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Walter Kolb

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Gedenktafel an der Paulskirche

Dr. Walter Kolb (* 22. Januar 1902 in Bonn, † 20. September 1956 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Politiker der SPD.

Kolb kam 1902 in Bonn als Sohn des Kaufmanns Eduard Kolb und der aus Koblenz stammenden Försterstochter Clementine Stichter zur Welt. In Bonn besuchte er auch das Gymnasium. 1920 trat Kolb während seines Studiums der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaft der SPD bei. 1922 gründete er das Republikanische Studentenkartell, das sich für Demokratie und gegen Antisemitismus an den Hochschulen einsetzte. 1923 wurde er von der französischen Besatzungsverwaltung verhaftet und monatelang in Untersuchungshaft gehalten. Während dieses Gefängnisaufenthalts legte Kolb sein Erstes Staatsexamen ab.

1924 trat Walter Kolb seine erste Stelle als Gerichtsreferendar an, 1931 wechselte er als Angestellter des Landwirtschaftsministeriums nach Berlin. Seine politische Karriere erreichte einen ersten Höhepunkt, als er 1932 Landrat des Landkreises Schmalkalden und damit im Alter von 30 Jahren der jüngste Landrat von ganz Preußen wurde. In dieser Zeit heiratete er Anna Maria Elisabeth Trimborn.

Wegen seiner Kritik am Nationalsozialismus wurde er 1932 in den Ruhestand versetzt, offiziell begründet mit Einsparmaßnahmen. Nach anfänglichen Auswanderungsplänen gründete Walter Kolb schließlich eine Anwaltskanzlei in Bonn. Zu dem politischen Druck kam ein persönlicher Schicksalsschlag, als seine Tochter 1940 kurz nach der Geburt starb. 1941 wurde Kolb zur Wehrmacht eingezogen, zur Flakartillerie. Sein ebenfalls Walter genannter Sohn kam 1944 zur Welt. Im gleichen Jahr wurde Kolb mit dem Attentat auf Hitler in Verbindung gebracht und verhaftet, obwohl es keine Verbindung zwischen ihm und den Attentätern gab. 1945 gelang es ihm, aus einem Gefangenentransport zu fliehen und bis zum Kriegsende unterzutauchen.

Nach dem Krieg wurde Walter Kolb zunächst Oberbürgermeister (1945/46) und Oberstadtdirektor (1946) der Stadt Düsseldorf. 1946 wurde er zum Oberbürgermeister von Frankfurt am Main gewählt, am 1. September des Jahres trat er das Amt als Nachfolger des CDU-Manns Kurt Blaum an. Alfred Grosser hat über Kolb geschrieben: "Als ich 1947 als französischer Journalist meine Geburtsstadt besuchte, interviewte ich den Oberbürgermeister Walter Kolb. Er war ehemaliger Buchenwald-Häftling. Ich hatte mich nicht mit ihm zu „versöhnen“. Wir hatten eine gemeinsame Verantwortung für die deutsche Zukunft." [1] Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte der Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Stadt und damit das Schaffen von Wohnraum. Unter anderem war er Initiator der später umstrittene Wiederherstellung der Frankfurter Altstadt. Auch die Wiederbelebung der Messe und der Ausbau des Frankfurter Flughafens zählten zu seinen Arbeitsschwerpunkten. Mit großem persönlichen Engagement setzte er sich für den Wiederaufbau der Paulskirche ein, der am 18. Mai 1948 vollendet wurde. Erfolglos blieb sein vehementer Einsatz für die Ernennung seiner Stadt zur Bundeshauptstadt. Das vorsorglich errichtete Plenargebäude für den Bundestag in der Bertramstraße erhielt den spöttischen Titel "Kolbs Badewanne".

Der kahlköpfige Kolb war wegen seiner großen Leibesfülle eine markante Erscheinung. Bekannt war er auch für seine Angewohnheit, in seinen frühen Amtsjahren täglich durch den Main zu schwimmen.

1950 wurde Walter Kolb in den Hessischen Landtag gewählt, 1954 für eine zweite Amtszeit von zwölf Jahren als Frankfurter Oberbürgermeister. Zu diesem Zeitpunkt litt er allerdings bereits schwer an Diabetes und hatte mehrere Herzinfarkte erlitten. Nach zehnjähriger Amtszeit verstarb Walter Kolb an Herzversagen. Mehr als 100.000 Menschen begleiteten seinen Trauerzug. Beigesetzt wurde er auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Nach ihm wurden eine Schule, eine Straße, eine Siedlung und die Walter-Kolb-Stiftung e. V. in Frankfurt benannt. Das seit 1990 in Betrieb stehende Fährschiff der Mainfähre Höchst trägt ebenfalls den Namen Walter Kolbs. Ein Porträt des Bürgermeisters von Wilhelm Runze, einem Sossenheimer Maler, hängt in der Wandelhalle vor dem Ratssaal im Frankfurter Rathaus Römer.

Quellen

  1. Alfred Grosser in Internationale Politik, Februar 2007