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Fritz Scheffer

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Fritz Scheffer (* 20. März 1899 in Haldorf (Schwalm-Eder-Kreis); † 1. Juli 1979 in Göttingen) war ein deutscher Bodenkundler. Durch beispielhafte Lehr- und Forschungstätigkeit hat er über mehrere Jahrzehnte das bodenkundliche, agrikulturchemische und ackerbauliche Denken seiner Zeit maßgebend geprägt.

Lebensweg

Scheffer, Sohn eines Landwirts, studierte von 1919 bis 1922 Chemie und Mathematik an den Universitäten in Marburg und Breslau, anschließend Landwirtschaft an der Universität Göttingen, wo er 1925 bei dem Bodenkundler Edwin Blanck mit einer Dissertation über die Umwandlung von Ätzkalk im Boden promovierte. Seit 1926 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle (Saale). Hier habilitierte er sich 1931 mit einer Arbeit über das Problem der Bodenfruchtbarkeit.

Von 1931 bis 1935 war Scheffer Dozent für Agrikulturchemie und Bodenkunde an der Universität in Halle tätig. Durch zwischenzeitliche Studienaufenthalte an der Universität New Brunswick (USA) und an der Eidgenössischen Hochschule Zürich konnte er sein Fachwissen vertiefen. 1935 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Kassel-Harleshausen. 1936 folgte er einem Ruf als Professor für landwirtschaftliche Chemie an die Universität Jena. 1945 wurde er Nachfolger seines Lehrers Edwin Blanck an der Universität Göttingen. Als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Agrikulturchemie und Bodenkunde wirkte er hier bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1967.

Lehre und Forschung

Das wissenschaftliche Hauptinteresse Scheffers galt vornehmlich dem Problem der Bodenfruchtbarkeit und dem Humushaushalt der Ackerböden. Neben der Humusforschung hat er jedoch auch bedeutende Arbeiten auf den Gebieten der Bodengenetik, der Düngung, der Rhizosphären- und Wuchsstoffforschung angeregt. An seinen Wirkungsstätten in Halle, Jena und Göttingen führte er insgesamt 111 Doktoranden zur Promotion. Mit über 300 von ihm selbst oder unter seiner Leitung angefertigten Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, grundlegenden Beiträgen in Handbüchern und mehreren Lehrbüchern hat er Inhalt und Methodik der Bodenkunde, der Agrikulturchemie und der Ackerbaulehre wegweisend beeinflußt.

Berühmt wurde Scheffers Name vor allem durch zwei Lehrbücher. Gemeinsam mit Theodor Roemer schrieb er eine "Ackerbaulehre", deren erste Auflage 1933 erschien. Nach dem Tod Roemers hat Scheffer weitere Auflagen gemeinsam mit Otto Tornau als "Lehrbuch des Ackerbaues" herausgegeben: die letzte (fünfte) Auflage erschien im Jahre 1959. Eine für Landwirte konzipierte, weniger umfangreiche Ausgabe dieses Lehrbuches veröffentlichten Roemer und Scheffer unter dem Titel "Grundriß des Ackerbaues" erstmals 1948.

Scheffers zweites bedeutendes Werk ist ein Lehrbuch der Bodenkunde. Erstmals 1937 als relativ schmales Heft als Teil eines umfassenderen Gesamtwerkes der Agrikulturchemie und Bodenkunde konzipiert, hat Scheffer später den bodenkundlichen Teil gemeinsam mit Paul Schachtschabel als eigenständiges Werk, ab der 6. Auflage (1966) unter dem Titel "Lehrbuch der Bodenkunde" herausgegeben. Ab der 9. Auflage (1976) sind auch andere Fachvertreter als Autoren beteiligt. Nach dem Tod Scheffers sind bisher sechs weitere Auflagen erschienen (15. Auflage 2002). Dieses Lehrbuch, in Fachkreisen als "Scheffer-Schachtschabel" bezeichnet, gehört zu den internationalen Standardwerken der wissenschaftlichen Bodenkunde.

Von den grundlegenden Übersichtsbeiträgen Scheffers in Fachzeitschriften und Handbüchern sind u. a. hervorzuheben: der publizierte Vortrag "Erhaltung und Mehrung der Bodenfruchtbarkeit" (1946) und die im Handbuch der Landwirtschaft publizierte Abhandlung "Boden als Standort der Pflanzen" (1952). Wiederholt hat Scheffer auch zu inhaltlichen und methodischen Fragen sowie zur Geschichte seines Fachgebietes Stellung bezogen. Beachtenswert ist sein Beitrag "Die bodenkundliche Forschung und ihre Aufgaben im Rahmen der Schwesterdisziplinen" (1962) und seine Broschüre "50 Jahre Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft" (1976). Scheffer war von 1950 bis 1979 Mitherausgeber der Zeitschriften "Pflanzenernährung, Düngung, Bodenkunde" und "Landwirtschaftliche Forschung". Die meisten seiner wissenschaftlichen Beiträge sind in diesen beiden Journalen erschienen.

Ehrungen und Auszeichnungen

Aufgrund seiner herausragenden Fachkompetenz wurde Scheffer frühzeitig in führende Ämter agrarwissenschaftlicher Institutionen gewählt. Von 1948 bis 1956 war er Vizepräsident des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA). Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft wählte ihn 1951 zu Ihrem Geschäftsführer. Von 1955 bis 1969 war er Präsident dieser Gesellschaft. In dieser Funktion konnte er zahlreiche durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges unterbrochenen Kontakte zu ausländischen Fachkollegen wieder herstellen.

Seit 1964 war Scheffer Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle und korrespondierendes Mitglied mehrerer ausländischer Akademien. 1971 verlieh ihm die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft und 1974 der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten die Ehrenmitgliedschaft.

1958 erhielt er von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Jena die Ehrendoktorwürde. 1961 verlieh ihm die Universität Pisa den Cherubino-Orden in Gold, 1964 die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft die Silberne Max-Eyth-Denkmünze und 1968 der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten die Hugo-Neubauer-Auszeichnung. 1975 wurde er mit dem Bundesverdienskreuz ausgezeichnet.

Seit 1987 verleiht die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft an junge Wissenschaftler oder Wissenschaftlerinnen für herausragende wissenschaftliche Leistungen aus dem Gebiet der Bodenkunde den Fritz-Scheffer-Preis.

Bücher und Schriften