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Technokratische Bewegung

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Die Technokratiemonade oder Technocracy Monad - ein Symbol für Balance - ist das Offizielle Symbol von Technocracy, Inc. und stellt das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum dar.

Die Technokratische Bewegung ist eine soziale Bewegung, welche während der 1920er und 1930er in den Vereinigten Staaten begann. Sie befürwortet eine Gesellschaft, in welcher die Wohlfahrt der Menschen durch wissenschaftliche Methoden und die verbreitete Nutzung von Technologie gewährleistet wird. Heute besteht diese Bewegung hauptsächlich aus Technocracy Incorporated, dessen Mitglieder an Diskussionsrunden teilnehmen und ein Magazin veröffentlichen, welches vierteljährlich erscheint.

Geschichte

Die technokratische Bewegung fand ihren Ursprung in den progressiven Ingenieuren des späten 19. Jahrhunderts und den Werken von Thorstein Veblen, insbesondere « Ingenieure und das Preissystem », sowie der Theorie der Wissenschaftlichen Betriebsführung. Frühe technokratische Organisationen formten sich nach dem ersten Weltkrieg; Zu diesen zählten Henry Gantt's "Die Neue Maschiene"/"The new Machine" und Veblen's "Sowjet der Techniker"/"Soviet of Technicians". Diese Organisationen verschwanden bereits nach kurzer Zeit. Trotzdem resultierte "Sowjet der Techniker" in einer Reihe von Vorlesungen, die von Howard Scott besucht wurden. Er startete die Technische Allianz im Winter von 1918-1919. William H. Smyth benutzte 1919 als erster das Word "Technokratie", um eine Regierung bestehend aus Technikern und Forschern zu beschreiben. In den 1920ern wurde es verwendet, um die Werke von Thorsten Veblen zu beschreiben.

Die Technische Allianz, welche hauptsächlich aus Wissenschaftlern und Ingenieuren bestand, begann ein Energiegutachten des Nordamerikanischen Kontinents kurz nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Viele ihrer Ergebnisse stellten den wissenschaftlichen Hintergrund für die theoretische Erarbeitung einer neuartigen Sozialstruktur dar. Thorstein Veblen, Autor von "Theory of the Leisure Class"(Die Theorie der Freizeitgesellschaft), war Mitglied der Technischen Allianz.

Nach Auflösung der Technischen Allianz wurde Howard Scott Gründer und Leiter einer neuen Organisation, Technocracy Incorporated, welche danach strebt die Erkenntnisse der Allianz umzusetzen und damit eine neue Art der Gesellschaft einzuführen. Sie wurde 1933 in New York als gemeinnützige, unpolitische, nicht religiöse Organisation registriert. Angeführt von Scott, dem damaligen Direktor oder "Chefingenieur", verfolgte sie 1934 ihre Ziele die Bevölkerung über die Ideen der Allianz durch eine Reihe von Vorlesungen in Nordamerika zu informieren. Unterstützung bekam sie vor allem während der Jahre der Weltwirtschaftskrise. Das der technokratischen Bewegung vorangehende Dokument ist der "Technocracy Study Course" (Technokratische Lehrgang).

Im Laufe ihrer Geschichte hat die Organisation mehrere Magazine herausgegeben, unter anderem "The Technocrat", "The Northwest Technocrat" und "Technocracy Digest". Die Bewegung lebt auch noch nach 70 Jahren weiter und publiziert aktuell den "North American Technocrat". Eines der angesehensten Mitglieder war M. King Hubbert, ein Geophysiker, der durch die Theorie des Ölfördermaximums bekannt wurde.

Eine normale Einheit der Organisation ist eine Sektionen - bestehend aus mindestens 50 Mitgliedern. Während der Blütezeit hatten viele Städte mehr als eine Sektion, manchmal sogar ein Dutzend oder mehr. Diese Sektionen erbrachten den Großteil von Technocracy's Arbeit einschließlich den Untersuchungen nach dem Ende der Technischen Allianz.

Die Organisation bezieht ihre Mittel ausschließlich von Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Da eines der Ziele die Abschaffung politischer Kontrolle darstellt, ist die Mitgliedschaft allen Nordamerikanern ausgenommen Politikern erlaubt.

Technocracy's Kontinentales Hauptquartier (« CHQ ») befand sich ursprünglich in New York. Während seiner Geschichte änderte sich der Standort mehrere Male. Momentan befindet es sich in Ferndale, Washington.

Europäische Bewegung

Eine Gruppe von Europäern beschloss 2005 einige der Ideen der Nordamerikanischen Technokratie auf Europa zu übertragen und gründeten das Netzwerk der Europäischen Technokraten, kurz NET, eine autonome Forschungs- und Bildungsorganisation, dessen primäres Ziel in der Erstellung eines Energiegutachtens für Europa (ähnlich dem Energiegutachten für Nordamerika) liegt, um Festzustellen, ob sich eine technokraftischen Gesellschaft (Technats) auf dem europäischen Kontinent errichten lassen würde. Obwohl NET von Technocracy Incorporated inspiriert wurde, sind diese nicht offiziell verbunden. Außerdem gibt es gewisse Unterschiede zwischen den beiden Organisationen (wie z.B. unterschiedliche Standpunkte gegenüber Holons; NET sieht vor, die sozialen Strukturen der Technokratie anhand Holons zu erproben). Die Ziele der Organisationen sind es, die Konzepte der Technokratie durch Experimente und Networking zu testen. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen der nordamerikanischen und europäischen Technokratiebewegung ist NET's Erforschung von dezentralisierten und ökologischen Methoden Ressourcen sowie Information zu verteilen.

NET wurde in Schweden im April 2006 offiziell als unabhängiger Verband registriert. Das provisorische Hauptquatier (EHQ) befindet sich in Umeå, Schweden. Der aktuelle Direktor von NET, Mansel Ismay, wurde im September 2006 per Onlinekonferenz gewählt und ist ein Bürger von Oslo, Norwegen.

Ideen und Ziele

Die Technokratische Bewegung hat es sich zum Ziel gesetzt ein sozioökonomisches System ohne Wachstum basierend auf Konservation und Überfluss einzuführen, welches im Gegensatz zu dem auf Mangelwirtschaft basierenden Systemen wie Kapitalismus oder dem von kommunistischen Staaten eingesetzten System steht. Eines der wichtigsten Erkenntnisse der Technokratischen Bewegung ist, dass das Preissystem, wie jegliches System, welches auf Mangel basiert, ein unlogisches und ineffizientes Mittel der Wohlstandsverteilung für eine technologisch fortgeschrittene Welt darstellt. Technokratie sieht die etablierten ökonomischen, politischen und administrativen Mechanismen als aus der Vergangenheit überlieferte Relikte an.

Technokraten argumentieren, dass Fortschritte im Bereich der Automatisierung und Mechanisierung einen massive Verlegung der Arbeit in Richtung der Dienstleistungen verursacht hat. Weitere Erhöhungen der Produktivität und Effizienz bedeuten, dass die meisten Arbeiten, welche von Menschen durchgeführt werden müssen, durch bessere Verwaltung, Automatisierung und Zentralisierung vermindert werden oder verschwinden. Diese Trends sollten eine Erhöhung der Produktionsmöglichkeiten sowie der Freizeit bedeuten, da mehr mit weniger menschlicher Arbeit produziert werden kann. Innerhalb eines Marktes führt erhöhte Produktivität hingegen oft zur Gesundschrumpfung (Downsizing), da Firmen aufgrund des Wettbewerbs weniger Arbeiter und geringere Gehälter bevorzugen. Daher behaupten Technokraten, dass wir einem fundamentalem Paradoxon gegenüberstehen: Sobald billige Maschinen zur Verfügung stehen, um menschliche Arbeit zu ersetzen, machen sie unser Leben damit nicht einfacher; Im Gegenteil, sie machen es schwieriger. Desto mehr Leute die Möglichkeit haben dank Technologie zu produzieren, umso ungleicher wird der Wohlstand und der mögliche Nutzen der Technologie aufgeteilt. Die Technokratische Bewegung sieht den Grund für dieses Problem darin, dass wir uns auf ein auf Geld basierendes System verlassen um ökonomische Entscheidungen zu treffen.

Im Gegensatz zu Volkswirtschaftlern, die Effizienz als bestmögliche Zuweisungen limitierter Ressourcen betrachten, um ihren Besitzern den größten Nutzen zu erweisen, definieren Technokraten Effizienz mittels empirischer Anhaltspunkte. Ein Technokrat misst Effizienz wissenschaftlich: Das Verhältnis zwischen Energie, welche für nützliche Arbeit aufgewandt wird, zu der Energie, welche im gesamten System aufgewandt wird. Technokraten argumentieren, dass eine große Kluft zwischen der realen Welt der Forschung und der Welt der Volkswirtschaft besteht. Sie behaupten, dass die Mittel, besonders für die wichtigsten Bedürfnisse einer Gesellschaft wie Nahrung, Unterkunft, Transportation, Information usw. , im Überfluss vorhanden sind. Technokraten behaupten außerdem, dass die meisten der sozialen Krankheiten wie Armut und Hunger fehlerhafter Wirtschaft und falschem Einsatz von Technologien zugrunde liegen. Sie weisen darauf hin, dass das aktuelle Preissystem verschwenderisch ist, da es ein Maximum an Ressourcen verwendet, aber nur Mangelware herstellen kann. Technokraten wenden ein, dass die richtige Verwendung unserer Technologien und Ressourcen Überfluss ermöglichen können sollten.

Technokraten behaupten, dass das Preissystem zu einem schwerwiegendem Mangel von Kaufkraft führt und bisher von verschwenderischen Maßnahmen, Reparaturen des Wirtschaft und riesigen Schuldsummen bzw. Fremdkapital gestützt wurde, welche nach 1930 exponentiell anstiegen. Diese Schulden umfassen die U.S. Staatsschulden, Hypotheken , Langzeitschulden, Kondumschulden, und den wachsenden Aktienmarkt. Technokraten sehen wachsende Schulden als Gefahr für die Stabilität des Kapitalismus. Sie behaupten, dass das Preissystem letztendlich scheitern wird. In diesem Fall hofft die Bewegung einen Teil der Bevölkerung gebildet zu haben, welcher groß genug ist, um auf friedlichem Weg Änderungen der ökonomischen Struktur durchzuführen und dadurch einen Technat zu erschaffen.

Eine alternative zu Geld: Energiekonten

Energiekonten stellen ein hypothetisches System der Verteilung dar, welches die Energie aufzeichnen würde, welche benötigt wird, um in einem Technat Waren zu produzieren und zu verteilen sowie für die konsumierten Dienstleistungen der Bürger aufzukommen. Die Einheiten dieses Abrechnungssystems würden Energieeinheiten (manchmal Energiezertifikate) genannt werden. Sie würden Geld in einem Technat ersetzen, aber anders als dieses, würden sie nicht gespart oder verdient, sondern nur gleichmäßig an die Bevölkerung verteilt werden können. Die Summe der Einheiten, welche jedem Bürger ausgehändigt werden, würde anhand der gesamten produktiven Kapazität des Technats errechnet werden, welche gleichmäßig geteilt wird. Energieeinheiten würden wahrscheinlich nicht physisch von der Bevölkerung verwendet werden, da das System digitalisiert wäre. Bei der Energieerrechnung würde der Technat die Information der natürlichen Ressourcen, der industriellen Kapazität und der Konsumgewohnheiten der Bürger nutzen, um die Menge jedes beliebigen Dienstes und jeder Ware bestimmen zu können, der/die von der Bevölkerung verbraucht wird, um Produktion und Konsum ins Gleichgewicht zu bringen.

Der Einsatz von Energiekonten soll den Zweck erfüllen, den höchsten erreichbaren Lebensstandard und Gleichheit unter den Bürgern des Technats zu gewährleisten, sowie Ausgaben, die überhalb der produktiven Kapazität des Technats liegen, zu verhindern. Technokraten weisen darauf hin, dass Energieabrechnung keine Rationierung ist, sondern ein Mittel, um Überfluss zu verteilen und die Nachfrage zu messen. Jeder würde die gleiche, überflüssige (d.h. mehr als man braucht) Summe an Energieeinheiten erhalten. Technokraten prognostizieren, dass bei der heutigen Effizienz der Energieumwandlung keine Person rational fähig sein wird alle ihr zur Verfügung stehenden Energieeinheiten auszugeben.

Der Nordamerikanische Technat

Der Nordamerikanische Technat ist ein Design und ein Plan nach dem Kollaps des Preissystems den nordamerikanischen Kontinent in eine technokratische Gesellschaft umzuwandeln. Der Plan beinhaltet die Nutzung Kanadas reicher Mineralvorkommen und hydroelektrischer Energie als Komplement zu der industriellen und landwirtschaftlichen Kapazität der U.S. (Viele Details des Plans werden im Technokratischen Lehrgang dargelegt).

Der Nordamerikanische Technat würde aus Nordamerika, Zentralamerika, der Karibik, Teilen von Südamerika und Grönland sowie einigen nicht autonomen Gebieten bestehend. Wenn dieser Technat heute errichtet wird, würde er ungefähr 30 heutige Nationen umfassen und eine Fläche von 26 Millionen Quadratkilometern (welche ihn zum größten Staat der Erde machen würden) mit 600 Millionen Einwohnern aufweisen. Das beanspruchte Territorium würde sich bis zum Nordpol im Norden, dem Äquator im Süden, der Karibik im Westen und der Internationalen Datumsgrenze im pazifischen Ozean erstrecken.

Urbanate – Ein technokratischer Ersatz für Städte

Die technokratische Bewegung vertritt die Meinung, dass nach der Erstellung eines Technats der Lebensraum der Menschen von Grund auf neu gestaltet werden sollte, in der Form sogenannter Urbanate. Ein Urbanat ist, einfach ausgedrückt, eine Ansammlung von Gebäuden in denen Menschen leben und arbeiten. Diese Orte würden über alle Anlagen verfügen, die eine Gemeinschaft benötigt, einschließlich Schulen, Krankenhäusern, Einkaufszentren, Müllentsorgung und Wiederverwertungsanlagen, Sportzentren und öffentlichen Flächen.

Technokraten wünschen sich, dass die Implementierung der Urbanate Ferienorten ähnlich kommt. Sie sind so entworfen, dass jeder Bürger den höchstmöglichen Lebensstandard genießen kann. Alle wichtigen Einrichtungen würden sich in einem geringen Umkreis um die Wohnanlagen befinden, wodurch der Bedarf von Autos entfallen würde.

Urbanate würden durch ein kontinentales Transportnetzwerk verbunden werden, welches aus einem Netzwerk von Schnellzügen, der kontinentalen Hydrologie (ein riesiges Kanalnetzwerk), und Luftverkehr besteht. Diese Systeme wären auch mit den industriellen Anlagen des Technats verbunden, um effizienten und schnellen Transport von Gütern zu den Konsumenten sowie einfachen Zugang zu Freizeit- und Urlaubsgebieten zu ermöglichen.

Die technokratische Bewegung sieht den Notwendigkeit für dieses ehrgeizige Projekt der Umstrukturierung des urbanen Lebens in der Feststellung, dass moderne Städte oft sehr schlecht geplant und ihr Bau planlos verläuft, was zu Ineffizienzen, Abfall und einer großen Menge sozialer und umweltbedingter Probleme führt. Technokraten glauben, dass es einfacher ist, Lebensräume (Urbanate) von Grund auf neu zu bauen, als nachträglich zu versuchen die Probleme bestehender Städte zu lösen. Technokraten schlagen vor, dass diese alten Städte schrittweise verlassen werden und ihre Ressourcen abgebaut werden. Das würde die Wiederverwertung von Ressourcen (wie z. B. Stahl, Beton, Glas, Kunststoff usw.) einschließen, welche danach für den Bau der Urbanate aufgewendet werden, um so den Bedarf des Abbaus neuer Ressourcen reduzieren zu können und weniger Schaden an der Umwelt zu verursachen. Manche Gebäude (oder auch ganze Gebiete alter Städte), welche von historischer oder kultureller Bedeutung sind, würden wahrscheinlich erhalten bleiben, und zu einer Art Außenmuseum werden.

Kritik an der Bewegung

Die Bewegung ist zu unpopulär um viel Kritik anzuziehen, Technokraten würden aber argumentieren, dass die Menschen an der Macht, wie Politiker oder Leiter von Firmen, eine Art von organisierter Opposition darstellen. Die Bewegung behauptet, dass diese Opposition dazu beigetragen hat eine negative Assoziation mit dem Begriff Technokratie und den dazugehörigen Ideen zu verbreiten.

Kritiker stellen folgende Behauptungen bezüglich Technokratie auf:

  • Es ist unmöglich den Mangel an Waren in der modernen Welt zu beseitigen, besonders wenn man die Vielfalt der Produkte, die heute existieren, berücksichtigt.
  • Die Theorie, dass die Arbeitszeit bei gleicher Produktivität drastisch verringert werden kann, erscheint in hohen Maße suspekt, wenn man die niedrige Arbeitslosenrate in westlichen Gesellschaften berücksichtigt.
    • Technokraten sehen diese Gesellschaften als ineffizient und verschwenderisch an, und argumentieren, dass die Arbeitslosenrate keine genaue Messung der absoluten Menge der arbeitenden Menschen und der Menge der geleisteten Arbeit darstellt. In den Vereinigten Staaten nehmen nur 65% der im Arbeitsalter befindlichen Menschen an der Wirtschaft teil, während dieser Teil in den europäischen Staaten noch geringer ausfällt. Außerdem arbeiten eine signifikante Anzahl von Angestellten in den Bereichen von Finanz, Werbung und Verkauf. Viele dieser Jobs würden nach dem Übergang von einer monetären Wirtschaft zu einer Technokratie verschwinden, was bedeutet, dass eine « angepasste » Arbeitslosenrate (welche diese geldbezogenen Berufe ausschließt) viel höher als angegeben ausfällt.
  • Der Bewegung fehlt es an einem klaren Weg sowie an Organisation.
  • Technologie kann nicht alle unsere Probleme lösen.
  • Naturgemäß seltene Dinge (wie Gold, Diamanten, die Mona Lisa) können nicht gleichmäßig aufgeteilt werden.
    • Die technokratische Widerlegung dieser Kritik ist, dass diese Gegenstände unter einer Technokratie keinen größeren Wert besitzen würden als die Energie, welche für ihre Produktion aufgewendet werden muss. Gold und Diamanten würden keinen speziellen Wert aufgrund ihrer Seltenheit besitzen. Technokraten argumentieren, dass der Großteil der heute von Menschen konsumierten Gütern von Maschinen hergestellt wird, wodurch der Großteil der Waren der Automatisierung unterliegt. Naturgemäß seltene Dinge sind so knapp, dass sie keinen Effekt auf die technokratische Gesellschaft hätten.
    • Eine zweite Widerlegung ist, dass Diamanten nur durch kontrollierte, limitierte Freigabe selten sind, nicht aber aufgrund einer tatsächlichen Rarität des Edelsteins. Viele weitere « wertvolle » Handelswaren werden mit Hilfe ähnlicher Marketingstrategien und limitiertem Angebot auf künstliche Weise selten gemacht.
  • Viele Menschen glauben, dass Menschen zu materialistisch und selbstbezogen sind, und daher nicht bereit wären zu arbeiten, wenn sie keinen materiellen Vorteil daraus ziehen können. Daher würde ein Technat aufgrund eines Mangels an Arbeitskraft scheitern.
    • Technokraten sehen Nichtwollen nicht als Problem an. Sie postulieren, dass eine technokratische Gesellschaft danach streben würde den Großteil menschlicher Arbeit schlussendlich durch Automatisierung zu ersetzen. Weiter meinen Technokraten, dass jene den Respekt ihrer Mitbürger verlieren würden, die ohne triftigen Grund die Arbeit verweigern.
    • Indem die Effizienz des Systems sich verbessert und fortschreitet, verbessert sich der Lebensstandard für alle Menschen, was einen höheren fassbaren materiellen Ertrag aufgrund des kollektiven Arbeitsaufwands zu Folge hat.
  • Viele Kritiker glauben, dass das gesamte technokratische System auf der Beobachtung basiert, dass das menschliche Verlangen endlich sei.
    • Technokraten hingegen behaupten dies nicht. Sie machen keine Bemerkung, die sich auf das menschliche Verlangen bezieht, stattdessen behaupten sie, dass die menschliche Fähigkeit zu konsumieren endlich ist. Beispiele kann man im Bezug auf Nahrung oder Transport finden. Währen man in einem auf Mangel basierendem System eine beliebig hohe Anzahl an Autos besitzen kann, so kann man nur eine begrenzte Menge an Transport konsumieren. Das heißt, dass man nur ein Auto für eine gewisse Anzahl an Stunden per Tag fahren kann (dasselbe gilt für Flugzeuge, Züge, Schiffe usw.). Da das fundamentale Konzept des Besitzes in einem Technat anders als das heutige wäre, würden Bürger die verschiedenen Transportmittel nicht besitzen, sondern sie soviel benutzen wie sie möchten, alleinig dadurch begrenzt, wie viel sie physisch davon beanspruchen können.

Veröffentlichungen von Technocracy Incorporated

  • Technocracy Study Course [Technocracy, Inc.] (1934)
  • Technocracy Handbook [Technocracy, Inc.], (1939)
  • The Sellout of the Ages, Howard Scott, (1941)
  • Our Country, Right or Wrong, (1946)
  • Continentalism: The Mandate of Survival, (1947)
  • Technological Continental Design (TTCD) [Technocracy, Inc.] (1975)

Literatur

Bücher aus der Zeit der frühen Geschichte der technokratischen Bewegung:

  • William E. Akin, Technocracy and the American Dream: The Technocrat Movement, 1900-1941 (University of California Press, 1977) ISBN 0-520-03110-5
  • Henry Elsner, The Technocrats, Prophets of Automation (Syracuse University Press, 1967)
  • Harold Loeb, Life in a Technocracy. What it Might Be Like (The Viking Press, 1933)
  • Allen Raymond, What is Technocracy? (McGraw-Hill Publishing Co., LTD., 1933)

Elsner's Abhandlung hat eine soziologischen Perspektive. Akin's Buch ist um vieles detaillierter, dabei behandelt es hauptsächlich die intellektuelle Geschichte der Bewegung. Keines der Bücher nimmt einen besonders kritischen Standpunkt gegenüber der Bewegung ein, doch beide attestieren, dass die Einflüsse der Technokraten auf die amerikanische Gesellschaft vernachlässigbar sind. Die Autoren meinen, dass Technokratie einen nicht unwichtigen Anteil der Aufmerksamkeit der nationalen Presse inmitten der Großen Depression hatte, doch ihre Zeit im Rampenlicht reichte nur ein knappes Jahr, von 1932-1933.

Technokratie in der fiktiven Literatur

Die Kurzgeschichte des Science Fiction Schriftstellers Howard Waldrop "You Could Go Home Again" postuliert eine alternative Geschichte, in welcher eine technokratische Regierung die macht in den Vereinigten Staaten besitzt, was zu vielen geschichtlichen Unterschieden, einschließlich der Vermeidung des zweiten Weltkrieges, führt. Waldrop hatte nie beabsichtigt, dass die Geschichte eine fehlerfreie Schilderung der Technokratie darstellt, stattdessen borgt sie sich einige ihrer Elemente als Kulisse.

Die Vereinigte Föderation der Planeten in Gene Roddenberry's Star Trek weist einige Ähnlichkeiten zu einer technokratischen Gesellschauft auf. Obwohl ihre Wirtschaft selten im Detail behandelt wird, ist die Föderation fast sicher eine Art von post-Mangel, geldloser Gesellschaft.

Kim Stanley Robinson's Mars Trilogy beschreibt die Entwicklung einer im hohen Maße automatisierten Gesellschaft, dessen Wirtschaft auf kalorischer Produktion/Konsumation basiert und nur wenige Materialien aufweist, die Wert aufgrund ihrer Knappheit besitzen, daher hat sie einige Ähnlichkeiten mit technokratischen Ideen.

Satirische Abhandlungen

Die technokratische Bewegung war Gegenstand mehrerer Satiren der 1930er. Eine beachtenswerte war die "Technokratische Nummer" des Judge Unterhaltungsmagazins, illustriert von Dr. Seuss, die sich über Technocracy Inc. lustig machte und satirische Strophen auf Kosten von Frederick Soddy enthielt. In einem 1933 erschienenen Flip the Frog cartoon, Techno-Cracked, baut Flip einen Roboter, welcher für ihn arbeiten soll, und bekommt anschließend Unterricht über unbeabsichtigte Konsequenzen.

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