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Kürten

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland


Kürten ist eine Gemeinde im Osten des Rheinisch-Bergischen Kreises, ca. 25 km östlich von Köln gelegen. Die Flächengemeinde erstreckt sich über eine Nord-Süd-Ausdehnung von 11,2 km und eine Ost-West-Ausdehnung von 10,8 km.

Benachbarte Städte sind Wermelskirchen, Wipperfürth, Overath, Bergisch Gladbach, benachbarte Gemeinden sind Lindlar, Odenthal.



Ahlendung - Bechen - Biesenbach - Biesfeld - Bilstein - Blissenbach - Bornen - Breibach - Broch - Broich - Broichhausen - Burgheim - Busch - Dahl - Delling - Dörnchen - Dorpe - Duhr - Dürscheid - Eichhof - Eisenkaul - Engeldorf - Enkeln - Forsten - Furth - Hachenberg - Hahn - Heiderjansfeld - Hembach - Herrscherthal - Herweg - Höchsten - Hufe - Hungenbach - Hutsherweg - Jähhardt - Junkermühle - Kalsbach - Kochsfeld - Kohlgrube - Laudenberg - Miebach - Müllenberg - Nassenstein - Nelsbach - Oberbersten - Oberbörsch - Oberkollenbach - Oeldorf - Offermannsberg - Offermannsheide - Olpe - Olperhof - Petersberg - Richerzhagen - Schanze - Schnappe - Schwarzeln - Selbach - Spitze - Sülze - Sürth -Unterbersten - Unterbörsch - Unterossenbach - Viersbach - Waldmühle - Weiden - Weier - Wolfsorth.

Städtepartnerschaften

Kürten unterhält seit 1999 eine Städtepartnerschaft mit Rodengo Saiano in Italien.

Einwohnerentwicklung

Kürten gehört zu den historisch langsam gewachsenen Orten im Bergischen Land. Erst seit den 1960er Jahren erfolgte ein signifikanter Anstieg der Einwohnerzahl.

Jahr Einwohner
1829
2.373
1925
2.329
1938
2.684
1946
3.903
1953
3.617
Jahr Einwohner
1979
16.243
1983
16.919
1990
17.516
2001
20.005
2003
20.040
Jahr Einwohner
2004
20.116
2005
20.077
2006
20.059









Geschichte

Herkunft des Ortsnamens

Noch bis 1930 wurde der Ortsname Kürten mit "C" geschrieben.

Bereits im Hochmittelalter - um 1300 - verzeichnet der Liber valoris (eine Auflistung aller Kirchen als Grundlage zur Eintreibung des Kreuzzugs-Zehnten) den Ort "Curtine" als Standort einer Kirche. Die Kirche selber war Johannes dem Täufer geweiht. Diese Namensgebung könnte einen Hinweis darauf geben, dass der Standort des heutigen Gotteshauses möglicherweise bereits zur Zeit der Christianisierung als Taufstätte diente.

Für die Herkunft des Ortsnamens selbst gibt es zwei Deutungen.

Die herkömmliche Version besagt, dass der Name aus dem mittellateinischen "curtis" für Hof, Fronhof und Hofstelle entstanden ist: In der Sprache der mittelalterlichen, bis ins 14. Jahrhundert hinein lateinisch geschriebenen Urkunden bezeichnet "Curtis" den freien Platz innerhalb eines eingefriedeten Hofes, auf dem sich die Schöffen versammelten und das Hofgericht abhielten.

Der ortsansässige Heimatkundler Theo Stockberg vertritt hingegen nach langjährigen vergleichenden etymologischen Forschungen von Siedlungs- und Flurnamen im Bergischen Land mittlerweile die Auffassung, dass sich Kürten ableite aus "Op de Corte", was sinngemäß bedeutet: "Auf dem kurzen (Wasserlauf)". Tatsächlich existiert im ursprünglichen Siedlungsgebiet eine Quellmulde, aus der ein heute verrohrter Bach auf Höhe des Schulzentrums in die Sülz fließt.

Archiv der Gemeinde

Das Kürtener Gemeindearchiv enthält überwiegend Verwaltungsakten, beginnend mit der Zeit der Verwaltungsstrukturierung nach dem Code Civil unter napoleonischer Herrschaft. Bestand 1 umfasst die Akten von 1804 bis 1918, Bestand 2 verweist auf die Sammlung vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges; Bestand 3 bezieht sich auf die Akten der Nachkriegszeit von 1945 bis 1963; derzeit werden die neueren Verwaltungsablagen als Bestand 4 in das Findbuch aufgenommen. Aufgrund mangelnder schriftlicher Zeugnisse aus der Zeit vor Napoleon kann das Archiv also lediglich Auskunft geben über einen Zeitraum von 200 Jahren. Mit einer Ausnahme: Im Jahr 2000 gelangte ein Konvolut von 160 weitaus älteren Schriftstücken in das Gemeindearchiv: Neun Original-Akten aus dem 16. Jahrhundert, zum einen Kirchenakten aus Olpe, zum anderen Lehensgerichtsprotokolle. Dabei handelt es sich um Originalunterlagen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und insbesondere aus der Zeit um 1780. Das älteste Dokument in der betreffenden Sammlung, ein Gerichtsprotokoll, stammt sogar aus dem Jahre 1572.

Zeittafel

1171 Erste urkundliche Erwähnung des Gemeindeteils Olpe

1175 Erste Erwähnung des Gemeindeteils Bechen

1308 Erste urkundliche Erwähnung von Kürten: Der Liber Valoris verzeichnet den Ort "Curtine" als Standort für eine Kirche.

1300 Die Grafen (und späteren Herzöge) von Berg führen eine Ämterverfassung ein, die 500 Jahre lang Gültigkeit hat.

1555 Hinweis auf das alte Siegel der Kürtener "Landgeding" (Landgericht).

1699 Kürten ist Standort eines Hofgerichtes (vgl. Ortnamensdeutung "Curtis", vgl. mittelalterl. Beleg für "Curtine"). Hinweis auf Herrenhof mit Patronatsherrschaft und Schöffengericht, dem auch Biesfeld und Offermannsheide zugeordnet sind.

1739 Nachweise für die Zuordnung des Kirchspiels Kürten zum Amt Steinbach.

1806 Kurfürst Max Joseph von Kurpfalz-Bayern tritt das Herzogtum Berg an Napoleon ab. 1808 wird ein Großherzogtum unter Joachim Murat gebildet und die Verwaltung reformiert (Mairies = Bürgermeistereien).

1815 Kürten und Olpe werden Preußen zugeordnet.

1929 Die Ämter Kürten (bestehend aus den Gemeinden Kürten und Bechen) und Olpe (bestehend aus den Gemeinden Olpe und Wipperfeld) werden zusammengelegt.

1946 Die Gemeinde wird Teil des neu gebildeten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Flüchtlinge aus ehemaligen deutschen Ostgebieten führen zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs.

1975 Im Zuge der kommunalen Neugliederung werden die bisherige Gemeinde Kürten und wesentliche Teile der Gemeinden Bechen und Olpe zur neuen Gemeinde Kürten zusammengeschlossen (§ 11 Abs. 1 Köln-Gesetz). In die neue Gemeinde werden zudem Teile der damaligen Stadt Bensberg (u.a. Dürscheid) und kleinere Gebiete der (z.T. damaligen) Gemeinden Lindlar, Odenthal und Wipperfeld eingegliedert. Im Zuge der Auflösung des Amtes Kürten wird der größte Teil Wipperfelds Teil der Stadt Wipperfürth.

2000 Die Aufbauleistungen in allen Regionen der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eröffnen auch in Kürten bis in die 1990er Jahre einen vergleichsweise ungeahnten infrastrukturellen und wirtschaftlichen Aufschwung, begleitet von einem Bevölkerungszuwachs von knapp 4.000 Menschen in der Nachkriegszeit bis über 20.000 Bürgerinnen und Bürger im Jahre 2000. Im Gegenzug verstärken sich seit der Jahrtausendwende mit den immer knapper werdenden Mitteln der öffentlichen Haushalte zunehmend die Zeichen eines Wachstumsrückgangs.

Wappen

Das Wappen zeigt in der oberen Hälfte den Bergischen Löwen. Der Fischreiher im unteren Teil des Wappens deutet den Fischreichtum der zahlreichen Bäche an. Die amtliche Wappenbeschreibung lautet:

"In geteiltem Schild oben in Silber ein zwiegeschwänzter, blau bewehrter und gekrönter roter Löwe, unten in Rot ein silberner Fischreiher, der einen silbernen Fisch im Schnabel trägt."

Das Gemeindewappen entspricht im wesentlichen dem ursprünglichen Siegel des Gerichts in Cürten von 1598. Im Jahre 1925 wurde im Staatsarchiv in Düsseldorf eine Akte aus dem Jahre 1742 aufgefunden, die den Abdruck dieses Gerichtssiegels enthielt. Das Wappen wurde der Gemeinde Kürten zunächst durch Erlass des Preußischen Staatsministeriums vom 5. Oktober 1926 verliehen und ein weiteres Mal dem Amt Kürten, diesmal durch Urkunde der Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 8. Dezember 1949. In der Folgezeit hatte das Wappen Geltung bis zur kommunalen Neuordnung am 1. Januar 1975: Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die heutigen Teilgemeinden Bechen und Olpe in das Wappenprivileg einbezogen. Als Reaktion auf die veränderte lokalpolitische Situation erhielt Kürten ein neu überarbeitetes Gemeindewappen, das in seiner heutigen Form per Urkunde vom 15. März 1982 vom Regierungspräsidenten in Köln genehmigt wurde.

Traditionell bildet der Bergische Löwe stets einen Teil der Wappengestaltung der Ortschaften aus der ursprünglichen Grafschaft Berg. Die Städte und Gemeinden dieser Region belegen deshalb einen Teil der Wappenzeichnung zusätzlich mit einem eigenständigen lokalen Symbol, um die Wappen voneinander zu unterscheiden.

Politik

Bürgermeister ist seit der Kommunalwahl 2004 Ulrich Iwanow (BFB), die CDU erreichte 39,00 % (13 Sitze), die Bürger für Bürger BFB 26,75 % (9 Sitze), die SPD 14,75 % (5 Sitze), die FDP 13,14 % (5 Sitze) und Bündnis 90/Die Grünen 6,37 % ( 2 Sitze).

Wirtschaft, Industrie und Infrastruktur

Der Zuzug zahlreicher Familien nach Kürten führte bis in die 1990er Jahren zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum. Obwohl Kürten sich als Wohngemeinde etabliert hat und obwohl die meisten Menschen nicht in Kürten arbeiten, gab es doch Anreize für Gewerbetreibende, vorzugsweise für die Entwicklung von Handwerksbetrieben: mit einigen neu gegründeten Unternehmen sind Firmen insbesondere aus den Bereichen Bau, Holzverarbeitung sowie Fahrzeugtechnik vertreten. Die Anzahl der Fachgeschäfte und Einkaufsmärkte stieg zwar auch, aber angesichts der Zersiedelung der Gemeinde mit ihren vergleichbar großen Kirchdörfern ist noch immer keine flächendeckende Versorgung mit Geschäften erreicht.

Die Gemeinde Kürten bemüht sich um günstige Standortfaktoren für neue Industrieansiedlung; sie verfügt auch über einige Gewerbeflächen. Die bereits gewachsenen - und noch wachsenden - Gewerbegebiete finden sich in der Industriestraße (Kürten-Waldmühle) und in Herweg-Cliev (Kürten-Bechen, Richtung Herrscherthal). Ein besonderer Standort entwickelt sich derzeit in Unterossenbach: Hier fördert das NRW-Umweltministerium ein ökologisches Gewerbegebiet als landesweites Agenda-Projekt.

Verkehrsanbindungen

Zwar liegt Kürten abseits der Hauptverkehrswege, aber der Ort befindet sich mitsamt seinen angegliederten Teilgemeinden inmitten des Bergischen Landes sehr zentral im Einzugsgebiet mehrerer Städte: So sind Bergisch Gladbach, Leverkusen, Wermelskirchen und Wipperfürth schnell zu erreichen. Auch Köln, Bonn, Düsseldorf, Solingen, Remscheid, Wuppertal und Gummersbach liegen in Reichweite. Zu den Bundesautobahnen A1, A3 und A4 gelangt man innerhalb von 15 bis 30 Minuten; mit öffentlichen Verkehrsmitteln beträgt die Fahrzeit beispielsweise nach Köln weniger als eine Stunde. Köln-Bonn ist der nächstgelegene Flughafen.

Straßenverkehr

  • A 1 (Köln/Leverkusen – Dortmund)
  • A 4 (Köln – Olpe/Siegerland)
  • B 506 (Köln – Bergisch Gladbach – Kürten-Bechen – Wipperfürth)

Eisenbahn

Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Bergisch Gladbach. Von dort führt die S-Bahn Linie S11 via Köln Hauptbahnhof nach Neuss und Düsseldorf.

Busverbindungen

  • 426 Berg. Gladbach (S) - Dürscheid - Kürten - Thier - Wipperfürth (KWS, Mo-Fr bis 20 Uhr Halb- bis Einstundentakt, Nachtbusverbindungen, am Wochenende Stundentakt)
  • 427 Berg. Gladbach (S) - Bechen - Weiden - Kürten-Olpe - Wipperfeld - Wipperfürth (KWS, Mo-Fr Stunden- bis Zweistundentakt, am Wochenende etwa Zweistundentakt)
  • 429 Berg. Gladbach (S) - Eichhof - Olpe - Ahe - Wipperfürth (KWS) (dient primär dem Schülerverkehr nach Bergisch Gladbach und Wipperfürth)
  • 335 Frielingsdorf - Hartegasse - Lindlar - Linde - Biesfeld - Dürscheid - Herkenrath - Sand - Bergisch Gladbach (S) (OVAG, Mo-Fr ca. alle 2 Stunden, Samstags- und Feiertagsverkehr, kein Abend- und Nachtverkehr)

Darüber hinaus existieren zahlreiche Buslinien, die ausschließlich an Schultagen verkehren und dem Schülerverkehr dienen.

Bildung, Erziehung, kulturelle Einrichtungen

Kirchengemeinden, religiöse Gemeinschaften

  • Kath. Kirchengemeinde Bechen
  • Kath. Kirchengemeinde Biesfeld
  • Kath. Kirchengemeinde Dürscheid
  • Kath. Kirchengemeinde Kürten
  • Kath. Kirchengemeinde Olpe
  • Ev. Kirchengemeinde Delling
  • Ev. Gemeindezentrum Biesfeld
  • Ev. Versöhnungskirche Bechen

Angegliedert sind vier katholische öffentliche Büchereien.

Jugend und Erziehung

Kürten verfügt über elf kirchliche, kommunale und private Kindergärten, über fünf Grundschulen, eine Gesamtschule und eine private Ersatzschule für Erziehungshilfe bzw. Kinderdorf ("Die gute Hand") in Biesfeld. Hinzu kommen sieben Jugendzentren.

Schulen im Gemeindegebiet:

  • Tilman-Röhrig-Gemeinschaftsgrundschule Kürten
  • Gem. Grundschule Biesfeld
  • Gem. Grundschule Olpe
  • Kath. Grundschule Bechen
  • Gem. Grundschule Dürscheid
  • Gesamtschule Kürten
  • Private Ersatzschule für Erziehungshilfe "Die Gute Hand"

Zielorte für Schülerinnen und Schüler der Gemeinde, die weiterführende Schulen besuchen, sind darüber hinaus Herkenrath, Lindlar, Wipperfürth oder Bergisch Gladbach. Die nächstliegenden berufsbildenden Schulen befinden sich in Bergisch Gladbach und in Wipperfürth.

Kultur und Bildung

Im Jahre 2002 gibt es in Kürten 21 kirchliche und außerkirchliche Chöre und Musikvereine, 17 Sportvereine, drei Schützenvereine und drei Karnevalsvereine. Darüber hinaus existieren noch über ein Dutzend weiterer offizieller Vereinigungen, Verbände, Interessengemeinschaften und soziale Organisationen.

Karneval

Nicht zuletzt aufgrund der Nachbarschaft zu der närrischen rheinischen Karnevalshochburg Köln kommt es in Kürten bzw. in allen angegliederten Kirchdörfern, insbesondere in Bechen, während der fünften Jahreszeit zu zahlreichen karnevalistischen Aktivitäten mit närrischen Sitzungen, Dreigestirn und Umzügen.

Literatur

  • Josef Büchel: Peter Gronwald: Bilder aus alter Zeit, 3 Bände, MD&V-Buch, (Gemeinde Kürten, 1984, 1986, 1998)
  • Marie-Luise Denst: Die Delling
  • Marie-Luise Denst: Lank und Lück
  • Bernd Kokerols: Rauhes Land. Wirtschaft und Gesellschaft der Gemeinde Kürten im 19. Jahrhundert. (Gemeinde Kürten, 1991)
  • Werner Lüghausen: Wegkreuze in der Gemeinde Kürten
  • Von der Reichsmark zur D-Mark zum Euro. - Währungsreform und Währungsunion in Kürten und anderswo / Bearb.: Ute Ströbel-Dettmer und Olaf Mickenhagen (Sonderausstellung mit Katalog 1999, aus: Gemeindearchiv Kürten, Bestand 3, 1945-1961)
  • Peter Opladen: Das Dekanat Wipperfürth,1955
  • Franz Toenniges: Der Kürtener Sagenschatz. Heider-Verlag 1984
  • Kürtener Schriften, Hrsg.: Geschichtsverein für die Gemeinde Kürten und Umgebung e.V. (heimatkundliche Beiträge, in zweijähriger Folge, seit 1997)