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Anreißen

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Darstellung des Anreißens mittels eines Höhenreißers auf einer Anreißplatte

Als Anreißen wird die Tätigkeit des Übertragens von Maßen und Formen auf ein Werkstück bezeichnet.

Prinzip

Maße für Bohrungen, Schnitte, etc. werden in Form von Gravuren, erkennbar als dünne Hilfslinien, auf dem Werkstück aus Holz, Metall, Stein aufgezeichnet oder eingeritzt. Es dient auch zur "Vermittlung" von Formenumrissen bei groberen Guss- und Schmiedeteilen und durch manuell ausgeführte Gasschneidverfahren ausgebrannten Rohlingen. Das Anreißen wird mit einem Stift, Kreide oder einem harten Gegenstand (Metallspitze) gemacht. Es besteht die Möglichkeit, diese aufgebrachten Linien durch einen Körner noch stärker und dauerhafter hervorzuheben, um sie auch nach diversen Bearbeitungsvorgängen noch sicher identifizieren zu können. Große Werkstückumrisse werden mit einem Doppelkörner (zwei dicht nebeneinanderliegende Spitzen) entlang der Anreißlinie markiert, da der Abstand der Körnereinschläge gleichmäßiger ist und die Fertigungszeit optimierter wird. Bei dem Anreißen von Bohrungen hat die Markierung der Bohrlochmitte mit dem Körner eine wichtige weitere Funktion. Der Bohrer zentriert sich besser und der Bohranfang ist sicherer gegen Verlaufen der Bohrerspitze aus Maßgenauigkeit.

Um den Riss beim Anreißen auf metallischen Oberflächen besser sichtbar zu machen, verwendet man auch Anreißfarben. Darunter versteht man z.B. einen schnelltrocknenden Lack (enthält Kupfersulfat), der vor dem Anreißen auf das Werkstück aufgebracht wird. Dieser Lack wird dann mit Hilfe eines Höhenreißers, einer Reißnadel oder ähnlichen Werkzeugs an den betreffenden Stellen weggekratzt. In der Praxis wird anstatt einer Anreißfarbe oft auch ein wasserfester Stift eingesetzt. Auch ist nass aufgetragene Schlämmkreide möglich. Wird für grobe Teile mit größere geduldeter Ungenauigkeit verwendet. Empfindliche Oberflächen oder solche die keine Beschädigung erleiden sollen, werden mit leicht lösbarem Papier beklebt, auf dem der Bleistiftriß erfolgt. Bewährt hat sich Abklebeband aus dem Malergewerbe.

Beim Anreißen dünner Bleche, besonders aus Leichtmetall, wird nur ein sehr scharf gespitzter Bleistift verwendet. Es wird die Kerbwirkung vermieden, die besonders bei Biegungen dünner Werstücke zum Einreißen, beziehungsweise zum Bruch führen kann.

Das Anreißen durch das Nachziehen einer aufgelegten Kontur (Schablone) auf das Arbeitswerkstück erfolgt wie zuvor beschrieben, nur das nicht Einzelmasse übertragen werden. Ein bereits hoher Fertigungszustand kann durch eine Schablone auf das Werstück projeziert werden.

Werkzeuge

Alle Anreißwerkzeuge sind Bestandteil der Metalltechnik. Sie finden sich vor allem in Werkstätten mit Kleinstserien- und Einzelfertigung, aber auch im Werkzeugbau von Großbetrieben. Um eine sinnvolle Haltbarkeit (Metalltechnik: Standzeit) und eine erkennbare Kerbwirkung am Werkstück zu erreichen, sind diese Werkzeuge gehärtet bzw. tragen eine Spitze aus Hartmetall.

Mehrere Reißnadeln

Reißnadel

Typische Reißnadeln sind ca. 20 bis 30 cm lang und haben einen Durchmesser von etwa 3 bis 4 mm. Meist sind sie beidseitig sehr lang angespitzt, wobei ein Ende nach ca. 3 cm um 90 Grad abgewinkelt ist. Typische Modelle haben in der Mitte als Griff eine Umhüllung aus einem ca. 10 cm langen, gerändelten Rohrstück.

Analoger und digitaler Höhenreißer

Höhenreißer

Höhenreißer oder auch Parallelreißer dienen zum Anreißen von Hilfslinien, die parallel zur Auflagefläche des Höhenreißers verlaufen. Höhenreißer bestehen aus einem schweren Standfuß, auf dem vertikal eine Ständer mit Skala angebracht ist. Den Ständer umschließt eine mit Nonius oder Digital arbeitende vertikal bewegliche Einheit, dessen Reißnadel sich weiterhin mittels zweier Schrauben horizontal verstellen lässt.

Anreißtisch/Anreißplatte

Damit die Anreißlinie absolut gerade verläuft, werden Höhenreißer auf einer Anreißplatte oder einem Anreißtisch geführt, die aus Stahl oder Granit bestehen und eine hohe Ebenheit besitzen. Um das Führen des Parallelreißers zu erleichtern, wird Graphit in Flockenform auf den Anreißtisch gestreut. Spannvorrichtungen sichern die Lage der zum Anreißen vorbereiteten Werkstücke und erlauben einen Wiederholungeffekt.

Weitere Bedeutungen

Als Anreißen bezeichnet man auch

  • das oberflächliche Ansprechen eines Problems („ein Thema anreißen“)
  • einen kraftstoffbetriebenen Motor durch eine eigene Bewegung der Maschine anzulassen (z.B. den Motor eines Flugzeuges durch händisches Drehen des Propellers am Blatt)