Alexandria
Dieser Artikel befasst sich mit der ägyptischen Stadt Alexandria, andere Bedeutungen unter Alexandria (Begriffsklärung).
Alexandria (arabisch الإسكندرية, al-Iskandariyya) ist eine nach ihrem Gründer Alexander dem Großen benannte Hafenstadt am Delta des Nils an der Mittelmeerküste Ägyptens. Die Gründung erfolgte im April 331 v. Chr.. Nach Alexanders Tod wurde Alexandria zum Sitz der ptolemäischen Dynastie und wurde rasch zu einer der berühmtesten Städte in der griechischen Welt. Im Jahre 30 v. Chr. wurde sie von Octavian eingenommen und - wie ganz Ägypten - dem römischen Reich einverleibt. Sie blieb eine wichtige Stadt und ist heute nach Kairo die zweitgrößte Stadt Ägyptens.
In antiker Zeit war Alexandria nach Rom zeitweilig die zweitgrößte Stadt der Welt und gab der Alexandrinischen Periode ihren Namen. Bekannt war sie für ihren Leuchtturm, den "Pharos von Alexandria" (eines der sieben Weltwunder), und die "Bibliothek von Alexandria", die mit ca. 700.000 Schriftrollen damals die größte der Welt war.
Das Schicksal der Großen Bibliothek ist umstritten; einige antike Quellen sprechen von einem Feuer bei Cäsars Eroberung der Stadt 48-47 v. Chr.. Wie jedoch Edward Parsons in seiner Quellenanalyse nachweist [1], stützen nur 6 von 16 Quellen über das Alexandria der Zeit diese Hypothese, die erste dieser Quellen wurde ca. 100 Jahre nach dem angeblichen Vorfall geschrieben, und die Zahl der angeblich verlorenen Bücher schwankt von 40.000 (die erste Quelle) bis 700.000, also der kompletten Bibliothek (Aulus Gellius), die letzte Quelle (Paulus Orosius) spricht wieder von 40.000 Büchern.
Das Museum von Alexandria, an das die Bibliothek angegliedert war, existierte mit Sicherheit weiterhin, da mehrere Leiter des Museums aus nachchristlicher Zeit bekannt sind, und Plutarch schreibt von einem Geschenk von 200.000 Schriftrollen aus der Bibliothek von Pergamon an Cäsar. Der letzte bekannte Leiter des Museums war Theon von Alexandria (ca. 335-405). Im Jahre 391 ließ auf Befehl des christlichen Kaisers Theodosius des Großen der Patriarch Theophilus alle heidnischen Tempel in Alexandria zerstören. Mit Sicherheit war darunter das Serapeum, das die Tochterbibliothek beinhaltete; ob auch das Museum (der "Tempel der Musen", und damit aller Wahrscheinlichkeit nach die Bibliothek) zu diesem Zeitpunkt zerstört wurde, ist unbekannt, es kann jedoch nicht wesentlich früher oder später geschehen sein. Im Jahre 415 wurde Theons Tochter, die Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia, von Schergen des Patriarchen Kyrill ermordet und damit "das letzte Überbleibsel der Ketzerei aus der Stadt entfernt", wie der christliche Autor Johannes von Nikiu später schrieb [1]. Der zeitgenössische christliche Historiker Sokrates schrieb dagegen: "Mit Sicherheit kann nichts weiter entfernt sein vom Geist des Christentums, als das Zulassen von Massakern, Gewalttaten und Misshandlungen dieser Art."
Alexandria bleib während der gesamten Spätantike ein wichtiges urbanes und kulturelles Zentrum, vor allem in Hinblick auf theologische Fragen. Ägypten wurde 619 von den Sassaniden erobert, doch bald darauf erhielten die Byzantiner das Land zurück. 642 fiel die Stadt endgültig in die Hände der Araber (siehe Islamische Expansion). Die Stadt blieb durch das ganze Mittelalter bis in die Neuzeit ein wichtiger Hafen, verlor aber seine politische Bedeutung.
Im April 2002 wurde ein neues Bibliotheksgebäude eröffnet, die Bibliotheca Alexandrina. Sie wurde mit Hilfe der Vereinten Nationen gebaut.
Literatur
- Manfred Clauss: Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt, Stuttgart 2003.
- Joachim Sartorius (Hrsg.): Alexandria - Fata Morgana, Stuttgart/München 2001. (Lesebuch)
- Hatto H. Schmitt: Alexandreia, in: Kleines Lexikon des Hellenismus, hrsg. von Hatto H. Schmitt und Ernst Vogt, 2. Aufl., Wiesbaden 1993, S. 55 f.