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Reutte

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Vorlage:Infobox Ort in Österreich

Reutte ist eine Marktgemeinde im Tiroler Außerfern und Hauptort des Tiroler Bezirks Reutte. Reutte liegt in einem Becken welches in die Allgäuer Voralpenregion mündet. Der Fluss Lech, einer der letzten Naturflüsse Europas, an den Reutte grenzt hat die Region nachhaltig beeinflusst (vgl. Wirtschaft). Der Ort ist ein Verwaltungs- und Schulzentrum und beherbergt unter anderem die Bezirkshauptmannschaft und das Bezirkskrankenhaus.


Wappen Das Reuttener Wappen, die drei Tannen auf den drei Hügeln, stehen für den Waldreichtum der Region und dem Ursprung des Namens Reutte der sich von "Roden" abgeleitet hat. Die drei Hügel stehen für die Landschaft und die rot-weiß-roten Streifen, zeigen die Zugehörigkeit zu Tirol und Österreich.


Marktgemeinde Am 5. Juni 1489 wird Reutte von Erzherzog Sigmund "der Münzreiche" zum Markt erhoben. Die Marktprivilegien wurden von Kaiser Maximilian bestätigt und erweitert. Lipp (1994) (siehe Quellen)

Das traditionelle Reuttener Markfest findet alljährlich am ersten Samstag im August statt, und erfreut sich großer Beliebtheit.

Statistik- Geografie

Der Markt Reutte ist der kleinste Bezirkshauptort im Bundesland Tirol (ca. 6000). Der Bezirk Reutte ist der nach Einwohnern kleinste Bezirk in Tirol (ca. 30.000). Durch den Fernpass ist die Verkehrsanbindung mit dem restlichen Tirol erschwert. Seit dem EU Beitritt Österreichs im Jahre 1996, eröffnen sich für Reutte daher neue Möglichkeiten zu grenzüberschreitenden Kooperationen in allen gesellschaftlichen Bereichen mit dem benachtbarten Allgäu.

Reutte ist Teil der uralten europäischen Straße Via Claudia Augusta von Italien nach Deutschland. Auch die Tiroler Salzstraße führte von Hall über das Außerfern bis an den Bodensee. Der erste transeuropäische Postweg von Innsbruck nach Brüssel dürfte auch über Reutte erfolgt sein.

Nachbargemeinden und Partnerstadt

Reutte grenzt an folgende Gemeinden und Gebiete: Berwang, Breitenwang, Ehenbichl, Forchach, Heiterwang, Höfen, Lechaschau, Lermoos, Namlos, Pflach, Stanzach, Weißenbach am Lech, Wängle.

in Deutschland: Ettaler Forst (Gemeindefreies Gebiet), Halblech, Garmisch-Partenkirchen, Schwangau.

Unmittelbare Nachbargemeinden sind Breitenwang, Ehenbichl, Lechaschau und Pflach.

Reutte ist praktisch mit dem Ort Lechaschau jenseits des Lech und dem Nachbarorten Breitenwang und Ehenbichl zusammengewachsen.

Einzige Partnerstadt von Reutte ist seit 1991 Esashi / Iwate in Japan.

Klima

Der kalte Nordwind der in das Reuttener Becken einströmt und die im Tiroler Vergleich relativ hohen Niederschlagsmengen haben Reutte klimatisch fest im Griff. Trotzdem können die Sommer heiß sein und die vielen Badeseen werden gern und oft benutzt. Die Winter sind voll Sonnenschein und machen den Bezirk Reutte zu einem beliebten und schneesicheren Wintersportgebiet. Temperaturen: Jahresmitteltemperatur 6,4 Grad C wärmster Monat: Juli 16,2 Grad C kältester Monat: Jänner - 3,9 Grad C

Geschichte

Am Plansee befand sich während der Zeit des Nationalsozialismus von Herbst 1944 bis zum Kriegsende 1945 ein Außenlager des Konzentrationslager Dachau und nicht wie anzunehmen wäre ein Außenlager des Konzentrationslager Mauthausen.

Die Amerikanischen Befreier erobern Ende April 1945 in Nordtirol auch über den Übergang Vils- Reutte die vermeintliche Alpenfestung der Nationalsozialisten. Die 44. Infanteriedivision wurde hierbei von der 10. Panzer-Division unterstützt.

Fremdenverkehr

Die landschaftliche Schönheit des Reuttener Beckens mit seinen vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, vor allem im Bereich des Sportes führt viele Touristen in den Bezirk. Reutte ist zweisaisonaler Fremdenverkehrsort mit Schwerpunkt im Sommertourismus. Die für den regionalen Wintersport bedeutenden Reuttener Bergbahnen befinden sich im nahe gelegenen Ort Höfen (Tirol) . Pensionen und Privatzimmer sind im Markt und im Bezirk Reutte weit verbreitet, und sichern vielen Reuttenern ein Zusatzeinkommen. Campingplätze gibt es in Reutte im Ort sowie zwei am Plansee. Der Plansee wird im Winter auch zum Eislaufen genutzt und ist auch ein Ausweichquartier für regionale holländische Eislaufmeisterschaften. Der idyllische Urisee wurde von der Gemeinde Reutte angekauft und ist seither ein kostenloser Badesee für die Bevölkerung.

Die Deutsche Tranisstrecke mit der Autobahn A 7 von Hamburg nach Füssen, wird an Reutte über eine Umfahrungsschnellstraße vorbeigeführt, und mündet in die Transitroute über den Fernpass B179 ein. Auf der Höhe des Urisee befindet sich ein Raststätte mit Blick über den Talkessel von Reutte.

Öffentlicher Verkehr

Reutte ist durch eine Regionalbahnstrecke (Außerfernbahn) und der Mittenwaldbahn der ÖBB mit dem Inntal im Süden und dem Allgäu im Norden verbunden. Die Strecke wird von der Deutsche Bahn AG (DB) bewirtschaftet. Eine Linie des österreichischen Postbus Unternehmens verkehrt zwischen Reutte und Innsbruck. Innerhalb des Bezirkes verkehren vor allem Postbusse und einige wenige private Busunternehmen.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten sind die Häuser mit Fassadenmalereien im Zentrum von Johann Jakob Zeiller. Die Fassadenfronten im Reuttener Ortsteil Obermarkt bilden keine einheitliche Front, sondern stehen einzeln, schräg zur Straße, was eine regionale Besonderheit darstellt.

Die Ruine der Burg Ehrenberg (im 17. Jahrhundert Ausbau zur weitläufigsten Festung des Landes) und verschiedene Seen in der Umgebung (Urisee und Frauensee, Plansee der mit dem Heiterwanger See verbunden ist und von Passagierschiffen befahren wird.

Kultur

  • Das Museum im Grünen Haus beherbergt das örtliche und regionale Museum.
  • Der Reuttener Kulturherbst ist mit seinen Veranstaltungen der alljährlicher Höhepunkt der Reuttener alternativen Kulturszene.
  • Die Reuttener Ritterspiele bei der Burgruine Ehrenberg ziehen jährlich mehrere Tausend Touristen und Zuschauer an.
  • Der Art Club Reutte organisiert seit 2004 kulturelle Veranstaltungen.
  • Integrationsfest Reutte, der alljährliche Höhepunkt der interkulturellen Aktivitäten im Außerfern.

Wirtschaft

Reutte ist ein starker Wirtschaftsstandort, der die Region seit Jahrzehnten zum Bezirk mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Tirol gemacht. Dies wurde auch erneut im Mai 2007 in einer Studie, die von der Tiroler Tageszeitung veröffentlicht wurde bestätigt.

Die meisten Beschäftigten sind im Dienstleistungssektor tätig, daneben spielt noch die metallverarbeitende und Textilindustrie die Holzindustrie sowie Elektrizitätsversorgung eine Rolle. Die Reuttener Elektrizitätswerke versorgen mit ihren Wasserkraftwerken auch die Grenzregion im Allgäu um Füssen und Pfronten.

Zentraler Bestandteil der Reuttener Wirtschaft und internationales Aushängeschild ist die Plansee AG. Die Plansee AG, 1921 gegründet, ist Weltmarktführer im Bereich hochschmelzender Werkstoffe und der Pulvermetallurgie, deren Anwendungsbereiche von Flachbildschirmtechnologien, über Leuchtstoffbestandteile aus Wolfram bis hin zur Raumfahrttechnik reicht. Der größte Arbeitgeber im Bezirk ist die Plansee AG, die mit ca.2000 Beschäftigten in Reutte, und weltweit ca. 5000 Beschäftigten.

Die älteste große Industrieansiedelung in Reutte sind die Textilwerke Reutte, ehemals Reuttener Textilwerke AG (kurz:RTW), die sich am Lech ansiedelten um den Fluss zur Stromgewinnung, der Gerberei und der Stofffärberei zu nutzen. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts fanden mehr als 400 Personen Arbeit in den Reuttener Textilwerken.

Schulzentrum

Reutte gilt auch als Schul- und Ausbildungszentrum. Es gibt neben der Volksschule, zwei Hauptschulen ein Bundesrealgymnasium, eine Handelsschule, eine Handelsakademie, eine höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, eine Haushaltungsschule, eine Krankenpflegeschule, die Landesmusikschule, eine Polytechnische Schule, ein Technik- Kolleg und eine kaufmännische Berufsschule.

Religion

Reutte ist Standort eines Klosters der Franziskaner mit der St. Anna " Jubiläumskirche" Kirche von 1500. Reutte verfügt auch über eine Evangelische Pfarrgemeinde was im vorwiegend katholischen Tirol keine Selbstverständlichkeit darstellt. Die Muslimische Gemeinde ist wie auch im restlichen Österreich die zweitgrößte Religionsgemeinschaft.


Persönlichkeiten

  • Prof. Dr. Paul Schwarzkopf, Gründer der Plansee AG und Förderer des Bundesrealgymnasiums Reutte
  • Dr. Rudolf Machenschalk, Manager der Plansee AG
  • Jörg Lederer war ein Holzbildhauer, der um 1470 vermutlich in Reutte geboren wurde.
  • Walter Bitterlich (* 19. Februar 1908), Forstwissenschaftler und Erfinder (u.a. Schöpfer der Winkelzählprobe und des Spiegelrelaskops), war auch als Förster in seinem Heimatort tätig.
  • Johann Jakob Zeiller (* 8. Juli 1708 in Reutte; † 8. Juli 1783 in Reutte), Kirchenmaler der Rokokozeit.

Quellen

Lipp Richard (1994): Außerfern. Innsbruck: Tyrolia.

Mauthausen Memorial [ http://www.mauthausen-memorial.at/ ]

Gedenkstättenpädagogik Bayern [ http://www.gedenkstaettenpaedagogik-bayern.de/aussenlager.htm ]

Land Tirol Quellen zum Kriegsende 1945 [www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/downloads/kriegsende1945.doc]