Melodram (Musik)
Melodram bezeichnet in der Musik ein Werk oder einen Teil davon, in dem sich gesprochener Text und Musik abwechseln oder gleichzeitig ablaufen, jedoch, anders als bei der Oper, abgesehen von von eventuellen Begleitchören, nicht gesungen wird. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern "melos"=Weise und "drama"=Handlung ab.
Ursprünge
Als mögliche Vorläufer der Form gelten die Reden zur Musik in William Shakespeares Theaterstücken oder die altgriechische Tragödie, in der das rhythmische Sprechen der Darsteller möglicherweise von Musik unterlegt war. Außerdem existierte eine Tradition in den protestantischen Schuldramen, die teilweise mit improvisierter Musik begleitet wurden.
Das Melodram als eigenständiges Bühnenwerk
Jean-Jacques Rousseaus Pygmalion (1762) gilt als erstes großes eigenständiges Melodram. Her dient die Musik, noch vom Text getrennt, als Untermalung der dramatischen Pantomime zwischen den gesprochenen Abschnitten. In Georg Antonin Bendas Melodramen (z.B. Ariadne auf Naxos, 1774), wird die Sprache, ähnlich einem Rezitativ, von zugleich erklingender dramatischen Musik untermalt. Auch Goethe schrieb ein Melodram, Proserpina, das von zwei Komponisten seiner Zeit vertont wurde. Vor allem Bendas Melodramen waren bis ins 19. Jahrhundert hinein sehr beliebt, gleichzeitig aber wurden in dieser Zeit kaum mehr Werke komponiert, die ausschließlich melodramatisch waren.
Melodramatische Abschnitte in Opern
Von der Ausdruckskraft der Gattung beeindruckt, begannen Ende des 18. Jahrhunderts einige Komponisten, ihre Opern mit melodramatischen Abschnitten zu versehen. Schon in Mozarts Zaide kommt ein solcher Teil vor, und besonders die französischen Opernkomponisten dieser Zeit verwendeten dieses Stilmittel gerne. Berühmt geworden sind aber vor allem zwei Opernmelodramen: Das eine in der Kerkerszene von Beethonvens Fidelio, wo das Sprechen als Steigerung zu Singen angewandt wird: Wenn Leonore sagt: "Was in mir vorgeht, ist unaussprechlich", so meint sie unsingbar. Das andere ist die Bärenschlucht-Szene in Webers Freischütz, wo die dämonische Kälte von Max und Samiel durch Nicht-Singen augedrückt wird.
In der Nachfolge dieser beiden setzten viele Opernkomponisten gerne Melodramen an den dramaturgischen Wendepunkten ihrer Werke ein, bis hin zu Alban Berg, er in seinem Wozzeck gleich mehrere Sprechszenen komponierte und Arnold Schönbergs Moses und Aaron, in der der brennende Dornbusch von einem Sprechchor realisiert wird.
Auch in Operette oder Singspiel finden sich oft Melodramen an den Höhepunkten, erwähnt sei hier die Schlüsselszene in Die lustige Witwe, ebenso in Brechts/Weills Dreigroschenoper (Melodram zwischen Mackie und Polly).
Konzertmelodramen
Abgesehen vom dramatischen Einsatz war, besonders im 20. Jahrhundert, das Konzertmelodram eine verbreitete Gattung. Arnold Schönberg verwendete in Erwartung (sog. Monodram, Melodram für eine Person) und Pierrot Lunaire eine augeklügelte Notation für die Sprechstimme, in der Tonhöhen angedeutet sind, die aber keinesfalls ausgesungen werden, sondern im Sprechton erklingen sollen.
Filmmusik
Im weitesten Sinne kann auch Filmmusik zur Gattung des Melodramas gezählt werden.
Siehe auch: Melodram als Schauspielgattung