Sömmerda
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Sömmerda ist Kreisstadt des gleichnamigen Kreises Sömmerda in Thüringen. Die Stadt liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Erfurt, ist ein Mittelzentrum und Standort der Elektroindustrie (Fujitsu Siemens Computers).
Geografie
Geografische Lage
Sömmerda liegt im Thüringer Becken, an der mittleren Unstrut.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind Griefstedt, Großneuhausen, Großrudestedt, Kleinneuhausen, Kölleda, Schillingstedt, Schloßvippach, Sprötau, Vogelsberg, Weißensee, Werningshausen und Wundersleben.
Stadtgliederung
Ortsteil | Fläche (km²) |
Einwohner |
---|---|---|
Sömmerda | 22,91 | 16.965 |
Frohndorf | 8,20 | 484 |
Leubingen | 14,49 | 954 |
Orlishausen | 10,55 | 730 |
Rohrborn | 3,47 | 145 |
Schallenburg | 6,53 | 380 |
Stödten | (1) | 99 |
Tunzenhausen | 6,69 | 498 |
Wenigensömmern | 7,82 | 316 |
Sömmerda (gesamt) | 80,70 | 20.571 |
(1) in Leubingen enthalten
Stand: 31. Dezember 2006
Geschichte
Sömmerda wurde 876 erstmalig urkundlich erwähnt. Etwa 1350 erhielt der Ort vermutlich das Stadtrecht, was aber nicht eindeutig belegt werden kann. Das 1395 erbaute Erfurter Tor und sechs Stadtmauertürme stellen die ältesten noch erhaltenen Bauwerke der Stadt dar.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) sank die Einwohnerzahl der Stadt auf Grund von militärischen Aktivitäten, Plünderungen und Epidemien stark. Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehörte Sömmerda politisch zu Erfurt und damit zu Kurmainz. Nach der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt stand die Stadt unter napoleonischer Herrschaft, bevor sie 1813/14 wieder zurück an Preußen kam, zu dem sie seit 1802 gehörte. Nach dem Wiener Kongress begann man in Preußen mit der Schaffung von Landkreisen, wodurch die Stadt Sömmerda zum Landkreis Weißensee kam dem sie dann bis 1952 angehörte.
Der in Sömmerda geborene Erfinder des Zündnadelgewehrs Johann Nikolaus von Dreyse gründete 1817 zusammen mit dem Fabrikanten Kronbiegel eine Metallwarenfabrik, die den Beginn der Industrialisierung in der Stadt markiert. 1840 kam es zum Bau einer Gewehrfabrik im Auftrag Dreyses, 1858 folgte die Gründung einer Handstrichziegelei, die sich zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der größten und modernsten Ziegeleien Deutschlands entwickelte. 1874 erhielt Sömmerda Anschluss an das Eisenbahnnetz. 1876 gründete Carl Böttner in Sömmerda eine Brauerei am Stadtring. Auf dem Gelände befand sich bis Anfang der 1970er Jahre noch eine Kartoffelflockenfabrik. Im Jahr 1900 wurde in Sömmerda die Elektrizitäts-Versorgung aufgenommen.
Die Gewehrfabrik wurde 1901 durch die Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik (Rheinmetall) in Düsseldorf übernommen. Die Belegschaft wuchs durch die Rüstungsproduktion während des Ersten Weltkriegs auf 10.000 Beschäftigte an. Nach der Weltwirtschaftskrise erfuhr der mittlerweile mit den Borsig-Werken zur Rheinmetall-Borsig fusionierte Rüstungshersteller in den 1930er Jahren im Zuge der erneuten Aufrüstung einen Aufschwung. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Sömmerda bis zu 14.600 Menschen beschäftigt, davon rund 6.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in zahlreichen Lagern in und um Sömmerda untergebracht wurden. Am 11. April 1945 wurde Sömmerda von US-amerikanischen Truppen besetzt. Kurz darauf wurde Thüringen Teil der sowjetischen Besatzungszone. Die Stadt blieb im Zweiten Weltkrieg weitestgehend unversehrt.
Am 7. Oktober 1949 wurde Sömmerda Teil der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Beschäftigtenzahl der nun Büromaschinen herstellenden Werke stetig, infolgedessen stieg auch die Einwohnerzahl der Stadt stark an. 1989 lag sie bei über 23.500. Nach der Wende wurde sowohl das Büromaschinenwerk als auch die Ziegelproduktion stillgelegt. Aus dem zu DDR-Zeiten gegründeten Elektrotechnik-Kombinat Robotron entwickelte sich das heute bestehende Computerfertigungswerk von Fujitsu-Siemens.
Eingemeindungen
Am 6. Mai 1993 wurde Schallenburg eingemeindet, am 8. März 1994 folgten Frohndorf, Leubingen, Orlishausen,Tunzenhausen und Stödten.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 31. Dezember 1960):
1839 bis 1950
|
1960 bis 1997
|
1998 bis 2004
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2005 bis 2006
|
- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
1 29. Oktober
2 31. August
Politik
Stadtrat
Der Rat hat 30 Sitze und eine Stimme des Bürgermeisters Kraft seines Amtes.
- CDU 9 Sitze
- SPD 2 Sitze
- SWG 2 Sitze
- BIS 2 Sitze
- Linkspartei 15 Sitze
Bürgermeister
Bei der Kommunalwahl 2006 ist der hauptamtliche Bürgermeister Hans-Wolfgang Flögel (Linkspartei) mit einem Anteil von 76,1% der Stimmen gewählt worden.
Wappen

Das Stadtwappen zeigt einen quergeteilten Schild, im oberen Feld auf silbernem Grund ein schwarzer rotbezungter rechts blickender Adler, im unteren Feld auf rotem Grund ein sechsspeichiges silbernes Rad.
Bedeutung: Der Adler steht für das Königreich Preußen. Das Rad, welches das Erfurter Wappen zeigt, deutet auf die wechselvolle Geschichte Sömmerdas, da die Stadt mehrfach im Besitz der Stadt Erfurt war.
Städtepartnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Um 1368 Errichtung einer Ortsbefestigung bezeichnet als „mitliln Tor“. Ein Stadttor (Erfurter Tor von 1395) und sechs Stadtmauertürme sind heute noch erhalten. Das älteste Tor, welches nicht mehr erhalten ist, datiert aus dem Jahre 1389 und wurde als „Wenigensömmersches Tor“ bezeichnet. Die komplette Stadtmauer (1.300 m lang, 4 m hoch und 0,85 m dick) gab es erst im 16. Jahrhundert mit 5 Toren und einer „Werrchenpforte“, einem einflügeligen Tor, während die anderen als Torhaus gebaut wurden.
Parks
- Stadtpark
- Martinipark
- Kulturpark "Grünes Klassenzimmer"
Regelmäßige Veranstaltungen
- Frühlingsfest
- Parkfest, Stadtfest in der Festwoche (Juni)
- Sömmerdaer Rafting auf dem Unstrut-Wildwasserkanal (September): Seit 1992 entwickelte sich das von der Lokalredaktion der "Thüringer Allgemeinen" und dem Kanu-Club Sömmerda auf dem Wildwasserkanal veranstaltete Rafting zu einer begehrten Veranstaltung mit ständig steigender Teilnehmerzahl.
- Sömmerdaer Kulturtage
Wirtschaft und Infrastruktur
Der wichtigste Wirtschaftszweig Sömmerdas ist die Elektroindustrie. Hier besteht ein Werk zur Herstellung von Computerteilen der Firma Fujitsu-Siemens. Außerdem gibt es verschiedene Unternehmen, die landwirtschaftliche Produkte aus der Umgebung verarbeiten.
Verkehr
Sömmerda liegt an der B 176, die Straußfurt im Westen mit Kölleda im Osten verbindet. Sömmerda ist derzeit noch Endpunkt eines Autobahnabschnitts der A 71, der im südlichen Verlauf über Erfurt und den Thüringer Wald bis nach Schweinfurt führt. Wenn diese Autobahn Richtung Norden fertiggestellt sein wird, wird sie die Stadt an den Raum Halle anbinden.
Seinen Bahnanschluss erhielt Sömmerda 1881 an der Bahnstrecke Erfurt-Sangerhausen, die heute elektrifiziert ist. Per RegionalExpress besteht Anschluss nach Erfurt und Magdeburg. Eine zweite Eisenbahnstrecke durch Sömmerda ist die im Jahre 1874 eröffnete Pfefferminzbahn, die im Westen nach Straußfurt, im Osten nach Kölleda, Großheringen und Naumburg führt. Am Kreuzungspunkt der beiden Strecken liegt der Bahnhof Sömmerda, welcher der einzige Turmbahnhof Thüringens ist.
Öffentliche Einrichtungen
- DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Thüringen Brandenburg mbH DRK Krankenhaus Sömmerda
- Kreishandwerkerschaft
- Landratsamt
- Landwirtschaftsamt
Bildung
- Staatliche Grundschule "A. Diesterweg"
- Staatliche Grundschule "Lindenschule"
- Staatliche Regelschule "A. Einstein"
- Staatliche Regelschule "Ch. G. Salzmann"
- Staatliches Gymnasium "A. Schweitzer"
- Staatlich anerkannte Förderschule "Finneck-Schule"
- Förderzentrum "Rothenbachschule"
- Staatliche Berufsbildende Schule Sömmerda
- Kreisvolkshochschule Sömmerda
- Städtische Musikschule "Wilhelm Buchbinder"
- Thüringer Ludothek Sömmerda
- BBZ Sömmerda gGmbH
Persönlichkeiten
- Johann Nikolaus von Dreyse; * 20. November 1789 (1787 lt. den Faltblättern über Söm) in Sömmerda; † 9. Dezember 1867 ebenda - Konstrukteur, Erfinder und Unternehmer
- Thomas Linke; * 26. Dezember 1969 in Sömmerda - Fußballspieler
- Arnold Rudolf Paulssen, * 25. November 1864 in Sömmerda - liberaler Politiker, erster leitender Staatsminister des Landes Thüringen
- Christian Gotthilf Salzmann; * 1. Juni 1744 in Sömmerda; † 31. Oktober 1811 in Schnepfenthal - evangelischer Pfarrer und Pädagoge
- Carl Schleusing; * 21. November 1865 in Sömmerda; Kunstmaler
Sonstiges
Mundart
Sömmerda liegt im Verbreitungsbereich der zentralthüringischen Mundart, die zu den thüringisch-obersächsischen Mundarten zählt.
Literatur
- Dietrich Wolf: Sömmerda gestern - heute, 1994, 96 Seiten, Günter Hartmann, ISBN 3-980-39310-0
- Bärbel Albold: Sömmerda. Kleinstadt und Industriestandort, 1998, 128 Seiten, Sutton Verlag, ISBN 3-897-02068-8
- Günter Fromm: Der Eisenbahnknoten Sömmerda und seine Strecken, 1999, 200 Seiten, H. Rockstuhl, ISBN 3-932-55459-0