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Lothringen

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Lothringen (frz.: Lorraine) ist eine historische Landschaft im Osten Frankreichs am Oberlauf von Maas, Mosel und Saar. Es ist heute eine der Regionen Frankreichs, bestehend aus den Départements Meurthe-et-Moselle (54), Meuse (55), Moselle (57), Vosges (88). Hauptstadt ist Metz.


Lothringen
Région Lorraine
Wappen Lothringens
Details
Basisdaten
Hauptstadt Metz
Einwohner
 - Insgesamt
 - Bevölkerungsdichte

2 310 376 (1999)
98 Einwohner/km²
Fläche 23 547 km²
Arrondissements 19
Kantone 157
Kommunen 2 337
Präsident des Regionalrats Jean-Pierre Masseret (PS)
Départements
Meurthe-et-Moselle (54)
Meuse (55)
Moselle (57)
Vosges (88)
Übersichtskarte
Übersichtskarte

Geschichte

  • Steinzeit: erste Besiedlungsspuren nachweisbar
  • 843 nach dem Tod Kaiser Ludwigs wird das Fränkische Reich im Vertrag von Verdun unter seinen Söhnen aufgeteilt. Das Mittelreich fällt mit der Kaiserwürde an Lothar I. und erhält von diesem seinen neuen Namen "Lotharii Regnum (Lotharingien)". Es erstreckt sich von den Niederlanden über Burgund bis zur Kaiserstadt Rom in Italien.
  • 855 wird dieses Reich in der Prümer Teilung erneut aufgeteilt. Lothar II. erhält den Teil zwischen Maas und Rhein, der Nordseeküste und Besancon, das Lotharingien im engeren Sinne. Dieses karolingische Lotharingien umfasste außer dem heutigen Lothringen noch das Saarland, Luxemburg, Trier und die deutsche Mosel, Belgien mit Ausnahme von Flandern, den Niederrhein mit Aachen, Köln und Duisburg und den Süden der Niederlande im Bereich Maastricht, Eindhoven, Breda.
  • Nach dem Tod Lothars II. wird Lotharingien zunächst zwischen dem Ostfrankenreich und dem Westfrankenreich aufgeteilt (Vertrag von Mersen. Dabei fällt der reiche Osten mit Utrecht, Köln und Straßburg, vor allem aber mit der Kaiserstadt Aachen, an das Ostfrankenreich, 870)
  • 876, nach dem Tode des ostfränkischen Königs Ludwig des Deutschen, versuchte der westfränkische König Karl der Kahle auch die Osthälfte Lotharingiens zu erobern. In der Schlacht bei Andernach wurde er aber von Ludwig III., einem Sohn Ludwigs des Deutschen, geschlagen.
  • 877 starb Karl der Kahle, und sein Sohn Ludwig der Stammler starb ebenfalls schon 879. Daraufhin riß Ludwig der III. auch den Westteil Lotharingiens an sich Vertrag von Ribemont, 880). Fortan gehörte ganz Lotharingien dem Ostfrankenreich an.
  • Zwischen 900 und 911 zerfällt im Ostfrankenreich unter Ludwig dem Kind die Zentralgewalt, und es bilden sich Stammesherzogtümer. Auch Lotharingien wird Herzogtum.
  • Nach dem Aussterben der Karolinger im Ostfrankenreich (911) schließt sich das Herzogtum Lothringen wieder dem Westfrankreich an.
  • Nachdem König Heinrich I. die Zentralgewalt im Ostfrankenreich / Deutschen Reich wiederhergestellt hat, unterwirft sich ihm 925 auch der lothringische Herzog Giselbert. Heinrich gliedert das Herzogtum Lothringen als fünftes Stammesherzogtum in das Ostfrankenreich ein und stellt damit die territorialen Verhältnisse des Jahres 880 wieder her.
  • Die Karolinger aus dem Westfrankreich versuchen mehrfach, Lothringen zurückzugewinnen. 942 muß Ludwig IV. nach dem Krieg von 940 auf Lothringen verzichten.
  • 959 wird das Herzogtum in die zwei Herzogtümer aufgeteilt; Oberlothringen umfaßt das heutige Lothringen, die Saar, Luxemburg, Trier, Prüm und Koblenz. Der Norden wird zu Niederlothringen.
  • 978 versucht König Lothar von Frankreich abermals, Lothringen zurückzugewinnen, nachdem Otto der Große gestorben war (Überfall auf Otto II. in Aachen).
  • 980 Vergeltungszug Ottos II. bis kurz vor Paris. Frankreich stellt (vorläufig) seine Eroberungsversuche ein.
  • (Wohl) im 12. Jahrhundert wird der Grenzverlauf zwischen Ober- und Niederlothringen geändert: Luxemburg, Trier, Prüm und Koblenz fallen an Niederlothringen.
  • Im Zuge der Entwicklung von Territorien innerhalb des Deutschen Reichs (ca. 1210-1360) zerfällt Niederlothringen in die Herzogtümer Luxemburg, Jülich und Brabant sowie zahllose weitere Herrschaften. In Oberlothringen spaltet sich mit dem Herzogtum Bar ebenfalls ein Herzogtum ab, ein großer Teil des Landes bleibt aber unter dem Namen "Herzogtum Lothringen" eine politische Einheit (Hauptstadt Nancy). Metz, Toul und Verdun werden freie Reichsstädte; die Bischöfe von Metz, Toul und Verdun erwerben ebenfalls kleinere reichsunmittelbare Territorien.
  • 1380 Wiedervereinigung der deutschen Hälfte des Herzogtums Bar mit dem Herzogtum Lothringen.
  • 1430-1473 erwerben die Herzöge von Burgund den größten Teil Niederlothringens, nämlich den Hennegau, Brabant, Limburg, Luxemburg, Holland, Seeland und Geldern. Diese Teile Niederlothringens fallen später (1477) in das burgundische Erbe und damit an Habsburg, später an Spanien bzw. die Niederlande, und entfremden sich dem deutschen Reich. Der Rest Niederlothringens (Niederrhein, Aachen, Trier) bleibt bei Deutschland, der Name Niederlothringen ist aber nicht mehr gebrächlich. Der Name "Lothringen" beschränkt sich auf Oberlothringen bzw. das dortige Herzogtum Lothringen.
  • 1475 erobert Herzog Karl der Kühne von Burgund auch das Herzogtum Lothringen, woraufhin Bern ihm den Krieg erklärt, ihn 1477 in der Schlacht bei Nancy besiegt und die Unabhängigkeit Lothringens innerhalb des Deutschen Reichs wiederherstellt.
  • 1542 wird im Vertrag von Nürnberg die Bindung Lothringens zum Reich durch Herzog Anton den Guten gelockert, der in den Jahren zuvor schon ein Übergreifen der Reformation auf Lothringen verhindern konnte
  • 1552 "verkauft" Moritz von Sachsen in einem Komplott gegen den Kaiser das Vikariat über die drei (französischsprachigen) Reichsstädte Metz, Toul und Verdun an Frankreich (Vertrag von Chambord).
  • 1552-1556 Krieg zwischen dem HRR und Frankreich um die drei Städte. Der neue Kaiser Ferdinand I. stellt den Krieg ein. Die drei Städte bleiben französisch. Auch die bischöflichen Territorien fallen an Frankreich.
  • Im Zuge der Fronde wird Lothringen auf Geheiß Richelieus besetzt.
  • Im Westfälischen Frieden von 1648 bleibt es unberücksichtigt und erst im Frieden von Vincennes 1661 wird der Abzug der Franzosen festgelegt. Dabei verbleiben strategisch wichtige Orte bei Frankreich, das eine Landverbindung von Verdun und eine von Toul bis ins Elsass erhält, wodurch Lothringen in drei unverbundene Territorien aufgespalten wird.
  • Herzog Franz Stephan beabsichtigt, Maria Theresia zu heiraten. Weil diese nach dem Willen ihres Vaters Thronerbin werden soll (Pragmatische Sanktion), protestiert Frankreich, das ein Wiedererstarken Österreichs am Rhein befürchtet. Daraufhin tauscht Franz Stephan sein Land im Vertrag von Wien 1735 (der den Polnischen Erbfolgekrieg beendet) gegen das Großherzogtum Toskana ein, heiratet 1737 und wird 1745 an der Seite Maria Theresias deutscher Kaiser (Franz I.). Lothringen fällt an Stanislaus I. Leszczynski und
  • nach dessen Tod 1766 an Frankreich.
  • Der deutschsprachige Teil Lothringens ist im 18. Jahrhundert wie die benachbarten deutschsprachigen Territorien Ausgangspunkt von Auswanderungen nach Osteuropa. Viele Lothringer siedeln sich in der Vojvodina an und werden danach zu den Donauschwaben gezählt. In der Siedlung Prigrevica Sveti Ivan (deutsch: Batsch-Sentiwan) wurde z.B. bis zur Vertreibung der Volksdeutschen aus Jugoslawien nach dem 2. Weltkrieg ein dem Lothringischen verwandter Dialekt gesprochen.
  • Um 1850 Beginn der Industrialisierung um Nancy. 1850 Bahnstrecke Nancy-Metz. 1851/52 durchgehende Eisenbahnstrecke von Reims über Nancy nach Straßburg und von Metz über Saarbrücken nach Mannheim.
  • 1871 die mehrheitlich deutschsprachigen Gebiete im Nordosten Lothringens werden von Preußen und seinen Verbündeten zusammen mit dem Elsass erobert (Deutsch-Französischer Krieg) und als Reichsland Elsass-Lothringen dem neu gegründeten Deutschen Reich einverleibt. Entstehung einer leistungsfähigen Schwerindustrie beiderseits der Grenze im Bereich Metz, Diedenhofen, Nancy.
  • 1893 Marne-Rhein-Kanal von Reims über Nancy und die Zaberner Senke nach Straßburg.
  • 1914-1918 im "großen Krieg" (Ersten Weltkrieg) ist Lothringen Schauplatz fürchterlicher Schlachten, z.B. in Verdun
  • 1918 Nach dem verlorenen Krieg wird der nordöstliche Teil Lothringens durch den Versailler Vertrag wieder vom Deutschen Reich getrennt und wieder Teil Frankreichs. Die französische Sprache gilt danach als alleinige Amts- und Schulsprache, auch für die mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung.
  • 1940 Nach der Kapitulation Frankreichs zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Lothringen von deutschen Truppen besetzt und das Département Moselle als „CdZ-Gebiet Lothringen“ faktisch, unter einem Chef der Zivilverwaltung, wie Reichsgebiet behandelt. Eine förmliche Eingliederung ist bis Kriegsende aber nicht mehr erfolgt.
  • 1944-1945 Besetzung Lothringens durch alliierte Streitkräfte und Befreiung von der nationalsozialistischen Besatzung

Bevölkerung

Die Region Lothringen hat heute ca. 2,3 Mio Einwohner.

Die die südlichen, zentralen und westlichen Teile Lothringens gehören von Alters her zum französischen, die nordöstlichen Teile Lothringens zum deutschen Sprachgebiet. Die französische Sprache, die der deutschlothringischen Bevölkerung im Nordosten Lothringen seinerzeit von Frankreich als Amts- und Schulsprache verordnet wurde, hat jedoch die deutsche Sprache (Dialekt) mittlerweile weitgehend verdrängt. In einigen Gebieten werden allerdings noch - vorwiegend von der älteren Generation - deutsche Mundarten (lothringisch, moselfränkischen und rheinfränkisch) gesprochen.

Wirtschaft

Die Region Lothringen erbringt 3,4% des französischen BIP (40,4 Mrd Euro). Schwerpunkt des wirtschaftlichen Lebens ist der Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie. Die Montanindustrie hat ihre frühere Bedeutung verloren.

Bildung

2 Universitäten in Nancy und Metz

Heraldik

Als Zeichen derer von Anjou war seit 1473 Lothringer Kreuz, bekannt vor allem als Symbol der französischen Exil-Regierung unter Charles de Gaulle.

Siehe auch