Zum Inhalt springen

Verband der türkischen Kulturvereine in Europa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Juli 2007 um 20:35 Uhr durch Herr Andrax (Diskussion | Beiträge) (Literatur: Kemal Bozay, Emre Aslan: Selbstethnisierung als Barriere zur gesellschaftlichen Partizipation. Die Leitkultur der Grauen Wölfe (Bozkurt)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.

Falls du Autor des Artikels bist, lies dir bitte durch, was ein Löschantrag bedeutet, und entferne diesen Hinweis nicht.

Zur Löschdiskussion

keine verwendeten Sekundärquellen ersichtlich, hier schwurbelt jemand offensichtlich eine eigene Interpretation zusammen (siehe Einzelnachweise ausschließlich auf die türkischsprachige Homepage des Vereins). Kann ja alles durchaus richtig sein, aber wenn bislang nicht mal der Verfassungsschutz von diesen Vorgängen Wind bekommen hat sollte man zumindest skeptisch sein, ob dies dann ohne eine einzige seriöse Quelle enzyklopädisiert werden darf. Wenn nach sieben Tagen nicht die Erleuchtung kommt... --Faustschlag 14:19, 28. Jul. 2007 (CEST)


Der Verband der Türkischen Kulturvereine in Europa (Avrupa Türk Kültür Dernekleri Birliği) ist die Europaorganisation der Partei der Großen Einheit, einer politischen Partei in der Türkei. Die Organisation ist als Dachverband konzipiert. Die Kurzform lautet Avrupa Türk Birliği (ATB). Der ATB wurde im Jahre 2002 als Nachfolgeorganisation der Avrupa Nizam-ı Alem Ocakları (etwa: "Föderation der Herde der Weltordnung in Europa") [1] gegründet. Der ATB ist islamistisch und nationalistisch ausgerichtet. Er wird jedoch in den Veröffentlichungen der Verfassungsschutzämter bislang nicht erwähnt.

Organisation und Aktivitäten

Sitz des Verbandes ist Frankfurt. Der gegenwärtige Vorsitzende heißt Recep Yıldırım. Der ATB unterhält Mitgliedsvereine in vielen deutschen Städten.[2] Nach eigener Darstellung gehören dem Verband ferner Vereine aus Belgien, Österreich, Dänemark, Frankreich und der Schweiz an.[3] Der ATB bietet Dienstleistungen wie die Rückführung Verstorbener an, organisiert die jährliche Haddsch und betreibt eine eigene Website.

Selbstbild

Der ATB betrachtet sich als Dienstleister für die Türken in Europa. In Achtung und Respekt vor der Rechtsordnung des jeweiligen Gastlandes möchte der Verband dazu beitragen, die traditionelle Lebensweise und Glaubensgrundsätze der Türken zu wahren. Der ATB beschreibt seine Identität in einer Selbstdarstellung[4] als national und islamisch. Er strebt danach, dass "heilige Werte" wie Fahne, Vaterland und Religion von allen sozialen Schichten der Gesellschaft übernommen werden.

Ideologie

Islamverständnis und Nationalismus

Die beiden Wesensmerkmale der Ideologie des ATB sind ein traditionelles und rigides Verständnis des Islam und der türkische Nationalismus. Der Islam wird dabei als Hauptbestandteil des nationalen Selbstverständnisses empfunden.[5] Hakkı Öznur, stellvertretender Vorsitzender der Mutterpartei BBP, stellt dazu auf der Homepage des ATB fest:

"Unser Weg ist der Weg Gottes, unser Weg ist der Weg des Korans, unser Weg ist der Weg des [nationalen] Ideals."[6]

Der Koran wird nicht als bloßes Offenbarungsbuch verstanden, sondern wird in den Rang einer Verfassung erhoben.[7] Die Geschichte der Menschheit wird als Kampf zwischen Gut und Böse aufgepasst, als Kampf zwischen dem Wahren (Hak) und dem Nichtigen (Batıl),[8] zwischen Gott (Allah) und Teufel (Şeytan)[9] oder als Kampf zwischen der "Nation des Islam" (Millet-i İslamiye) und der "Nation des Unglaubens" (Millet-i Küfriye)[10]

Die Website des ATB enthält ferner eine "Enzyklopädie der islamischen Jurisprudenz" (İslam Fıkıh Ansiklopedisi)[11] Einige Beispiele:

"Die Strafe für Ehebruch lautet für verheiratete Männer und Frauen auf Steinigung [sic], für unverheiratete auf 100 Stockschläge."[12]
"Wenn er auf Abkehr [vom Islam] besteht und nicht Buße tut, wird er zum Tode verurteilt."[13]

Entsprechend dem muslimischen Selbstverständnis wird Rassismus jeder Art abgelehnt. Der ATB begreift die Türken als große Nation, die ihrerseits Teil der islamischen Umma ist.[14]

Laizismus und westliche Ordnung

Der Laizismus, wie er in der Türkei gehandhabt wird, lehnt der ATB ab. Laizismus ist seiner Auffassung gemäß nicht mit Religionslosigkeit (dinsizlik) gleichzusetzen, sondern bedeutet staatliche Neutralität bei religiösen Angelegenheiten.[15] Der ATB lehnt die westlich-europäische Ordnung ab. Diese basiert nach Lesart der Organisation auf Gewalt:

"Was die Europäer mit Ordnung meinen, ist Gewalt. Ihr Recht und Gesetz basieren auf Gewalt. Mit Gewalt meint der Westen Grausamkeit."[16]

Feindbilder

Als Feindbilder des ATB fungieren:

  • Amerika ("der große Satan") und Europa ("der kreuzfahrerische Westen")[17]
  • Satanisten (şeytaniler), die die Medien beherrschen und auch dafür verantwortlich sind, dass die USA in den Irak einmarschiert sind.[18]
  • Israel, dessen Ende herbeigesehnt wird.[19]
  • Freimaurer[20]
  • Zionisten und Konvertiten (dönmeler)[21]

Haltung zu den Kurden

Nach Auffassung des ATB beihaltet der Terminus "Kurde" weder eine Rasse noch eine Nation. Das Wörtchen "Kurde" bedeute vielmehr "Schneehaufen" oder "Lawine". Dementsprechend existiere auch keine kurdische Sprache. Die Kurden seien das Ergebnis einer Vermischung türkischer Stämme und somit Türken.[22]

Haltung zu Tschetschenien

Besondere Verbundenheit empfindet der ATB zu dem ebenfalls muslimischen Volk der Tschetschenen. Anlässlich des Todes des früheren Untergrundkämpfers und Rebellenführers Bassajew lobte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, Zafer Güler, ihn als großen Helden und erklärte, der Kampf der Tschetschenen sei auch ihrer. Die Tschetschenen setzten mit ihrem makellos reinen Glauben, dass es keinen Gott außer Gott gibt, die Tradition des Kampfes fort. Mit Abscheu sprach er von Russland als "reaktionäre, faschistische, kommunistische, terroristische und imperialistische Zentren".[23]

Einzelnachweise

  1. Die Bezeichnung "Herd" (ocak) ist vermutlich auf die historische Terminologie der Janitscharen zurückzuführen. Ebenfall üblich ist diese Bezeichnung bei den sogenannten "Idealistenvereine" der Partei der Nationalen Bewegung (MHP).
  2. Vergleiche dazu die Liste auf der Homepage.
  3. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  4. Vgl. Selbstdarstellung auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  5. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  6. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  7. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  8. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  9. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  10. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  11. "Enzyklopädie"
  12. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  13. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  14. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  15. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  16. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  17. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  18. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  19. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  20. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  21. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  22. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.
  23. Vgl. Beitrag auf der Organisationswebsite, abgerufen am 27. Juli 2007.


Literatur

Literatur zu türkischen Kulturveienen und Nationalismus

  • Fikret Aslan, Kemal Bozay: Graue Wölfe heulen wieder. Türkische Faschisten und ihre Vernetzung in der BRD. Münster. 2000 ISBN 3-89771-004-8
  • Kemal Bozay, "...ich bin stolz, Türke zu sein!", Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte im Zeichen der Globalisierung, Wochenschau Verlag, 2005 (Rezension [1])
  • Kemal Bozay, Emre Aslan: Selbstethnisierung als Barriere zur gesellschaftlichen Partizipation. Die Leitkultur der Grauen Wölfe (Bozkurt). [2]
  • Katy Schröder: Die Türkei im Schatten des Nationalismus. ISBN 3-8311-4266-1