Zum Inhalt springen

Geschichte Südtirols

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Dezember 2004 um 15:42 Uhr durch Emes (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Nach dem für das Kaiserreich Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg wurde 1920 das zu 97 % deutschsprachige Südtirol von Italien annektiert. Dies kam durch den Umstand zustande, dass die österreichischen Truppen den vereinbarten Waffenstillstand 24 Stunden zu früh antraten, und die italienischen Truppen dadurch innerhalb eines Tages von der Front im Trentino bis an den Brenner vorstossen konnten. Obwohl Österreich diesen Landesteil für sich beanspruchte, wurde im Friedensvertrag von Saint Germain die Eingliederung des südlich des Brenners liegenden Teils Tirols besiegelt. England und Frankreich hatten bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien die Brennergrenze u.a. Gebiete zugesichert, um dessen Kriegseintritt an der Seite der westlichen Alliierten zu erkaufen. Als Verlierer des Krieges hatte Österreich wenig Möglichkeiten, eigene Ansprüche geltend zu machen.

Als 1922 in Italien die Faschisten an die Macht kamen, begann für die Südtiroler eine Phase der Unterdrückung und der Versuch der Italienisierung des Landes. Neben dem Verbot der deutschen Unterrichtssprache in Schulen und der Übersetzung der deutschen Namen in das Italienische wurden auch die deutschen Ortsnamen italianisiert. Aus Innichen wurde "San Candido" und aus Reinswald "San Martino". Diese italienischen Namen sind auch heute noch die offiziellen Bezeichnungen. Die historisch deutschen Ortsnamen werden nur in Südtirol verwendet.

Diese Italianisierung gipfelte im Hitler-Mussolini-Abkommen über die Aussiedlung der Südtiroler 1939 (Option).

Nach dem Einmarsch der der deutschen Wehrmacht und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland 1942, wurde sowohl die Auswanderung der Optanten als auch Zuwanderung von Italienern beendet. Obwohl die NSDAP in Südtirol nie zugelassen war, waren doch einige Südtiroler in Kriegsverbrechen verwickelt, auch ist es immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Dableibern und Optanten gekommen. Dieser Teil der Geschichte ist in Südtirol, ähnlich wie in Österreich noch wenig aufgearbeitet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte kurzfristig die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung Tirols auf, da Österreich auch als Opfer des Krieges galt. Da Italien aber schon die Halbinsel Istrien an Jugoslavien abtreten musste 1946, wurde im Pariser Abkommen, auch als Gruber-De Gasperi-Abkommen bekannt, den Südtirolern nur autonome Rechte im Rahmen der Reginon Trentino- Südtirol zuerkannt. Österreich wurde als Schutzmacht anerkannt.

Da das Pariser Abkommen von Italien nicht vollends umgesetzt wurde und die Lösung mit der Region nicht ausreichte, kam es in der Folgezeit bis 1969 im Kampf der Südtiroler um mehr Autonomie immer wieder zu Unruhen und Bomben-Anschlägen. Am 20. Jänner 1972 trat das zweite Autnomiestatut in Kraft, das die autonomen Kompetenzen großteils von der Region auf die Provinzen übertrug. Erst 20 Jahre später (1992) waren jedoch alle Maßnahmen des zweiten Autonomiestatutes umgesetzt. So konnte die Republik Österreich die offizielle Beilegung des Streits mit Italien über die Südtirolfrage (UN-Resolution VII Res. 1497/XV vom 31. Oktober 1960) erklären.

Heute Südtirol gilt als Modellregion für eine Autonomie von etnischen Minderheiten. Durch verschiendene Umstände wie der ethnische Proporz und der Gebrauch des Dialekts durch die deutsprachigen Südtiroler und nicht zuletzt die Herkunft der Italiener in Südtirol aus verschiedensten Regionen Italiens ist das Unbehagen der Italiener in den letzten Jahren nicht zurückgegengen. Dies zeigt sich auch darin, dass viele Deutsch nur schlecht oder mangelhaft beherrschen. Derzeit kristallisiert sich immer stärker ein friedliches Nebeneinander der Bevölkerungsgruppen heraus; ein echtes Miteinander dagegen ist es nicht, dies wird auch durch das getrennte Schulsystem und die Konzentration der Italiener auf die größeren Ortschaften gefördert.

Zur Geschichte vor 1918, siehe Geschichte Tirols

Literatur

  • Gottfried Solderer (Hrsg.) Das 20. Jahrhundert in Südtirol, Bozen 1998 - 2003 (in 5 Bänden)
  • Josef Fontana - Peter W. Haider - Walter Leitner - Georg Mühlberger - Rudolf Palme - Othmar Parteli - Josef Riedmann, Geschichte des Landes Tirol. Bozen/Innsbruck/Wien 1988 - 1990

Internet

Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck