Stralsund
Wappen | Karte |
---|---|
Beschreibung | ![]() |
Basisdaten | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern |
Landkreis: | kreisfreie Stadt |
Fläche: | 38,97 km² |
Einwohner: | 59.140 (31.12.2003) |
Bevölkerungsdichte: | 1.518 Einwohner/km² |
Höhe: | 5 m ü. NN |
Postleitzahlen: | 18435, 18437, 18439 |
Vorwahl: | 03831 |
Geografische Lage: | 54° 18' 9 nördliche Breite 13° 05' 7 östliche Länge |
Kfz-Kennzeichen: | HST |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 05 000 |
Website: | www.Stralsund.de |
E-Mail-Adresse: | info@stralsund.de |
Politik | |
Oberbürgermeister: | Harald Lastovka (CDU) |
Stralsund ist eine kreisfreie Hansestadt in Mecklenburg-Vorpommern, Landesteil Vorpommern, im Norden Deutschlands. Stralsund liegt am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee, und wird als Tor zur Insel Rügen bezeichnet.
![]() |
Daten
- Lage: am Übergang zur Insel Rügen
- Verkehrsanbindungen:
- Wasser Seehafen, Hafen Stralsund (für Yachten, Flusskreuzfahrtschiffe etc.)
- Straßen Ostseeautobahn A20 nach Rostock und nach Lübeck und Berlin im Bau, B105 aus Richtung Rostock (A24/19 Berlin, Hamburg), B194 aus Richtung Grimmen (A20 Lübeck, Szczecin/Stettin), B96 aus Richtung Bergen (Rügen) bzw. Neubrandenburg (und Berlin),
- Bahn in Richtung Berlin über Neubrandenburg oder Prenzlau, Rostock, Sassnitz
- Flughafen Barth,
Industrie und Gewerbe

- Volkswerft Stralsund
- Stralsunder Brauerei
- Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA)
- Fachhochschule Stralsund
- Marinetechnikschule der Bundeswehr
- Tourismus
Tourismus und Sehenswürdigkeiten


Die Altstadt der ehrwürdigen Hansestadt Stralsund begeistert jedes Jahr tausende Besucher sowie ihre Bewohner. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde durch den Einsatz privaten Kapitals sowie erheblicher finanzieller Mittel aus Bundes-, Landes- und Gemeindekassen sowie von Stiftungen im gesamten Stadtgebiet die historische Bausubstanz saniert. Viele Häuser wurden dabei vor dem Verfall gerettet. Heute präsentiert sich gerade die Altstadt mit wunderschön sanierten Bürgerhäusern, die durch Detailtreue an Fassade und Türen & Fenstern bestechen.
Von 812 denkmalgeschützten Häusern stehen allein 526 als Einzeldenkmal ausgewiesene in der Altstadt; davon sind 374 bereits saniert, 65 werden derzeit saniert.
Das Rathaus mit seinem imposanten Schaugiebel, am Alten Markt gelegen, schmiegt sich an die Nikolaikirche und stand einst als Zeichen des Selbstbewußtseins der Stralsunder Bürger auch gegenüber der Kirche. Im Jahr 2004 wurde das Rathaus nach einer umfangreichen Sanierung wieder feierlich eröffnet.
Das komplette Ensemble des Alten Marktes birgt einen Überblick über politische und architektonische Geschichte. Rathaus, Bürgermeisterhaus, Schwedische Commandantur, Gewerkschaftshaus, Plattenbau - hier ist Geschichte hautnah zu spüren.
Die oft mit hohem privaten Engagement aufwändig sanierten Bürgerhäuser mit ihren typischen Giebeln prägen das Straßenbild in den Altstadtstraßen. Im Hafen, der zukünftig Heimat des "Ozeaneums" sein soll, werden außerhalb des für den Güterverkehr genutzten Bereichs vor allem touristische Bedürfnisse befriedigt. So legen hier die Schiffe nach Hiddensee und Altefähr sowie die Rundfahrten ab, ebenso lädt die Nordmole zum Spaziergang entlang an hunderten Yachten ein. Architektonisch bilden die Hafenspeicher sowie die Silhouette der Altstadt einen wunderbaren Kontrast zur Aussicht auf die Inseln Rügen und Hiddensee. Mit der Bark "Gorch Fock" (I) liegt zudem eine weitere touristische Attraktion im Hafen.
Drei große mittelalterliche Backsteinkirchen (Marienkirche, Nikolaikirche, Jakobikirche) zeugen von einstiger Größe und Macht Stralsunds. Heute wird die Jacobikirche ausschließlich als Kulturkirche genutzt, die beiden anderen Kirchen, am Alten Markt bzw. Neuen Markt gelegen, werden weiter auch zu Gottesdiensten genutzt. Vom Turm der Marienkirche am Neuen Markt bietet sich nach dem Aufstieg ein atemberaubendes Panorama (Siehe auch Bild oben).
Von einst 22 Stadttoren sind noch zwei erhalten: Das Kniepertor und das Kütertor. Im Kloster zum Heiligen Geist wurden einst die Armen und Siechen untergebracht. Heute sind alle Wohnungen und Häuser saniert, und das Areal lädt zu einem Spaziergang ein. Im Johanniskloster finden regelmäßig Kulturveranstaltungen statt, wie z.B. Open-air-Theateraufführungen. Zudem birgt es die Schätze des Stadtarchives.

Norddeutschlands meistbesuchtes Museum im ehemaligen Katharinenkloster, das Deutsche Meeresmuseum], bietet Jung und Alt Einblicke in die Welt des Wassers und seiner Bewohner. Derzeit wird als Ergänzung ein Ozeaneum im Hafen errichtet. Das Kulturhistorische Museum zeigt Ausstellungen aus der Geschichte Pommerns etc.; zudem findet sich hier der berühmte Hiddenseer Goldschmuck. Zweigstellen der Museen auf dem Dänholm (Nautineum), der Hafeninsel (Meereswelten, geplant: Ozeaneum) und dem Darß (Natureum) bieten Kurzweil und Wissen.
Geschichte der Stadt
10. - 13. Jahrhundert - Von den ersten Ansiedlungen zur Gründung Stralsunds
Das Gebiet des heutigen Nordostdeutschlands war bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts von der slawischen Volksgruppe der Ranen besiedelt. Im Jahr 1168 endete der jahrelange Zwist mit den christlichen Nachbarn im Sieg des Dänenkönigs Waldemar I. über die slawischen Fürsten der Insel Rügen, deren Besitztümer in etwa dem heutigen Vorpommern entsprachen.
Mit dem Sieg der Dänen wurden die slawischen Fürsten Lehnsherren ihrer Besitztümer und nahmen den christlichen Glauben an.
Die Fürsten zogen -nunmehr mit der dänischen Lehnsmacht im Hintergrund- gegen die pommerschen Umlandgebiete erbarmungslos zu Felde, was Feindschaften schuf. Derart durch die Nachbarn aufgrund der erbarmungslosen Feldzüge gehasst, sannen die Landesherren darauf, ihre Macht auch auf dem Festland als Bollwerk auszubauen. Die Siedlung Strale (zur damaligen Zeit wurde der heutige Dänholm noch Strale genannt; offenbar stammt von daher der Ortsname) lag strategisch günstig an der Kreuzung der Handelswege zwischen Rostock, Demmin, Rügen und Stettin. Dazu kam der Umstand, dass die vorhandenen Sümpfe und Teiche (die Stadtteiche wurden erst später in ihrer noch heute bekannten Form ausgebaut) eine Verteidigung erleichterten. Nicht zuletzt war die Lage am Strelasund positiv zu werten, da dies die Zufahrt zur Ostsee nach zwei Seiten ermöglichte. Dazu kamen die reichen Heringsbestände der Gewässer, die Handel ermöglichten.
Die Siedlung wurde also gefördert; mit der Christianisierung strömten Kaufleute aus dem westelbischen Raum nach Pommern, die neben ihren Erfahrungen und Beziehungen auch ihre eigenen bewährten Rechtsvorschriften mitbrachten und somit eine gute Grundlage für die Ausbildung von Handelsstrukturen.
Am 31. Oktober 1234 verleiht der slawische Fürst Witzlaw I. zu Garz (Rügen) dem Fischerdorf Stralow ("stral" kommt aus dem Slawischen und bedeutet Pfeil bzw. Speerspitze) am Strelasund das Stadtrecht nach Lübecker Vorbild.
Dies geschah fast beiläufig mit folgendem Text:
- "Witzlaw, von Gottes Gnaden Fürst der Ruianer, allen Getreuen, zu denen das gegenwärtige Schreiben gelangt, Gruß im Herrn.
- Wir wollen es allen, sowohl dem gegenwärtigen wie dem künftigen Geschlecht kund getan haben, dass wir unserer Stadt Stralow dieselbe Gerechtigkeit und Freiheit verliehen haben, welche der Stadt Rostock verliehen ist. Auf dass nun diese von uns gegebene Zusage fest und unverbrüchlich gehalten werde, bestätigen und bekräftigen wir sie durch gegenwärtiges Schreiben und Anhängung unseres Siegels.
- Gegeben zu Charenz, im Jahre der Gande 1234, am 31. Oktober."
Die Urkunde dazu wird im Stralsunder Stadtarchiv verwahrt. Viele Kaufleute siedelten sich an, die in den Fischbeständen der umliegenden Gewässer ihre Handelsgrundlage sahen.
13. - 16. Jahrhundert - Wirtschaftlicher Aufschwung und Städtehanse
1240 wird "Stralesund" zum ersten Mal (in der zweiten Stadturkunde) urkundlich erwähnt. Bis dahin hieß die Stadt wohl Stralow.
Schnell entwickelte sich die junge Stadt zu einem aufblühenden Handelsstandort. Ebenso schnell gab es Neid von Seiten der Kaufleute anderer Städte. 1249 überfiel die Hansestadt Lübeck den aufstrebenden Konkurrenten an der Ostseeküste und legte die Stadt in Schutt und Asche. Dies hinderte die Kaufleute nicht, die Stadt wieder aufzubauen und den Handel auszubauen.
Parallel zur Stadt Stralsund wurde in unmittelbarer Nähe die sog. "Neustadt" errichtet. Sie wird 1256 erstmals urkundlich erwähnt und war ursprünglich eine eigenständige Gründung.
1271 werden große Teile der Stadt durch ein Feuer (diesmal ohne Fremdeinwirkung) zerstört - kein Wunder, wenn man daran denkt, dass viel Holz verwendet wurde. Auch jetzt konnte der Wille der Einwohner nicht gebrochen werden; die Stadt wurde erneut aufgebaut - mit einem erheblich größeren Anteil an Backsteinbauten, für die Stralsund berühmt werden sollte.
Die Stralsunder begannen mit dem Bau ihrer Stadtmauer. Als ideal erwies sich dabei die Insellage der Stadt, die von allen Seiten durch Wasser (Strelasund, Teiche) begrenzt wurde. Insgesamt 22 Stadttore, darunter sechs Wassertore und fünf Landtore, standen tagsüber Freunden der Stadt und ihren Bürgern offen und symbolisierten ihren Feinden die Stärke und den Verteidugungswillen Stralsunds.
Auch der Aufbau der Stadt, ausgehend vom heutigen Alten Markt als damaligem Stadtzentrum, erfolgte mit beeidruckenden Bauten. So findet sich hier die Nikolaikirche (erstmals erwähnt 1276) sowie das direkt angrenzende Rathaus, welches ursprünglich durch viele Händler (heute würde man wohl 'Geschäfte' sagen) im langen inneren Gang geprägt war.
In der Neustadt ist der heutige Neue Markt Stadtzentrum, er wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt und verfügte sogar über ein eigenes Rathaus. Die Pfarrkirche der Neustadt, St. Marien, wird ab 1289 errichtet.
Da die räumliche Situation in der Altsadt aufgrund des prosperierenden Handels immer knapper wurde, begann man in den 1260er Jahren mit der Erweiterung, die zum Ende des 13. Jahrhunderts das Zusammenwachsen von Alt- und Neustadt bedeutete.
Stralsunds Handel lebte vor allem vom Zwischenhandel; dabei wurden die Waren mit bis zu 300 Schiffen unter Stralsunder Fahne zwischen allen Ostseeländern und Westeuropa befördert und verkauft. Nebeneinkünfte ergaben sich aus dem Im- und Export von Waren aller Art, vor allem Getreide, Gewürze und Öl. Dieser Handel brachte den Kaufleuten und der Stadt (über die Abgaben) große Gewinne.
Die erstarkende Wirtschaftskraft brachte den Vorteil mit, dass sich die Stralsunder von ihren Landesherren, den rügenschen und später den pommerschen Fürsten, diverse weitreichende Privilegeien erkaufen konnten, die schon bald zu einer Fast-Autonomie führten. Allerdings blieb Stralsund der rechtliche Status einer Freien Stadt, wie Lübeck oder Hamburg sie erreichten, immer verwährt - dafür spielte Stralsund eine zu große strategische Rolle in den Plänen der jeweils Herrschenden.
Auch erfolgt der Aufbau des Schiffbauergewerbes in Stralsund zügig. Vor allem Koggen (kleinere, dickbäuchige Handels- und Kriegssegelschiffe) wurden für die Händler gefertigt. Es gilt als sicher, dass der Schiffbau bereits vor der Stadtgründung hier angesiedelt war, obwohl die ersten schriftlichen Belege erst aus dem Jahr 1393 stammen: Darin sind acht Werften verzeichnet, die sich auf dem Gebiet der heutigen Frankenvorstadt befanden. Die Anzahl stieg noch weiter. Ursache dafür war natürlich die große Nachfrage sowie die Festlegung, dass auf einer Werft jeweils immer nur ein Schiff gebaut werden durfte - eine frühe Regelung der Wirtschaft durch den Rat.
Um den Handel und die Verteidigung besser organisieren zu können, wird 1293 ein Städtebündnis mit Lübeck, Wismar, Rostock und Greifswald geschlossen. Damit wurde gleichzeitig der Grundstein der Städtehanse (Hanse = Bund) gelegt.
Immer wieder kam es zu militärisch geführten Auseinandersetzungen zwischen den dänischen Königen und den Hansestädten. Als z.B. der dänische König Erik Menwed die Hansestädte belagerte, konnten dabei die Stralsunder nach einem Überraschungsangriff den Fürsten gefangennehmen. Das Lösegeld für den teuren Gefangenen reichte immerhin, um den Schaugiebel des Rathauses am Alten Markt zu finanzieren...
Die Politik der Stadt wird in jener Zeit stark von den Kaufleuten geprägt. Sichtbarstes Zeichen für deren Macht ist das Wulflam-Haus am Alten Markt, direkt gegenüber dem Rathaus. Hier residierte die Familie Wulflam. Bertram Wulflam war ab 1364 Bürgermeister der Hansestadt und lenkte die Geschicke auch in seinem Sinne.
Die Dänen gaben den Kleinkrieg gegen die Hanse erst auf, als diese am 24. Mai 1370, nach einem fast zehnjährigen Konflikt, im "Frieden zu Stralsund" ihren Sieg und eine Art "friedliche Koexistenz" besiegelten. Die Tatsache, dass dieser Frieden in Stralsund besiegelt wurde, spricht für die herausragende Bedeutung der Hansestadt.
Somit stand einer weiteren Blüte der Hanse nichts mehr im Weg.
Bereits im Jahre 1391 trat in Stralsund eine Stadtverfassung in Kraft, die sehr umstritten war. Sie galt allerdings nur für zwei Jahre. Die gewährten Freiheiten für die Bürgerschaft waren dem Rat der Stadt ein Dorn im Auge.
Neben den Auseinandersetzungen mit fremden Mächten waren auch Streitigkeiten -vor allem um Privilegien, Abgaben und Mitbestimmung- mit den Feudalherren und den Kirchenfürsten ständig zu verzeichnen. So waren 1407 dem Kirchherrn von St. Nikolai, Kord Bonow, die Einkünfte aus der Stadt zu gering. Bonow ließ daraufhin am 6. Oktober 1407 eine knapp 400 Mann starke Truppe in der Stralsunder Feldmark plündern. Dies stieß bei den Stralsunder naturgemäß auf wenig Verständnis und führte bereits am 7. Oktober zum Papenbrand thom Sunde: Die aufgebrachten Stralsunder Bürger verbrannten drei Geistliche auf dem Neuen Markt. Das hatte allerdings ein recht teures Nachspiel: In schwierigen Verhandlungen mit der Kirche (hier sogar mit dem Papst) wurde die Stadt zur Sühne verurteilt, die u.a. den Bau einer Kapelle neben der Marienkirche beinhaltete.
In Stralsund wurde 1488 die "Schiffercompagnie" gegründet, ein Zusammenschluss aller Stralsunder (und auch auswärtiger) Seeleute zur Sicherung ihrer Interessen - und eine Einrichtung der Hinterbliebenenvorsorge für die Witwen und Waisen der auf See Gebliebenen.
Wie in ganz Deutschland brachte auch in Stralsund die Reformation große Umwälzungen und Spannungen mit sich. 1523 wurden die ersten Predigten der reformierten Kirche in der Stadt am Strelasund gehalten. Hier machten sich die Pastoren Ketelhot und Kureke für die Reformation stark. Diese Lehren kamen in der Bevölkerung schnell an. Natürlich gab es auch Gegner der Reformation. Neben vielen Geistlichen (Henning Budde, Guardian des Franziskanerklosters, wollte die Anhänger der Reformation vernichten, selbst wenn man to Stralesunt bet an de enkel im blode gan würde) sperrte sich u.a. auch der Rat der Stadt. Infolgedessen bildete sich ein 48er Ausschuß, der über dem Rat regieren und die gesamte Bürgerschaft vertreten sollte. Dies war das Ende der Alleinherrschaft des Rates.
Am 10. April 1525 stürmte die Stralsunder Bevölkerung die Kirchen und Klöster. Bei diesem Kirchenbrechen wurden Bilder, Altäre u.a. von den Massen zerstört. Die Reformbewegung verurteilte dies auf das Schärfste.
Bereits in der 1525 angenommenen Kirchen- und Schulordnung war das reformatorische Gedankengut, der Geist der neuen Zeit zu spüren.
Zum Ende des 16. Jahrhunderts verblühte die Hanse, neue Handelswege ließen die wirtschaftliche Bedeutung des einst mächtigen Bundes schwinden. Die Bevölkerung der Hansestadt am Sund aber wuchs weiter an.
17. - 18. Jahrhundert - Die Schwedenzeit
Im Jahr 1616 erhielt Stralsund mit dem "Bürgervertrag" eine Stadtverfassung, die für die nächsten 200 Jahre gelten sollte.
Von Mai bis Juli 1628 belagert Wallenstein im kaiserlichem Feldzug erfolglos die Stadt und muss abziehen. Ihm wird (auch in Schillers Trilogie "Wallenstein") der Spruch nachgesagt: "Und wenn die Stadt mit sieben Ketten und Schlössern am Himmel hinge, ich werde sie doch herunterholen!" Am 30. Juni 1628 traf Wallenstein eine Delegation der Stadt zu Gesprächen. Dabei wurde folgender Wortwechsel festgehalten:
- Wallenstein: "Ihr müsst Geld geben!"
- Bürgersmann Tessin: "Dat hebben wi nich" (Das haben wir nicht.)
- W.: "Ihr müsst mein Volk in eure Stadt lassen!"
- T.: "Dat dohn wi nich!" (Das tun wir nicht!)
- W.: "Ihr seid Schelme und Bösewichter!"
- T.: "Dat sünd wi nich!" (Das sind wir nicht!)
Nach der Legende schoß ihm ein Verteidiger ein Weinglas aus der Hand, worauf Wallenstein entnervt abzog. Alljährlich wird dies mit den "Wallenstein-Tagen" gefeiert, dem größten Mittelalterfest Mecklenburg-Vorpommerns. Der Preis für die Hilfe schwedischer Truppen im Kampf gegen Wallenstein war ein Allianzvertrag, der Stralsund eng an das Königreich Schweden koppelte.
Bürgermeister Stralsund war von 1616 bis 1629 Lambert Steinwich, der aus Düsseldorf stammte. Er war zugleich Rechtsgelehrter, Diplomat, Ratsanführer und somit Staatsmann von ganz hervorragender Bedeutung. Diese Bedeutung bewegte die Stralsunder 1904, ihm auf dem Alten Markt ein Denkmal zu errichten, welches heute am Wulflamufer steht.
1648 fällt Stralsund zusammen mit dem heutigen Vorpommern nach dem Westfälischen Frieden auch völkerrechtlich als Besitz an Schweden.
In dieser Zeit ist Stralsund immer wieder Ziel von Angriffen fremder Mächte, so aus Brandenburg, Sachsen, Dänemark, Frankreich und Russland:
1678 wird Stralsund durch den brandenburgischen Kurfürsten belagert und besetzt - Brandschatzung ist die Folge. Von 1713 bis 1715 sind es die Truppen Sachsens, Dänemarks und Russlands, die Stralsund belagern.
Seit 1720 ist Stralsund Landeshauptstadt von Schwedisch-Vorpommern und bleibt es bis zum Ende der Schwedenzeit im Jahr 1815.
1807 wird Stralsund durch französische Truppen besetzt. Im Zuge dieser Besetzung stirbt der Freiherr Ferdinand von Schill am 31. Mai 1809 bei seinem ebenso verwegenen wie aussichtslosen Versuch, Stralsund von der französischen Besatzung zu befreien. Ein Denkmal sowie eine steinerne Platte erinnern noch heute an Schill.
Am 23. Oktober 1815 tritt Schweden in Umsetzung der Verträge des Wiener Kongresses Stralsund und Vorpommern an Preußen ab.
Diese Übergabe wird den Bewohnern Stralsunds in der Zeitung wie folgt verkündet:
19. Jahrhundert - Die Preußenzeit
1818 wird Stralsund Hauptstadt des preußischen Regierungsbezirks. 1874 Bildung des Stadtkreises Stralsund, bisher Kreis Franzburg.
20. Jahrhundert - Weimarer Republik und Drittes Reich
1932 wird der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst und in den Regierungsbezirk Stettin eingegliedert. Bei einem alliierten Bombenangriff (Ziel war eigentlich ein Rüstungswerk in Peenemünde, welches wegen des Wetters nicht angeflogen werden konnte) werden am 06.10.1944 weite Teile der Altstadt zerstört. Die Verluste in der Bevölkerung sind vergleichsweise so hoch wie beim Hamburger Inferno.
20. Jahrhundert - Neuanfang und DDR
Nach dem Krieg ist Stralsund Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern (1947 wird aus politischen Gründen der Zusatz Vorpommern getilgt). Während der DDR-Zeit wird die Volkswerft zu einem großen Schiffbaubetrieb. An den Stadträndern entstehen in industrieller Bauweise Wohnungen für tausende Stralsunder. Leider verfällt darüber die Altstadt.
20. Jahrhundert - Mit neuem Schwung zur Jahrtausendwende
Im Jahr 1989 bricht auch in Stralsund eine neue Zeit an.
21. Jahrhundert - Gegenwart und Zukunft
2002 wird die Altstadtinsel Weltkulturerbe der UNESCO zusammen mit Wismar.
Das hier dargestellte Schwedenwappen galt zwischen 1648 und 1938. In dieser Zeit wurde die Pfeilspitze im Wappen durch die Schwedenkrone ergänzt, welche ebenso wie die blaue Farbe die Herrschaft des schwedischen Königshauses symbolisierte.


Datei:HST Hafenpanorama.jpg |
Berühmte Stralsunderinnen und Stralsunder
- Carl Wilhelm Scheele - Chemiker, Entdecker des Sauerstoffs, Chlors u.a. Elemente und Verbindungen)
- Georg Wertheim - Kaufmann, Begründer des Wertheim-Konzerns
- Johann Wiechmann - Braumeister und Kaufmann, Erfinder des Bismarck-Herings
- Johann Kaspar Kern - Kaufmann, Begründer der späteren Altenburg-Stralsunder Spielkartenfabrik
- Ernst Moritz Arndt - Gelehrter und Maler
- Ferdinand von Schill - preußischer Major
- Leonhard Tietz - Kaufmann, Begründer der späteren Kaufhalle AG
- Gottfried Kiesow - Mitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Ehrenbürger
Städtepartnerschaften
Die Hansestadt Stralsund unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
- Kiel in Deutschland (Schelswig-Holstein)
- Stargard Szczeciński in Polen
- Pori in Finnland
- Svendborg in Dänemark
- Malmö in Schweden
- Ventspils in Lettland
Bilder
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Literatur
- Herbert Ewe: Das alte Stralsund - Kulturgeschichte einer Ostseestadt; Weimar 1994, ISBN 3-7400-0881-4
Weblinks
- http://www.stralsund.de (Offizielle Homepage der Hansestadt Stralsund)
- http://www.stralsund-album.de (Private Homepage)
- http://www.hansestadt-stralsund.de (Homepage des Vereins "Wir in Vorpommern")
- http://www.fh-stralsund.de (Homepage der Fachhochschule)
- http://www.stralsund.m-vp.de
- http://www.stralsund-wismar.de (Homepage der Welterbestädte) NEU!