Kreuz (Heraldik)
Das Kreuz kommt in zwei grundsätzlich unterschiedlichen Formen in der Wappenkunde (Heraldik) zur Anwendung. Einmal ist es ein Heroldsbild und das andere Mal eine gemeine Figur. In beiden Gruppen ist die Vielfalt sehr hoch.
Kreuz als Heroldsbild
Als Ausgang gilt für diese Gruppe das gemeine Kreuz. Es entsteht, wenn ein mittiger Pfahl und ein ebensolcher Balken sich ohne Trennlinie in gleicher Farbe unter einem rechten Winkel kreuzen. Die 4 Arme des Kreuzes müssen vereinbarungsgemäß "Heroldsbild" den Wappenrand berühren. Alle weiteren Formen leiten sich ab. Dabei können die Kreuzarme alle bekannten Schnittformen annehmen, nur die Enden der Arme sind zwangsläufig nicht veränderbar. Viele Kreuze aus dem gemeinen Kreuz werden nach dem Wappenschnitt (Astschnitt, Wolkenschnitt, Zinnenschnitt) und der auf ihnen dargestellten Heroldsbildern (geschacht, gerautet, geschliffen, quadriert, facettiert, geviert, durchbohrt, bordiert, belegt und geständert) bezeichnet.
Beispiele
- Andreaskreuz: auch Schrägkreuz, auch Schragen: Das Kreuz liegt um 45 Grad gedreht im Wappen.
- Deichsel: Gabelkreuz, Schächerkreuz
- Göpel oder Deichselkreuz: Das Kreuz hat die Form eines Ypsilons
- Stabkreuz: das gemeine Kreuz hat nur die halbe Konturenbreite
- Hochkreuz: aus mittigen Pfahl und in Richtung oberen Schildrand verschobenen Balken
- gespaltenes (Pfahl) und geteiltes(Balken) Kreuz: die Farbe in jeder Hälfte ist verschieden. Wird das Kreuz schräggelegt, beschreibt (blasoniert) man gespaltenes oder geteiltes Schragenkreuz
- senkrecht getrenntes und waagerecht geteiltes Kreuz: Die Trennung erfolgt durch einen andersfarbigen Faden. Treten in einem Bild beide Trennungen gleichzeitig auf, wird diese Figur Gammadium genannt.
- nimbiertes und quadriertes Kreuz: Um den Kreuzmittelpunkt ist ein Kreis oder ein Quadrat gezogen
- ausgebrochenes und durchbohrtes Kreuz: gemeines Kreuz mit quadratischen oder runden Durchbruch
- Tatzenkreuz: Form der Arme sind an den Enden ausgezogen, bzw. verbreitert.
- Taukreuz: Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz. Aus mittigen Pfahl und Schildhaupt gebildet
- Fadenkreuz: schmaler Pfahl und Balken bilden ein gemeines Kreuz. Sind mehrere Fäden (dünne schmale Pfähle oder Balken) parallel, so ist ihre Anzahl für die Bezeichnung wichtig: Zwillingsfaden-, Drillingsfadenkreuz. Werden die Fäden geflochten, entsteht ein Gitterkreuz
Kreuz als gemeine Figur
Im Wappenschild/Feld oder auch als Prachtstück hat das Kreuz wesentlich die Heraldik beeinflusst. Während in der vorgenannten Gruppe das Kreuz zur Wappenteilung diente, ist es als gemeine Figur wie andere Figuren zu handhaben. Die vielfältigsten Formen sind in den Wappen zu finden: Sie drücken oft die Religiosität oder Ordens- und Kirchenzugehörigkeit des Wappenträgers aus. Schwierig sind die verschiedenen Bezeichnungen für die gleiche Kreuzform zuzuordnen. Die Eindeutigkeit der Wappenbeschreibung ist maßgebend. Die Kreuze können schwebend, durchbohrt, umgeben, gehalten von einer tierischen oder menschlichen Figur oder auch mit Dingen (Rosen, Lilien, Herzen ...) belegt sein. Hüte, Kronen können über dem Kreuz schweben oder am Arm aufgehängt sein. Für kirchliche Würdenträger sind hinter dem Wappen gestellte Kreuze selbstverständlich. In der umfangreichen kirchlichen Heraldik haben sich im laufe der Jahrhunderte für jede Stufe der Kirchenwürde Regeln herausgebildet.
Beispiele
- Abgekürztes Kreuz: griechisches Kreuz
- Absatzkreuz: Schwellenkreuz
- Achtspitzige Kreuz: Malteserkreuz
- Ägyptisches Henkelkreuz: Antoniuskreuz
- Ägyptisches Kreuz : Antoniuskreuz, Taukreuz, alttestamentliches Kreuz
- Alpfuß, Alpkreuz: Pentalpha
- Andreaskreuz: auch Schrägkreuz, Schragen, sizilianisches Kreuz
- Ankerkettenkreuz: Zwei Ketten bilden ein Kreuz
- Ankerkreuz: auch Totzenkreuz. Die Kreuzarme sind mit auseinandergehenden Spitzen dargestellt
- Apfelkreuz: auch Kugelkreuz. Die Kreuzarme sind mit kleinen Kugeln( Äpfel) bestückt
- Astkreuz: die Kreuzarme sind mit natürlichen Ästen, aus knorrigen Baumstämmen waagerecht/senkrecht, dargestellt
- Balkenkreuz: gemeines Kreuz
- Ballenkreuz: Kugelkreuz
- Blumenkreuz
- Burgunderkreuz: Astkreuz liegt als Andreaskreuz
- Byzantinisches Kreuz: auch Stufenkreuz, lateinisches Kreuz mit Stufenunterlage
- Calvariuskreuz: Passionskreuz
- Christusordenskreuz: Krückenkreuz, Krukenkreuz, Prankenkreuz
- Deichsel: Gabelkreuz, Schächerkreuz
- Doppelkreuz: Patriarchenkreuz, ungarisches Kreuz auch Radkreuz, aus dem griechischen und Andreaskreuz gebildet. 8 Schenkel mit einem Ring, sogen. Glorienschein (Wappen von Mainz)
- Drillingsfadenkreuz: aus Fäden gebildete gemeine Kreuz
- Drudenkreuz: Pentalpha
- Durchgehendes Kreuz
- Fadenkreuz: Arme sind schmal, gemeines Kreuz
- Fensterkreuz: Viereck mit 4 quadratischen Durchbrüchen, im Quadrat liegt ein gemeines Kreuz
- Flechtkreuz: gemeines Kreuz aus dünnen Fäden, die als geflochten erscheinen
- Gabelkreuz, Schächerkreuz: Deichsel
- Gemeines Kreuz: Balkenkreuz
- Göpel: Das Kreuz hat die Form eines Ypsilons, ist aber gestürzt
- Griechisches Kreuz: weißes Kreuz in Blau (Griechenlands Fahne)
- Griechisches oder schwebendes Kreuz
- Henkelkreuz: altägyptisches
- Hochkreuz: aus mittigen Pfahl und in Richtung oberen Schildrand verschobenen Balken
- Hochmeisterkreuz: Deutschmeisterkreuz. Silbernes Stabkreuz mit goldenen Lilienenden und einem Adlerschild gold/schwarz
- Jakobskreuz: fußgespitztes Lilienkreuz als Ordenszeichen vom Heiligen Jakob
- Jerusalemkreuz: 5 Kreuze erinnern an die 5 Wunden Christi
- Jochkreuz: gemeines Kreuz mit runden Einschnitten
- Kardinalskreuz: Patriarchenkreuz
- Kleeblattkreuz: Dreiblattkreuz, Lazaruskreuz, St. Tomaskreuz
- Knotenkreuz: Schragen sind durch ein Viereck geflochten
- Krückenkreuz: mit vier kleinen Kreuzen bewinkelt
- lateinisches Kreuz: Passionskreuz
- Lilienendenkreuz
- Lilienkreuz
- Lothringisches Kreuz: Kreuz mit zwei Querarme
- Malteserkreuz: Johanniterkreuz
- Mauerankerkreuz
- Mühlkreuz: Ankerkreuz, gemeines Kreuz mit Widerhaken an den Armen (Pyrmont)
- Papstkreuz: Päpstliches Kreuz, drei nach oben kürzer werdende Arme in Fadenstärke
- Passionskreuz: Hochkreuz, lateinisches Kreuz
- Patrickskreuz: Symbol des St Patrick rotes Andreaskreuz auf weiß
- Peterskreuz: Petruskreuz, gestürztes Hochkreuz
- Pilgerkreuz: Kugelstabkreuz
- Prozessionskreuz: bei Wallfahrten getragenes Kreuz mit Kleeblattenden
- Questenkreuz: gemeines Kreuz mit um die Mitte gelegten Ring gleicher Farbe
- Radkreuz ist ein Doppelkreuz, aus dem griechischen und Andreaskreuz gebildet. 8 Schenkel mit einem Ring, sogen. Glorienschein (Wappen von Mainz)
- Radkreuz: Sühnekreuz Kreuz mit Ring, Mainzer Rad
- Ringkreuz: gemeines Kreuz an den Armenden sind Ringe
- Schächerkreuz: Deichsel oder Gabelkreuz
- Schachkreuz: gemeines Kreuz mit einem Schachmuster
- Schragen: Andreaskreuz
- Schrägfadenkreuz: Arme sind schmal, gemeines Kreuz, liegt als Schragen
- Schwebendes Kreuz: griechisches Kreuz
- St Thomas Kreuz: Kleeblattkreuz
- Stechkreuz:
- Stufenkreuz: byzantinisches Kreuz
- Tatzenkreuz:
- Taukreuz: Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz
- Totzenkreuz : Ankerkreuz
- Volkskreuz: im runden Feld ein gemeines Kreuz. (Italien)
- Weckenkreuz:
- Wiederkreuz: gemeines Kreuz mit nochmaligen Armen an den Armen
- Zwillingsfadenkreuz: Kreuz aus jeweils zwei parallelen Fäden
Literatur
Das große Buch der Wappenkunst, Walter Leonhard, Augsburg 1978
Weblink
siehe auch Kreuz