Megalopotamos
Megalopotamos | ||
![]() | ||
Daten | ||
Lage | Kreta, Präfektur Rethymno | |
Quelle | u.a. Kourtaliotiko-Schlucht | |
Mündung | Limni Preveli, ins Mittelmeer | |
Mündungshöhe | Höhenangabe ist keine Zahl
| |
Länge | Längenangabe ist keine Zahl |
Du verwendest eine veraltete Kopiervorlage für die Vorlage:Infobox Fluss. Bitte verwende eine aktuelle Kopiervorlage.
Der Megalopotamos (Vorlage:ELSneu) ist ein ganzjährig wasserführender Bach im Süden der griechischen Mittelmeerinsel Kreta. Das Gewässer befindet sich in ganzer Länge auf dem Gebiet der Gemeinde Finikas (Präfektur Rethymno), für die er eine herausragende Rolle als Trink und Brauchwasserlieferant spielt. Zur Namensvergabe sei angemerkt, dass alle Bäche auf Kreta in der Landessprache als „Fluss“ bezeichnet werden, sogar die, die im Sommer kein Wasser führen. Der Megalopotamos ist eines der letzten zehn bis zum Meer ständig wasserführenden Fließgewässer auf Kreta[1].
Geographie
Der Megalopotamos ist etwa fünfzehn Kilometer lang. Er bildet sich als Zusammenfluss vieler kleinerer Bäche, welche die Ebene von Agios Vasilios, die nördliche Ebene der Gemeinde Finikas, entwässern. Etliche dieser Bäche fallen im Hochsommer trocken bzw. werden zu Bewässerungszwecken leergepumpt, so dass es passieren kann, dass der Megalopotamos am Eingang der Kourtaliotiko-Schlucht kein sichtbares Wasser mehr führt. Durch diese Schlucht erfolgt der weitere Ablauf des Wassers zwischen den Gebirgszügen Kouroupa und Xiro in südliche Richtung zum Libyschen Meer.
Verlauf des Baches
Oberlauf

Der Beginn der ganzjährigen Wasserführung des Megalopotamos ist ein ausgedehntes Quellgebiet etwa im unteren Drittel der Kourtaliotiko-Schlucht, welches dem Bach stets große Wassermengen zuführt. Der im Winter auch im oberen Abschnitt große Wasser- und Geröllmengen führende Bach hat sich dort so tief in die Schlucht eingeschnitten, dass er normalerweise erst auf Meereshöhe austretende wasserführende Gesteinsschichten freigelegt hat. Das meiste Quellwasser tritt seitlich aus den Schluchtwänden aus, um in den einige Meter unterhalb fließenden Bach zu stürzen.

Eine religiöse Legende führt die ungewöhnlich starken Quellen auf Agios Nikolaos (den Heiligen Nikolaus) zurück, der an dieser Stelle der Schlucht sieben Mal mit seinem Hirtenstab auf die trockenen Felswände schlug, woraufhin sich sieben Quellen öffneten. Eine andere Version berichtet davon, dass Agios Nikolaos während einer Dürreperiode einen dort mit ihm lebenden Gefährten zum Bleiben bewegen wollte. Er berührte mit seiner Hand einen Felsen und an den fünf Punkten seiner Finger entsprangen die Quellen. Oberhalb der Quellen ehrt eine vielbesuchte Kapelle den Heiligen, die von der Straße aus durch die Schlucht über eine lange Steintreppe zu erreichen ist. Eine zweite kleinere Kapelle mit Wandmalereien ist dem Agios Georgios geweiht.
Der Megalopotamos bildet unterhalb der größten Quellen einen kleinen Teich, in den das Wasser über einen Wasserfall hinabstürzt. Von dort fließt es an einem kleinen Betondamm vorbei ruhiger in Richtung südlichem Schluchtausgang. Der Bachlauf wird durch Platanen und andere kleinere Bäume abgeschirmt.
Mittlerer Abschnitt
Der natürliche Bachlauf wendet sich südlich des Schluchtausgangs der Kourtaliotiko bei der Ruine einer alten Ölmühle am Westufer, die früher zum Kloster Preveli gehörte, leicht in Richtung Südosten. Der Charakter des Baches hat sich mittlerweile durch den starken Schilfbewuchs verändert, die Ufer sind durch die üppige Vegetation kaum begehbar.

Hier in der Ebene befindet sich der einzige bauliche Übergang über den Bach. Die Alte Brücke (παλαία γέφυρα) oder auch Große Brücke (μεγάλη γέφυρα) wurde im Jahre 1850 während der türkischen Herrschaft über Kreta errichtet. Sie ist eine der größten Steinbrücken Kretas mit einer Bogenweite von 14 Metern. Seit den 1970er Jahren befindet sich direkt vor ihr bachabwärts ein verrohrter Betondamm, über den eine asphaltierte Straße zu der dort am Ostufer stehenden Taverne führt. Hinter der Taverne beginnt dann ein Schotterweg in Richtung Drimiskos (Δρίμισκος) und Drimiskiano Ammoudi (Δριμισκιανό Αμμούδι), dem östlichsten Meeresstrand der Gemeinde Finikas.
Etwa 500 Meter südlich der Brücke stehen am Hang des Südwestufers des Megalopotamos die Ruinen des Unteren Klosters von Preveli, Kato Moni Preveli, auch Moni Mega Potamou genannt. Die dortige Klosterkirche ist Johannes dem Täufer (Agios Ioannis Prodromos) geweiht. Auf dem Glockenturm steht die Jahreszahl 1594. Das Kloster wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben. Gegenüber den Gebäuderesten vereinigt sich der Megalopotamos an der nordöstlichen Bachseite mit einem weiteren meist wasserführenden Bach, dem Kissamos, der aus den großen Quellen von Spili gespeist an Mixorouma vorbei durch die benachbarte Frati-Schlucht nach Süden verläuft.
Unterlauf

Hinter dem Zulauf des Kissamos breiten sich beidseitig besonders große mit Zypressen, Steineichen, Johannisbrot- und Ölbäumen bestandene Flächen aus, deren Grenzen sich im weiteren Verlauf dem Bachufer wieder annähern. Das Bachbett wird danach felsiger, bis das Wasser in mehreren Kaskaden in die Schlucht von Preveli hineinfließt. Der obere Schluchteingang ist kaum begehbar, da oft große Felsblöcke den Weg versperren, zwischen denen sich Wasserbecken gebildet haben.
Nach Durchfluss eines Engpasses etwa einen Kilometer nördlich der Mündung treten die Wände der Schlucht wieder etwas zurück und geben dem Megalopotamos Platz, die Ufervegetation aus Oleander- und Mastixsträuchern, Eukalyptus und ersten Palmen, die an der Bachmündung einen kleinen Wald bilden, zu bewässern. Das Ufer ist ab dem Engpass bis zum Meer an der Westseite, ab etwa 500 Meter vor dem Strand auch am Ostufer, zu Fuß passierbar. Das gesamte untere Bachtal befindet sich noch heute im Besitz der Mönche des Klosters Preveli.

Ungefähr 400 Meter vor der Mündung bildet der Megalopotamos den sogenannten See von Preveli. Durch den ab hier nur noch sehr flachen Verlauf und ständige Sandanschwemmungen am Meer, die das Wasser des Baches vor dem Strand anstauen, hat sich eine langgestreckte, etwa 15.000 m² große Süßwasserlagune gebildet. Die Ufer sind gesäumt von Schilf, blütenreichen Oleanderbüschen und dem die Mündung kennzeichnenden Palmenwald. Zwischen den Bäumen des Ostufers steht am Bachlauf kurz vor dem Strand die kleine Kapelle des Agios Savvas aus dem 14. bis 15. Jahrhundert.
Da der Palmenstrand von Preveli viele Touristen anlockt und einige Einheimische sich ihren Unterhalt mit dem Verleih von Tretbooten auf dem „See“ verdienen, sind sie oftmals auch damit beschäftigt, den Staueffekt am Mündungsbereich durch Sandarbeiten zu verstärken. Direkt am Strand spenden neben Palmen viele Tamarisken Schatten, unter denen Liegen für die Strandgäste angeboten werden. Ausflugsboote von Plakias bringen Tagesausflügler zum Palmenstrand, so dass dieser in der Saison immer recht gut besucht ist. Neben dem Seeweg gibt es zwei weitere Strandzugänge von Land, einen von einem Parkplatz unweit der Straße zum Hinteren Kloster von Preveli, Piso Moni Preveli, westlich oberhalb der Schlucht, und einen leichteren über die östlichen Uferfelsen vom Nachbarstrand Drimiskiano Ammoudi.
Auf der Westseite des Megalopotamos steht hinter dem Strand unter den Palmen eine kleine Taverne. Eine Brücke über den Bach gibt es im Mündungsbereich nicht. Man muss ihn durchwaten, um ans andere Ufer zu gelangen. Der Abfluss des Baches ins Libysche Meer befindet sich an den Felsen der westlichen Strandseite.
Ansichten der „Schlucht von Preveli“
-
Blick über die Schlucht -
Oberhalb des Engpasses -
Mittlerer Schluchtverlauf -
„See“ von Preveli
Flora und Fauna



Das Tal des Megalopotamos ist eines der bedeutendsten Ökosysteme Kretas. Es beheimatet durch die Verschiedenheit der einzelnen Bachabschnitte einen Großteil der endemischen Pflanzenarten der Insel. Weiterhin ist es Rückzugsgebiet verschiedener Tiere, vor allem Nistplatz einer Vielzahl von Vogelarten.
An den Bachufern der eher vegetationsarmen Kourtaliotiko-Schlucht, in der bodendeckene Pflanzen vorherrschen, leben in ruhigeren Wassern Frösche, Süßwasserkrabben, diverse wassergebundene Insektenarten und Wasserschnecken. In den Höhlen der Schlucht nisten Felsentauben (Columba livia), Raben, wie der Kolkrabe (Corvus corax), und die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), eine Fledermausart. Schließlich sind auch seltene Raubvogelarten, wie der Steinadler (Aquila Chrysaetus), der Bartgeier (Gypaetus barbatus) und der Gänsegeier (Gyps fulvus) zu beobachten.
Ober- und unterhalb der Brücke am Mittellauf des Megalopotamos findet man als Uferbewuchs u.a. Binsen, verschiedene Schilfarten und Bambus. Wie bei kretischen Bächen üblich säumen Platanen (Platanus orientalis) große Teile des Bachlaufes, der sich im Sommer dadurch als grünes Band aus der Landschaft hervorhebt. Vor allem südlich der Brücke stehen auch Zypressen (Cupressus), Steineichen (Quercus ilex) , Johannisbrotbäume (Ceratonia siliqua) und Ölbäume (Olea europaea).
Am Unterlauf schließlich kommen Tamarisken (Tamarix) und die endemischen Kretischen Dattelpalmen (Phoenix theophrasti) hinzu. Der Palmenwald von Preveli ist neben Vai an der Ostküste Kretas das bedeutendste Vorkommen dieser Dattelpalmenart auf der Insel und wurde deshalb unter Naturschutz gestellt. Oleander (Nerium oleander), Mastix (pistacia lentiscus) und Eukalyptus (Eucalyptus) vervollständigen neben dem starken Schilfbewuchs den üppigen Vegetationscharakter vor dem Mündungsbereich des Megalopotamos.
Häufige aber trotzdem selten zu sehende Bewohner vor allem des unteren Bachabschnittes sind die bis zu 25 cm langen Kaspischen Bachschildkröten (Mauremys caspica). Sturzbäche nach Regenfällen spülen die Tiere oft bis ins Meer. Im Gegensatz zu anderen griechischen Inseln gibt es im Megalopotamos keine Wasserschlangen. Im Unterlauf leben Aale und Forellen, im und am Bach sind Süßwasserkrabben noch öfter zu beobachten als am Oberlauf.
Neben den in der unteren Schlucht des Megalopotamos eher seltenen Adlern und Geiern sieht man hier vielfach eine küstenbewohnende Raubvogelart Kretas, den Eleonorenfalken (Falco eleonorae). Weiterhin wird die Schlucht von Preveli von verschiedenen Schwalben- , Sperlings- und Finkenarten bewohnt. Darunter zu nennen sind Rauchschwalben (Hirundo rustica), Mehlschwalben (Delichon urbica), Haussperlinge (Passer domesticus), Weidensperlinge (Passer hispaniolensis), Stieglitze (Carduelis carduelis), Buchfinken (Fringilla coelebs) und Grünfinken (Carduelis chloris).
Schließlich sind am See von Preveli je nach Jahreszeit verschiedene Wandervögel anzutreffen, wie z. B. die grünköpfigen Wildenten (Anas platyrhynchos), aber auch einheimische Rebhühner (Perdix perdix).
Wirtschaftliche Nutzung
Noch bevor der Megalopotamos die Kourtaliotiko-Schlucht verlässt werden nicht geringe Wassermengen in ein Kanalsystem nach Südwesten abgeleitet. Wegen der hervorragenden Qualität des Wassers nahe der Agios-Nikolaos-Quellen versorgt das Kanalsystem die naheliegende Dörfer von dort mit Trinkwasser. Große Mengen werden auch zur Bewässerung der südlichen Täler von Finikas unterhalb von 250 Meter Höhe genutzt. Die Fruchtbarkeit und reiche Vegetation der Region ist allein auf den Megalopotamos zurückzuführen. Der aus dem Bach gespeiste Wasserkanal durchfließt mit über 20 Kilometern Länge fast den gesamten südöstlichen Bereich von Finikas und bewässert Gärten sowie Obst- und Olivenplantagen. Das Kanalsystem wird mit dem Hauptkanal in westliche Richtung bis in die untere Kotsifou-Schlucht oberhalb von Plakias geführt. Zwei kleinere Kanäle Richtung Südosten reichen bis Schinaria und über Gianniou hinaus.
Quellen
- ↑ Oliver Rackham, Jennifer Moody: The making of the Cretan landscape. 1996, Manchester University Press, ISBN 0-7190-3647-X Buchbesprechung