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Paris, Texas

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Film
Titel Paris, Texas
Produktionsland Frankreich, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1984
Länge 147 Minuten
Stab
Regie Wim Wenders
Drehbuch Sam Shepard
Produktion Don Guest
Musik Ry Cooder
Kamera Robby Müller
Schnitt Peter Przygodda
Besetzung

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Paris, Texas ist ein deutsch-französischer Spielfilm aus dem Jahr 1984. Regie bei dem in englischer Sprache gefilmten Drama führte Wim Wenders, das Drehbuch schrieb Sam Shepard. Argos Films, Channel Four Films und Road Movies Filmproduktion produzierten das Roadmovie. Die Hauptrolle übernahm Harry Dean Stanton.

Handlung

Travis, die Hauptfigur des Films, wandert verwahrlost und ziellos durch eine weite texanische Landschaft. Auf der Suche nach etwas Trinkbarem kehrt er in eine vereinsamte Bar ein, nimmt eine handvoll Eiswürfel zu sich und bricht zusammen. Anhand einer Visitenkarte gelingt es einem Arzt, seinen Bruder Walt ausfindig zu machen. Dieser macht sich auf den Weg von Los Angeles, um seinen seit vier Jahren vermissten Bruder abzuholen.

Doch Travis spricht, isst und schläft nicht. Auch weigert er sich, in einem Flugzeug zurück nach Los Angeles zu fliegen, so dass die beiden den Weg mit dem Auto zurücklegen müssen. Derweil warten zu Hause Walts Frau Anne und Travis’ Sohn Hunter auf die Rückkehr des Bruderpaares.

Hunter war zum Zeitpunkt von Travis’ Verschwinden drei Jahre alt und wuchs unter der Obhut von Walt und Anne auf und betrachtet diese als seine Eltern. Die Wahrheit über seine eigentlichen Eltern wurde ihm zwar nie verschwiegen, doch dem plötzlich wieder aufgetauchten Vater nähert sich der Junge nur zögerlich. Indessen beginnt Travis zu sprechen und isst auch wieder. Nach und nach erfährt der Zuschauer die Geschichte der zerbrochenen Familie.

Als Travis schließlich erfährt, dass Jane (Hunters Mutter) monatlich an einem bestimmten Tag von einer Bank in Houston Geld an Hunter überweist, entschließt er sich, die Bank aufzusuchen, um Jane wiederzufinden. Als er Hunter davon erzählt, möchte dieser mitfahren. Beide machen sich auf den Weg nach Houston, zum Entsetzen des Bruders und seiner Frau.

Jane arbeitet inzwischen in einer Peepshow: In einer Kabine mit Spiegelwand, nur durchsichtig für zahlende Männer, präsentiert sie sich, hört zu, zieht sich aus. Travis, der sich noch nicht zu erkennen geben will, besucht ihre Kabine. Doch er kann sich kaum überwinden etwas zu sagen und kehrt zu Hunter zurück. Sie mieten sich in einem Hotelzimmer ein und übernachten.

Am nächsten Tag kehrt Travis ohne Hunter in Janes Etablissement zurück und besucht ihre Kabine. Ohne sich zu erkennen zu geben erzählt er ihr die Geschichte ihrer Liebe. An seiner Stimme erkennt sie ihn nicht, denn die einzige Möglichkeit zur Kommunikation besteht in der Verwendung eines Telefons. Nach und nach versteht Jane, dass die Geschichte, die ihr der unsichtbare Fremde erzählt, ihre eigene ist, dass der Fremde Travis sein muss.

Travis erzählt die Geschichte dieser Liebe, die für ihn so groß war, dass er es „für undenkbar gehalten hätte“. Die Geschichte beginnt mit einer Zeit des ungetrübten Glücks. Das junge, kaum 18-jährige Mädchen und der deutlich ältere Travis leben in einem Wohnwagen und lieben sich scheinbar grenzenlos. Er liebt sie so sehr, dass er es nicht mehr aushält, ohne sie zu sein. Er kündigt seine Arbeit, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können, doch dies führt zu Geldproblemen. Er fängt wieder an zu arbeiten, kündigt ein weiteres Mal. Jane beginnt sich zu sorgen, derweil Travis immer eifersüchtiger wird. Doch alles scheint ein gutes Ende zu nehmen, als Jane ein Kind erwartet. Travis, sich jetzt ihrer Treue sicher, beginnt wieder zu arbeiten. Als Hunter geboren wird, scheint das Glück der Familie perfekt. Diesmal ist es jedoch Jane, die sich verändert. Vom Tag der Geburt an wird sie zunehmend unglücklich, beginnt sich gefangen zu fühlen. Sie leidet unter Alpträumen. Als sie Travis von einem Traum erzählt, in welchem sie davonrennt, nimmt dieser den Traum für wahr und fürchtet fortan ihre und Hunters Flucht. Seine Verlustängste kehren zurück, diesmal jedoch brutaler. Er beginnt, sie an Gegenstände des Wohnwagens anzuketten. Schließlich geht der Wohnwagen in Flammen auf, Travis rennt davon. Seither ist die Familie zerbrochen.

Zur Wiedervereinigung des Paares wird es nicht kommen, es bleibt bei der Begegnung durch die Spiegelwand. Aber Travis teilt Jane mit, wo sie Hunter treffen kann. Vom Parkplatz des Hotels aus beobachtet Travis, wie sich Jane und Hunter am Fenster des Hotelzimmers umarmen und fährt davon.

Rezeption und Wirkung

Der Film feierte seine Premiere am 19. Mai 1984 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. In der folgenden Zeit wurde er auf mehreren weiteren Festivals gezeigt, unter anderem auf dem Toronto Film Festival. Am 19. September 1984 kam Paris, Texas in die französischen, am 9. November in die US-amerikanischen und am 11. Januar 1985 in die deutschen Kinos. In den USA spielte der Film circa 777.000 US-Dollar ein.

Fast alle Kritiker nahmen den Film positiv auf. Der US-Amerikaner Roger Ebert meinte in der Chicago Sun-Times 1984, Paris, Texas sei ein Film mit der Art von „Leidenschaft und der Bereitschaft zum Experimentieren“, die vor fünfzehn Jahren üblicher als in der heutigen Filmbranche gewesen seien.[1] Auch deutschsprachige Kritiker waren von Paris, Texas angetan. Das Lexikon des internationalen Films lobte: „Eine filmästhetisch bestechende und emotional mitreißende Synthese aus publikumswirksamem Genrefilm und europäischem Autorenkino als realistisches Amerikabild, Road Movie, Liebesgeschichte und mythische Allegorie gleichermaßen glaubhaft und faszinierend.“

Die Band Texas benannte sich nach dem Independentfilm, die Band Travis nach der Hauptfigur des Films.

Auszeichnungen

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1984, dem neben der Berlinale und den Filmfestspielen von Venedig bedeutendsten Filmfestival, erhielt der Film den Hauptpreis, die Goldene Palme. Auch wurde er mit dem FIPRESCI-Preis und dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Den Deutschen Filmpreis gewann Paris, Texas als Bester Spielfilm in Silber. Den Deutscher Kamerapreis erhielt Robby Müller in der Kategorie Kamera Spielfilm. Er gewann auch den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Beste Kamera. Bei der Verleihung des David di Donatello gewann Wim Wenders den René-Clair-Preis. Den Fotogramas de Plata-Preis, den Sant Jordi Award und den French Syndicate of Cinema Critics-Preis erhielt der Film als Bester ausländischer Film, die dänische Bodil als Bester europäischer Film.

Bei den BAFTA Awards 1985 gewann der Film in der Kategorie Beste Regie und war auch in den Kategorien Bester Film, Beste Filmmusik und Bestes adaptiertes Drehbuch nominiert. Bei den London Critics Circle Film Awards erhielt er den ALFS Award. Paris, Texas war außerdem für den Golden Globe in der Kategorie Bester ausländischer Film nominiert, musste sich aber David Leans Reise nach Indien geschlagen geben.

Quellen

  1. Roger Ebert