Xanana Gusmão

Kay Rala Xanana Gusmão (* 20. Juni 1946 José Alexandre Gusmão in Laleia, Manatuto/Portugiesisch-Timor) war bis zum 20. Mai 2007 der erste Präsident von Osttimor (Timor-Leste) seit der indonesischen Besatzung zwischen 1975 und 1999. In zweiter Ehe ist Gusmão mit der Australierin Kirsty Sword verheiratet (seit 2000) und hat mit ihr drei Söhne: Alexandre, Kay Olok und Daniel. Aus erster Ehe mit Emilia Batista hat er zwei Kinder, seinen Sohn Eugenio und seine Tochter Zenilda.
Leben
Jugend und Ausbildung
Gusmão ist gemischter portugiesischer-timoresischer Herkunft. Als er geboren wurde, war Osttimor noch eine portugiesische Kolonie (Portugiesisch-Timor). Seine katholischen Eltern waren Lehrer. Gusmão ist der Zweitälteste von neun Kindern und hat mehrere Schwestern. Nach dreijähriger Ausbildung in der Grundschule wurde er im Alter von 12 Jahren auf die jesuitische Schule Nossa Senhora de Fatima in Dare geschickt, von der er 1962 aus finanziellen Gründen wegging. Am Tag verdiente er sich sein Geld mit Gelegenheitsarbeiten, danach besuchte er die Abendschule und machte sein Abitur in Dili. 1965 traf er seine zukünftige Frau Emilia Batista zum ersten Mal, die ebenfalls 19 Jahre alt war. 1966 erhielt er eine Stelle im öffentlichen Dienst. In der portugiesischen Armee musste Gusmão 1968 für drei Jahre Militärdienst leisten. 1970 heiratete er Emilia Batista.
Ende der Kolonialzeit
Er beendete seine Armeezeit, sein Sohn wurde geboren, und er beteiligte sich in der nationalen Organisation unter Führung von José Ramos-Horta, die friedlich gegen das Koloniale System protestierte. Diese Zeit war ein Wendepunkt in seinem Leben. 1974 arbeitete Xanana Gusmão für die erste Zeitung „A Voz de Timor“ („Stimme Timors“) und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Osttimors (ASDT), die später in FRETILIN umbenannt wurde.
Indonesische Besatzungszeit
Als Indonesien 1975 Osttimor völkerrechtswidrig besetzte, ging Xanana Gusmão in den bewaffneten Widerstand. 1981 wählte ihn eine geheime Nationalkonferenz in Lacluta zum Chef der FALINTIL, als Nachfolger des getöteten Nicolau dos Reis Lobatos und Anführer des 1988 neu geformten nationalen Rat des Widerstandes CNRT. Um nicht als parteiisch zu gelten, verließ Gusmão dafür die FRETILIN. Unter Gusmãos Führung vertraute die FALINTIL mehr auf heimliche Untergrundnetzwerke und setzte kleine Gruppen ein, um indonesische Ziele anzugreifen.
Indonesische Truppen versuchten am 14. November 1990 in dem Gebiet um Same und Ainaro mit der „Operasi Senyum“ („Operation Lächeln“) Gusmão zu fangen. Vier Tage zuvor war eine Frau gefangen genommen worden, die beim Verhör ausgesagte, dass sich der Rebellenführer bei einem nahegelegenem Berg aufhielt. Xanana Gusmão konnte aber vermutlich eine Nacht vor dem Angriff entkommen. Nach dem Angriff, bei dem zwölf Bataillone und vier Hubschrauber im Einsatz waren, gab das Militär an, etwa 100 Kämpfer gefunden zu haben. Weiterhin wurde ein Behälter gefunden, mit Gusmãos Dokumenten, einer Videokamera und seiner Schreibmaschine. Unter den Dokumenten befanden sich unter anderem Briefe des Papstes und Bischof Belos.
Am 20. November 1992 wurde Gusmão schließlich bei einer großangelegten Aktion des indonesischen Militärs TNI mit 40.000 Soldaten in einem Haus in Lahane bei Dili gefangen genommen und nach Bali gebracht. Im indonesischem Fernsehen war am 25. November ein Interview mit ihm zu sehen. Ein Jahr später, im Mai 1993, wurde er zu seinem Gerichtsverfahren zurück nach Dili gebracht. Nur Minuten nach dem Start seiner 27-seitigen Verteidigungsrede am 17. Mai unterbrach ihn der Richter mit der Aussage, dass seine Verteidigung „irrelevant“ sei. Das Gericht verurteilte Gusmão zu lebenslanger Haftstrafe. Er wurde in das Hochsicherheitsgefängnis Cinpinang nach Jakarta gebracht.
Später wurde Gusmão unter Hausarrest in der indonesischen Hauptstadt Jakarta gestellt. Es gelang ihm aber aus der Gefangenschaft heraus eine wichtige Rolle als Führer im Widerstand gegen die indonesische Besatzung zu spielen. Im Jahre 1999 kam er frei und kehrte noch im Oktober nach Osttimor zurück.
Unabhängigkeit Osttimors
Am 23. Oktober wurde Xanana Gusmão zum Sprecher des National Consultative Council (NCC) gewählt, einer Art Übergangsparlaments während der UN-Verwaltung Osttimors.
Gusmão gewann am 14. April 2002 souverän die Präsidentschaftswahlen mit 82,7 % gegen seinen Gegenkandidaten Francisco Xavier do Amaral und wurde damit zum ersten Präsidenten des unabhängigen Osttimors. Bei den Präsidentenwahlen am 9. April 2007 trat Gusmão nicht erneut an. Er trat am fünften Unabhängigkeitstag Osttimors, dem 20. Mai 2007, von seinem Amt als Staatspräsident ab. Sein Nachfolger wurde José Ramos-Horta.
Stattdessen wird Xanana Gusmão mit der neuen Partei Congresso Nacional da Reconstrução Timorense CNRT („Nationalkongress für den timoresischen Wiederaufbau“) bei den Parlamentswahlen am 30. Juni 2007 für das Amt des Premierministers kandidieren.
Auszeichnungen
- Sacharow-Preis 1999
- Sydney-Friedenspreis 2000
- Council of Europe North-South Prize 2002
- UNESCO Félix Houphouët-Boigny Friedenspreis
- Honorary Knighthood of the Grand Cross of the Order of St. Michael and St. George durch Königin Elisabeth II.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Gusmão, Xanana |
ALTERNATIVNAMEN | Gusmão, Kay Rala Xanana; Gusmão, José Alexandre (bürgerlicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Präsident von Osttimor |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1946 |
GEBURTSORT | Laleia, Distrikt Manatuto in Osttimor |