Mittelalter-Rock

Mittelalter-Rock bzw. Mittelalter-Metal (oder engl. Medieval Musik der Mittelalterszene. Hier werden moderne, historisch inspirierte Instrumente wie beispielsweise Sackpfeife, Harfe, Drehleier, Schalmei, Blockflöte, und/oder mittelalterliche Texte mit Elementen moderner Rock- und Metal-Musik wie E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug oder Elektronik verbunden.
Rock, wörtlich übersetzt mittelalterlicher Rock), kurz MA-Rock, ist verwandt mit derMit der Zeit arbeiteten immer mehr Bands daran, ihre mittelalterliche Musik mit Rock oder Metal zu verbinden. Größere Bekanntheit bei einem breiteren Publikum fand der Mittelalter-Rock, als Ritchie Blackmore – bekannt geworden als Gitarrist von Deep Purple – mit seiner Lebensgefährtin Candice Night die Gruppe Blackmore’s Night gründete.
Einige dieser Gruppen betrieben den Mittelalter-Rock nur als Projekt (beispielsweise die Corvus-Corax-Besetzung mit Tanzwut) neben ihrer ursprünglichen Mittelaltermusik, andere haben ihren Musikstil zeitweise geändert.
Besetzung
Die meisten MA-Rockbands sind relativ groß, da sie im Wesentlichen aus einer vollwertigen Rockband und zusätzlich einer typischen Mittelalterbesetzung bestehen. Üblich ist also:
- Gesang (Leadsänger, ohne zusätzliches Instrument oder zusätzlich mit Blasinstrument wie Schalmei oder Blockflöte)
- Sackpfeifen (i.d.R. zwei, teilweise auch mehr)
- Leadgitarre
- Rhythmusgitarre
- E-Bass
- Percussion (teils klassisches Schlagzeug, teils (pseudo-)mittelalterliches Schlagwerk)
- weitere altertümliche Instrumente, oft im Wechsel
Somit sind Besetzungen von 6-8 Mann auf der Bühne keine Seltenheit. Die Abwechslung zwischen verschiedenen Instrumenten auch während einzelner Lieder ist dabei ebenfalls typisch für dieses Genre.
Geschichte
Ursprünglich wurden in erster Linie mittelalterliche bzw. traditionelle Stücke durch rockige Elemente "aufgepeppt". Geschah dies bei Ougenweide in den 1970ern noch in nach heutigen Maßstäben sehr verhaltenem Maße, oft beschränkt auf einzelne Riffs und wenige altertümliche Instrumente wie Blockflöte und Krummhorn, wurde die Gangart in den 1990ern um einiges härter.
Schon ab 1991 wurden den Inchtabokatables mittelalterliche Attribute zugeschrieben, was jedoch mehr in der Biographie einiger Mitglieder als in der Musik selbst begründet ist. Lediglich bei einem (namenlosen) Lied von 1994 fand die Melodie des Palestinaliedes von Walther von der Vogelweide Verwendung.
Ab ca. 1994 verwendete Subway to Sally mittelalterliche Elemente, z.B. eine Sopranschalmei in der Instrumentierung, und adaptierte Texte z.B. von François Villon; gepaart mit relativ hartem Alternative-Rock. Dazu kamen allerdings eher dem Folkrock zuzuordnende Elemente wie Violine, akustische Gitarre und Great Highland Bagpipe in der Instrumentierung. Dieser Stil unterscheidet sich noch deutlich von dem, was heute gemeinhin als Mittelalter-Rock anerkannt ist.
Später kreierte In Extremo als eines der ersten modernen Projekte mit "Ai Vis Lo Lop" (VÖ 1997) einen Stil, bei dem mittelalterliche und rockige Elemente gleichberechtigt nebeneinander standen. Dabei wurde jedoch der Text bis zur Unkenntlichkeit verschliffen (es handelt sich im Original um das bretonische Lied "La Jument de Michao", das mit den Worten "J'ai vu le loup" beginnt), was ebenfalls keine Seltenheit bleiben sollte.
Etwa gleichzeitig mit In Extremo begann auch Corvus Corax mit entsprechenden Versuchen, die sich dann zum stark elektronisch beeinflussten Projekt Tanzwut manifestierten. An den frühen Projekten waren übrigens Musiker beider Bands gemeinsam beteiligt, wodurch die in der Szene übliche Frage, wer zuerst da war, hinreichend geklärt sein dürfte.
Bereits nach relativ kurzer Zeit erweiterte sich das Spektrum zu einer bis heute gültigen Dichotomie: einerseits wird nach wie vor "mittelalterliches" Liedgut, von altrömischen Trinkliedern bis zu Villon adapatiert, andererseits werden vermehrt Eigenkompositionen realisiert, die keinerlei mittelalterlichen Anspruch mehr erheben, und textlich und stilistisch eher an die Neue Deutsche Härte erinnern. Als Sonderfall seien auch noch entsprechende Cover bekannter Rocksongs genannt, z.B. "This Corrosion" (The Sisters of Mercy) von In Extremo, "Eisenmann" (orig. "Iron Man", Black Sabbath) von Tanzwut oder "God Gave Rock'n'Roll to You" (Argent/KISS) von Saltatio Mortis.
Im Übrigen ist diese Form des Mittelalter-Rock eine typisch deutsche Erscheinung. Außerhalb Deutschlands gibt es nur sehr wenige Bands, die einen ähnlichen Stil pflegen. Diese entspringen auch meistens eher dem Folk-Rock an Stelle der mittelalterlichen Musik und kommen meist ohne den bei deutschen Bands nicht wegzudenkenden Dudelsack aus.
Vertreter
Zu den bekannteren aktuellen Vertretern des Genres in Deutschland gehören: