Die Waltons
Die Waltons (The Waltons) ist eine US-amerikanische Familienserie, welche das einfache, schwere Leben einer Großfamilie zur Zeit der Weltwirtschaftskrise behandelt. Die Serie lief von 1972-1981 mit insgesamt 221 Folgen, viele davon auch im deutschen Fernsehen, zunächst im ZDF, seit Ende der 80er Jahre auch bei SAT 1, mittlerweile bei Kabel 1.
Die Handlung
Die Waltons sind eine kinderreiche Familie in den 1930ern und 40ern. Zusammen mit seiner Frau, seinen sieben Kindern und seinen Eltern lebt John Walton (Ralph Waite) in einem großen Haus auf seinem Waldgrundstück in Walton's Mountain in den Blue Ridge Mountains in Virginia. Sowohl der Distrikt „Jefferson County“ als auch „Walton's Mountain“ sind fiktive Schauplätze. Nach Angaben des Autors und Produzenten Earl Hamner jr. basieren jedoch beide auf seiner Heimatstadt bzw. -bezirk (er stammt aus Schuyler, Albemarle County, welches südlich von Charlottesville (Virginia) gelegen ist). Außerdem spielen in der Serie auch viele reale Orte, vor allem in Virginia, eine Rolle.
Die Waltons betreiben eine Sägemühle, auf welcher eine Hypothek lastet. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise sind die Waltons notorisch verschuldet und können sich keine „teuren Sachen“ leisten; Familienzusammenhalt ist für sie stets wichtiger als Geld. Dennoch gehen die Waltons-Frauen keinem Beruf nach. Während die Männer durch harte, körperliche Arbeit für den Unterhalt der Familie sorgen, bleiben die Frauen im Haus und bereiten für die Männer das Essen zu.
Konflikte ergeben sich zumeist nur von außen, wenn ein Familienmitglied das Grundstück verlässt oder ein Fremder einen „bedrohlichen“ Einfluss (üblicherweise etwas, das die Familie finanziell in Bedrängnis bringt) von außen mitbringt oder wenn es sich um Menschen mit einer anderen Lebensweise handelt, wie Artisten, Schauspieler oder Zigeuner.
Die Geschichten werden aus der Sicht des ältesten Sohnes der Familie, John-Boy Walton (Richard Thomas), geschildert, der Schriftsteller werden will und sich nach dem College auch diesen Traum erfüllt. Das Leben der Waltons wird von ihm in einem Tagebuch festgehalten, welches er in seiner Dachkammer schreibt. Jede Episode endet damit, dass in dem dunklen Haus die Lichter ausgehen, und ein kurzer Gute-Nacht-Dialog zwischen Familienmitgliedern geführt wird. Das Gute Nacht, John-Boy. - Gute Nacht, Elizabeth ist zwar legendär, aber nicht wirklich oft zu hören.
Die Figuren
John-Boy Walton
John-Boy, gespielt von Richard Thomas und später von Robert Wightman, ist die Hauptfigur der Serie. Er führt Tagebuch über seine Familie und ist ein ambitionierter Jung-Schriftsteller, der Mädchen gegenüber eher schüchtern ist. Später besucht er das Boatright College in Charlottesville und wird Journalist. Zeitweise lebt er in New York.
John Walton
John-Boys Vater wird gespielt von Ralph Waite, er ist der Eigentümer einer Sägemühle und arbeitet unermüdlich, manchmal bis zum Zusammenbruch, um seine Familie über Wasser zu halten und die Schulden abzuzahlen.
Olivia Walton
Die Mutter Olivia Walton wird gespielt von Michael Learned. Sie ist sozusagen das Gewissen der Familie. In Fragen der Moral ist sie sehr streng, vor allem ist sie strikt gegen jede Form von Alkohol und eine regelmäßige Kirchengängerin. Als Kind hatte sie es geschafft, erfolgreich die Kinderlähmung zu besiegen. Diese Erfahrung verwendet sie häufig zur Motivation niedergeschlagener Familienmitglieder. Sie hat ein gutes Herz, liebt ihre Familie und ist ausgesprochen hilfsbereit. Später ist sie ein wenig aus der Familienidylle ausgebrochen, hat einen Malkurs belegt und schließlich auch den Führerschein gemacht.
Samuel Walton (Zebulon Walton)
Will Geer spielt John-Boys Großvater. Er arbeitet in der Sägemühle mit und mag Fischen und Jagen. Besonders gerne geht er den Baldwin-Schwestern zur Hand, da er von ihnen zur Belohnung seiner Arbeit etwas von deren Vaters "Rezept" (selbstgebrannter Whiskey) bekommt. Er stirbt im Sommer 1941 und wird von seiner Familie sehr betrauert. Im Original heißt er Zebulon „Zeb“ Walton, aber in der deutschen Version wurde das zu Sam(uel) umgeändert, da wohl die Synchronredaktion der Meinung war, dass Zeb zu sehr nach dem klischeehaften „Sepp“ klinge. Er war ein ganz reizender alter Mann und ein Großvater von der Art, wie ihn sich viele große und kleine Kinder wünschen.
Esther Walton
Ellen Corby spielt Sams Frau. Sie ist genauso sittenstreng wie ihre Schwiegertochter Olivia, muss für einige Zeit ins Krankenhaus und kommt schließlich von einem Schlaganfall gezeichnet wieder zurück. Sie spielt dann noch in einer einzigen Folge mit Will Geer zusammen, bevor dieser stirbt.
Jason Walton
John-Boys jüngerer Bruder wird gespielt von Jon Walmsley. Er ist mit Leib und Seele Musiker und spielt zum Leidwesen seiner Mutter für einige Zeit in einem „verrufenen“ Lokal.
Mary-Ellen Walton Willard
Mary-Ellen, gespielt von Judy Norton-Taylor, ist John-Boys älteste Schwester. Sie hat einen Hang zur Unabhängigkeit und bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten. Sie ist das erste Walton-Kind, das heiratet, nämlich Dr. med. Curtis Willard. Später studiert sie selbst auch Medizin. Lange Zeit dachte die Familie, Curtis sei 1941 beim Bombenangriff der Japaner auf Pearl Harbor ums Leben gekommen, doch er traut sich nicht mehr nach Hause, weil er Angst hat, er könnte Mary-Ellen mit seinen Kriegsschädigungen verletzen. Curtis und Mary-Ellen haben einen Sohn, John Curtis Willard.
Ben Walton
Ben, gespielt von Eric Scott, ist der dritte Sohn von Olivia und John. Er weiß nicht so recht, wohin er gehört. Er ist handwerklich begabt und übernimmt später (in den Nachfolgefilmen zur Serie) die Sägemühle, da seine beiden älteren Brüder eine andere Karriere machen. Er ist der Zweite in der Familie, der heiratet, und zwar Cindy, welche in der Hochzeitsfolge Unterstützung von Großmutter Esther bekommt, um sich gegen ihren Mann durchzusetzen. Cindy und Ben Walton bekommen eine Tochter namens Virginia.
Erin Walton
Erin Walton, gespielt von Mary Elizabeth McDonough, ist die zweite Schwester von John-Boy. Sie ist zurückhaltender als Mary-Ellen und versucht, diese manchmal von unüberlegten Handlungen abzubringen. Im Zweiten Weltkrieg wird ein Foto von ihr in knappen Shorts zu einem Pin-Up-Bild bei Soldaten, was vor allem ihre Mutter nicht gut heißt. Sie verliebt sich in einen der Soldaten, der jedoch im Krieg ums Leben kommt.
Jim-Bob Walton
Der jüngste Sohn Jim-Bob wird gespielt von David W. Harper. Er ist eher still, aber handwerklich sehr begabt. Er baut sich selbst ein Auto und wird später Flugzeugmechaniker.
Elizabeth Walton
Die jüngste Schwester wird gespielt von Kami Cotler und gehorcht ihren Eltern nicht immer, was sie manchmal in Schwierigkeiten bringt. So steigt sie einmal auf einen Stapel Baumstämme, der ins Rutschen kommt und sie teilweise unter sich begräbt. Und schon in der ersten Folge schließt sie sich versehentlich in einer Kiste ein.
Ike Godsey
Ike Godsey, gespielt von Joe Conley, ist der Krämer und Posthalter am Ort. Er ist sozusagen die örtliche Nachrichtenbörse und ein wenig neugierig. Er heiratet eines Tages Cousine Corabeth Walton. Er kommt in große Schwierigkeiten, als er auf Kredit einen großen Posten Kühlschränke kauft, die sich aber als nicht funktionstüchtig erweisen. Selbstverständlich helfen ihm die Waltons aus der Patsche.
Corabeth Walton Godsey
Corabeth, gespielt von Ronnie Claire Edwards, ist eine Cousine von John Walton. Ihr steht immer wieder der Sinn nach höheren Werten. Trotzdem verliebt sie sich in den einfachen Kramladenbesitzer Ike Godsey und heiratet ihn auch. Sie macht häufig Sinnkrisen durch und wird schließlich für eine Weile Alkoholikerin. Später adoptiert sie ein Mädchen, Aimee Louise.
Die Baldwin-Schwestern
Miss Mamie Baldwin, gespielt von Helen Kleeb und Miss Emily Baldwin, gespielt von Mary Jackson, sind zwei ältliche Jungfern, die eine „Medizin“ nach dem Rezept ihres verstorbenen Vaters brauen. Tatsächlich handelt es sich dabei um Whisky, was die beiden Damen aber nicht wissen. Miss Emily weint immer noch ihrem Liebsten Ashley Longworth nach, der von ihrem Vater, Richter Baldwin, aus dem Haus geworfen worden war, als sie noch ein junges Mädchen war.
Weitere Figuren
Weitere Figuren sind u.a. Flossie Brimmer (Nora Marlow), die deutschstämmige Pensionsbesitzerin, Maude Gormley, eine alte Frau, die gern singt und Vögel füttert, der schmuddelige Yancy Tucker, die Lehrerin Rosemary Hunter, die später Reverend Matthew Fordwick (John Ritter) heiratet und John-Boy aufs College vorbereitet, Sheriff Ep Bridges und Verdie Foster, eine Farbige, die mit Rassismus zu kämpfen hat, und die erst als Erwachsene von John-Boy Lesen und Schreiben lernt.
Sonstiges
- Earl Hammner jr. legte seine eigenen Jugenderinnerungen dem Plot zugrunde. Den Ich-Erzähler am Anfang und Ende jeder Episode sprach er in der Originalfassung selbst. Vorab hatte er den Stoff schon 1963 für das Kino produziert: Spencer's Mountain (deutsch: Sommer der Erwartung) mit Henry Fonda, Maureen O'Hara und James MacArthur in den Hauptrollen.
- Die Rolle der Großmutter Esther Walton wurde aus der Serie herausgeschrieben, nachdem Darstellerin Ellen Corby einen Schlaganfall erlitten hatte. Nachdem sie sich davon erholt hatte, konnte sie wieder an der Serie teilnehmen.
- Der Darsteller des Großvaters Samuel Walton, Will Geer, starb nach Beendigung der letzten Folge der 6. Staffel (1977-1978), seine Serienfigur ließ man daraufhin ebenfalls sterben.
- Richard Thomas verließ die Serie nach der letzten Folge der 5. Staffel (1976/77), da er sich zu sehr als John-Boy festgelegt sah und erschien nur ein paar Mal als Gast in den nachfolgenden Sendungen. Er wurde später in dieser Rolle ersetzt durch Robert Wightman (1979 - 1981). In den nachfolgenden TV-Filmen übernahm er allerdings wieder seine Rolle als John-Boy.
- „Walton's Mountain“ wurde auf dem Hintergelände der Warner Brothers Studios in Burbank angelegt. Das Haus wird noch heute als Außenkulisse verwendet, z. B. als „Dragonfly Inn“ für die seit Oktober 2000 laufende Fernsehserie Gilmore Girls.
- In der ersten Folge der Serie (The Foundling), versammelt sich die Familie um ihr neues Radio und hört sich die Edgar Bergen and Charlie McCarthy Show an. Dies war als Verneigung vor Bergen gedacht, der in der Pilotfolge (The Homecoming: A Christmas Story) den ursprünglichen Großvater spielte. Edgar Bergen war ein berühmter Bauchredner, der sich in diesen Shows auch Rededuelle mit dem Komiker W.C. Fields lieferte.
- Die Figur des Vaters John Walton Sr. kam in einer Abstimmung einer amerikanischen Fernsehzeitschrift am 20. Juni 2004 auf Platz 3 bei den „50 besten TV-Vätern aller Zeiten“.
- In der deutschen Version des ZDF wurden die Episoden um je ca. zwei Minuten gekürzt, um die Folgen für das Zeitschema des ZDF passend zu machen. Als die Serie ins Privatfernsehen kam, wurden weitere Minuten weggeschnitten, sowie auch der Abspann. Auf DVD - die 1. Staffel erschien 2004 - wurden die fehlenden Stücke dann wieder eingefügt; die Szenen, die nie synchronisiert worden waren, wurden im Original belassen und mit Untertiteln versehen. In Deutschland sind bisher die ersten vier Staffeln auf DVD erhältlich (Stand Mai 2007).
- Seit 2005 laufen im Radioprogramm von WDR 2 Sketche mit Anklängen an die Waltons. Diese Sketche persiflieren die Armut unter den Gesetzen von Hartz IV in Anwendung auf eine Großfamilie. Ein Sprecher im Off präsentiert mit wohlwollend sonorer Stimme einen Report aus der Zukunft über die finstere Vergangenheit des Jahres 2005 bei den "Waltons", die in "Hartzens Mountain" wohnen. Markante Personen sind der Großvater, die kleine Elizabeth sowie "Jim Bob", "Bob Jim", "Wischmop", "Kein-Bock-auf'n Job" und "Doppelkopp" als Variationen der Originalnamen. Stets geht es darum, aufgrund der sozialen Krise arm zu sein und sich dennoch zwanghaft in der Großfamilie glücklich zu wähnen.
- Der Abspann der Serie, indem im dunklen die Fensterfront des Hauses gezeigt wird und das 'Gute-Nacht-Sagen' einzelnder Familienmitglieder zu hören ist ("Gute Nacht, John-Boy"), gilt als klassisch und wurde mehrfach zitiert und parodiert, beispielsweise in Freitag Nacht News bei RTL.
- Die markante Titelmusik stammt vom Filmkomponisten Jerry Goldsmith, dessen Soundtrack zu Das Omen mit einem Oscar prämiert wurde und der im Jahre 2004 verstarb.