Michel Debré
Michel Debré (* 15. Januar 1912 in Paris; † 2. August 1996 in Montlouis-sur-Loire) war ein französischer Politiker aus der Familie Debré.
Biografie
Michel Debré war dem Sohn von den bekannten Kinderarzt Robert Debré (* 1882; † 1978).
Aufgewachsen in Paris, besucht er dort zunächst den Lycée Montaigne und dann Louis-le-Grand, um schließlich an der l'École libre des Sciences politiques (dem Vorläufer des Institut für politische Studien in Paris) mit einem Doktortitel in Rechtswissenschaften abzuschließen und mit 22 Jahren in den Conseil d'État einzuziehen. Als Offizier 1939 in die Kavallerie berufen, wird er im Krieg gefangen genommen. Ihm gelingt aber die Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft und er schließt sich daraufhin ab 1940 der Résistance im besetzten Frankreich an. Von General Charles de Gaulle wird er in London als hochrangigen Mitarbeiter in dieser Zeit mit der Auswahl von Verwaltungsbeamten für den Tag der Befreiung beauftragt.
Im Jahre 1945 wurde er von de Gaulle mit der Gründung der Eliteuniversität École nationale d'administration beauftragt. Er wurde zum Mitbegründer der Union pour la Nouvelle République (UNR), bei dem er zu einem Mitglied des Zentralkomitees wurde. Während der Vierten Republik war er von 1948 bis 1958 Senator des Département Indre-et-Loire. Ab 1958 schließlich war er als Justizminister der Regierung Charles de Gaulles, maßgeblich an der Ausarbeitung der Verfassung für die Fünften Republik beteiligt, deren erster Premierminister er von 1959 bis 1962 wird, bevor ihm von 1966 bis 1968 das Wirtschaftsministerium, von 1968 bis 1969 das Außenministerium und in den Jahren von 1969 bis 1973 Verteidigungsministerium übertragen wird.
Als er in den 1960er-Jahren die Insel Réunion mit einem Abgeordnetenmandat betraut, organisiert er die umstrittene Umsiedlung von mehr als 1000 Kindern von der Insel, die deshalb ihren eigenen Familien entrissen werden, um bevölkerungsarme Gebiete des französischen Festlandes stärker zu besiedeln.
In der Fünften Republik war er der Ideologe des neuen französischen Nationalismus, welcher die Nation wieder an die oberste Stelle der politischen Wertordnung rückt. Die Nation organisiert sich dabei in einem Staat, der sich durch Souveränität nach innen und außen kennzeichnet. In dieser Ideologie ist eine Einheit Europas nur denkbar, indem sich um die Nation Frankreich als Kern eine neue europäische Nation formiert. Vor diesem Hintergrund ist die schwerste Krise der EWG von 1965 (de Gaulles Politik des leeren Stuhls) einzuordnen.
1976 gründete Debré mit Jacques Chirac die gaullistische Partei Rassemblement pour la République (RPR).
Als er sich 1981 als Kandidat zur Präsidentschaftswahl aufstellen lässt, gelingt es ihm nur 1,65 % der Wählerstimmen auf sich zu vereinigen.
Debré hat vier Söhne:
- den Unternehmer Vincent Debré (* 1939)
- den Journalist Francois Debré (* 1942)
- den Urologen und Politiker Bernard Debré (* 1944)
- den Politiker Jean-Louis Debré (* 1944)
Wahlmandate
- 1966 – 1989: Bürgermeister von Amboise
- 1976 – 1992: Mitglied des Regionalrates von Indre-et-Loire
Regierungsämter
- 1958 – 1959: Justizminister
- 1959 – 1962: Premierminister
- 1966 – 1968: Minister für Wirtschaft und Finanzen
- 1968 – 1969: Außenminister
- 1969 – 1973: Verteidigungsminister
Académie Française
Am 24. März 1988 wurde Michel Debré dazu auserwählt, die Nachfolge des Prinzen Louis de Broglie (nach dessen Tod am 19. März 198]) auf dem 1. Sitz der Académie Française anzutreten. Am 19. Januar 1989 fand die offizielle Amtseinführung statt. Nach Debrés eigenen Tod wiederum, wurde er am 20. März 1997 durch François Furet ersetzt, der allerdings verstarb, bevor es zur Ausübung dieser Funktion kam, woraufhin schließlich am 18. Juni 1998 René Rémond die Funktion einnahm.
Auszeichnungen
- Kommandeur der Ehrenlegion
- Kriegskreuz (1939–1945)
- Rosette der Résistance
- Medaille des befreiten Frankreichs
Publikationen
- La Mort de l’État Républicain, 1947 – (dt. Das Ende des Republikanischen Staates)
- Ces Princes qui nous gouvernent, 1957 – (dt. Diese Prinzen an der Regierung)
- Une certaine idée de la France, 1972 – (dt. Eine gewisse Konzeption von Frankreich)
- Une Politique pour la Réunion, 1975 – (dt. Eine Politik der Versammlung)
- Le Pouvoir Politique, 1977 – (dt. Politische Macht)
- Le Gaullisme, 1978 – (dt. Der Gaullismus)
- Français, Choisissez l’Espoir, 1979 – (dt. Franzosen, Entscheidet Euch für die Hoffnung)
- Lettre Ouverte aux Français pour la Reconquête de la France, 1980 – (dt. Offener Brief an die Franzosen zur Rückeroberung Frankreichs)
- Peut-on lutter contre le chômage?, 1982 – (dt. Kann man Arbeitslosigkeit bekämpfen?)
- Trois Républiques pour une France, 4 Bände, 1984 – 1995 – (dt. Drei Republiken für einen französischen Staat)
- Entretiens avec le Général De Gaulle: 1961 – 1969, 1993 – (dt. Gespräche mit dem General De Gaulle: 1961 - 1969)
- Combattre Toujours: 1969 – 1993, 1994 – (dt. Immer wieder Kämpfen: 1969 - 1993)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Valéry Giscard d'Estaing | Finanzminister von Frankreich 8. Januar 1966 – 30. Mai 1968 | Maurice Couver de Murville |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Robert Lecourt | Justizminister von Frankreich 1. Juni 1958 – 8. Januar 1959 | Edmond Michelet |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Pierre Messmer | Verteidigungsminister von Frankreich 22. Juni 1969 – 4. April 1973 | Robert Galley |
Personendaten | |
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NAME | Debré, Michel |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 15. Januar 1912 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 2. August 1996 |
STERBEORT | Montlouis-sur-Loire |