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Abbasiden-Kalifat

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Die ’’’Abbasiden’’’ lösten 750 die Omajjaden in der Regierung des arabischen Weltreiches ab.

Und zwar waren große Teile der zum Islam übergetretenen persischen Bevölkerung mit der Herrschaft des arabischen Adels unzufrieden gewesen. Sie waren im Vergleich zu den Arabern Bürger zweiter Klasse, verfügten aber über großen Einfluß in Wirtschaft und Verwaltung, unterhielten zudem Kontakte zu den Schiiten, der Partei Alis.

Abu Muslim, ein zum Islam übergetretener Perser begann 747 in Merw/Khorasan einen Aufstand und ließ Abu al-Abbas (as-Saffar), einen Nachkommen des Onkels vom Propheten Mohammed zum neuen Kalifen ausrufen. 750 brachen die Abbasiden in der Schlacht vom Großen Sab in Syrien den Widerstand des letzten Omajjaden-Kalifen Marwan.

Ein einziger Omajjaden-Prinz entkam nach Spanien, wo er 756 das Emirat von Cordoba gründete. Auch wenn Spanien für die Abbasiden verloren war, so konnten sie immerhin 751 in der Schlacht am Talas das gerade erst erworbene Transoxanien gegen die Chinesen behaupten.

Abu al-Abbas starb 754. Sein Bruder und Nachfolger Abu Dschafar al-Mansur ließ Abu Muslim hinrichten und organisierte den Staat als persisches Großreich. In vier Jahren, bis 762 ließ er Bagdad erbauen und machte es aufgrund seiner günstigen Lage zur Hauptstadt. Die Verwaltung wurde sparsam und effektiv organisiert, vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion der Schiiten wurde 763 unterdrückt.

Al-Mansur´s Nachfolger war sein Sohn Al-Mahdi (775-785). Er begann mit der Verschwendung der Staatsgelder zu Zwecken der Repräsentation, welche die Omajjaden-Zeit bald bei weitem übertraf.

Unter Harun ar-Raschid (786-809), dem Sohn al-Mahdis erreichten alle von seinen Vorgängern eingeleiteten Entwicklungen ihren Höhepunkt. Dieser Kalif war eigentlich nur mittelmäßig und von wenigen guten Eigenschaften. Aber sein Staat profitierte von einer im 8./9. Jhrd. einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, verbunden mit einer Entwicklung der Stadtkultur.

Die Landwirtschaft stabilisierte sich im 8./9. Jhrd. durch die Erschließung von neuen Landstrichen mit Bewässerungen, Trockenlegungen von Sümpfen und dem nachfolgenden Anbau von Produkten wie Zuckerrohr, Datteln, Orangen, Baumwolle. Menschen aller Berufe siedelten sich in den neuen Wirtschaftszentren an, die Wohlhabenden und Reichen incl. der Regierung wurden von einem Spekulationsfieber erfasst. Dem ganzen folgte ein Baufieber und die Entwicklung der Stadtkultur mit neuen Palästen, Märkten und Wohnvierteln.

Dazu kam der Handel, der von einer gemeinsamen Sprache, Religion und Staatsangehörigkeit profitierte. Warenströme mit ungeheuren Gewinnen, begleitet von Bankgeschäften kennzeichneten diese Zeit. Selbst ein durchschnittl. Stoffhändler konnte bis zu 1000 Dinar Erbe hinterlassen. Hinzu kam, daß Kaufleute damals nach Selbsteinschätzung ihre Steuern bezahlten, also viel zu wenig.

Gleichzeitig zeigten sich die Schattenseiten des Staates. Irgendwer mußte das Geld erwirtschaften, was die wirtschaftliche Expansion ankurbelte. Das Problem blieb an den Bauern hängen. Die Steuerpächter setzten die Steuern gern willkürlich fest, die ihnen noch dazu im Voraus bezahlt werden mußten. Dazu kam, daß Steuerpächter mit Kaufleuten, welche die Ernten aufkauften gemeinsame Sache machten d.h. den Bauern wurde viel zu wenig bezahlt und der Gewinn dann geteilt. Die Regierung in Bagdad setzte solche Leute bei Beschwerden sofort ab, aber das reichte nicht aus, denn Bagdad war fern.

Diese Überspannung des Steuersystem hatte die Verschuldung der Bauern zur Folge. Es kam zur Landflucht und zu religiös-sozial geprägten Unruhen (Nordafrika 767 ff., Ägypten 789, 793, Syrien -796 Tabaristan unter dem Aliden Yahya bis 792, Chorassan unter al-Muqanna bis 796, in Asherbeidschan, Sistan und Kirman) Die Unruhen waren für die Truppen des Kalifen nur schwer niederzuschlagen, da alle wichtigen Entscheidungen in Bagdad getroffen werden mußten.

Nach dem Tod Haruns 809 teilten sich seine Söhne Amin (in Bagdad) und Al-Ma'mun (in Merw) die Macht. Aber schon 810 kam es zwischen den beiden zum Waffengang, den Ma´mun 813 für sich entschied. Er zog allerdings erst 819 wieder in Bagdad ein und wurde bis zu seinem Tod 833 hauptsächlich durch seine Förderung der Wissenschaft berühmt. Damals übernahmen die Araber das wissenschaftliche Erbe der Römer, Griechen u.a. und entwickelten es weiter. Auch diese Zeit war von Aufständen begleitet (813 in Bagdad, Asherbeidschan bis 838, Tabaristan bis 840).

Nach Al-Ma'mun regierte sein Bruder Al-Mu'tasim (833-842). Zwei Verschwörungen bewogen ihn 836 zum Bau einer neuen Hauptstadt Samarra und zur Aufstellung einer neuen türkischen Leibgarde. In der Folgezeit waren die Kalifen in Samarra von dieser Mamlukken-Garde vollständig abhängig. Schon Mu´tasims Nachfolger Mutawakkil wurde 861 von ihr auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet.

Nun wechselten sich in ähnlichen Revolten ständig machtlose Kalifen ab. Ein Kalif flüchtete nach Bagdad und wurde dort 866 belagert und hingerichtet, sein Nachfolger schon 869.

Dazu kam der innere Auseinanderbruch des Reiches. Die Armee verbrauchte die Hälfte der Staatseinnahmen und verlangte sichere Geldquellen, woraufhin schon Ma´mun mit einer persönlichen Lehenvergabe an seinen verdienten General Tahir (in Chorassan) begonnen hatte. In der Folgezeit wurde es üblich, solche Lehen (iqta) an türkische Militärführer zu vergeben, die bald als unabhängige Landesfürsten regierten.

So erkannten Machthaber wie die Tahiriden in Chorassan und die Tuluniden in Ägypten den Kalifen nur noch nominell auf Münzen und im Freitagsgebet als Herrscher an, betrieben aber ihre eigene Politik. Im Schnitt regierte der Kalif um 900 gerade noch den Irak, Teile des Iran und zeitweise Ägypten. 945 übernahmen die aus dem Iran stammenden Buyiden die Macht in Bagdad, 1055 die Seldschuken. Erst am Ende des 12. Jhrd. konnte der Kalif al-Nasir (gest. 1225) seine Autorität wieder herstellen, zu einem Zeitpunkt, als die Mongolen ihr Weltreich errichteten.

Nach dem Fall Bagdads 1258 durch Hülägü kam ein (angeblicher?) Abbasiden-Prinz nach Ägypten, wo er von Baibars als Kalif eingesetzt wurde. Seine Nachkommen amtierten dort bis 1543.