Rabenschlacht (Dietrichepik)
Rabenschlacht ist der Titel einer mittelhochdeutschen Heldendichtung des 13. Jahrhunderts, die der Gruppe der historischen Dietrichepik zugerechnet wird und die Fortsetzung der Dichtung Dietrichs Flucht darstellt.
Sie berichtet in Form von 1140 vierzeiligen Strophen im Stile des Nibelungenliedes, wie Dietrich von Bern ein weiteres Mal, jedoch erfolglos versucht, sein Reich wieder zu gewinnen. Er ist in der zwölftägigen Schlacht bei Raben (=Ravenna) zwar Sieger über seinen Widersacher Ermrich (= Ermanarich/Ermenrik), doch durch ein Missgeschick verlieren die Söhne des Hunnenkönigs Etzels, Orte und Scharpfe, und Dietrichs jüngerer Bruder Diether im Kampfe mit Witege(= Wittich) ihr Leben. Ermenrich kann entfliehen. Dietrich kehrt an Etzels Hof zurück, durch Fürsprache Rüdigers wird er vom ihrer Söhne beraubten Herrscherpaar in Gnaden aufgenommen.
Wie auch Dietrichs Flucht ist dieses Gedicht voller drastischer Ausdrücke. So wird erwähnt, dass Dietrichs Rüstung im Kampfe vor Hitze weich wird. Blut schießt über das Schlachtfeld und bedeckt die Toten, so dass man sie nicht mehr sieht.
Der wesentliche Unterschied zu Dietrichs Flucht ist in der Form der Strophe zu suchen. Es ist anzunehmen, dass die Rabenschlacht-Dichtung mit Instrumentbegleitung singend vorgetragen wurde, die Reimpaare von Dietrichs Flucht jedoch mit Sprechstimme. Diese Strophenform macht die Rabenschlacht höfischer als Dietrichs Flucht.
Da in 4 der 5 Handschriften die Rabenschlacht gemeinsam mit Dietrichs Flucht überliefert ist, kann man annehmen, dass beide Dichtungen dem gleichen Publikum vorgetragen wurden.
Literatur
- Josef Breitbach: Die Rabenschlacht und andere Erzählungen, Verlag S. Fischer 1973
- Joachim Heinzle: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. Berlin: de Gruyter 1999. ISBN 3-11-015094-8
- Lienert, Elisabeth [Hrsg.]: Rabenschlacht : textgeschichtliche Ausgabe / hrsg. von Elisabeth Lienert und Dorit Wolter, Tübingen, Niemeyer, 2005, ISBN 3-484-64502-4.