Pfahlgötze

Pfahlgötzen sind primitiv geschnitzte Holzfiguren, die germanische Gottheiten verkörperten. Sie kommen an einer Vielzahl von Moor-Opferplätzen und auch anderen Opferplätzen überall im germanischen Siedlungsbereich vor. In der polytheistischen Götterwelt der Germanen stand jeder Pfahlgötze für eine eigene Gottheit.
Die Germanen glaubten, dass Pfahlgötzen sterblich waren. Die Holzfiguren wurden daher, wenn sie alt und verwittert waren, beerdigt. Dieses wurde von Tacitus beschrieben. Der Bericht wurde 2005 durch einen archäologischen Fund in Klein-Schönwalde bei Greifswald bestätigt, bei dem, wie eine Radio-Carbon-Messung ergab, ein germanischer Pfahlgötze aus dem 1. Jahrhundert vor Christus entdeckt wurde. Die neben der Figur gefundenen Tierknochen belegen, dass die Germanen ihren Pfahlgötzen opferten. Pfahlgötzen scheinen auch bei Fruchtbarkeitsriten benutzt worden zu sein, da sie häufig paarweise, männlich und weiblich, gefunden werden. Mit Kontakt zu den Römern veränderte sich die Form der Pfahlgötzen. Es wurden jetzt überwiegend männliche Holzfiguren geschaffen. Dieses wird von den Archäologen als ein Hinweis auf zunehmende kriegerische Auseinandersetzungen gedeutet.
Im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar sind mehrere Pfahlgötzen aus dem germanischen Moor- und Seeheiligtum von Oberdorla bei Mühlhausen/Thüringen ausgestellt. In der Kultanlage von Oberdorla fanden Archäologen mächtige Holzfiguren in Menschengestalt: Jede Figur steht für eine eigene Gottheit.
Literatur
- Helfried Spitra, Uwe Kersken (Hg.) - Die Germanen, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-7857-2285-5
- Hans-Peter Hasenfratz - Die Germanen, Religion, Magie, Kult, Mythus, Hohe Verlag, 2007 ISBN 3-8675-6006-4
- Arnulf Krause - Die Geschichte der Germanen, Campus Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-593-37800-0
- Rudolf Simek - Götter und Kulte der Germanen, Verlag C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50835-9