Zum Inhalt springen

Aspendos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Juli 2007 um 23:54 Uhr durch Wessmann.clp (Diskussion | Beiträge) (Geschichte: Bild eingefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Plan der wichtigsten Gebäude von Aspendos. 1 Aquädukt, 2 Nordtor, 3 Stadion, 4 Bouleuterion, 5 Osttor, 6 Markthalle, 7 Nymphaion, 8 Agora, 9 Basilika, 10 Exedra, 11 Theater, 12 Süstor, 13 Bad, 14 Gymnasion
Markthallen
Nymphaion – ehemaliger Stadtbrunnen
Theater
Datei:Amphitheater Aspendos.jpg
Innenansicht des Theathers

Aspendos (griech. Ασπενδος) ist eine antike Stadt in Pamphylien in Kleinasien an der Südküste der jetzigen Türkei, in der Nähe des Dorfes Balkesu oder Belkis. Das große Theater aus römischer Zeit ist eines der besterhaltenen der Antike. Es wird auch heute noch für Aufführungen genutzt. Die Stadt Aspendos ist nicht ausgegraben, alle aufragenden Gebäude stammen aus der römischen Blütezeit des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr., als Aspendos ein bedeutendes pamphylisches Handelszentrum war. Aspendos liegt 46 km östlich von Antalya an der Straße nach Alanya.

Geschichte

Aspendos soll nach der griechischen Überlieferung etwa im 12. Jahrhundert v. Chr. von Siedlern aus dem peloponnesischen Argos gegründet worden sein. Der legendäre Seher Mopsos, der auch von Städten wie Perge als Stadtvater vereehrt wurde, galt als einer der Gründer. Münzen aus dem 5. bis 3. Jahrhundert v. Chr. zeigen aber den Namen Estwedys (griech. ΕΣΤFΕΔΥΣ), der wohl auf eine ursprünglich hethitische Gründung verweist, da anzunehmen ist, dass es sich um den örtlichen, pamphylischen Namen des Ortes handelte. Bei dem Buchstaben F handelt es sich um das Digamma (griech. δίγαμμα), das ursprünglich der sechste Buchstabe des griechischen Alphabets war und den Lautwert [w] hatte. Das Digamma geht im attisch-ionischen Dialekt bereits frühzeitig verloren und ist unter den griechischen Buchstaben, wie sie hier in der Schule gelehrt werden, nicht mehr vorhanden.

Die Stadt hatte eine sehr wechselvolle Geschichte und stand im Verlauf von 800 Jahren unter lydischer, persischer, griechischer, ptolemäischer, seleukidischer, römischer, byzanthinischer und seldschukischer Herrschaft. In der byzanthinischen Periode wurde die Stadt eine Zeit lang Primoupolis genannt. Aus ihrer griechischen Geschichte ist wenig bekannt – Grabungen können zukünftig sicherlich mehr Erkenntnisse über die vorrömische Epoche bringen.

Literarisch belegt ist die Schlacht am Eurymedon. Als Hafenstadt war Aspendos früher durch den Fluss Eurymedon (heute Köprü Çayı) mit dem Meer verbunden und dadurch zu bleibendem Wohlstand gekommen. Im letzten Kampf der Perserkriege schlug dort der athenische Feldherr und Flottenführer Kimon 469 v. Chr. die Perser in einer Doppelschlacht zu Land und zu Wasser. Seitdem markierte der Eurymedon politisch die Sphärentrennung zwischen dem östlichen persischen Einflussgebiet und dem griechischen Kleinasien im Westen. Unter Alexander dem Großen wurde Aspendos nach anfänglichem Widerstand tributpflichtig. In römischer Zeit vermochte die Stadt ein vorwiegend gutes Verhältnis zu Rom aufzubauen und gelangte als bedeutender Handelsplatz der Region zu ihrer größten Blüte. Insbesondere der Export von Wein, Öl, Salz und Pferden brachte Aspendos Reichtum und Wohlstand.

Theater

Das Theater von Aspendos ist Teil der antiken Stadt Aspendos. Es ist sehr gut erhalten und wird seit einigen Jahren erneut für kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Opern- und Ballettfestivals genutzt. So traten unter anderen Luciano Pavarotti und José Carreras auf. Ebenso fand hier 2005 eine Open-Air Sendung von „Wetten dass“ statt.

Das Theater ist ein römischer Bau, dessen Bühnenhaus, in vollständiger Höhe erhalten geblieben ist. Die Innenseite zur früheren acht Meter breiten Holzbühne war mit reichhaltigem Säulenschmuck, Balkenwerk, Friesen, Rosetten und Ornamenten verziert, wovon die heutigen Reste noch einen guten Eindruck geben. Der zentrale Giebel in der Wandmitte ist erhalten und zeigt ein Relief des Dionysos. Unterhalb der Mauerkrone sind noch die Einlassung erkennbar, auf denen eine schräge Holzkonstruktion ruhte, welche die Bühne überspannte und für eine noch bessere Akustik sorgte.

Vermutlich wurde der Bau im 2. Jahrhundert n. Chr. zur Zeit des Antoninus Pius (138-161) oder Marc Aurel (161-180) errichtet. Die Cavea umfasst 39 Sitzreihen, die durch einen Zwischengang (Diazoma) geteilt werden, und bietet 20.000 Zuschauern Platz. Da die Seldschuken das Theater im Mittelalter als Karawanserei nutzten, wurde es fortwährend repariert und nach Erdbeben wiederhergerichtet. Dieses erklärt den guten Erhaltungszustand im Vergleich zu den Gebäuden der Umgebung.

Das Theater gehört zu den öffentlichen Bauten der unteren Stadt. Weiter südlich liegen die Reste der Thermen und der Sportanlage, des Gymnasions. Nordöstlich befindet sich das weniger gut erhaltene Stadion. Westlich des Theaters liegt die Akropolis (dtsch. Burgberg) mit der oberen Stadt von Aspendos. Sie war mit einer eigenen Mauer gesichert, ein Stadttor ist noch erhalten. Neben zahlreichen Zisternen wurde die Wasserversorgung durch einen heute noch hervorragend erhaltenen Aquädukt sichergestellt, der aus der nördlichen Ebene zur Stadt hinführt.

übrige Stadtreste

Die noch weitgehend hoch aufragenden römischen Baureste auf dem Akropolishügel gruppieren sich dreiseitig um einen rechteckigen Platz. An den Langseiten im Westen und Osten wird er von langgezogenen Markthallen begrenzt. Der östliche Bau ist 142 Meter lang, schließt am Südende mit einer Exedra ab und endet im Norden mit einem mächtigen, 15 Meter aufragenden quadratischen Bau. An der Nordseite des Platzes dominiert die zweigeschossige Fassade eines Nymphaions, das vermutlich vom Aquädukt gespeist wurde. Nischen für Skulpturen und vorgelagertes Gesims für Säulen und Giebel zeugen für ursprünglich prachtvolle Ausstattung. Das dahinterliegende Gebäude an der Nordwestecke diente wahrscheinlich als Bouleuterion (dtsch. Ratssaal).

Literatur

  • M. Eddip Özgür – Aspendos, Net Turistik Yayinlar A.s., Istanbul 1998, ISBN 975-479-024-8
  • Theodor Kraus, Friedrich Rakob – Römische Architektur, aus Propyläen Kunstgeschichte: Das römische Weltreich, Propyläen Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-549-05113-1
Commons: Aspendos – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel