Draga Matković
Draga Matković, weniger bekannt als Draga Matković - v. Auerhann, (* 4. November 1907 in Zagreb) ist eine zeitgenössische deutsche Pianistin kroatischer Herkunft und vermutlich die älteste noch öffentlich spielende Konzertpianistin der Welt.
Leben
Ersten Klavierunterricht erhielt sie im Alter von drei Jahren durch ihre strenge Adoptivmutter, Sidonie Linke (ebenfalls Pianistin) in Aussig (Böhmen), die allerdings nicht duldete, dass das klavierbesessene schwache Kind stundenlang übte. Ihren ersten öffentlichen Auftritt gab sie mit sieben Jahren im Offizierskasino von Theresienstadt. Durch eine Sondergenehmigung der Regierung durfte die damals 15-jährige in Prag auf der Deutschen Musikakademie ihre Weiterbildung zur Konzertpianistin beginnen und studierte bei Professor Franz Langer, Abschluss als 19-jährige mit dem Titel „Professor für Klavier“. Nebenbei erhielt sie Geigenunterricht bei Margarethe Hönel-Schweyda und Gesangsunterricht durch Kammersängerin Olga Barko-Frank (Wiener Staatsoper).
Ihre erste Konzertreise als Solistin unternahm sie nach Polen 1926, und später ausgedehnte Tourneen in 16 europäische Länder u. a. mit der finnischen Sopranistin Maire Wirkunnen und der deutschen Altistin Margarethe Storsberg. Nach ihrer Heirat mit dem Geiger Arthur Arnold (1937 bis 1942) erfolgte der Umzug nach Teplitz-Schönau in Böhmen, wo sie große Erfolge als Kammermusikerin und mit Orchesterkonzerten feierte. Während des 2. Weltkriegs bekam sie ein Engagement durch die Konzertdirektion Gudelius (im Auftrag des Reichspropagandaministeriums) zur künstlerischen Unterhaltung der deutschen Soldaten u.a. in Norwegen. Nach Kriegsbeginn wurde in Aussig ihr Dirigent verhaftet, als Draga Matković das verbotene D-Moll-Klavierkonzert des „nichtarischen“ Felix Mendelssohn Bartholdy spielte. In den letzten beiden Kriegsjahren wurde ihr ein Auftrittsverbot erteilt, weil sie 1943 in Bad Teplitz-Schönau das ebenfalls indizierte B-Moll-Klavierkonzert von Tschaikowski spielen wollte. Der damalige Dirigent Bruno Schessdag verhinderte dabei vor dem geplanten Konzert ihre Inhaftierung durch die deutschen Behörden.
1945 als Folge der Vertreibung aus dem Sudetenland fand Draga Matković ihre neue Heimat in Bad Reichenhall, wo sie bis heute lebt.
Werk
Ihre musikalische Vielseitigkeit bewies sie nicht nur am Konzertflügel, sondern auch als Gelegenheits-Saxophonistin, Dirigentin und Komponistin diverser Klavierstücke und einer Operette ("Goldene Sterne"), deren Libretto durch die Kriegswirren verloren gegangen ist. Ihr erster Fernsehauftritt in den 1960er Jahren war im Westdeutschen Rundfunk Köln, Radioaufnahmen u.a. auch in Österreich. Sie unterrichtete als Musikpädagogin bis ins Alter von 95 Jahren hauptsächlich im Berchtesgadener Land. Ihre große Liebe gilt dem Musikwerk von Wolfgang Amadeus Mozart, Peter Tschaikowski, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Joachim Raff, Edvard Grieg und allen nordischen sowie slawischen Komponisten, besonders deren Liedkompositionen, welche sie zusammen mit berühmten Sängern und Instrumentalisten darbot. Die fast 100-jährige spielt bis heute ein breit gefächertes Repertoire auf höchstem technischen und künstlerischen Niveau.
Sonstiges
Ihr Lieblingsinstrument ist ein Blüthner-Flügel. Von ihren Kollegen verehrt sie am meisten Vladimir Horowitz sowie Lang Lang gleichermaßen wegen deren pianistischen Brillanz und ihres Humors auf dem Konzertpodium. Matković war unter anderem befreundet mit den Geigern Alfred Pellegrini und Vasa Prihoda, sowie den Schauspielerinnen Magda Schneider (Mutter von Romy Schneider) und Olga Tschechowa.
Humor, Charme und Witz, ihr reges Interesse an Tagespolitik und sozialen Fragen zeichnen Draga Matkovič ebenso aus wie ihr Engagement für den Tierschutz und die ehrenamtliche musikalische Betreuung sozialpsychiatrischer Patienten in Bad Reichenhall.
Aktuell
Draga Matkovićs bislang letzter öffentlicher Auftritt war am 29. Juli 2007 in Riezlern (Kleinwalsertal, Österreich), wo sie u.a. die „Polka de la Reine“ von Joachim Raff und den Konzertwalzer von Moritz Moszkowski darbot. Sie ist angemeldet für das Guinessbuch der Rekorde als älteste noch praktizierende Konzertpianistin.