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Lambertikirche (Oldenburg)

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Die St. Lamberti-Kirche ist ein Kirchengebäude in Oldenburg, Niedersachsen. Sie befindet sich zwischen dem Schloss und dem historischen Stadtkern Oldenburgs. Bemerkenswert ist der Kontrast zwischen der Außengestaltung der Kirche, die eine neugotische Hallenkirche erwarten lässt und der Innengestaltung der Kirche mit klassizistischer Rotunde. Der höchste der 5 Türme der Kirche ist 86 m hoch. Damit ist die Lambertikirche das höchste Bauwerk und prägt entsprechend die Silhouette der Stadt. Die Kirche wurde nach dem heiligen Lambertus benannt und ist die Hauptkirche der evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg.


Geschichte

Blick vom Schlossplatz; im Vordergrund die Schlosswache

Seit dem Hochmittelalter steht eine erste Kirche zwischen der damaligen Burg und der Siedlung Oldenburg. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine einschiffige romanische Kirche. Erbaut wurde diese Kirche vom Haus Oldenburg, einem Grafengeschlecht, das die Burg in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu seiner Residenz macht. Die Bedeutung von St. Lambertus für das Haus Oldenburg zeigt sich auch in der Gründung der Auricher Lambertikirche durch die Oldenburger Grafen im Jahr 1270.

Im Jahr 1237 erfolgt die erste urkundliche Erwähnung eines Oldenburger Gemeindepfarrers. Der Pfarrer Johannes aus Oldenburg ist einer der Zeugen einer Eigentumsübertragung an das Kloster Rastede. Hieraus lässt sich indirekt die Existenz einer Oldenburger Kirche schließen. Der noch erhaltene und gelegentlich verwendete spätromanische Abendmahlskelch der Kirche wird um 1265 geschaffen. Er gehört zu einer Gruppe westfälischer Goldschmiedearbeiten.

Im 14. Jahrhundert lassen sich in der Lambertikirche fünf Altäre nachweisen. 1345 wird der Siedlung Oldenburg das Stadtrecht verliehen und die Kirche damit zu einer Stadtkirche. 1377 wird die Lambertikirche zu einem Kollegiatsstift erhoben. Sie hat danach 8 Kanoniker (Stiftsherren) und damit mehr Prediger als vorher. Hieraus lässt sich auch eine Steigerung auf 9 Altäre schließen (für jeden Stiftsherren und deren Abt je einen). Das Grafenhaus initiiert diese Erhebung, die Kanoniker sollen zur „Vermehrung des Gottesdienstes dienen und zum Seelenheil der Grafen und ihrer Vorfahren“.

Um 1400 erfolgen zahlreiche Umbauten und Erweiterungen des Kirchengebäudes zu einer spätgotischen Hallenkirche. Auf Veranlassung durch Graf Dietrich von Oldenburg wurde der Chor 1436 nach Osten erweitert und mit bunten Glasfenstern versehen. Etliche Fenster wurden auch durch den niederen Adel und Bremer Honoratioren gespendet.

Die Reformation in Oldenburg beginnt um 1527. Oldenburg wird protestantisch und die Predigten wurden in deutscher Sprache gehalten. Um 1550 sterben die Stiftsherren aus. Danach werden einige der Kirchenaltäre entfernt, das Kirchenäußere wird aber nicht verändert.

1667 stirbt mit Graf Anton Günther das Grafengeschlecht aus, das die Geschichte der Lambertikirche bis zu diesem Zeitpunkt prägt. Oldenburg fällt unter die Herrschaft des dänischen Königshauses. 1773 übernimmt das Herzogsgeschlecht Holstein-Gottorp die Grafschaft, die damit zu einem Herzogtum wird. 1785 verlegt Herzog Peter Friedrich Ludwig den Regierungssitz nach Oldenburg, wodurch die Stadt wieder verstärkte Aufmerksamkeit durch dass sie regierende Adelshaus genießt.

Innenraum mit Orgel

1795 erfolgt der Umbau der baufälligen Kirche auf Anregung von Herzog Peter Friedrich Ludwig nach den Plänen des Architekten Joseph Bernhard Winck. Die Kirche wird bis auf die Außenmauern abgerissen und im Inneren zu einer klassizistischen Rotunde mit Kuppel umgestaltet. Die Orientierung des Kirchenraums wird dabei gedreht und somit "gewestet", wodurch auf der Ostseite anstelle eines für Kirchenbauten typischen Altar- bzw. Chorraums ein kleiner Eingangsbau entsteht. Der Innenraum der Kirche wurde seitdem nicht mehr wesentlich verändert oder umgestaltet.

1813 wird der freistehende Glockenturm abgerissen, um zusätzlichen Raum für den Marktplatz zu schaffen. Die turmlose Kirche wurde vom Dichter Heinrich Heine verspottet und mit einem Theater verglichen. Im Jahre 1873 wird schließlich ein Turm im Westen der Kirche errichtet. Zudem beginnt die neugotische Umgestaltung der Kirche. In den Jahren von 1885-1887 folgt dann die Errichtung von vier Ecktürmen und die Ummantelung des Baus mit roten Backsteinen in gotischen Formen. Dabei wird auf der Ostseite ein klassischer Chorumbau errichtet, der aber nicht als Chor dient, sondern lediglich den klassizistischen Eingangsbereich ummantelt. Das gotische Äußere und das klassizistische Innere der Kirche ist heute noch prägend für die Lambertikirche.

1968 wird der Innenraum der Kirche erneut gedreht, um den Einbau einer großen Orgel zu ermöglichen. Gebaut wurde die Orgel von der Firma Führer aus Wilhelmshaven. Im Zuge der von dem hannoverschen Architekten Dieter Oesterlen geplanten Baumaßnahmen wird innerhalb des neugotischen Chorumbaus ein neuer Gemeinderaum eingebaut.

Seit 2004 wird ein Umbau der Lambertikirche geplant, der allerdings den eigentlichen Kirchenraum nicht verändert. Die bislang kaum beanspruchten Raumbereiche im neogotischen Chorumbau sollen neu erschlossen werden. Oberhalb der wieder als Eingangs- und Ausstellungsraum genutzten Vorhalle wird durch Abbruch einer Zwischendecke ein neuer, den hohen Außenfenstern entsprechender Raum geschaffen, in den eine kleine Box eingehängt wird. Diese Räume sollen als Gemeindesäle dienen und damit kirchliche und gemeindliche Nutzungen verstärkt innerhalb des Kirchengebäudes vereinen. Auch die aus dem Jahre 1937 stammende Heizung wird dabei erneuert. Die Entwürfe für den Umbau der Kirche stammen von dem Hamburger Architekten Bernhard Hirche und sollen von Frühjahr 2007 bis Winter 2008 ausgeführt werden.

Literatur

  • Reinhard Rittner (Hrsg.): Oldenburg und die Lambertikirche, Holzberg, Oldenburg 1988, ISBN 3873583070
  • Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Oldenburg (Hrsg.): Die Lambertikirche in Oldenburg, kleiner Kirchenführer, Oldenburg, erste Ausgabe 1987, Vorwort von 2004, Druck: Isensee

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