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Friedenskirche (Essen)

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Die Alt-Katholische Friedenskirche zu Essen steht an der Bernestraße Nr. 1 in der Innenstadt von Essen im Ruhrgebiet. Das Gotteshaus wurde von 1914 bis 1916 erbaut.

Die Friedenkirche galt einst als die bedeutendste Jugendstilkirche in Deutschland. Großen Anteil an diesem Ruf hat der niederländische Künstler Jan Thorn-Prikker (1868 bis 1926). Er malte das Gebäude mit farbenprächtigen Wand- und Deckenmalereien aus und schuf zudem das goldene Mosaik im Altarraum.

Rekonstruiertes Deckengemälde im Kirchenschiff

Vorgeschichte des Gebäudes

Die am 17. Mai 1872 gegründete Katholische Gemeinde der Alt-Katholiken verfügte zunächst über kein eigenes Gebetshaus, geschweige denn über eine eigene Kirche. Man behalf sich daher zunächst mit Provisorien. 1873 fand der erste alt-katholische Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche in Essen statt. 1876 erfolgte der Umzug in die katholische St. Johanniskirche (heute Anbetungskirche). Spannungen zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen verlangten jedoch auf Dauer nach einem eigenen Kirchenbau.

Lage und Umgebung

1914 beschloss der Rat der Stadt Essen, der Katholischen Gemeinde der Alt-Katholiken eine eigene Kirche zu bauen. Spender unterstützten das Vorhaben. Dazu zählten u. a. die Großindustriellen-Familie Krupp.

Für den Bau wurde ein Grundstück direkt neben der Alten Essener Synagoge ausgewählt. Das Essener Münster (Sitz des katholischen Bischofs des Bistums Essen) sowie das moderne Rathaus der Stadt sind weitere wichtige Gebäude in fußläufiger Umgebung.

Architekur

Als Architekt fungierte Dr. Ing. Albert Erbe (1862/68 - 1922), der während seiner beruflichen Laufbahn auch einmal Stadtbaumeister der Stadt Hamburg war. Er konnte für die Ausgestaltung der Friedenskirche den niederländischen Künstler Jan Thorn-Prikker (1868 bis 1932) gewinnen. Dieser war stark vom Jugendstil beeinflusst, fand jedoch in späteren Jahren zu einem eigenen Stil.

Der Backsteinbau mit Naturstein-Elementen verfügt über einen achteckigen Turm. Dieser war im Original von einem kunstvoll geschwungenen Kupferhelm bekrönt. Da sich an die Kirche selbst an zwei Seiten Gemeinde- und Nachbargebäude anschließen, verfügt der einschiffige Innenraum nur über eine Fensterreihe zur Straßenseite hin. Auf der gegenüberliegenden Längsseite befindet sich eine Empore, die Platz für weitere Kirchenbesucher bietet.

Unter dem eigentlichen Kirchenraum, der so genannten "Oberkirche", befindet sich ein weiterer Raum. Diese „Unterkirche“ kann seit der Sanierung im Jahre 2005 als Raum für Veranstaltungen, Konzerte und Gottesdienste genutzt werden.

Zerstörung und Wiederaufbau

Im Zweiten Weltkrieg war Essen sehr häufig das Ziel von alliierten Luftangriffen – ebenso wie das gesamte Ruhrgebiet. Die Zerstörungen machten auch vor der Friedenskirche nicht halt. Die originalen Bedachungen von Kirche und Turm gingen verloren. Deutlich schwerer wog der Verlust der Ausmalungen von Jan Thorn-Prikker. Unbeschadet dessen leistete die Gemeinde den Wiederaufbau nach dem Krieg in fast alleiniger Eigenleistung, so dass die Friedenkirche bis 1951 wieder nutzbar gemacht werden konnte. Dabei wurden jedoch die einst kunstvollen Dächer von Kirche und Turm nur stark vereinfacht wiederhergestellt. Auch der Innenraum erhielt eine schmucklose Verputzung.

Sanierung der Kirche und Rekonstruktion der Ausmalungen

In den Jahren 2005 und 2006 gelang es der kleinen Gemeinde und ihrem Pfarrer Ingo Reimer, umfangreiche Wiederherstellungs- und Rekonstruktionsarbeiten an der Friedenskirche durchführen zu lassen. Dies ermöglichten Spenden von Unternehmen (Kruppstiftung, Sparkasse Essen) und privaten Geldgebern. Auch das Landesdenkmalamt beteiligte sich an dem Projekt.

Im Jahr 2005 wurde zunächst die bereits erwähnte „Unterkirche“ (Saal unter dem Kirchenraum) grundlegend saniert und wieder zugänglich gemacht.

2006 erfolgte dann das weitaus schwierigere Unterfangen – die Wiederherstellung der Ausmalungen von Jan Thorn-Prikker. Als Grundlage dienten alte Fotos sowie Reste der Originale, die man unter dem aktuellen Putz fand. Die Arbeiten leitete der Architekt Dr. Peter Brdenk. Seit dem Herbst 2006 erstrahlen die Malereien an der Decke des Innenraums wieder in ihrer bemerkenswerten Farbkomposition. Auch die Wandgemälde im Bereich der Orgelempore ziehen die Blicke der Besucher wieder auf sich.

Rekonstruierte Malereien im Bereich der Orgelempore

Zukunft und Ausblick auf das Europäische Kulturstadtjahr 2010 in Essen

Für die dauerhafte Sicherung des aktuellen Baubestandes sind weitere Arbeiten erforderlich. So ist die aktuelle Turmhaube aus den Nachkriegsjahren undicht und morsch geworden. Auch eine Reinigung der Backstein-Fassade erscheint auf die Dauer sinnvoll. Zum Zwecke der Erhaltung und Rekonstruktion der Friedenskirche wurde 2006 ein Förderverein gegründet.

Die Essener Verkehrsbetriebe (EVAG) haben in ihrer Aktion „Kulturlinie 107“ auch die Friedenskirche berücksichtigt. Die Straßenbahnlinie 107 (Essen-Bredeney – Gelsenkirchen Hauptbahnhof) verbindet 60 kulturelle Sehenswürdigkeiten in Essen und Gelsenkirchen auf 17 Kilometern miteinander. Die Friedenskirche ist in wenigen Minuten zu Fuß ab der Haltestelle „Porscheplatz“ erreichbar.