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Typex

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Die britische Rotor-Schlüsselmaschine Typex

Die Typex (auch: TypeX, TYPEX, Type X oder Type–X) ist eine Rotor-Schlüsselmaschine, die von den britischen Streitkräften im Zweiten Weltkrieg nicht nur für ihre eigene geheime Kommunikation verwendet wurde, sondern auch als Hilfsmittel zur Entzifferung des mit der deutschen ENIGMA verschlüsselten Nachrichtenverkehrs der deutschen Wehrmacht eingesetzt wurde.

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg suchten die britischen Streitkräfte – ähnlich wie auch die deutschen Militärs – nach einem Ersatz für die inzwischen veralteten, umständlichen und unsicheren manuellen Verschlüsselungsverfahren (beispielsweise Codebücher), die bis dahin verwendet wurden. Hierfür kamen maschinelle Verfahren in Betracht, weil sie eine einfachere Handhabung und eine verbesserte kryptographische Sicherheit versprachen. Basierend auf zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts neu aufgekommenen Techniken, wie der elektrischen Schreibmaschine und dem Fernschreiber, kamen unabhängig voneinander und nahezu zeitgleich vier Erfinder auf die Idee des Rotor-Prinzips zur Verschlüsselung von Texten. Dabei handelt es sich um den Amerikaner Edward Hugh Hebern im Jahr 1917, den Deutschen Arthur Scherbius im Jahr 1918 sowie den Niederländer Hugo Koch und den Schweden Arvid Gerhard Damm im Jahr 1919, die alle ihre Ideen zu Rotor-Chiffriermaschinen zum Patent anmeldeten.

In der Mitte der 1920er-Jahre begutachtete eine britische Regierungskommission, das sogenannte Inter-Departmental Cypher Committee, die inzwischen frei auf dem Markt erhältlichen kommerziellen Rotor-Schlüsselmaschinen, wie beispielsweise die deutsche ENIGMA-Maschine, in Hinblick auf ihre Brauchbarkeit für den geheimen militärischen Nachrichtenverkehr. Ein wichtiger Aspekt war die Beurteilung der Sicherheit der Verschlüsselung gegen unbefugte Entzifferung. Nach intensiver Prüfung der Maschine und der Patente von Scherbius wurde dieser Aspekt von der Regierungskommission verneint und die Entwicklung einer eigenen, besseren Maschine angeregt. Die Entwicklung dauerte neun Jahre von 1926 bis 1935 und mündete in die Typex.

Prinzip

Die Typex sieht– ähnlich wie auch andere Rotor-Schlüsselmaschinen  –auf den ersten Blick aus wie eine Schreibmaschine. Man erkennt eine Tastatur, einen Walzensatz aus fünf austauschbaren Rotoren sowie Druckvorrichtung zur Ausgabe des Textes. Der Walzensatz ist das Herzstück zur Verschlüsselung. Die Walzen sind drehbar angeordnet und weisen auf beiden Seiten für die 26 Großbuchstaben des lateinischen Alphabets 26 elektrische Kontakte auf, die durch 26 isolierte Drähte im Inneren der Walze paarweise und unregelmäßig miteinander verbunden sind. Drückt man eine Buchstabentaste, so fließt elektrischer Strom von einer in der Typex befindlichen Batterie über die gedrückte Taste durch den Walzensatz und führt schließlich zum Drucken eines Buchstabens auf einem Papierstreifen. Der ausgedruckte Buchstabe entspricht der Verschlüsselung des gedrückten Buchstabens. Da sich bei jedem Tastendruck die Walzen ähnlich wie bei einem mechanischen Kilometerzähler weiterdrehen, ändert sich das geheime Schlüsselalphabet nach jedem Buchstaben.

Wichtig und kryptographisch stark ist, dass aufgrund der Rotation der Walzen jeder Buchstabe auf eine andere Weise verschlüsselt wird. Der Kryptograph spricht von vielen unterschiedlichen (Geheim-) „Alphabeten“, die zur Verschlüsselung benutzt werden und bezeichnet dies als polyalphabetische Substitution. Im Gegensatz dazu verwendet eine einfache monoalphabetische Substitution nur ein einziges Geheimalphabet, und ein Klartextbuchstabe wird stets in denselben Geheimtextbuchstaben verwandelt. Würden sich die Walzen der Typex nicht drehen, so bekäme man auch bei ihr nur eine einfache monoalphabetische Verschlüsselung.

Literatur

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