Römisch-katholische Kirche in Albanien
Die Katholische Kirche in Albanien ist eine Diasporakirche mit alter Tradition. Die Katholische Kirche des Landes besteht aus zwei Kirchenprovinzen mit insgesamt sechs eigenständigen Jurisdiktionsbezirken. Über die Zahl der Gläubigen gibt es kaum zuverlässige Angaben. Die Zahlen schwanken zwischen 250.000 bis zu einer halben Million albanischer Katholiken.
Albanien und der Apostolische Stuhl unterhalten diplomatische Beziehungen und der Nuntius für Albanien hat seinen Sitz in Tirana.

Seit der Wiederzulassung der Religionsgemeinschaften nach dem Ende des Kommunismus (1990) ist Albanien für die katholische Kirche ein Missionsland. Der größte Teil der im Land tätigen Priester und Ordensleute stammt heute noch (2006) aus dem Ausland. Dasselbe gilt für die Bischöfe. Mit Hilfe aus Rom und von anderen Teilkirchen konnten mittlerweile funktionsfähige Strukturen (Ordinariate, das Pfarrnetz, kirchliche Schulen, ein Priesterseminar usw.) geschaffen werden.
Für die sozialen Aktivitäten wurde bereits 1990 die albanische Caritas gegründet und vom Staat 1993 als NGO offiziell anerkannt. Inzwischen existiert in jedem Bistum ein eigener Diözesanverband.
Der bedeutendste Wallfahrtsort der albanischen Katholiken ist eine dem hl. Antonius von Padua (gegisch: Shën Ndo) geweihte Grotte bei Laç. Diese Wallfahrtsstätte wird jedoch nicht nur von Katholiken, sondern auch von Angehörigen der anderen traditionell in Albanien vertretenen Religionen aufgesucht.
Geschichte
Von der Antike bis zum großen Schisma von 1054
Albanien liegt an der Nahtstelle von katholischer und orthodoxer Christenheit. Dies hat die Kirchengeschichte des Landes entscheidend mitgeprägt.
Der Tradition nach entstand die erste christliche Gemeinde Illyriens durch die Mission des Apostels Paulus in Dyrrachion.[1] Aber erst für das 4. Jahrhundert gibt es einige sichere Nachrichten über die Ausbreitung des Christentums im Gebiet des heutigen Albanien. In jener Zeit war der christliche Glaube schon römische Staatsreligion. Die staatlichen Provinzen waren mit den Sprengeln der Erzbischöfe weitgehend deckungsgleich. Für das südliche Illyrien waren die Metropoliten von Nikopolis (Epirus Vetus), Dyrrachion (Epirus Nova) und Scodra (Praevalitana) zuständig. Alle drei unterstanden dem römischen Patriarchat. Politisch gehörten sie seit der Reichsteilung von 395 aber zum Oströmischen Reich. Dadurch kam es um die Herrschaft über die illyrischen Kirchen wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den oströmischen Kaisern und den Päpsten.
Kaiser Justinian gründete 535 mit Justiniana Prima im Jahr 535 sogar eine eigene Erzdiözese, welcher er auch die Provinz Praevalitana mit dem Bischofssitz in Scodra unterstellte. Die illyrischen Diözesen hielten aber treu zum römischen Patriarchat und der Verlust vieler Balkanprovinzen durch die Slaweneinfälle tat ein übriges, dass der Streit zwischen Rom und Konstantinopel vorerst unentschieden blieb. Im Jahr 731 aber löste der ikonoklastisch gesonnene Kaiser Leo III. die Metropole Durrës von Rom und unterstellte sie dem Patriarchen von Konstantionopel. Aus dem Norden fehlen für diese Zeit Nachrichten über die kirchliche Situation. Womöglich ist der Bischofssitz Scodra im Zuge der Eroberung durch die heidnischen Slawen untergegangen.
Im Norden des heutigen Albanien entstanden im 9. und 10. Jahrhundert die kleinen Bistümer Pult und Sapa. Auch Shkodra hatte in dieser Zeit wieder einen Bischof. Im Jahr 1034 wurden diese Bistümer der vom Papst zur Metropole erhobenen Diözese Bar unterstellt.
Im Mittelalter
Das große Schisma von 1054 wirkte sich erst allmählich in Albanien aus. Noch längere Zeit wechselten Kirchen und Bistümer die Obödienz je nach der politischen Lage, ohne dass es in ein und der selben Region konkurrierende Hierarchien der Ost- und der Westkirche gab. Im Norden verfestigte sich seit dem 12. Jahrhundert aber der römische Einfluss, wozu die im Bereich der Metropole Bar gegründeten Benediktinerklöster erheblich beitrugen. Die Einheit des Erzbistums Durrës blieb vorerst erhalten, hier blieb der byzantinische Einfluss maßgebend. Die endgültige Trennung mit parallelen Hierarchien erfolgte erst im Laufe des 13. Jahrhunderts. Im Süden blieb die östliche Kirche relativ unangefochten. Nur in Butrint gab es infolge der Zugehörigkeit zum Königreich Neapel und später zur Republik Venedig lateinische Kleriker.
Der Franziskanerorden errichtete 1240 in Lezha sein erstes albanisches Kloster. Im Jahr 1278 gründeten die Dominikaner in Durrës ihr erstes Kloster auf albanischem Boden; 1345 bzw. 1450 ließen sie sich auch in Shkodra und Lezha nieder. Der Katholizismus überdauerte die kurzlebige Herrschaft des serbischen Zaren Stefan Dušan über den Norden Albaniens (1342-1355) unbeschadet. Als mit dem Tod des Zaren das serbische Reich zerfiel, eroberten Angehörige der Adelsfamilie Ballsha die Macht in der Zeta und Nordalbanien. Die Ballsha traten 1368 von der Orthodoxie zur römisch-katholischen Kirche über. In jene Zeit fällt auch die Gründung des Bistums Lezha.
Unter islamischer Vorherrschaft
19. und 20. Jahrhundert
Das Erzbistum Shkodra wurde 1867 errichtet. Damit entstand eine vornehmlich von Albanern bewohnte Kirchenprovinz. Das Erzbistum Durrës wurde 1922 in Durrës-Tirana umbenannt und die Katholiken begannen eine Präsenz in der schnell wachsenden neuen Landeshauptstadt zu errichten.

In kommunistischer Zeit hatte die katholische Kirche besonders unter der Verfolgung der Religionsgemeinschaften zu leiden, weil man ihren Angehörigen unterstellte, sie seien Agenten des Papstes und damit des westlichen Imperialismus. Die bei der katholischen Kirche üblichen grenzüberschreitenden hierarchischen Strukturen (bis zum Hl. Stuhl in Rom) waren den isolationistischen Kommunisten Albaniens besonders verhasst. Als 1967 das totale Religionsverbot erlassen wurde, steckten die Kommunisten sämtliche Priester und Ordensleute in Gefängnisse und Arbeitslager. Die meisten Geistlichen starben in Haft, nur wenige wurden bereits vor dem Sturz des Regimes freigelassen. Zur Wende im Jahr 1990 hatten kaum zwei Dutzend Priester den albanischen Kommunismus überlebt.
1993 besuchte Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal Albanien. 1996 wurden die kirchlichen Strukturen des Landes verändert. Die Bistumsgrenzen wurden neu gezogen und die neue Diözese Rrëshen im Norden errichtet. Wie Lezha und Sapa untersteht sie dem Erzbischof von Shkodra. Es ist fraglich, ob die heutigen Diözesen den modernen pastoralen Erfordernissen entsprechen. Vermutlich wurden die kleinen Diözesen im Norden vor allem aus Respekt vor der Tradition beibehalten. Es fehlt dort sowohl an Geld als auch an qualifizierten Geistlichen und Laien, die funktionierende Diözesanverwaltungen aufbauen könnten. Nach der Vereinigung von Pult mit dem Erzbistum Shkodra, haben sich der Hl. Stuhl und der albanische Episkopat jedoch für den Fortbestand der übrigen kleinen Bistümer entschieden. Ende 2005 ernannte Papst Benedikt XVI. neue Bischöfe für Rrëshen und Sapa.
Liste der Bistümer nach Kirchenprovinz
- Erzbistum Shkodra-Pult
- Erzbistum Tirana-Durrës
- Bistum Rrëshen
- Apostolische Administratur für Südalbanien, war bis 2003 direkt dem Hl. Stuhl unterstellt
Literatur
- Peters, Markus W.E.: Geschichte der Katholischen Kirche in Albanien 1919 - 1993. Wiesbaden 2003. ISBN 3-447-04784-4.
- Cordignano, Fulvio S.J.: Geografia ecclesiastica dell'Albania. Dagli ultimi decenni del secolo XVI alla metà del secolo XVII. In: Orientalia Christiana Periodica 36, S. 229-294.
- Ines A. Murzaku: Catholicism, Culture, Conversion. The History of the Jesuits in Albania (1841-1946). (= Orientalia Christiana analecta. 277). Roma 2006. ISBN 978-88-7210-352-5
- Simoni, Zef: Portrete Klerikësh Katolikë, Shkodër 1998.
- Martirizimi i Kishës Katolike Shqiptare 1944–1990, Tiranë, 1993.
- Persecution of Catholics in Albania. In: Albanian Catholic Bulletin 7/8(1986/87). online hier
- ↑ Vgl. dazu unter: Autokephale Orthodoxe Kirche von Albanien
Weblinks
- Übersicht zur Katholischen Kirche in Albanien (Englisch)
- Markus W. E. Peters: Die Ekklesiale Geographie Albaniens bis zum Ende des 6. Jahrhunderts. Beiträge der Christlichen Archäologie auf dem Territorium der heutigen Republik Albanien
- Albanische Bischöfe in Lezha (Foto v. 6.1.2006, nach der Bischofsweihe Ottavio Vitales)
- Webseiten der albanischen Caritas
siehe auch: Erzbistum Bar
Vorlage:Navigationsleiste Römisch-Katholische Kirche in Europa