Essex (Schiff, 1799)
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"Free Trade and Sailor's Rights" | |
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Typ: | Segelfregatte, 3 Masten |
Konstrukteur: | William Hackett |
Werft: | Enos Briggs, Salem, Mass. |
Herstellungskosten: | 139.362 USD |
Kiellegung: | 13. April 1799 |
Stapellauf: | 30. Sept. 1799 |
Indienststellung: | 17. Dez. 1799 |
Verlust: | 28. März 1814 |
Techn. Daten: | |
Gewicht: | 850 t. |
Länge/Breite/Tiefg.: | 42,7 / 9,4 / 3,7 m |
Besatzung: | ca. 300 Mann |
Bewaffnung: | |
Karronaden: | 40 × 32pdr |
Kanonen: | 6 × 18pdr |
Kapitäne: | |
Edward Preble | 17. Dez. 1799 bis 1801 |
William Bainbridge | 1801– |
James Barron | |
David Porter | 1811 bis 28. Mär. 1814 |
Die 32-Kanonen-Segelfregatte USS Essex war - und ist bis heute - eines der berühmtesten Schiffe der frühen United States Navy, das im unerklärten Krieg mit Frankreich, dem Ersten Barbareskenkrieg im Mittelmeer und im Krieg von 1812 mit Großbritannien zum Einsatz kam.
Die Essex war - im Gegensatz z.B. zur USS Constitution - an keinen bedeutenden Seeschlachten beteiligt. Die meiste Zeit ihres Daseins verbrachte sie im normalen Friedensdienst oder eskortierte amerikanische Handelsschiffe zum Schutz vor Freibeutern. Aber sie war das erste US-amerikanische Kriegsschiff, dass das Kap der Guten Hoffnung und Kap Hoorn umsegelte; mit ihr wurde im Krieg von 1812 unter Captain David Porter das erste britische Kriegsschiff, die 18-Kanonen-Sloop HMS Alert (13. August 1812) erobert und sie war das erste amerikanische Kriegsschiff im Südpazifik, wo sie wie "a Yankee cat among the British pigeons" (John B. Dwyer) die britische Walfangindustrie praktisch zum Erliegen brachte. Die Essex war ein ständiger Stachel im Fleisch der übermächtigen und allgegenwärtigen Royal Navy.
Die aus Salem, Massachusetts, stammende Segelfregatte USS Essex von 1799 darf nicht verwechselt werden mit dem 238-Tonnen-Walfänger Essex aus Nantucket, der 1820 im Pazifischen Ozean von einem Pottwal gerammt und versenkt wurde und dessen Schicksal das Vorbild war für Herman Melvilles Roman Moby Dick.
Geschichte des Schiffs
Der Bau
Die USS Essex lief am 30. September 1799 auf der Werft von Enos Briggs in Salem (Massachusetts) vom Stapel. Sie war zwar für 32 Geschütze vorgesehen, führte i. d. R. jedoch wesentlich mehr. Die Baukosten von 139,362 $ hatten die Bevölkerung der Stadt Salem, der Stadt Essex und des Essex County aufgebracht. Am 17. Dezember wurde die USS Essex an die US Navy übergeben und dem Kommando von Kapitän Edward Preble unterstellt.
Einsätze
Nach dem Ausbruch des unerklärten Kriegs mit Frankreich kam die Fregatte 1800 unter Prebles Kommando als Eskorte für Ostindienfahrer zum Einsatz, die von Batavia (Java) nach den USA segelten. Hierbei umsegelte sie als erstes US-Kriegsschiff Kap Hoorn in beide Richtungen. Die nächste Mission führte das nun von Kapitän William Bainbridge geführte Schiff als Teil eines Geschwaders unter Kommodore Richard Dale, das die Aufgabe hatte, US-Handelsschiffe gegen die Angriffe der Barbareskenpiraten zu schützen, in den Mittelmeerraum. Nach Reparaturen in der Marinewerft von Washington (1802) kehrte sie 1804 während des Ersten Barbareskenkriegs unter dem Kommando von James Barron in das Mittelmeer zurück, nahm am erfolgreichen Angriff auf Derna am 27. April 1805 teil und blieb bis zum Abschluss des Friedensvertrags 1806 in diesen Gewässern.
Nach der Rückkehr in die Marinewerft von Washington im Juli dieses Jahres kam sie erst im Februar 1809 wieder bei sporadischen Patrouillen in US-Gewässern und bei einer Fahrt nach Europa zum Einsatz. Kurz nach dem Beginn des Kriegs von 1812 mit Großbritannien unternahm Kapitän David Porter mit ihr einen gegen britische Handelsschiffe gerichteten Vorstoß nach Süden. Am 11. Juli gelang es den Amerikanern, bei einem nächtlichen Angriff auf einen Konvoi aus sieben Schiffen eines zu kapern, am 13. August stieß die USS Essex auf die britische Sloop HMS Alert und zwang sie zur Kapitulation. Bis zur Rückkehr nach New York im September nahm die Fregatte insgesamt 10 gegnerische Schiffe als Prisen.
Am 28. Oktober lief die USS Essex aus dem Delaware River aus, um gemeinsam mit der USS Constitution und der USS Hornet eine Fahrt in den Südpazifik zu unternehmen. Zu Porters Besatzung bei dieser Fahrt gehörte der Midshipman David Glasgow Farragut, der im amerikanischen Bürgerkrieg den Rang eines Admirals erreichte. Nachdem Porter vor der Küste Brasiliens vergeblich auf die anderen Schiffe gewartet hatte, beschloss er, allein zu segeln und begann im Januar 1813 mit der Umsegelung von Kap Hoorn. Trotz schwerer Stürme gelang die Umsegelung, und am 14. März ging das Schiff mit zwei unterwegs erbeuteten Schonern in Valparaíso (Chile) vor Anker. In den folgenden fünf Monaten vernichtete USS Essex die britische Walfangindustrie im Pazifik weitgehend. Die Amerikaner kaperten weitere 13 britische Schiffe, von denen eines, die Atlantic von Porter unter dem Namen Essex Junior als Begleitschiff in Dienst gestellt wurde. Im Oktober 1813 erreichten die beiden Schiffe die zu den Marquesas gehörende Insel Nuku Hiva, kehrten dann aber in Richtung Südamerika zurück.
Das Ende
Im Januar 1814 lief die USS Essex in chilenische Gewässer bei Valparaíso und wurde hier von einem zur Jagd auf sie entsandten britischen Verband aus der Fregatte HMS Phoebe (36 Geschütze, Kapitän James Hillyar) und der Sloop HMS Cherub (18 Geschütze, Kapitän Thomas Tudor Tucker) sechs Wochen lang blockiert. Bei einem Ausbruchsversuch verlor die USS Essex am 28. März durch eine Sturmböe einen Teil des Hauptmasts und konnte den Briten nun nicht mehr entkommen. Obwohl sich das amerikanische Schiff noch in neutralen chilenischen Gewässern befand, ließ Hillyar das Feuer eröffnen. Er nutzte dabei die Überlegenheit seiner Langrohrgeschütze aus und führte den Kampf über eine große Distanz, bei der die weitgehend mit Karronaden ausgestattete USS Essex das Feuer kaum effektiv erwidern konnte. Nach einem zweieinhalbstündigen Gefecht und dem Verlust von 155 Toten und Verwundeten musste sich Porter den Briten ergeben, die lediglich 5 Tote und 10 Verwundete verloren hatten. Zwar wird von amerikanischer Seite bei der Beurteilung dieses Kampfs die Verletzung der chilenischen Neutralität durch Hillyar hervorgehoben, doch Theodore Roosevelt betonte in seiner Geschichte des Seekriegs von 1812, dass Porter an dessen Stelle kaum anders gehandelt hätte.
Nachleben
Ende Juni 1814 brachte Kapitän Hillyar die schwerbeschädigte Essex um Kap Hoorn nach Rio de Janeiro und verkaufte sie an das Prisenamt der Royal Navy, die sie reparierte und am 4. August 1814 als "HMS Essex" offiziell in Dienst nahm.
Etwa einen Monat später erhielt Hillyar den Auftrag, die Phoebe und die Essex nach Plymouth, England, zu bringen, wo sie am 11. November 1814 ankam. Dort wurde sie kurz nach dem Friedensschluss von Gent außer Dienst gestellt und lag unbemannt und unbeachtet im Hafen, bis die Admiralität sie 1824 der irischen Regierung als Gefängnis-Hulk zur Verfügung stellte und nach Kingstown, Irland, segelte. So verbrachte - Ironie des Schicksals - das stolze Symbol der Freiheit seine letzten Jahre als schwimmendes Gefängnis.
Am 6. Juli 1837 wurde die Essex für etwas über 2.000 britische Pfund an einen Mr. Galsworthy versteigert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Da sie nicht mehr segeltüchtig war, ist anzunehmen, dass sie abgewrackt und das Holz verkauft wurde.
Literatur
- Frances Diane Robotti, James Vescovi: The USS Essex: and the Birth of the American Navy. - Holbrook: Adams Media Corporation, 1999; ISBN 1-59337-192-6
- James L. Mooney et al.: Dictionary of American Naval Fighting Ships. - Washington, D.C.: Navy Department, Office of the Chief of Naval Operations, Naval History Division, 1959-1991
Weblinks
- Schilderung des Gefechts zwischen der Essex und den britischen Schiffen vor Valparaiso aus William James: The Naval history of Great Britain. - London, 1824, engl.
- Schilderung des selben Gefechts aus amerikanischer Sicht aus Alfred Thayer Mahan: Admiral Farragut. - New York, 1892, engl.