal am nördlichen Ufer des Felsberger Stadtteils Wolfershausen im Schwalm-Eder-Kreis. Von den Menhiren im Kasseler- Fritzlarer Raum ist der Riesenstein von Wolfershausen der größte. Der Riesenstein von Wolfershausen war ein jungsteinzeitlicher Kultplatz.
Geologie
Die teritäre Quarzitplatte hat eine Höhe und Breite von 4 m. Die Dicke beträgt 1 m. Der Menhir hat ein Gewicht von 750 kg. Der Stein hat ein Alter von 65 Millionen Jahren und ist am Ende der Kreidezeit entstanden. Die Umgebung des Menhirs ist übersät mit vulkanischen Aschen, Lapillis und Quarzitblöcken. Die Häufung von Quarzitblöcken spricht dafür, dass der Menhir nicht eine längere Strecke an seinen jetzigen Aufstellungsort transportiert worden ist. Vielmehr ist eine natürliche Entstehung anzunehmen. Der Menhir von Wolfershausen ist als magmatischer Stoff aus dem Erdinneren von einer vulkanischen Staukuppe als Eruptivgestein an die Erdoberfläche gefördert worden. Unter dem Einfluss gespannter Gase stiegt das Magma vom Vulkanherd durch einen Schlot an die Oberfläche und verließ den Krater als Asche, Lapilli oder Bombe. Der Menhir von Wolfershausen ist somit als vulkanische Bombe aus einem nahe liegenden Vulkan geschleudert worden und blieb senkrecht im Boden stecken. Zunächst blieb der Menhir im Schlot stecken und schmelzte an der Unterseite auf und blieb nach seinem Auswurf mit dem schwereren Fuß im Boden stecken. Er war von Aschen bedeckt. Die ausgestoßenen Aschen wurden von der Eder frei gewaschen. In der Jungsteinzeit wurde der Platz von einer Sippe als Kultplatz entdeckt. Möglicherweise wurde die Bombe als Menhir aufgestellt, oder zumindest den Anprüchen der Sippe entsprechend zurechtgerückt, um sommit kultisch genutzt zu werden.
Geschichte
Der Menhir wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. von einer bäuerlichen Megalithsippe der Jungsteinzeit als Kultplatz entdeckt. Das Ritual Steine aufzustellen verbreitete sich im 3. Jahrtausend v. Chr. über Frankreich nach Nordhessen. Der Fritzlar- Kasseler Raum wurde klonisiert und durch zunehmende Domestikation stärker besiedelt. Es bildeten sich größere Sippen und Familienverbände.
Die genaue kultische und rituelle Bedeutung des Menhirs ist nicht zweifelsfrei geklärt. Jedoch steht der Menhir von Wolfershausen im Verbreitungsgebiet nordhessischer Steinkammergräber, wie dem Steinkammergrab von Züschen und dem Lautariusgrab von Gudensberg. Aus der örtlichen Nähe lässt sich deduktiv auf seine Bedeutung schließen.
Der Menhir war heiliger Ort, Ort der Verehrung einer okalen Gottheit, Gerichts- oder Opferstätte.
1615 wurde der Riesenstein bei Wolfershausen als Großer Stein erwähnt. Im Mittelalter wurden dem Menhir heilende und Fruchtbarkeit schenkende Wirkung zugesprochen. Bei archäologischen Grabungen entdeckte man am Fuß des Menhirs menschliche Knochenreste des Neolithikums.
Sage
Der auf dem nahe liegenden Lotterberg lebende Riese Lothar schleuderte den Riesenstein von Wolfershausen dem fliehenden Riesen Kunibert nach. Dieser hatte versucht Lothars geliebte Nagate auf den Heiligenberg zu entführen. Der Stein blieb in seinem Ärmel hängen und schlug auf einem Feld nördlich der Eder ein.
Weblink
Der Riesenstein auf der Hompepage der Stadt Felsberg
Literatur
- Irene Kappel:Steinkammergräber und Menhire in Nordhessen. Schanze OHG Kassel, 1978, S. 61
- August Boley: Heimatkalender Kreis Kassel, Kassel 1950, S 22 ff.
- Karl E. Demandt:Geschichte des Landes Hessen. Johannes Stauda Verlag Kassel, 1980, S 45
- Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag Melsungen, 1971, S. 270