Keratoplastik
Definition
Eine Keratoplastik ist eine Operation der Kornea, bei der entweder erkranktes Hornhautgewebe durch geeignetes Spendermaterial ersetzt wird oder durch lokalisierte Einwirkung auf Hornhautgewebe eine Veränderung der Hornhautbrechkraft angestrebt wird, um Fehlsichtigkeiten zu reduzieren. Geeignetes Spendermaterial wird von einem menschlichen Hornhautspender gewonnen und in der Regel vor der Operation in einer Hornhautbank oder Augenbank aufbereitet. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten der Keratoplastik:
- Die perforienende Keratoplastik, bei der alle Schichten der erkrankten Hornhaut in einem bulbuseröffnenden Eingriff mittels Trepanation entfernt werden und ein entsprechendes Hornhautscheibchen eines geeigneten Spenders eingefügt wird.
- Die lamelläre Keratoplastik, bei der einzelne Schichten isoliert verpflanzt werden. Beispielsweise wird bei einer so genannten Epikeratolastik, vergleichbar mit einer Kontaktlinse, ein Hornhautscheibchen auf die Hornhaut aufgenäht.
Von einer tektonischen Keratoplastik spricht man, wenn Spendermaterial auf die Patientenhornhaut aufgenäht wird, um Defekte zu decken. Dieser Eingriff ist zumeist nur eine Übergangslösung ohne das Ziel Verbesserung der Sehschärfe. Tektonische Keratoplastiken können sowohl perforierend als auch lamellär (i.d.R. als Epikeratoplastik) durchgeführt werden.
Geschichte
Die Idee der Hornhautübertragung vom Tier zum Menschen bzw. von Mensch zu Mensch ist mehr als 200 Jahre alt. Formuliert wurde sie erstmals 1813 von Himly.1824 wurden zuerst von Reisinger an Kaninchen perforierende Keratoplastiken vorgenommen. R. Kissam führte 1843 die erste perforierende Keratoplastik am Menschen durch. Von Hippel führte dann lamelläre und perforierende Keratoplastiken mittels eines von ihm konstruierten Trepans durch, deren Resultate er 1886 der Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg präsentierte. Die erste perforierende Keratoplastik mit mittelfristig klarem Transplantat (über ein Jahr postoperativ) wurde 1905 von Zirm durchgeführt. Den ersten Versuch einer Keratoprothese, des Hornhautersatzes mittels Glas oder Kunststoff beim Tier, führte Nussbaum ebenfalls erfolglos durch. Durch Einführung und Verbesserung mikrochirurgischer Techniken in diesem Jahrhundert wie beispielsweise das binokulare Mikroskop und den fortlaufenden monofilen Kunststofffaden ist die Keratoplastik mittlerweile zu einer Standardoperation geworden.
Indikationen
- Hornhautdystrophie mit Beteiligung des Endothels (Prognose: gut)
- Hornhautdystrophie mit Beteiligung des Stromas
- Keratokonus (Prognose: exzellent)
- Hornhautdystrophie mit Beteiligung des Epithels
- bröcklige Dystrophie, gittrige Dystrophie
- Hornhautnarben
- Nach Herpeskeratitis oder anderen Hornhautinfektionen (Prognose: mäßig)
- Nach scrophulöser Keratokonjunktivitis (Phlyktenulosa) (Prognose: gut)
- Nach Augenverletzung (Prognose: variabel) oder Verätzung des Auges (Prognose: schlecht)
Komplikationen
Abstoßungsreaktionen (Immunreaktionen)
Abstoßungsreaktionen nach perforierender Keratoplastik treten normalerweise innerhalb er ersten fünf Jahre auf. Etwa 20% sind betroffen. Früsymptome sind Augentränen, Augenrötung und Sehverschlechterung. Wenn die Abstößung früh erkannt und eine intensive Behandlung durchgeführt wird, kann in der Regel eine dauerhafte Transplantateintrübung (Weißfärbung) verhindert werden. Eine Abstoßungsreaktion führt aber dennoch zu einer erheblich verkürzten Lebensdauer des Transplantates.
Chronischer Endothelzellverlust
Die Endothelzelldichte von Hornhauttransplantaten nach perforierender Keratoplastik fällt aus noch ungeklärter Ursache kontinuierlich ab Dieser postoperative Verlust an Transplantatendothelzellen liegt mit eta 10% jährlich deutlich über der natürlichen altersabhängigen Endothelzellverlustrate nicht transplantierter Hornhäute von nur 0,5% pro Jahr. Folglich ist nicht auszuschließen, dass nach 15-20 Jahren aufgrund eines Transplantatendothelversagens öfter Re-Keratoplastiken notwendig werden könnten.
Weitere Eintrübungsursachen
- Spontanes Endothelversagen lange nach der Keratoplastik durch den idiopathischen Endothelzellverlust
- Oberflächliche Störungen des Transplantates
- Ulzera
- Herpeskeratitis
- Überwachsung durch Bindehautgewebe (Konjunktivalisation) z.B. bei Limbusinsuffizienz
- Hoher Augendruck
- Rezidiv der Grunderkrankung